Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
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Het St. Ingberter Anzeiger und das (2 mil woͤchentlichj) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, Sonntags mit illustrirter Bei— 
lage) erscheint wo hentlich piermalz: Dieustag, Donnerstag, Samstaz nud Sountag. Der Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 
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— — Dienstag/, den 8. Oktober IV 1878. 
Deutsches Reich. 
Wie man dem „Berl. Tagbl.“ mittheilt, wird die Ausführung 
des Socialistengesetzes im Königreich Sachsen, in der Unterinstanz 
den Kreishauptmannschaften zufallen. Die Kreishauptmannschaften 
werden zunüchst das Verdot soc aldemokratischer Zeitschriften und 
Bereine auszusprechen, sowie die socialdemotratischen Kassen zu ver⸗ 
walten haben. Gegen die Entscheidung der Kreishauptmannschaften 
vird den durch das Gesetz Betroffenen alsdann der landesgesetzlich 
vorgeschriebene Instanzengang, d. h. die Appellation an das 
Ministerium des Innern, und gegen die Entscheidung des Mi⸗ 
nisteriums noch die Beschwerde an die Recursinstanz in Betlin 
zuftehen. 
Kusland. J 
Paris, 6. Olt. Die „Agence Havas“ meldet aus Belgrad: 
Der russische Vertreter Persiani sprach sich dahin aus, daß die 
russische Okkupation Rumeliens solauge dauern werde, als die öster⸗ 
reichische Okkupation Bosniens undider Herzegowina. Rußland werde 
der Einderleibung dieser Provinzen an Oesterreich widersprechen. 
Die franzöͤsischen Freimaurerlogen werden am 23. October 
u Ehren des Prinzen von Wales ein großes Fest im Trocadero 
eben. — 
Der Unterrichtsminister hat die gerichtliche Verfolgung eines 
Deistlichen beantragt, welcher in einem Vortrage bei Geiegenhert 
einer Preisbertheilung behauptet hatie, die Universität von Frank⸗ 
teich erziehe nur zu Unfittlichleiten. 
London, 3. Ott. Die Zahlungseinstellung der „City of 
Zlasgow Bank“ deren Passiva auf ca. 140 Millionen Bulden 
zeschätzt werden, hat in Glasgow, sowie im ganzen westlichen 
Schottland, wo sie 50 bis 60 Zweiginstilute hattel, ungeheure 
Aufregung verursacht. Das Fallissenent wurde dem Vernehmen 
aach dadurch verursacht, daß die Bank große Vorschüsse auf ameri⸗ 
lauische Fonds, Getreide⸗Vorräthe und Gebäude leistele, deren Werth 
nunnieht sehr gesunken ist. Die Depositoren sind größtentheils 
kleine Gewerbetreibende und Pächter. 
London, 6. Okt. Meldungen des „Neuter'schen Bureau's“ 
zus Konstantinopel vom 4. Och.: Vom Sultan sind dem 
zxitischen Botschafter Layard hinsichtlich der Annahme des eng⸗ 
lischen Reformplanes tt die asiatische Türkei zusagende Wersier⸗ 
ingen gegeben worden. Auch an die Königin Victorig schrieb der 
Sultan, daß er die englischerseits vorgeschlagenen Inst nunouen 
inführen lassen werde. — 5. Olt. Die Pforte will an die Groß 
mächte ein Circular gerichtet haben, mit dem bd i Oesterreich 
nufzufordern, daß es sein Verhalten mit den Erklärunden auf dem 
Oerliner Congresse in Einllang bringe. Das Circular enthält 
erner die Forderung, Orsterreich sollte seine Trußzen bis zur 
äntscheidung der Mächte zurückhalten, widrigenfalls die Pforte das 
dorgehen Oesterreichs als Verletzung des internationalen Rechts 
trachte. 
