Sl. Ingberler Anzeiger.
der St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal woͤchentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt. Sonnlags mit illustrirter Bei⸗
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M 156. Donuerstag, den 3. Oktober 1878.
Deutsches Reich.
Mäünchen, 30. Sept. Die „Corr. Hoffm.“ meldet:
Die bayerischt Staaisregierung beabsichtigt mit Einführung der
ceichsjustizgesetze die Competenz der Schwurgerichte für Ahurthe lung
„on Preßfachen zu beschränken, indem sie die in den 88 18 und
238 des Reichspreßgesetzes mit Strafe bedachten Vergehen wieder der
Aburtheilung der Schwurgerichte entzieht.“
Berlin, 28. Sept. Wie dem „Reuter'schen Bureau“ aus
Rkom gemeldet wird, soll der Papst einen zweiten, in sehr herzlichen
Ausdrücken abgefaßten Brief an den Kaiser von Deutschland ge⸗
richtet haben, worin er ihn zu seiner Wiedergenesung beglücwünscht
ind ihm ein langes und glückliches Leben wünscht. Das Schreiben
zerührt nicht die zwischen Deutschland und dem Vatikan über krch⸗
iche Fragen schwebenden Verhandlungen.
Berlin, 1. Oltober. Die Commission für das Sozialisten⸗
Jesetz begann heute die zweite Lefung der Sozialistengesetzvorlage.
Bon den Commissionsmiigliedern war Stauffenberg beurlaubt.
Seitens des Bundesrathes waren Minister v. Eulenburg und die
Minister der Mittelstaaten anwesend. Fürst Bismarck war nicht
erschienen. Bei der Berathung des 8 1 erklärte Minister v. Eulen⸗
zurg, daß die Regierungen die aus der ersten Lesung hervorgegan ⸗
zene Fafsung des Gesetzes im Allgemeinen für annehmbar hielien.
Dieselben wunschten aber, daß in 81 statt des Wortes „Umstarz“
er Ausdruck Untergrabung“ wieder hergestellt, und ferner, daß
ver beantragte Zusotz: „in einer den öffentlichen Frieden und die
xintracht der BevoölkerungsClassen gefährdenden Weise“ wieder ge⸗
trichen werde. Die Beschlüsse der Commission in Betreff der
Fontrolinstanz würden von den Regierungen im Princip angenom⸗
nen, dieselben wünschten aber eine Modifikation dahin, daß die 5
yom Bundesrath aus den obersten Gerichtshöfen des Reichs und
der Einzelstaaten zu erwählenden Mitglieder auch aus den obersten
Berwaltungsgerichten der Bundesstaaten entaommen werden könnten
uind daß der Kaiser den Vorsitzenden und den Stellvertreter der
Fommission ganz nach freier Wahl ernenne. Was den Termin für
zie Gültigkeit-des Gesetzes anbelange, so erscheine eine Frist von
294 Jahren viel zu gering und sei nicht acceptabel. De Negie⸗
rungen seien eigentlich gegen jeden bestimmten Termin gewesen und
Jätten ihrerseits keinen solchen in das Gesetz hineingebracht. Die
Tommission setzte die zweite Lesung „des 8 1 hierauf aus, damit
die einzelnen Mitgliedergruppen sich erst untereinander verständigen
lönnen. 8 la die (Genossenschaftskassen betreffend) wurde wesentlich
aiach den Anträgen der Sublommission angenommen. Fortsezung
der Berathung morgen.
ANusland.
Wien, 1. Okt. Das ungarische Ministerium hat seine
Demission eingereicht. Ursache: die Kosten der Olkupation. In
Folge Dessen wird auch die Frage des Verbleibens Andrassys alut.
Die Entscheidung steht nahe bevor.
Paris, 30. Sepi. Die „Ussembloͤe Nationale“ meldet
nit aller Gewißheit, daß die Vermählung- des Prinzen Louis
Napoleon (Lulu) mit der Prinzessin Thyra von Dänemark denn
»och entfchieden sei. Der Anstoß zu dieser Verbindung, welge jetzt
als eine reine Herzensangelegeuheit hingestellt wird, sei von dem
Beneral Fleury ausgegangen, der glückliche Abschluß der betreff n⸗
den Unterhandlungen dem Herzog Padua, einem ehemaligen Mi⸗
zisser des Innern Napoleon III. und eifrigem Bonapartisten zu
anken.
In Libna wurden 14 Kanonen und große Munitionsvor⸗
zäthe wie auch viele Pferde erbeutet und 1800 Gefangene gemacht.
die Oesterreicher halten 3 Todte und 37 Verwundete. Die Haupt⸗
ührer der dortigen Aufständischen sind gefangen. Erzherzog Johann
vurde zum Stadicommandanten ernannt.
Die jährliche Ausfuhr von Petroleum aus Nordamerika hat
etzt einen Werih von 48 bis 62 Will. Dollars, und es ist in
»en eiwa 10,000 Oelquellen des Landes einschließlich der Roͤhren⸗
eitlungen ein Capital von wenigstens 100 Mill. Dollars angelegt.
