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AAghetter 2eiuer.
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A 1 43. Dienstag, den I0. Septernber 1878.
Deuisches Reich.
München, 5. Septhr. Heute srüh um 10 Uhr kraf der
Kronprinz in Ich nhausen ein, von Tausenden erwartet und enthu—
iastisch begrüßt. Das Manöver begann unmittelbar dacauf. Die
Parade fand um 2 Uhr auf dem Felde bei Orenbrunn statt. Die
Haltung der Truppen war kroßz der unerträglichen Hitze vorzüglich.
Der Kronptinz fuhr wit General v. d. Tann im Wagen durch
das reich beflaggte Ichentaufen nach Quenzburg. Sänmmtliche
Heneräle sind für heute Abend zum Diner nach Auasburg ge—
aden.
Berlin, 7. Sept. Wie die soc'alistische „Betl. Fr. Pr.“
etzt bestätigend meldet, hat vor einigen Tagen in einem Walde bei
dial?au (im Kreise Pilfen in Bbhmen) ein geheimer Solialisten⸗
Fongreß stattgefunden, an dem sich aus Deutschland Deputirte von
herln, Hamburg, Breslau und Dressden betheiligt haben. Die
„Berl. Fr. Pr.“ war vertreten durch ihre Redactture Most und
Finke. In Betreff des Resultates dieser Verhandlungen schreibt
as socialistische Organ: „Was im Walde bei Klattau beschlossen
vurde, „man“ soll es dei Zeiten erfahren.“
Berhin. Nach Ausspruch unserer compttenten Artillensten
nben die Versuche auf dem Schießplatze bei Zossen ergeben daß
die österreichijche Uchatius-Canone sich mit der Krupp'schen Guß-
tahl⸗Kanone in keiner Beziehung messen kann.
Aus Kiel, 7. Sept. wird der „Frkf. Zig.“ gemeldet, die
Untersuhung wegen des Untergangs des „Großen Kucfürsten“.
omme vor ein Kriegsgericht.
Nnusland.
Wien, 8. Sept. Der Bejuch, welchen der Führer der un⸗
narischen Konserveutven, Baron Sennyey, bei Bismarck in Gastein
rhstattete, sowie die Konferenz der beiden Staatsmäuner, wird in
pesigen eingewerhten Kreiien als bedeutsan für den Fall angesehen,
aß Sennyeh össecreich scher Minister des Aiußern werden sollte.
ẽs handelt sich dem Veraehmen nach darum, Bismuarck klar zu
stellen, daß mit Sennyey ein ebenso intimes Zusammengehen, wie
mit Andrassy möglich sei. Bismarck soll aus der Untetredung eine
rolle Beruhigung über das zukünftige Verhältn'ß zwichen Oeiterreich
und Deutschland haben.
Paris, 6. Sept. Bekanutlich gestattete die Polizei nicht,
aß der internationale Arhbeisercongraß gestern eröffaet werde. Die
Heranstalter deslelben hatten, da die Regierung sie zur Abhaltung
iner öffenilichen Versantmlung nicht ermächtigt hatte, eine Privat—
versammtung veranstalten und zu diesem ener derselben, Namens
Finance, den Ballsjaal in der „Nue des Entrepteneurs“ gemrethet.
Da die Polizei den für acht Tage geuietheten Saal nicht als ein
Brivatlocal ansehen wollte, so schriti sie ein, um das Abhalien der
hersammlung zu verhiudern. Als die Polizei vor dem Local an⸗
lam, fand sie dasselbe geschlossen. Sie schloß dasselbe ein und ließ
stiemand mehr eintreten. Ein großer Volt haufe hatte sich vot
vem Haufe ang-sannnelt, verhielt sich abr volständig ruhig.“ Vei
Uekunft der Polizei waren nur seht wenige Arberter⸗Delegirle angt⸗
ommen, und einige derselben parlamentirten mit der Polizei, um
n den Saal eingelossen zu werden. Die Polizei wies sie zurück
und mehrere von ihnen warden festgenommen, da sie zu heftig
drotestirten. Gleiches Schicksal hatte ein Theil derer, die sich in
hen Seal eingeschlossen hatten. Widerstand selbst wurde nicht
jeleistet. Nun versammelle sich ein Thell der Delegirlen in einem
benachbatten Kaffeehause und setzte dort einen Protest auf. Die
nicht verhafteten Veraustalter des Congresses begaben sich heute zum
Dinister des Innern, um einen Protest zu üdergeben und nochs
nals die Ermächtigung zum Asthalten des Congresses zu verlangen.
Der Minister behairte aber auf stiner We gerung, Wweil der Congreß
»en Zwick habe, die Iniernationale wieder herzustellen und so den
non der Nationalbersammlung 1872 angenommenen Gesetzen Trotz
u bieten. — Außer dem schon erwähnten Berichterstalter äneß
ibziger socialdemokratischen Blattes, Hirsch, siad noh ein Täne
anens Schumann, sowie zwei russische Frauen verhaflet worden.