Nicht auf Jamaika, wie anfänglich gemeldet worden, sondern 
f der zu Dänemark gehdrigen Antillen-gnsel St. Croit ist 
in Neger⸗Aufstand ausgebrochen. Die Aufständischen verbrannten 
aehtere Pflanzungen und ermordeten deren Besitzer. Auch soll die 
Hälfte der Stadt Fredetilstad verbrannt sein. Die Ursache des 
dusftandes läßt sich aus den spärlichen Berichten, die bis jeßt vor⸗ 
iegen, nicht erkennen. 
Vermischtes. 
13weibrucken, 28. Sept. In der heutigen Schwurgerichts⸗Ver⸗ 
andlung wurde Michael Godez, 56 Jahre alt, fruher Steinbrecher jetzt ohne 
dewerbe, von Godramstein, angeklagi des Todischlags, unter Annahme mil⸗ 
dernder Umstände in eine Gefängnißstrafe von 8 Jahren veruriheili. 
— Georg Schwerdtfeger, 29 Jahre alt, Adcerer von Gleishorn⸗ 
dach, angeklagt wegen Brandftiftung und Storung des dffentiichen Friedens 
durde von den Geschworenen fur „sqhuldig“ unter Ausschluß mildernder Um— 
dande zu 6 Jahren Zuchthaus verurheilt uner Aberlennung der bürgerlichen 
ẽhrenrechte aus weitere 6 Jahre. 
JZweibruden, 80. Sept. Vorm. (Schwurgericht.) 
L. 88 Jahre alt, Tagner von Vogelbach, Tamon Landstuhl, 
orsatzlicher Vranditiftung; Vertheidiget dtechistandidat Abobif 
Der Angeklagte ist überführt, in der Racht vom 24. quf 
Jacob Alein 
aingeklagt wegen 
Ditimann. 
25. Juli d. J. 
acht dem Ackerer Jacob Bauer J. von Vogelbach gehörige Haufen Korn, welche 
auf einem Acker in der Nähe des Ortes aufgesetzj waren, in Brand gesteckt zu 
jaben. Die That geschah aus Rache, da er in dem Bauer denjenigen ver⸗ 
nuthete, welcher ihn wegen Holzdiebstahl angezeigt habe, fur welches Vergehen 
r am 24. Juli mit 8 Tagen Gefängniß bestraft worden war. Der Angellagte 
rklärt fast alle Zeugenaussagen fur gehässige Lügen. Die Geschworenen er⸗ 
aanten auf „schuldig' unter Annahme mildernder Umstände. Das Urtheil 
lautete auf vier Jahre Gefängniß, und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte 
auf 4 Jahre. 
— Nachm. 4 Uhr, Peter Roos, 20 Jahre alt, Maschinenführer vom 
Bruchhofe bei Homburg, angeklagt wegen vorsätzlicher Korperberletzung mit 
dodtlichem Erfolg; Vertheidiger Rechtskandidat Rheinberger. 
Der Angeklagte hat am Abend des 21. Juli d. J in der Nähe der 
Tappel'schen Bierwirthschaft in Homburg mit noch 8 Burschen den aus der 
jenannten Wirthschaft mit seiner Geliebten kommenden 25 Jahre alten Schuster⸗ 
zesellen Jacob Braun von Homburg überfallen und demselben mit einem 
Dolchmesser 2 Stiche, den einen auf die Stirne, den andern in den Rucken 
eigebracht. Der leßtere Stich hatte die Lunge und das Rippenfell verletzt 
ind verursachte eine Brustfellentzundung, welcher der Verletzte in der Nacht 
»es 22. August d. J. exrlag. Der Wahrspruch der Geschworenen lautete auf 
schuldig“ unter Ausfchluß mildernder Umstände. Urtheil: 6 Jahre Zucht⸗ 
aus und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf die gleiche Dauer. 
fWegen einer im Sprechsaal der „Pfälz. Vollkszig.“ in 
daiserslautern enthaitenen Einsendung wurde von 8 Bier— 
zrauern Klage erhoben. In dem fraglichen Eingesanet war be— 
zjauptet worden, daß die Kaiserslauterer Bierbrauer Belladonna 
und anderes Teufelszeug zur Bierbereitung nehmen. 
