Der St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wöͤchentlich) mit deim Haupiblalte verbundene Unterhaltungsblatt, Sonntage mit illustrirter Bei⸗
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M 150. —A Sountaag, den 22. September 1878.
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Vermischtes.
7 Laisersltautern. Auf ergangene Anfrage hat Frhr.
J. Stauffenberg erklärt, daß er bereit sei, das im Wahllreis
Zaiserzlautern⸗Kirchheimbolanden erledigte Mandat eines Abgeordneten
um bayerischen Landtag anzunehmen. Es dürfte demnach seine
Wahl noͤch außer Zweifel stehen.
p'Reustadi, 17. Sept. Die Wergmüller'sche Weinver⸗
deigerung, welche mit 103 Fuder heute am dritten Kirchweihtage
in Haardt abgehalten wurde, war, wie zu erwarten stand, nicht
illein sehr zahlreich besucht, sondern auch im Verkauf sehr animirt,
d daß alle Nummern bis auf einen 1872er und 3 edle Deides⸗
heimer 1875er Absaß gefunden haben. Die Preise stellten sich
ür 1874.er0: Haardier 800, beste Lage 1000, Neustadter 805 und
070; 1875e0: Haardier 475, 490, 560, 573, 600, 620, 626,
365, 670, Auslese 760, 780, 995, Herrheimer 310, 525, Neu⸗
udier 618, 688. Ruppertsberger 789 und 795, De desheimer
300; 1876er: Haardter 575, 680, 693, Auslese 980 und 1000,
Neustadter 695; 1877er: Haardter 255, 265, 280, beste Lage
40 und 470, Neustadter 330, Auslese 485, Königsbacher 380,
himmeldinger und Königsbacher 385, 400 und 415 Mark die
1000 Hiter. F
pNeusta'dr, 18. Sepi. Die Weinversteigerung des Herrn
Anwalt Louis aus München auf der Haardi am 18. d. M. war
ehr besucht und ebenso animirt; von über 30 Nummern — ca.
60 Fuder wurden nur 7 Nummern zurückgehalten, alle andern
u den Schlußgeboten zugeschlagen. Die schoͤn gebauten Weine er⸗
ellen folgende Preise: 1875er: Haardter M. 5800, 570, 5385,
310, 618, desgl. Leiten 805, 810 und Herrenletten Traminer
lido ne Gimmeldinger 580, 610, 635 M., Köonigsbacher
93 M. 1874er Daardter Herrenleitten M. 1015, Unssteiner
M. g10 und 1100, Gimmeldinger M. 1000, St. Martner
0 M. 1876er Haardter M. 585, 590, Konigsbacher M. 840.
8770 Haardtir VEt. 370 und 450. Auf 1876er wurden für
Hhimmeldinger M. 870 und 690, Haardier bester Lage M. 850
ind 950 geboten, jedoch ohne Zusdlag. —
7Frankéenthal, 19. Sept. (Kreislehrerversammlung.)
Den ersten Gegensland der Tagesordnung in der heutigen Ver⸗
sammlung bildete die durch den Vorstand erstattete Statistik des
Bereins; aus derselben ist hervorzuheben, daß der Verein dermalen
1335 Mitglieder zühlt, von denen 958 Vollsschullehret, 48 Leh⸗
von Koheren Lehranstalten, 20 Schulvorstände., 17 Geistliche
und 300 üngehörige anderer Stände sind. Ferner wurde bei
dieser Gelegenheit die Miltheilung gemacht, daß die Prämiencollecte
ür das Lehrerwaisen dift von der Regierung genehmigt sei; die⸗
selbe würde voraussichtlich einen Reinertrag von 230,000 Mark
ergeben, wovon auf die Pfalz ein verhaͤltnißmäßiger Antheil treffen
vürde. Die Rechnungsablage ergab für das abgelaufene Jahr eine
Finnahme von 4185 M. I6 pf., eine Ausgabe von 83714 M. 23
Pf., das Vereinevermögen beirägt 2088 Ri. 74 Pfr.
Einem badischen Blatt eninehmen wit die Noliz, daß in den
Pforzheimer Fabriken seil einiger Zeit wieder eine erfreuliche Thaͤtig⸗
sei begonnen hoi. Es wird wieder in voller Geschaͤfts zeit und
beilweise selbst darüber hinaus nach Feierabend gearbeitet.
gFrankfurt, 18. Sept. Gestern zogen 130 Jäger
zur Jagd:Erdffnung hinaus in den Stadtwald. Die Beute bestand
in einem einzigen Rehbock, der für 25. Mi. am Abend
an einen Wildprethandler verkauft wurde.
7Mäünchen, 17. Sepibr. (Militärbezirksger icht.) Der
Vicefeidwebel G. Winter des I. Fußartillerieregiments vertheilte
am 28. April frisch ewaschene Gradlröce an die Mannschaft,
pobel der Kanonier Beckel einen derselben zu Boden fallen ließ.
Dieses Versehens halber gab ihm Winter eine Ohrseige, daß dem
Manne das Trommelfell zerriß und er 23 Tage ärztlich behandelt
verden mußte. Der Soldat hatte nichts angezeigt, wenn nicht
riterung eingetreten wuͤre. Das Trommelfell ist wieder geheilt;
gedel dehauptet, ganz so gut, wie früher, sei sein Gehör nicht.
die Geschworenen sprachen ein Schuldig“, jedoch ‚ohne Mißhand⸗
umg? und Winter erhielt 7 Tage gelinden Arrest. — Ein anderen
Deutsches Reich.
