alh gemmg zu deherzigende Aistheilung. Rachdem vor einiger
Zeit beim Begegnen zweier Bahnzüge auf offener Strecke der Führer
des dinen Zuges durch eine aus dem andern Zuge geworfene Flasche
getroffer und so erheblich am Auge verletzt worden ist, daß es
fraglich erscheint, ob er seine volle Sehkraft je wieder erlangen
verde wurde dieser Tage unter gleichen Umständen das Fenster
des Lokomotibführerstandes durch eine geschleuderte Flasche zertrümmert
und der Führer — glücklicherweise jedoch uur ganz unbedeutend —
im Kopfe verletzzt. Im Hinblick auf diese Vorgänge dürfte nicht
berflüssig ersche nen, darauf ausmerksam zu machen, welche Folgen
ftir Leben und Gesundheit des Betriebspersonal und nicht minder
nuch der Reisenden durch unvorsichtiges Auswerfen von Gegenständen
dährend der Fahrt entstehen lönnen.
F NQöln, 26. August. Heute Vormitlag wurden die Be—⸗
vohner unserer Stadt durch ein von Westen nach Osten gehendes
xcdbeben in Angst und Schrecken versetzt. Es mochte etwa 3 Min.
zor 9 Uhr sein, als sich plötzlich ein Veben und wellenförmige⸗
Heben des Boden bemerklich machte, dab sich mehr und mehr
teigerte, so daß die Gebdude in ein heftiges Schwanken geriethen.
In den Zimmern machten Tische, Stühle, Betten, Oefen u. s. w.
rine tanzende Bewegung, die so starl wurde, daß die auf denselben
Figuren und Rippsachen aneinanderscelugen und sogar umstürzten.
Ja, von mehreren Seiten wird uns berigtet: daß Oefen und andere
Begenstäͤnde zur Erde fielen, oder daß auf Stühlen und Tischen
itzende Personen mit Heftigkeit auf und nieder bewegt wurden. Viele
behaupteten, es sei ihnen dabei wie ein elektrischer Strom in die
teine gefahren und sie hätten ein Gefühl empfunden, als würde
hhnen der Boden unter den Füßen entzogen und als befiele sie ein
tarter Schwindel. In manchen Häusern wurden auch die Thür⸗
ichwellen in Bewegung gesetzt, auf dem Tom soll das kleine Glöckchen
mehrere mal angeschlagen haben. In einzelnen Wohnungen standen
zuch die Peadel der Wanduhren still. Gegen Ende der Erschütterung,
zie 7—28 Secunden anhielt, vernahm man ein dumpfes, einem
rernen Donner ähnliches Rollen. Nach dem Stoße stürzte sofort
Alles aus den Häusern auf die Straße. Hier sah man an einzelnen
Ztellen Dachschiefer und Kaminsteine, welche herabgeschleudert worden
waren. Leider ist in der Weichserhofstraße, woselbst zwei Schorn⸗
deine einstürzten, eine Frau, die ein Kind auf dem Arme trug,
von den herabfallenden Steinen eines der Schornsteine, so schwer
zerletzt worden, daß sie bald nachher starb. In der Kirche St.
Gereon wurden die versammelten Andächtigen durch das plötzliche
Wanken der Pfeiler in solchen Schrecken versetzt, daß sie sämmtlich
aus der Kirche hinaus ins Freie stürzten. Wie wir ferner erfahren,
ichteten ia den verschiedensten Quartieren der Stadt heradbstürzen de
Scharnsteine größern oder geringeren Schaden an; in einigen
dausern lösten sich die Zimmerdecken, in adern kamen Stuckarbeiten,
Leuchter, Gloden ꝛc. heruntetr. Manche Hausleuie mußten auch,
aachdem die Erschütterung vorüber war, die Beobachtung machen,
2aß Mauern oder Gewölbe ihrer Häuser gerissen waren, oder sie
anden die Hinterbauten von den Vorderhäusern abgelöst. Noch
vird uns witgetheilt, daß Frauen in den obern Etagen, wo die
Virkungen des Eidbebens stärker waren als in den unten belegenen
Käͤumen, sich in der Verwirrung zu den Fenstern herausstürzen wollten,
iber durch das Aufhören der Schwankungen davon abgehalten wurden.
