45 Gr. statt 16 Tropfen Opium derabfoltt halte, zu 3 Monaten
Gifaängniß verurtbeiltt. —0
FBraunn. Ein Pendant zu den siamesischen Zwillingen
purde in der Nacht vom 830. Sept. in Tischnowiß geboren. Eine
aume Frau genas eines Zwillingspaares, das im horijontalen
Schnitie des Beckenausganges volllommen verwachfen ist. Kein
sichibares Zeichen ist vorhanden, weiches auf eine Trennung der
seiden Bauchhöhlen schließen ließe. Die Lage beider stoͤrper ist
eine vollkommen entgegengesetzte. Das Geschlecht der dieses Curiosum
hildenden 2 Ktinder is nicht destimmbar, da jedes hierauf deutende
geichen fehlt. Jedes Kind hat einen vollkommen ausgebilbeten
Zopf, 2 Hände, 3 Füße, welch leßtere sich gegenfeitig kreuzen.
Beide Kinder leben und nehmen willig der Mutler Brust an. Ob
zie Lebensfähigkeit der „Tischnowitzer Zwillinge“ längere Zeit
andauern wird, ist von den Aerzten bisher nicht ausgesprochen
vorden.
fParis, 4. Oklt. Rappel erzählt: „Gestern, gegen drei
Uhr, erreichte der Ballon Captif beinahe seinen höͤchsten Stand⸗
punlt, als eine Engländerin, die mit aufhestiegen war, einen
Schrei ausstieß und zusammensanl. Man glaubte zuerst an einen
Nerben⸗ oder einen Schwindelanfall. Aber ein Arzt, der glück
icherweise im Nachen des Ballons war, erkannte, daß sie der Ent⸗
indung pahe sei. Die Entbindung ging denn auch während des
Hherabziehens glücktich vor sich; ein wohlgestalteter Rnabe wurde
rinige hundert Meter hoch in der Luft geboren.
7 Ein schreclliches Verbrechen wurde von wwei jungen Leulen.
Namens Pfarret, Söhnen eines Todtengräbers auf dem Kirchhof
jon Pèere Lachaise in Paris begangen. Dieselben bestiegen, als
Fleischer derlle det, einen Eisenbahnzug nach Auxerre, ermordeten
dort ihren Großvater und ihre Großmutter mit ihren Messern,
plunderten das Haus, worin dieselben gewohnt hatten, und lehrten
darauf nach Paris zurück. Ter Aeltere, 19 Jahre alt, wurde der⸗
haftet, während er seinem Vater bei seiner Arbeit behülftich war,
der Andere, um ein Jahr jünger, ist noch nicht eincebracht worden.
Der Gesangene soll sich bekllagt baben, daß die alten Leute keinen
Scu im Vermdgen besessen hätten.
4 Ueber das telegraphisch gemeldete Unglück in einem Con⸗
zerisaale zu DSiverpodol erfährt die K. Ztg. folgendes Nahere:
Um Abend des 11. waren in dem Kolosseum⸗ Theater, einer Mu
sathalle niederen Genres, gegen 4000 Perfonen anwesend. Wäh—
dend einer der Sänger ein komisches Lied vortrug, entwickelte sich
in einer Ecke des Saales unterhalb der Gall⸗rie eine Schlagerei,
die ziemlich großen Larm herborrief. Diejenigen Anwesenden,
welche nur den Larm hörten, ohne zu wissen, was eigentlich vor⸗
gehe, wurden sehr unruhig. Da plistzlich erhob Jemand den Ruf
Feuer“, und augenblicüch entftand ein fuͤrchterliches Gedränge,
velches sich unglücklic,erweise nach einem einzigen der vorhandenen
sechs Ausgänge richtete. Die sofott mit lauter Stimme abge⸗
gebenen Versicherungen des Direklors und anwesender Polizisten,
daß keine Feuersgesahr vorhanden sei, derhallten unbeachtet. Bin⸗
nen wenigen Minuten waren 37 Personen, darunter zwei Frauen,
u Tode gedrückt, eine große Zahl Anderer gefährlich verletzt. Der
Direktor des Theaters hat eine Belohnung von 20 LV. fült
die Entdeckung Desjenigen ausgesetzt. der den Feuerruf erho⸗
»en hat.
