Full text: St. Ingberter Anzeiger

SBi. ngberter Anzeiger. 
der St. Jugberter Anzeiger und das (3 mal woͤchentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt. (Sonntags mit illustrirter Vei⸗ 
lage) erlcheint woͤchentlich viermal: Dieustag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abounementspreiso beträgt vierteljahrlich 
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Ap 
M 136. I Donnerstag,/ den 29. August — 1878. 
Deutsches Reich. 
Mänchen, 28. Aug. Anlaßlich des Doppelfestes Sr. 
Maj. des Königs sind heute füt denselben Glückwunschtelegramme 
bon Sr. Maj. dem deuischen Ka'ser, dem Kronpritzen Friedrich 
Wilhelm, dem Kaiser von Oesterreich, dem Könige von Sachsen, 
dem Großherzoge von Baden, dem Könige von Württemberg, dem 
Reichskanzler Fürften Bismarck u. s. w. eingetroffen und sofort 
nach dem Schloß Berg bezw. Benediltbeuren (Walchensee) befördert 
worden. 
Berlkin, 27. Aug. Der Bundesratih hat das Gesetz gegen 
die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie wesenllich 
in Uebereinstimmung mit dem Ausschußantrage angenommen. 
Berlin, 27. Aug. Durch kaiserliche Verordnung werden 
die elsaß⸗lothringischen Bezirlsiage am 11. Rovember erdffnet und 
schließen spälestens am 23. November. Die erste Sitzungeperiode 
der Kreistiage beginnt am 9. September, die zweite am 2. December; 
jede Periode dauert höchstens 3 Tage. 
Berin. Wie verlautet, wird Nobiling demnächst in ein 
Irrenhaus überführt werden, Sein jetz'ges Benehmen läßt die an⸗ 
aͤngliche Vermuthung, daß er eine Verleßung des Gehirns erfahren 
habe, wieder an Wahrscheinlichkeit gewinnen. Er gibt auf, die 
zestellten Fragen keine Antwort und verhält sich überhaupt seiner 
mgebung gegenüber volllommen apathisch. Seine Ueberführung 
in's Irrenhaus soll vorläufig zum Zwecke einer Beobachtung darüber 
statifinden, ob er Bloͤdsinn fimulire. 
Ausland. 
Wien, 27. Auguss. Außer der bereits gemeldeten Beuke 
mm Waffen und Geschützen wurden in Folge der Entwaffnung von 
Serajewo allein 6000 Gewehre bis jeht eingeliefert. Von den bei 
der Einnahme der Stadt gefangenen Nizams, Redifs und Baschi⸗ 
bozuks wurden 55 Ossiziere und 830 Soldaten nach Brod gebracht. 
— Mehrere bei Stolaß zersprengte Infurgentenbanden wurden ge⸗ 
fangen genommen. Am 24. d. ergaben sich den kaiserlichen Vor⸗ 
posten bei Mostar 4 Offiziere u'd 154 Rebifs. — Die 20. Trup⸗ 
pendivision wurde am 26 d. bei Doboj neuerdings durch In fan⸗ 
jerie und Artillerie angegriffen. Das Gefecht war bedeutungslos. 
— Bei Streifungen von Banjaluks aus erfolgte am 24. August 
p Zusammenstoß mit Insurgeuten bei Kliuc. Näheres ist nicht 
zekannt. 
Wien, 27. Aug. Aus Serajewo wird gemeldet, es sei jetzt 
erwiesen, daß Hafiz Pascha ein verrätherisches Doppelspiel getrieben; 
er sei Organisotor des ganzen Widerstandes speciell auch im Kreife 
von Zwornik gewesen, habe bei Zepce commandirt und kam ins 
Haupiquartier, um zu spioniren. Er folate dabei einer Weisung 
der Pforte. 
Paris, 28. August. Die Agentur „Havas“ meldet: Die 
Türken fitlen auf griecchisches Gebiet bei Palama und Domoka ein 
und es entspann sich ein Kampf zwischen den Bewohnern und den 
türlischen Truppen. Die Regierung ergriff Maßregeln, um die 
Drdnung wieder herzustellen. 
Die Folgen der letzten Ereignisse in Peterbburg beginnen sich 
jetzt einzustellen. Auch Rußland hat sein Ausnahmsgesetz gegen 
socialiftische Umtriebe und seinen Ausnahmegerichtshof für Aburthei⸗ 
lung derfelben erhalten. Ein kaiserlicher Ulas ordnet an, daß 
Personen, welche unter der Anklage des bewaffneten Widerstandes 
gegen die von der Regierung eingesetzten Autoritäten, oder des 
Ueberfalls auf Chargen des Mililärs und der Polizei. und über⸗ 
hdaupt auf alle Siaatsbeamten, bei Ausübung ihrer amtlichen 
Pflichten oder in Folge der Ausübung ihrer amilichen Pflichten 
siehen, sobald di se Verbrechen von Mord, Mordversuch, Verwundung, 
Verstümmelung, schwerer Mißhandlung oder Brandstiftung begleitet 
varen — nicht mehr wie bisher vor den Geschworenengerichten, 
jondern vor den Kriegsgerichten und zwar nach den für Kriegs- 
—X 
An demselben Tage — so wird dem „N. W. T.“ telegraphirt 
— an dem General Mesenzow ermordet wurde, wurden in Ruß⸗ 
iand erdolcht: ein geheimer Polizeiagent in Rostoff, der Chef der 
Bendarmen in Charkoff, der Chef der Geheimpolizei in Tagaurog 
und ein Gendarmerie⸗Oberst in Pultava. Fast alle höheren Be—⸗ 
Namten der Polizei des Reiches haben „Todesurtheile“ per Post zu⸗ 
geschick bekommen. Die Panik im russischen Publikum, wie in 
den Reihen der Polizeiorgane ist eine unbeschreibliche. In Odessa 
warde jede Menschenansammlung auf der Straße verboten. Die 
Regierung ließ im Senate ein Gesetz ausarbeiten, laut welchem alle 
Jene, welche gegen den Bestand der gesetzlichen Ocdnung konspiriren, 
mit dem Tode bestraft werden sollen. 