Neustadt, 7. Okt. In der gestern Nachmitiag dahier 
im Saalbau abgehaltenen Versammlung der Wahlmänner des Be⸗ 
irks Landau: Neustadt wurde nach längerer Discussion, an welcher 
ich namenilich die Herren: De. A. Buhl von Deidesheim, Dr. 
dneht von Neustadt, Ph. D. Nnodloch von Landau, Buchhändler 
Wiiter von Neustadt und H. Müller von Landau betheiligten, 
instimmig beschlossein, an der Candidatur des Herrn Landrichters 
Trauih von Blieskaftel festzubalten. 
F Nach dem „D. A.“ fielen dem letzten Dürkbeimer Wurst⸗ 
naukt zum Opfer: 3 Ochssen, 5 Fassel, 5 Kühe, 10 Rinder, 73 
Schweine, 33 Kalber uad 7 Schaafe. Enten, Gänse, Huͤhner, 
lund dabei von der Stalistik als „vogelfrei“ angesehen und zaͤhlen 
nicht mit, selbst Hert Lampe ist nicht unter Coairole gestellt. Bei 
den größeren Wirthichaftsbuden wurden getrunten: Rothwein 800 
ꝛitet, Wein à 1M. 1500 Liter, Wein à 50 ppf. 10000 Liter, 
Wein à 40 Pf. 15,000 Liter, Wein à 35 Pi. 5000 Liter, Wein 
380 Pf. 6000 Liter, in Summa 38,300 Liter Wein, und Bier 
3500 Liter, dabei ist aber der Verbrauch der Weeinftände und 
Schubkärcner nicht mitgerechnet und wer gesehen hat, wie dort die 
Massen sich drängten, der wird noch einige 1000 Liter den obigen 
uzählen können. Wollen wir nun in eine einzige Bude gehen uͤnd 
ins dort einmal vortechnen lassen, was aus der Küche hervorge⸗ 
eicht und von den Kellnerinnen herumgetragen wurde. K. Woif: 
300 Pfd. Sauerkraut, 4400 Liter Wein, 1 Rind 360 Pid., 5 
Sdweine 600 Pfod. 14 Enten, 10 Ganse, Hühner, Bratwarste 
2600, Kesselwurst 5300, Hasen, Kuchen. Und bei einem solchen 
Fonsum sol man noch an die ewig wiederholten Klagen über 
chlechte Zeiten glauben! 
f. In Grünstadt muß laut Stadtrathsbeschluß alles zum 
Verkauf bestimmte Schweinefleisch auf Trichinen untetsucht werden, 
und zwar auf Kosten der Verkäufer. 
* Winden, 7. Ott. Auf der Bahnstrecke zwischen hier 
und Betcgzabern entdecktte man gestern nicht alljuweit von der Sta— 
ion Barbeltoth, eine tüchsche Zerstörung des Geleises, die, wenn 
ie nicht rechtzeitig ensdeckt worden wäre, großes Unglück hätte her⸗ 
ortufen Ionnen. Von verruchter Hand waren nämlich an dieser 
Stelle die Schienen ganz herausgerissen, und alle Nagel, Bolzen 
u. s. w. beseitigt worden. D'ee Unterjuchung ist im Gauge. 
In Reichenbach hat sich am 1. d. in. ein 147 Jahre 
alter Schmiedelehrling von Rehweiler erhangt. 
Wollmesheim, 4. Okt. (L. A.) Heute Nachmiitag 
1 Uhr fuhr der Acdersmann Friedrich Vögeli von hier mit seinem 
nit zwei Kühen bespannten Fuhrwerke (Karren), an weichem er noch 
scinen Pflug hängen hatte, auf dem Feldwege gegen Impflingen. 
Waͤhrend er an einer Kehre im dortigen Hohlwege bemüht war, 
den Pflug hinten zu halten, damit derselbe nicht häugen bleibe,