Full text: St. Ingberter Anzeiger

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A. Angberler 2nzeiger. 
* St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wö hentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblait, Sonntags mit lustrirter Bei⸗ 
lage)“ erscheint wöchentlich viermal: Dienstag, Dounerstaz. Sa nstarund Sonntaz. Der Abonnementspreis betragt vierteljahrlich 
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M 192. Donnerstag, den 5. Dezember J 1878. 
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Deutsches Reich. 
Speyer, 2. Dei. Die Seffion des Landraths der Pfalz 
wurde heute Mittag 12 Uhr mit einer Ansprache des Herrn Re⸗ 
gierungspräsidenten d. Braun eröffnet, in welcher derselbe nach 
einigen Worten der Begrüßung und des Hirweises auf die umfang⸗ 
reichen Vorlagen zunächst des noch immer herrschenden Lehrerman⸗ 
zels gedenlt. Für Unterftützung dürktiger Schulamis Zöglinge werden 
tatt der bisherigen 51800 M., für das tommende Jahr 
10,000 M. gefordert. Als neues Postulat figurirt ein Posten von 
300 Mark für unbemittelle Besucher der Industrieschule in Kaisers 
lautern. Redner gedenlt sodaun mit Befriedigung der Enlwicklung 
der Fachschulen, als da sind die Kreisbaugewerkschule, die Webere 
schule in Lambrecht und die Korbflechtschule in Stemfeld; nur die 
landwirthschaftliche Kreiswinterschule in Kaiserssslautern habe keine 
Erhöhung der Frequenz nachzuweisen. Größeren Anklang findei 
die Kreisversuchstation und der landwirthschaftliche Wanderunterricht. 
Der erstrebte Uebergang vom leichteren zum s hwereren Pferdeschlag 
brim Landgeftüt Zweibrünen sei durchgeführt, doch sei eine Ergän⸗ 
ung des Beschälerstandes und daher Erhöhung des Beitrags zum 
Pferdeantausssfond nothwendig. In der Kreisirrenanstali Klingen⸗ 
mũnuster sei die Erwe terung der Abtheilungen für die Tobenden und 
in der Kreisarmenanssalt Franlenthal der Küchenneubau unauf⸗ 
schiebbat. In Folge der Einsührung des Malzaufschlages wurde 
das Budget des Kreises nicht unme klich erleichtert und soll im 
Jahre 1879 die Kreisumlage 427/10 PCt. bettagen. 
Der Herr Regierungspräsident gedenkt fodann mit Worlen der 
Anerlennung des verstorbenen Landraihtmitgliedes Hru. Andreas 
Bollmer von Edenkoben. An dessen Stelle wurde Herr Rentner 
Stöpel von Lardau einberufen. Nach der Beeidigung desselben 
wurde dem Landrath Mittiheilung gemacht von den Urlaubsgesuchen 
der Hetren Kirchenrath Ney von Mutterstadt und Gutsvdesitzer Wolf 
von Wachenheim, sowie det Enthebungkgesuche der Herren Becker 
pon Kirchheimbolanden und Friedtich von Großkatlbach. Die An⸗ 
prache schloß mit einem dreifachen Hoch auf Se. Majestät Köniqg 
Ludwig U. 
Bei der hierauf stattfindenden Wahl wurde Herr Dr. Jalob 
um Präasidenten und als Secretär Herr Heydenreich, beide mit 
16 von 17 Stimmen gewählt. Die oben erwähnten Urlaubs⸗ und 
Enthebungegesuche wurden genehmigt und an Stelle der Ausze⸗ 
schiedenen die Herren Bürgermeister Fisch von Dreisen uno Dr. 
Zöller von Ftankenthal veranlaßt. 