F Rostow am Don. Zwischen den Sialionen Kamenskaja
uind Ssewero-Donetzlaja der Eisenbahn Woronesh⸗Rostow rifsen in
der Nacht zum 2. d. gegen 1 Uhr von einem nach Woronesh
zehenden Güterzuge 22 beladene Waggons ad, die in rückläufiger
Zewegung gegen das Ende eines auf dem Reservestrange stehenden
Militͤrzuges stießen, wobei 8 Personen: u. 13 Güterwagen zer⸗
rümmert wurden. Gelödtet wurden 2 Aerzte, 2 Oijficere u. 7
Antermilitärs. Schwer verwundet wurden 5 Mann, minder schwer
30 - 40. In den zertrümm rien Güterwagen befand sid Spiritus,
der in Brand gerieth.
t Woronesch, 7. Oll. Ueber einen schredlichen Unglüd⸗
fall auf der Rostow-Woronesch Eisenbahn bei der Station Kamen⸗
laja geht dem Nowosti“ solgender ausführlicher Bericht zu: Auf
ser Stalion Kamenslaja sollten in der Nacht auf den 3. Oltober
wei Züge kreuzen: ein Wearenzug aus Wornowesch und ein
Meilitäczug aus Rostom. Genau um Mitternacht mrafen die beiden
züge ein. Nach einigen Minuten wurde der Waarenzug nach
Tscherkask weiter befoördert, während der Militärzug noch auf den
Schienen stehen blieb. Es war laum eine halbe Stunde vergangen,
als piotztich ein furchtbares Krachen, dermijcht mit Geschrei, ertoͤnte.
Die Nacht war so dunkel, daß man kaum auf zwei Schritte sehen
onnte. Die Eisenbahnbeamten ffüürzten auf die Plattform und er⸗
zlidten einen mächtigen Trümmerhaufen, aus welchem man Geschrei
uind Stohnen vernahm. Die sofort angestellle Untersuchung ergab
Folgendes: Als der Waarenzug fast die nächste Haltstation erreicht
hatte, ldsten fich von demselben 24 Waggons, was von dem Con⸗
duckeur erst nach einigen Minuten bemerkt wurde. Der Mascqhiniß
dab sofort Contredampf, holte die zurückrollenden Waggons zwar
zin, konnte dieselben aber nicht wieder anketten. Dieselben erhielten
im Gegentheil einen so statken Stoß, daß sie rit groker Geschwin⸗
digteil auf der hier abschlüssigen Bahn weiter zurücrollken. In
Zeit von 4 Minuten halten sie die Strecke von sieben —A
Jelegt und fließen mit furchtbarer Gewalt auf den Mititärzug. Die
sten drtei Waggons mit Soldaten wurden von dreizehn Waaren⸗
vaggons buchsiäblich zecschmettert. Im Ganzen zählte man etwa
35 Todte und Verwundeise. Die Todten, 20 an der Zahl, trug
nan, mit den denselben gehörigen Sachen, auf den Eisenbahndamm,
vährend die Verwundeten ins Krankenhaus transpottirt wurden.
rzinem Soldaten waren Hände und Füße zerschmettert. Als ihn
eine Kameraden weinend aufshoben, um ihn ins Krankenhaus zu
ringen, tröstete er dieselben, indem er sagte: „Weinet nicht, Vrüder,
ch Wwerde bald gesund werden. Nur in den Händen und Füßen
uhle ich eine gewisse Schwere; ich kann dieselden nicht bewegen.“
Um 6 Uhr Morgens gerieth der Spiritus in den zerschmetterten
Waarenwaggons in Brand, konute aber gelöscht werden. Was
en Zug anbetrifft, der das Unheil angerichtet, so hatte der Maschinist
rach dem verunglückten Versuch, der abgelöslen Waggons wieder
jabhaft zu wecden, den Zug sofort in der geößten Eile zur Halt⸗
jation geführt und von dort das Unglüd telegraphisch nach samen⸗
kala gemeldt.
f BWaitenliebe. Unter der Schreckensherrschaft des gelben Lodes
n Memphärs lbsten sich leicht alle Bande der Dlutsfreundschaft
ind Famile. Kinder üießen die Eltern im Stich, Eltern ihre
dinder, Ehemänner ihre Ehefrauen, aber, sagt die „Avalanche“,
deß ist auch nicht ein Fall bekannt geworden, daß eine Gattin den
hatten auf dem Sieche und Sterbebett zurücgelassen habe.“ In
»en Tagen der Noih und Drangsal zeigt sich der Heldennulh des
echten Frauenherzens in seiner ganzen Größe und Erhabenheit.
Dienstesnachriqh ten.
Der bisherige Realienlehrer an der Realschule in Landau,
rrnst Falch, wurde zum Professor der Industrieschule in Kaisers⸗
autern ernannt.