Folgende komische Scene passirte bei dem Erdbeben in
Rölhn. Ein Lehrer, welcher mehreren Schülern zur Nach hilfe
vdhrend der Ferien in einem hiesigen Schul⸗Lokale Unterricht er—
cheilte, war eben im Begriff, einem ungehorsamen Schüler eine
Ohrfeige zu geben und hatie zu dem Ende bereits mit der rechten
dand weit ausgeholt und sich über die Schulbank gebeugt, als die
Erschütterung des Bodens ihn aus dem Gleichgewicht brachte und
xx vornüber auf die Schulbank fiel. So lomisch die Seene war,
der Schrecken in Folge des Erdbebens war den Schülern doch so
in die Glieder gefahren, daß sie nicht in's Lachea geriethen. (K. Vitg.)
fBerlin. Das Gesuch des Professors Virchow um Ueber⸗
afsung des Hödel'schen Schädels ist, wie die „Post“ erfährt, vom
dammergericht abschlägig beschieden worden. Desgleichen ein ähn⸗
aches Gesuch des Herrn Kastan vom Panoptikum.
fF*Gumbinnen, 21. August. Der Bürger und B. Fr.“
zerbffentlicht eine Keihe von Schriststücken, durch welche der Beweis
jeführt wird, daß die geheime Wuhl in vielen Bezirken diß Gum⸗
vinner Wahlkreises vollkommen illusorisch gemacht war. Zur
Thatackerisirung allir übtigen gehöre das ersie Schriftstück: Unter
Anführung von Zeugen erllätrt Oekonom Otto Helmdach dvon Len⸗
leitschen wörtlich: „Als wir am 80. beim Beginn der Wahl das
Wahllolal betrelen hatten, gab mein Bruder, der Gutsbesitzer Jul.
delmdach von Lenkeitschen, den ersten Wahlzeitel ab. Der Wahl⸗
orsteher Raujols öffnete denselben, las den darauf verzeichneten
Kamen, faltete ihn wieder zusammen und legte ihn erst dann in
die Wahlurne. Mein Bruder verwieß ihm dieses Versahren alb
unzulaͤssig, trotzdem wiederholte Naujoks dasselbe noch mehrmals bei
illen Zetteln unseret Belannten, von denen er vermuthete, daß sie
jen Namen des Candidaten v. Sauken enthielten. Auf weederhoite
24 Irt xandrath hade ihn dazu ermächngun.
Eine toltkühne Wette hat wieder ein Menschen⸗
pfer gefordert. Aus Medlenburg schreibi man darüber vom 18.
nugust: „Gestern Abend zechten drei junge Männer zu Schwerin
n einem Restauraut wohlgemuth. Nachdem sie ziemlich angeheitert
varen, gingen sie folgende Wette ein: Zwei der jungen Leute er⸗
hoten sich, in voller Kleidung durch den inmitten der Stadt ge⸗
legenen Pfaffensee zu schwimmen. Wer zuerst das jenseitige Ufer
ecreichte, sollte von dem Dritlen 150 Mark erhalten. Die Wette
zing wirklich vor sich. Zwei stürzten sich in's Wasser, indessen der
Dritte nach dem Ufer eille, um dort die Schoimmer zu empfangen.
Als der eine Schwimmer das Ufer bald erreicht hatte, vernahm er
den Hilferuf seines Kameraden K. Er wollte ihm zu Hilfe eilen
und kehite um; doch da er ein Schwinden seiner eigenen Kräfte
dald merkie, so suchte er mit äußerster Anstrengung das Ufer zu
erreichen, was ihm auch gelang, während sein unglücklicher Kamerad
den Tod in den Wellen fand. Der Verunglückte war Mitarbeiter
einer Zeitung.“
FGegen die Wuthkrankheit. Der 9jaährige Foͤr⸗
ter Gastel erklärt in der „Leipziger Zeitung“: Ich will mein viel
dewährtes Mittel gegen den Biß toller Hunde nicht mit ins Grab
nehmen, sondern es veröffentlichen; es ist der letzte Dienst, den ich
her Welt thun kann. „Man nehme warmen Weinessig und laues
Wasser. wasche damit die Wunde rein und trockne sie. Dann
gieße man einige Tropfen Chlorwasserstoffsäute auf die Wunde,
weil Mineralsäuren das Gift des Speichels zerstören.“
f Von einem nobeln Taschendiebe erzählt die „Berl. Bürger⸗
Zeitung“:: Einer jungen Schneiderin war eines Abends, Ausgangs
»origer Woche, beim Beste'gen eines Pferdeeisenbahnwagens in
Treptow ihr Portemonnaie gestohlen worden. Dasselbe enthielt