(2. Sitzung.) Nach Beeidigung der neu eingetretenen Mit⸗ 
alieder Fisch und De. Zöller, wurde die Wahl dieser beiden Herren 
und des Heren Stoͤpel für giltig erklärt und sodann zur Bildung 
der Ausschüsse geschritten. Es wurden gewählt in den 1. Ausschuß 
Kreisfonde): Janson, Jenet. Fröhlich, Kramer, Nayer, Frenßel, 
Uuffahtt, Schneider, Stoͤpel. 2. Ausschuß GKreisanstalten): Klä⸗ 
mer, Janson, Froͤhlich, Dr. Buhl, König, Mayer, Krieger, Spies, 
Stalter, Wolf, Dr. Zoller. 3. Ausschuß (Straßen-⸗ und Rheim 
dumme): Rothhaas, Wolf, Jenet, Kraäͤmer, Munzinger, Frentzel, 
Uuffahrt, Spies, Fisch. 4. Ausschuß (Schulwesen): Dr. Buhl, 
Neh, Munzinger, Krieger, Schneider, Roihhaas, Huth, Fisch, Dr. 
Zoller. 5. Ausshuß (Wünsche und Anträge): Huth, Ney, Rhoth⸗ 
daas. Heydenreich, Dr. Buhl, König, Wolf, Sialter, Stöpel. — 
Die an eister Stelle genannten Herren sind die Vorsitzenden des 
betr. Ausschusses. Diesen wurden hierauf die Rechnungen pro 1877 
and die Budgeis pro 1879, dann eine Anzahl besonderer Vor⸗ 
lagen der k. Regierung übergeben, von welch' letzteren wir nach⸗ 
ddehende hervorheben wollen: Stipendien für Schüler der Industrie⸗ 
schule Raiserslautern; Verpflegsgelder und Verpflegskostenbeiträge 
der Gemeinden für die Pfleglinge der Kreisirrene und der Kreis⸗ 
armen und Krankenanstalt; Unterstütung zur Anschaffung von 
Fenerlöschgeräthschaften aus den Mitteln der pfälz. Brandversicher⸗ 
ungsanstalt pro 1877; Beitritt der Lehrer an den Realschulen ꝛc. 
ju dem allgemeinen Unterftützungevereine füer die Hinterlassenen der 
. b. Staatsdiener; Klage der Gemeinde Herxheim (Bez.Amts 
Landau) gegen die Kreisgemeinde der Pfalz auf Rüdkersaßz von 
Vorschüssen fuür Militat- Fourage⸗ Lieserung im Jahte 1849/50; 
Besuch des Vereins zur Foͤrderung Fröhdel'scher Kindergärten (zu 
München) um Unterstützung aus Kreissonds u. sJ. w. Herr Dr. 
Zöller bittet und erhält Urlaub für di morgige Sitzung. Nächste 
Sißung Mittwoch Nachmittag 4 Uhr. 
JAus München witd dem „Nürnb. Korr.“ berichtet: Dein 
Zdandräthen wird die neue Eintbeilung der Gerichts⸗ 
fizee behufs Abgabe von Gutachten vorgelegt werden. 
Berhlin, 2. Dez. Die von hier ausgewiesenen Socialbe⸗ 
mokraten begaben sich theils nach Hamburg, th ils nach Nordame: 
uta, theils in die Schweiz; Frihsche geht in seine Baterstadt Leip⸗ 
ig. Sie haben in einen in der Associationsdruckerei gedruckten 
Flugblan Abschied von den Parteigenossen genommen, welches ader 
yon der Polizei bald mit Beschlag belegt wurde; unter den Unter⸗ 
chriften desseiben fehlte die Haffelmann's. Die von diesem neuerlich 
jegründeten Zitungen „Glück auf!“ und „Berlin“ sind am Sonn⸗ 
ag nicht meht herumgetragen worden, da die Zeitungstraͤger, ob⸗ 
vohl sie unter anderer Redackion erscheinen, sich nicht damit de— 
affen wollen. Die meisten der Ausgewiesenen find verheitathet ; diese 
riffi die Maßregel sehr hart. Die Mehrzahl von ihnen ist mehr 
der minder vermögend, ein Theil aber hat nur mit Mühe das 
steisegeld zusammenbringen lönnen. Die Stimmung der hiefigen 
Socialdemolratien ist rine sehr gedrückte. 