Dem tgl. Notar Friedrich Bartels in Homburg wurde seinem
Ansuchen entsprechend gestaltet, den geprũften Rechtskandidaten Aug.
Seitier von Kirchheindolanden auf die Dauer eines Jahres als
Amisverweser aufzustellen.
Der Lehrer an der Privatis qterschule zu Ludwigshafen, Franz
üttiger, zum Schulverweser an der konf. gemischten Schule zu
Zudwigshafen, der bisherige interimistische Verweser an der unteren
dafessionell gemischten Schule zu Kirchheimbolanden, Adam Schmül⸗
)ers wurde zum Schulverweser an der bath. Schule zu Zweibrücken,
er Schulverweser Kari Weimer zu Kuhardt wurde zum Schulver⸗
veser an der unteren lath. Mädchenschule zu Oggersheim ernannt,
ie von der Gemeinde Ludwigshafen beschlossene Umwandlung der
hortigen vier konfessionell gemischten Schulverwelerstellen in Lehrer⸗
dellen wurde genehmigt und die bisherigen Schulverweser Nilolaus
dall, Eduard Rief, Franz Rüttiger nnd Nar Wellker zu Lehrern
in biesen Stellen ernannt, die Verwendung des israelifischen Leh⸗
ers Ifaat Stern am 2. Schuljahre der Mädchen an der konfessionell⸗
emischten Schule zu Neustadt in provisorischer und jederzeit wider⸗
uflicher Weise gestattet und der Schuldiensterspeltant und interi⸗
nistische Verweser Philipp Bettag in Mundenheim zum Schulver⸗
veser an der kaih. Knabenschule ꝛzu Speier ernannt.
Handels⸗ und Berkehrs-Nachrichten.
Zwischen der deutschen Reichspost-, der bayerischen und würlem⸗
zergischen Postverwaltung einer⸗ und der öͤsterreichischen wie der
ingarijchen Postverwaltung andererseits ist ein Fahrpost-Ueberein⸗
ommen abueschlossen worden, weiches am 1. t. Mis. in Kraft
itt. VBon diesem Tage gilt für alle Fahrpostsendungen im deutschen
Reiche wie in Oefterreich⸗Angarn ein vollständiger galeicher Tarif.
Fiterarisches.
Illustrirte Franen⸗Zeitung. (Preis wirteljährlich 2 M. 50
Die neueste Nummet (88), mit dem Vortrait von Madame Mac Mahon au
dem Umschlage, enthält in ihrem Modenblatie: Besuchs⸗, Gesellschafts-⸗ und
Promenaden⸗Toiletten, Radmäntel, Dolman-⸗Mäntel und Paletots. Garnirte,
ind ungarnirte Hüte, Capoten, Pelzwerk, Handschuhe, Cravaten⸗Schleifen
Spitzen⸗Kragen, Mantel⸗Anzieher, Roch zum Unterheften (Balayeuse), Kleider⸗
irmel, Passementerie-Borten, Knöpfe, Franzen fut Mäniel und Kleider, auch
erschiedene Kleider-⸗Garnituren. Anzüge für größere und kleinere Mädchen,
uch Paletots, Mäntel und Hute. Fensierlissen mit Lambrequin, Fensterblende
and Vorhänge, Scat⸗Tafel⸗Nadellifsen, verschiedene Durchbruch⸗Muster und
Ausführungen ꝛc. ꝛc. mit 96 Abbildungen und einer Beilage mit 15 Schnitt-
nustern, verschiedenen Muster⸗Vorlagen und Namens-Chiffren. Die gleichzeitg
uegegtene Unterhaltungs-Nummer enthält: Mal' Occhio. Novelle
on Alexander von Roberts. Fortsetzung. — Sängerwerth. Ballade von
Felix Dahn — Das Bildniß Shalespeare's von Adolf Menzel. Von Ludwig
ßietsch — Aus den Seebadern der Ätlantic. Von Ernst von Hefse Wartegg.
. Anlanlic⸗City. — Der bairische Elisabeth-Orden fur Damen. Von Max
Fritzner. — Verschiedenes. — Wirtschaftliches; Miliagsefsen für November.
Briefmappe. — Frauen Gedenliage. — Ferner folgende Illustrationen:
Fine Geographie⸗Stunde. Von E. Pagliano. — William Shakespeare. Von
Adolf Menzei (1830), Holzschnitt von F. L. Unzelmann (1882). — Der
airische Elisabeth⸗Orden.
SZu beziehen durch alle Bukhandlungen und Postämter.
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Fur die Redaction veraniwortlich: F. Dem⸗*