A 
RVermischtes. 
f Zweibrücken, 28. Auz. Programm der Preise⸗Ver⸗ 
heilung des Königlichen Landgestüts der Pfalz. Pferde⸗Rennen 
und Verloosung von Pferden, landwirthschaftlichen und gewerblichen 
Begenständen zu Zweibrücken am 28., 29. und 80. September 1878. 
. Samttag den 28. September 1878. 8 1. Die Auswahl der 
ur Concurrenz gebrachten Pferde wird am 28. September, Morgens 
zräcis 8 Uhr, in dem Gestütshofe durch die Kommisston der Experten 
»eginnen. 8 2. Jeder Eigenthümer von Pferden, welcher bei der 
Freisvertheilung concurriren will, ist gehalten, sich bei seiner An⸗ 
unft in dem Bureau der d. Gestüts⸗Direltion zu melden, Nach⸗ 
ninnags 3 Uhr: Versteigerung von Gestuütspferden. Musterung 
ind Prämiirung von Seiten des pfälzischen Pferdezucht⸗Vereines. 
Ankauf der zur Verloosung best minten Pferde. Reunion auf Tivoli 
bis 7 Uhr. Abends 8 Uhr: Großer Fest-Ball im Zweibrücker-Hof. 
B. Sonntag, den 29. Sept. 1878. Vormittags 8ila Uhr: Von 
Se ten des Pferdezucht ˖Vereines. Musserung und Prämiirung von 
Bespännen. Vormittags 10 Uhr im Gesftütshof: Vorführen der 
Beschäler des k. Landgestüs. Vormittags 11 Uhr: Preisevertheilung 
des K. Landgestüts. 12 Uhr: Umzug der prämiürten Pferde. 
Nachm'ttags 8 Uhr: Pferde-Rennen auf dem Exerzierplatz. Summa 
iller Preise hiefür circa 6000 M. Die Anmeldungen zur Bethei⸗ 
igung werden vom 16. September k. J. an auf dem Bureau der 
Bestüls-Direction entgegenommen. Das Nähere besagen die be⸗ 
onderen Programme. O. Montag, den 30. Sepi. 1878, Nach⸗ 
nittags 2 Uhr im Gestütshof Verloosung von Pferden, landwirth⸗ 
chaftlichen und gewerblichen Gegenständen. 
Das Erdbeben vom 26. Augnst Vormittags wurde vach der 
„Pfälz. Vollsztg.“ auh in Landstuhl gespürt; desgleichen in Birk⸗ 
veiler, wo man zwei aufeinanderfolgende Stöße unterschied, deren 
weiter so beftig war, daß an der Wand hängende Bilder und 
Spiegel sich bewegten; ferner in Kirchheimbolanden, wo man kurz 
nach 9 Uhr einen Erdstoß spürte, der leichtere Gegenstände in den 
Zimmern in Bewegung setzte. (Auch hier in St. Ingbert wollen 
Versenen Schwankungen verspürt haben. Die Red.) 
F Wie die „Pf. Volkszig.“ ersährt, wurde Notar Sariorius 
in Landstuhl, welcher schon längere Zeit in Untersuchung sich be⸗ 
ladet, am Samstag verhaftet urd nach Zweibrücken gebracht. 
F Betreffend das in Kaiserslautern erfolgte Polizei⸗ 
zerbot der Arbeit am Mariahimmelfahrtstage wird dem „Tgbl. f. 
d. Sdpf.“ weiter mitgetheilt, daß untern 28. Februar 1844 ein 
ttassat'onsurtheib wirklich erschien, welches unter Bezug auf 8 82 
der II. Verfassungs-Beilage sich für die Nichtstrafbarkeit bffent⸗ 
icher 26. Arbeiten an den fraglichen Feiertagen ausspricht. Dieses 
Artheil ist merlwürdiger Art nicht in sonst üblicher Weise publizirt 
vorden, wird aber in dem Berichte des General⸗Staatsprokurators 
)er Pfalz über die Resultate der Rechtspflege an den piälzischen 
Berichten pro 1843/44 erwähnt. 
F In der gestern Statt gehabten Generalversammlung der 
seustadter Gas⸗Altiengesellschaft wurde die Dividende für 
das Jahr 1877,78 auf 13 070 festgesetzt und die Dotirung des 
Keservefonds mit 4500 M. und der Spezialreserve mit gleichfalls 
1500 M., Alles wie im verflossenen Jahre, beschlossen. 
*Landau, 28. Aug. Bei den Arbeiten zur Herstellung 
zer Foristraße stieß man gestern im Gemäuer des Walles auf den 
ebensgroßen, aus gelbem Sandstein kunstgerecht gemeißelten Kopf 
ines bärtigen Ritters. Der Rest einer spanischen Krause läßt auf 
de Tracht des 16. Jahrhunderts schließen, mit welcher die Fiqgur 
zekleidet war, zu der dieser Kopf gebörte. Leider haben die Nase