Aussand. 
Konstantinopel, 2. Dez. Der Militäãrgerichtshof der⸗ 
urtheilte Suleiman Pascha wegen seines Verhaltenz im türkisch⸗ 
ruffischen Kriege zur Degradation und Einschließung in eine 
Festung. 
Bermisqjtes. n 
B383weibrüben, 80. Novb., Das Schwurtgericht des 
etzten Vierteljahres 1878 wird sich mit folgenden Fallen zu Le⸗ 
chäftigen haben: 1) Am 9. Dezember, Morgens 8 Ut: Christian 
VPdeder, 34 Jahre alt, Ackeerrt und Schlaghüter aus Lemberg, Can⸗ 
ons Pirmasens, wegen vorsaätzlicher Körberderletzung mit nachge⸗ 
olgtem Todt des Verletzten. Vertheidiger: Rechtskaͤndidat Koͤnig. 
2) Am selben Tage Natin:ttags 3 Uhr: Caroline Rothbaar, 19 Jahre 
alt, ledige Dienstmagd aus Bechhofen, Cantons Homburg, wegen 
indsmords. Vertheidiger: Rechtslanvida Mayer. 3) Am 10 und 
11. Dezember, je Morgens 83 Utzr: Georg Brand, 59 Jahre 
alt, Maller in Haßloch wohnhaft, wegen Moidverfuchs und Wider 
tands gegen die Slaatsgewalt. Vertheidiger Anwalt Kieffec. 4) 
Um 12. Dez., Morgens 814 Uhr: Peter Schwarz, 25 Jahre 
alt, aus Kindebach, Cantons Landstuhl, früher Privalpostgehülfe in 
Zufel, wegen Unterschlagung im Amte. Vertheidiger: Rechtskandi 
dat Engelhorn. 5) Am 12. Dezember, Nachmittags 8 Uhr und 
am folgendem Tage: Carl Dell, 24 Jahre alt, gewesener Bezirks⸗ 
amtsgehilfe und Distrikistkassenrechner in Neustadt, wegen Unter⸗ 
schlagung im Umte und Urkundenfälschuug. Vertheidiger Anwalt 
Frentel. 
ß AAusel, 8. Dez. Der am 30. b. M. verstorbene Ban⸗ 
zuier Wack wurde heute beerdigt. Die Grabrede hielt der altkathol. 
Pfarrer Duren. Das Grabgelaute, welches der römisch-⸗ katholische 
—Al hatte, wurde polizeilich erzwungen. 
f Aut Neussadt', 2. Dec. melvet die „N. Ztg.“: Wie 
vir hören ist der Dieb, der den Schreinermeister Jac. Beder III. 
hor einiger Zeit in der Nacht durch Eir steigen in seine Wohnung 
uim 2000 und einige hunder Mart bestahl, ermitlelt: ec— ist ein 
jiesiger ca. 19jähriger Schmiedegeselle, der heute Mittag vefesselt 
jinter Schloß und Riegel gebracht wurde. Der Bursche trug jseit 
iniger Zeit goldene Ringe, die er don einem Theil des Geldes 
rstanden hatte; außerdem jand man noh 1000 Marf baar bei 
ihm vor. 
t Marienthal. Am 30. Nov. sand die Hochzeit ein eß 
ziesigen Buͤrgers mit einem Madchen aus Doͤrnbach Siau. Bein 
Antleiden vor der Trauung verschludte die Braut eine Nadel, wad 
dieselbe in der Aufregung nicht weiter beachtete. Die buͤrgerlicht 
Trauung fand in Ruppertsecken, die lirchliche in Marienthal Statt, 
welche beide Handlungen beinahe 2 Stunden in Anspruch nahmen.