Berlin, 19. Sept. Die Reichstags⸗Commission für das
Socialistengesetz hielt heute Mittag ihre eiste Sitzung und hat odne
Generaldebatte alsbaid in die Berathung des ersten Paragraphen
rin. Zahlreiche Mitglieder des Bund-sraths wohnten der Sitzung
bei. Ladier brachte zu Z 1 folgenden Antrag ein: Vereine, welche
durch sociale Besirebungen dea Umsturz der bestehenden Staats und
Gesellschafts⸗Ordnung dezwecken oder in welchen socialdemokratis he,
duf den Umsturz der bestehenden Staats- und, Gesellschafts⸗
Didnung gerichtele Vestrebungen in den öffentlichen Frieden
oder die SEintracht der verschiedenen Classen der Bevolkerung
gefährdender Weise zu Tage treten, sind zu verbieten.“ — Ein
venerer Antrag Lasler's bezweckt die Ueberweisung des Beslandes
der Kassen verbotener Vereine an eine besondere Administration
unter Erhaltung der ursprünglichen Zweckdest mmung ansflatt der im
Entwurfe vorgesehenen Ueberweisung an die Ortsarmenkassen. —
Hanel beautragt statt eines neuen Gesehes den Attikel 130 des
Strafgesetzes durch folgenden Satz zu ergänzen: Wer in einer den
offentlichen Frieden geführdenden vVBeise oder wer durch beschimpfende
Aeußerungen über die religiösen Ueberzeugungen Anderer oder über
die Einrichtungen der Ehe, Familie oder des Staaus oder über die
Ordnung des Privateigenthums die Angehöigen des Staates in
seindseligen Parteiungen gegen einander öffemtich aufreizt, wird mit
Geldstrafe bis 600 M. oder mit Gefüngniß bis zu 1 Jahr bestraft.
„Art' 2 und 3 des Hänel'schen Antrages destimmen, daß Vereine,
welche ihrer Absicht gemäß zur Begehung der in F130 bezeichneten
Handlungen gebraucht werden, von' der Polizei vorläufig aufzulssen
sind; binnen 8 Tagen ist ein ordentliches Rechtsverfahren einzuleiten.
Das Verbot kann durch ras Gericht auch ohne Bestrafung von
Personen ausgesprochen werden. — Min'fter Graf Eulenburg sprach
aͤch im Laufe der Debatte gegen den Hanel'schen Antrag aus, indem
er die Definition des 831 der Vorlage für genügend —X
aber, einer bessern Fassung nicht entgegen treten zu wollen; der
Lasler'sche Anteag sei discutirbar. . et
Berlin, 20. Sept. Wie wir erfahren, wurde Fürst Bismarck
aach Schluß der Dienstag⸗Sitzung des Reichstages, in welcher er
jeine große Rede gehalten, in seiner Wohnung angelangt, von
einem heftigen Unwohlsein ergriffen, das sich bis zu einem Gallen⸗
Erbrechen steigerte. Es scheint, daß den Reichskanzler die kaum
mehr gewohnte oratorische Anstrengung mehr ergriffen hat, als er
jelbst erwartete. Im Laufe des gestriegen Tages ist eine erfreuliche
Befferung in dem Befinden des Fürsten eingetreten. —
Kafsel, 19. Sept., Nachm. Der Kronprinz traf heute
Nachmitiag 4 Uhr in Wilhelmshöhe ein, von der Bevöllerung mit
lebhaftem Zurufen begrüßt.
ANANusfand.
Wien, 20. Sept. figiell.) Generalmajor Rheinländer
meldet aus Zavalje vom 19. Septemper Donnerstag), Abends
7 Uhr: Die Festung Bihac (im nordwestlichen Bosnien, an der
kroatischen Grenze) hat heute lapitulirt. Die kaiserlichen Truppen,
welche um 4 Uhr Nachmittags die Festurg befehten, fanden 8
Geschütze vor, darunler 4 schweren Kaliders, sowie sonstige Waffen
und Muninionsvorrath. Von regulärem türkifchem Militär defand
sich in der Festung ein Stabsoffizier und die Geschütbedienung.
Pariz, 19. Sept. In einer Rede zu Romans erklaͤrte
Gambetta, indem er übec die in neuerer Zeit vor einigen Zeitungen
angedeutete Moͤglichkeit des Rücktrintes des Marschalls Mac Mahon
sprach: Dieser Rücktritt sei keinezwegs gefahrdrohend; dem Rüdtritt
erde unmitlelbar der Ersatz folgen; indeß der Marschall: Präsident
werde nicht zurücktreten, da er lein Interefse daran habe. Gam⸗
belia ertlart sich dann als Anhänger der Unabfetzbarkeit der Nichter,
derlangte die Absetzung der der Republit feindlichen Beamten: und
pendeie der Armee Lodsprüche. Gambetia bekampfte ferner den
Kieritanamus, forderte fur die Universitäl das ausschließliche Recht
der Verleihung der alademischen Grade Getzt haben es auch die
jogen. freien oder klerikalen Univerfitäten) und beionte schließlich
energisch die Nothwendigkeit, den Keredit Frankreichs zu befestigen,
sprach sich Iber zugleich ausdruͤcllich gegen die Konversion der Rente aus.
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