außer neunzig Pfennigen Münze mehrere Pfandscheine und einen
Mahnzettel wegen rückständiger Steuern. Die Bestohlene war un—
röstlich, namentlich über den Verlust der Pfandzetiel. Etwa 24
Stunden später wurde ihr in ihrer Wohnung in Berlin in der
Bitschinetstraße von einem Dienstmann ein versiegelles Paket über⸗
bracht. Als die Schneiderin dasselbe öffnete, fand sie in dem Paket
das gestohlene Portemonnaie. In demselben befanden sich sämmtliche
Pfandscheine, auch der Mahnzettel, aber kein Geld, dagegen lag
ein Zettel darin, auf welchem folgende Worte slanden: „Mein
Fräulein, nach Ihrer Schleppe und nach Ihrem Staat zu urtheilen,
mußte ich annehmen, daß eine Zwangsanleihe bei Ihnen von einem
Erfolg gekrönt sein würde. Ich habe mich geirtt, denn ich fand
nur Pfandjcheine und einen Mahnzettel. Da Sie also jedenfalls so
arm sind, wie ich es bin, so sende ich Ihnen Ihre Pfandzettel
zurück. Die neunzig Pfennige behielt ich für mich und berechne
dieselben als Auslagen, denn der Dienstmann ist — bezahlt!“
t Von den bisher zollfrei nach Deutschland eingehenden
schwedischen Zündhölzern soll nunmehr, wie die
„Strals. Zig.“ meldet, ein Eingangszoll erhoben werden. Das
pteußische Finanzministerium hat danach eine Entschedung dahin
getroffen, daß fortan die schwedischen Jündhölzer wegen ihrer Ver⸗
packung in den bekannten Schachteln mit einem Zoll von 12 M.
ür den Zentaer versteuert werden sollen. Diese Entscheidung ist
darin begründet, daß die zur Aufbewahrung jener Zündhölzer
ienenden Schachtela aus Hol;span in nicht unwesentlicher Verbin⸗
ung mit Papier bellebt und haben außerdem ein gelbes Deckel⸗
child mit JInschrift; wegen dieser Papierverbindung sollen die an
ich zollfreien Schahteln aus Holzspan fortan mit 12 M. für den
Zentner zur Verzollung gezozen werden, und in Folge dessen müssen
nuch die in diesen nunmehr zollpflichtigen Schachteln versandten
benfalls an sich zollfreien Zündhölzer nach demselben Zollsatze von
12 M. für den Zentner versteuert werden.
Qu
cLiterarisches.
Illust rirte Frauen⸗Zeitung. (Preis vierteljährlich 2 M. 50 Pf.)
Die neueste Moden-Nummer (81) enthält: Moderne Promenaden⸗,
daus⸗ und Negligle⸗Anzuge, Kleiderärmel, Pelerinen⸗Fichü, Hüte, breite Kra⸗
jen mit Manscheiten, Cravaten, Cravaten⸗Schleifen, Regligs⸗Jachen, Morgen⸗
auben und Hemdenpassen. Anzuge für Knaben und Wiädchen, auch Müutzen,
Zute und Paletots. Regligs⸗, Arbeits- oder Waschekorb. Decke (ñlet antiqueé
ind Kreuzstichstickerei). Fußbank (Bunistickerei). Vordüren in Kreuzfstich⸗
Buntstiderei und irischer Spitzenarbeit. Typenmuster zu Kreuzstichsticerei für
dissen und für Posamente, Franzen in Näh- und Knupfarbeu, gehälelie
Spitzen ꝛc. ꝛc. mit 57 Abbildungen und einem Modenkupfer. — Die neueste
Interhaltungs⸗Rummer (82) enthält: Nina. Aus den Papieren eines
derschollenen. Von Carl Weiibrecht. — Der Haushalt im Vatican. 2.
IArganisation und Gehälter. — Frauenarbeit und Frauenschmuck auf der
Zarisen Welt-Ausstellung. Von Julius Lessing. UI. (Sschluß) — Die
deitlameele im Zoslogischen Garten zu Berlin. Von V Pietsch. — Aus
er Frauenwelt. — Die Orden und Ehrenzeichen fur Damen. Von Max
Britzner. 3. Das preußische Verdienstkreuz für Frauen und Jungfrauen. —
berschiedenes. — Briefmappe. — Frauen-Gedenktage. — Ferner folgende
zllustrationen: Bänkelsänger vor dem Klofterthor. Von W. Lindenschmitt
-Die Reitkameele im een Garten zu Berlin. Von Paul Meyer⸗
zeim Das preußische Verdienstkreuz fur Frauen und Jungfrauen
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Fur die Redaction veraniwortlich;: F. X. Deme