Diese Verhaftungen fanden anf Grund der bei den fünf verhafleten
sanzösischen Socialisten vorgefundene Pabiere statt. (K. 3)
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Ragusa, 8. Sept. Trebinje (Herzegowina) wurde gessern
Mittag von den Oesterreichern ohne Widerstand besetzi; die türk schen
Truppen übergaben das Castell und zogen gegen gestern Abend ab.
Am 6. September haben die Russen endlich Bastum befetzt.
Um 11 Uhr Vormittags zogen sie in die Stadi ein, es wurde die
rujsische Flagge aufgehißt und die Verwaltung der Stadt von
ufsischen Bebötden übernommen. Der bisherige türklische Come
nandant Derwisch Pascha empflag die Russen an der Spitze einer
Deputation der Stadtbewohner. Die türkischen Civilbehördeũ hatten
die Stadt schon vor dem Einmarsch der Nussen verlassen. Zur
Zeit stehen noch 15 fürkische Bataillone in Batum, welche Terwisch
Pascha bald (durch Schiffe) fortschaffen zu lassen versprach. Der
crussische Genera!mejor Nurin wurde einstweilen zum Generalgouver⸗
neuer von Batum ernannt. Beim Abgang der letzten Nachrichten
war in Batum und dessen Umaebung Alles ruhig.
Athen, 7. Sept. Nachdem die Pforte auf die letzte
zriechische Note blos erwidert hatte, daß sie die Anwort der Mächle
zuf ihr Memorandum abwarien müsse, ließ Minister Delyannis
Jeute „ine Circulardepesche abgehen, worin d'e Vermit!tlung der
Mächse nachgesucht wird.
Konstantinopel, 7. Sept. Ein Telegramm aus
Yalowa (Albanien) meldet, daß Mehemed Ali, nachdem es ihm
Jelungen war, eisger Bande von albanesischen Aufständischen, die ihn
bei Ynklowa umzingeln wollte, zu entzehen, nach Hongar geflohen
war; hier wurde derselbe von den Insurgenten umringt und imnt
209 Personem aus seinem Gefolge massakrirt. — Die Türker wird
Rmnächtt eine Gesandschaft nach Afabanissan entienden.
Sermismtes3.
Sil Ingberkeo9. Sept. Das gestern Abend über un—
ere Stadt hinziehende Gewitter, welches sich bei Hasel und Nieder—
vurzbach in sehr heftiger Weise, mit Sturmwind und Schlossen im
Besolge entlterte, so daß es an der Straße zwischen Hasel und
ulershof starle Pappelbäume entwurzelte und quer über den Weg
egte, wodurch momentan die Straße unfahrbar wurde.
BZweibrücken, 9. Sepibr. Gestern früh 1227 Uhr
tarb Herr Johann Peter Krieger, kgl. Kirchenrath, Kabitels Semet
ind II. Pfarrer an der Alexanderskirche dahier, Inhaber des
ẽhreukreuzts des k. bayer. Ludwigsordens, sowbie dis J. nieder⸗
ändischen silbernen Dertzeichens für die Feldzüge 1813 und 1815,
m Aiter von 82 Jahren und 6 Wochen, ohne vorhergegangene
drankheit an einem Schlaganfalle, der den edlen Verblichenen 2
Tage vother getroffen. Der Verlebte war auch Ehrenmitalied des
siesigen Kriegervereins; in seiner Dasksagung an den Verein für
ziese Auszeichnung, die uns zur Eirsicht doregt, schreibt derselbe
. A.: „Ich hatte mich schon im Jahre 1813 413 17jähriger
Ztudent zu freiwilligem Felddienste gemeidet, als ein deutsches Är—
neecorps unter General Bülon die Niederlande befreite, konnte
edoh damals nicht angenommen werden. Im Jahre 1815 aber
rat ich in die Kompagnie freiwilliger Jäzer, aus Studenten der
larbersität Utrecht gedildet, welche kurz nach der Schlacht bei Wa⸗
etloo ausrückte und eben die Festung Valenciennes zerniren half,
als der Pariser Friede den Krieg beendizte. Die Freiwilligen
wurden mit ehrenvollem Abschied entlassen. Als die noch Lebenden
das 50jährige Jubisqum ihrer Rückkehr aus dem Feldzuge feierten,
verliceh Se. Moj, der König der Nederlaude ihnen das Feldzeichtn
für 1818 und 1815, — ein sibernes Kreuz an orangefarbenem
Bande nebst Diplom. Jetzt in meinem 79 Lebensjahre mache
ich Anspruch auf die Titel nicht nur eines Veteranen, sondern
auch eines Invaliden, der wegen Altersgebrechen an Versamm⸗
lungen und Festen nicht mehr Theil zu nehmen vermag. Wo und
wie aber ein so achtbarer für das Heil des großen deutschen Va⸗
ler'audes mit Wort uand That einftehender, gegen König und Va—
terland in Treue bewährter Verein sene Gesinnung kund gibt,
schließe auch ich mich in Gesste mit den wärmsten Segenswünfchen
an.“ — Die Achtung uad Lebe der ganzen Einwohnerschaft fol-
gen dem edlen Verblichenen weit über das Grab hindus. (3w. 3.)
tZweibrüschen. Die Dingler'sche Maschmnenfabrik hat
Jum ein Palent nachgesucht für eine Kel⸗ oder Schraubenvorrichtung