Die Lage des Marktes ist gegenwärtig für die Oelerzeuger schimm;
s8 herrscht fortwährend großes Angebot bei geringer Kauflust;
Rohsl ist seit einem Monat mehr als 15 pCi. gefallen. Die Ge⸗
iammtausfuhr aus Amerika betrug vom 1. Januar bis 10. Sep⸗
ember 1878 4,277.000 Faß (gegen 4,777, 000 in dem gleichen
Zeitraum des Vorjahrs.) Trotzdem hat die Oelerzeugung nicht ab⸗
Jenommen; sie detiägt noch immer 40,000 Faß tägl'ch. Dagegen
ist man mit der Anlage neuer Brunnen zurückhaltender gewesen.
— Ueber die neuentdecken californ schen Oellager hören wir Fol⸗
gendes. Im letzten Jahr hat man dem Erddl in Californen
zrößere Aufmerksamkeit geschenkt und dabei eine „Oelregion“ ent⸗
deckt, die nicht allein mit geringen Kosten lohnend auszubeuten ist,
ondern d'e auch eine Aufregung unter den Speculanten hervorge⸗
ufen hat, wie sie seiner Zeit in Pennsylvanien (wo bisher allein
Del erzeugt wurde) nicht größer war. Die haupisächlichste Petro⸗
eum-Gegend Californiens befindet sich in San Buena Ventura
zounty und ist bis jetzt nur an wenigen Stellen angebohrt worden.
das californische Rohpetroleum ist grünlicher als das in Pennshl⸗
‚anien. Etwa 8000 Acres des Oeldistrietes sind bereits von
Zrivatpersonen angekauft. Es unterliegt keinem Zweifel, daß Cali⸗
Irnien sämmtliches Petroleum zu liefern im Stande ist, das westlich
om Felsengebirge verbtaucht wird, und daß es noch große Mengen
ür de Ausfuhr nach Australien und den Südseeinseln übrig
zjaben wird. (elbericht von Wirth & Comp. in Frankfurt a. M.)
Vermischtes.
Bei Gelegenheit der Kirchenfeierlichleiten in Speyer werden
im Sonntag den 6. Oklober folgende Extrazüge gefahren: a. Von
St. Ingbert ab um 5 Uhr Morgens, von Zweibrücken ab 5 Uhr
5 Min. Morgens, von Bexbach ab 5 Uhr 30 Min., von Schwarzen⸗
icker ab 5 Uhr 43 Min., von Homburg ab 5 Uhr 55 Min., von
zandstuhl ab 6 Uhr 31 Min., von Kaiserslautern ad 7 Uhr 5M.,
on Hochspeyer (Auschl. an Zug 212 der Alsenzbahn) ab 7 Uhr
29 Min., von Neustadt ab 8 Uhr 3 Min., Ankunft in Speyer
zUhr 45 Mim.; b. von Ludwigshafen ab un 7 Uhr 30 Min.,
Norgens, Ankunfst in Speher um 8 Uhr 17 Min.; c. von
hermersheim ab um 7 Uhr 40 Min. Morgens, Ankunft in Speyer
im 8 Uhr 9 Min.; d. von Speher abum 9 Uhr 20 Min.
Abends. Ankunft in Germerbhein um 9 Uhr 52 Min., in Woͤrth
im 10 Uhr 50 Min., in Lauterburg um 11 Uhr 20 Min.; 6.
»on Speyer ab um 9 Uhr Abends, Ankunft in Neustadt um 9
Ahr 46 Min., in Kaiserslaulsern um 10 Uhr 532 Min., in Land⸗
tuhl um 11 Uhr 23 Min., in Homburg um 11 Uhr 59 Min.,
n Schwarzenacker um 12 Uhr 14 Men., in Bexbdach um 12 Uhr
19 Min., in Zweibrücken um 12 Uhr 30 Min., in St Ingbert
um 1 Uhr 7 Min.
7 Zweibrücken, 30. Sept. Zur Preisvertheilung bei'm
igl. Landgestüte wurden diesmal vorgefüöhrt 21 Stuten von 42
Jahren, 16 Mutterstuten wit Fohlen, 86 Siutfohlen, 22 Hengst⸗
ohlen. Fur 49 jährige Stuten, die das erste Mal trächtig gehen,
vurden 10 Preise von 170 bis 40 M. und außerdem drei Dip⸗
ome ertheilt; fuͤr Stuten, d'ie früher schon einen Preis erhalten
satten und mit einem Fohlen vorgeführt wurden, zeha Preise von
00 bis 25 M. und außerdem drei Diplome; für Stutfohlen
wölf Preise von 90 bis 20 M. und außerdem 8 Diplome; für
Zengstfohlen sechs Preise von 70 bis 27 M. und auferdem ein
Ddiplom, endlich noch zuei Weitpreise von 12 und 8 M.
FZweibrücken, 1. Oktt. Bei der gestern dahier abge⸗
jaltenen Verloosung von Pferden ꝛc. haben folgende Nummern
Pferde gewounen: 1192, 1980, 2197, 2410, 4440, 5238,
1802, 7979, 8952, 10400, 11424, 13024, 18192, 16823.
Gw. 3.)
f Auf der Versammlung von Bienenzüchtern in Rocken⸗
hdausen, die von etwa 180 Personen besucht war, wurde be⸗
chlossen, die Einrichtung eines Honigmarktes für die Pfalz anzu—⸗
treben, und darauf hinzuwirken, daß ein Eingangszoll auf fremden
—QXW (FIr. W.)
fFrankenthal. Die diesjährige Ausstellung in München
heim Okloberfest wird von vier Gemeinden des Bejirks Frankenthal
mit Obstsorten beschickt werden, nümlich von Kleinkarlbach, Studern⸗