geklagte sei geist'g nicht völlig inlakt, seine Handlungen können statt
aus freier Seibstbestimmung aus anormalen, tkrankhaften Geistes⸗
funktionen entstanden sein. Der Augellagte ist nämlich nachgewie⸗
senermaßen Epilepuker und diese Kranke sind erfahrungsgemäß zum
größten Theil geistig gestört. Wenn nun die Thatsache des Krank⸗
seins und die regelmäßige Folge der Krankheit von dem k. Be⸗
zirksarzt Dr. Reusch von Neustadt und dem Medizinalrath Dr.
Bettinger in Fraukenthal zugegeben werden, so behaupten beide
Aerzte doch, der Angeklagte sei lrotz der Epilepsie, an der er leide,
dem Strafrichter verantwortlich— D'eser Ansicht entgegen stellte
nun in der gestrigen Sitzung der hiesige k. Bezirlsartzt Dr. Reusch,
der gegen den ansdrücllichen Willen des Angeklagten von der Ver—
theidigung als Entlastungserperte geladen war, auf, der Ang/klagte
Jaide außer an Ep lepsie ouch noch an der Basedow'schen Geh'rn⸗
nerventrantheit und sei sicherlich nur im geminderten Gerade, mög⸗
licherweise sogat gar vicht zurechnungssähig. Dieses entlastende
Guͤtachlen ergriff die Vertheidignng und beantragte auf
Grund desselben Freisprechung. Die Geschworenen schlossen sich
jedoch in soferne der Aasicht der k. Staatsbehörde an, als sie die
Schuldfrage bejahten, fie verücksichtigten aber auch das zweifellos zu
—XXV Herrn Dr. Reusch und nahmen mil⸗
dernde Umstände an. Das Urtheil lautet auf 3 Jihre Gefängniß
und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf gleiche Dauer.
Die Gischworenen hatten mildernde Umstände angenommen.
Berchandlung gegen Friedrich Kost, 18/0 Jahre alt,
Acerer von Dammheim, Cantons Landau, wegen vorsetzlicher Kör⸗
perderletzung mit nachgefolgtem Tode des Verletzten, vertheidigt
durch Rechiskandidat Goldmann. Am Abende des 23. November
abhin war in der Badstube des Bäckers Behret zu Dammheim eine
größere Anzahl Dammheimer junger Leute beisammen, die Wein
mit einander tranken, den Einer von ihnen in einem Eimer herbei—
geschafft hatte. Zu diesen Burschen, unter denen sich der Auge⸗
ilagte befand, gesellte siw etwas später auch der 29 Jahre alte
Ackerer Jackob Bohläuder von Dammheim. Die Gesellschaft war
friedlich beisammen, bis der Angek'agie uch beigehen leß, odne
eden Anlaß dem Bohnländer eine beschimptende Aeußerung ins Ge⸗
sicht zu sa zen. Alle Anwefenden waren zornig über de Ungezogen⸗
heit des Angeklagten und Bohländer wurde so böse, daß er den
Angeklagien nit ·cinem Fa iststoß zu Bodene warf und fich dann ent⸗
fernte. Er ging jeboch vom Hofe dres Behret noch einmal zurück
in den Hausgang um etwas Vergessenes mitzunehmen. Hier traf
er mit dem Angeklagten, der mit den anderen Butschen fich gerade
entfernen wollte, zusammen. Beide geriethen in Disput, und Boh⸗
länder mißhandelte den Ang⸗klagten, so daß dieser blutete. Sodann
ging Bohländer in den Hof und schloß sih hier einem Belannten
un, um mit diesem heimzugehen, als der Ungeklagte plötzlich rasch
auf ihn zutrat und ihm ůuberfehens ein oder zwei Hiebe auf die
Biust verschtẽ. Nach wenigen Schritten stürzte Bohländer zusam
en und var eine Leiche. Er hatte einen Messerstich im Herzen,
der mit voller Kraft geführt und absolut tödtlich war. Der Ange⸗
tlagte gibt den Siich zu, behauptet aber, betrunken und durch die
empfangenen Schläge gereizt gewesen zu sein⸗ Das Messer wurde
im Hofe des Behret gefunden. Der Angeklagte wierd vom eigenen
Vater als ein ungezogener und unbotmäß'ger Bursche geschilder“.
Bohländer dagegen stand in sehr gutem Rufe. Die That des An⸗
gellagten ist um so bedauerlicher, als der Getödiete eine kranke
Frau nnd zwei kle'ne Kinder iu nicht gunstigen Verhältnissen hin⸗
Ferl eß. Die Verhandlung, die nichis wesentlich Neues ergab, endete
mit der Schuldigsprechung des Angeklagten unter Ausschluß mil⸗
derndet Umstände. Die Strafe lautet auf: 6 Jahre Zuchthaus
und Verlusn der bürgerlichen Ehrenrechte auf weitere 6 Jahre.
Damit endele diese letzte Schwurgerichtssession pro 1878.
Zweibrücken, 19. Deg. Die Eröffaung des pfälz.
Schwurgerich!s für das 1 Quartal 1879 ist auf Montag den 17.
Maͤrz festgesetzt und das Prasidium desselben dem k. Appelltath
Herr Jacob Fitting übertragen.
fLambrecht, 18. Dez. Gestern früh fand man den
Schmied Börner hier nebst Frau und Aind in deren Behausung
im Bette liegend, in ganz bewußtlosem Zustande. Dem ichnell
herbei gerufenen Arzle, Hertn Dr. Humbert von hier, gelang es,
den Mann und das Kind alsbald wieder zur Besinnung zu bringen.
die Frau jedoch wurde in das hiesige Spital verbracht und soll sich
noch nicht außer Lebenscefuhr befinden. Ursache davon war, was
Andern zur Warnung d'enen möze, das zu wete Herunterschrauben
des Dochtes der Petroleumlampe wodurch das Zimmer, resp. der
enge Raum, ganz rußig wurde.
pwürzburo⸗16. Dez. Ein Student der Medizin aus
Westphalen, Namens Siecen, wurde in vergangener Nacht durch
eine Patroulle arretitt; man sagt, er habe die Soldaten geneckt.
Unterwegs fuchte er zu enifliehen, uad als er auf Zaruf nicht
stehen bieb, gab einer der Soldalen Feuer. Siecken stürzte im
Rücken getroffen zusammen; man drachte ihn in's Spital, wo er
bald danach starb. (C)
(Der „Abdzta.“ wird über den Vorfall berichtet: „Kurz dvor
Nitternacht, als die Brückenwache am Main abgeldst wurde. neckte
in voruübergehender angetrunkenener Student der Medizin Namens
Siecken aus Lichtenau bei Paderborn die Soldaten und gab über
hr mangelhaftes Exerzitium ein abfälliges Urtheil ab. Der
ührtr der Patrouslle verstand unrecht und arretirte den Exzedenten.
Die Domsiraße hinunter ging der Transport ohne Hinderniß von
Statten, nach Passicung des sogenannten Leichenhofes machte aber
er Arrestant Miene, zu entfliehen, der führende Unteroffizier legte
wuf den Flächtling an und traf ihn so unglüchlich in den Rücken,
aß der Student sofort todt zu Boden stürzte. Augenzeugen be⸗
Jaupten, daß der Schuß ohne zuvoriges Haltrufen abgegeben wurde.
rirst nach dreimaligem Haltrufen hälte der Unteroffier schießen
ürfen. Der Uheber der unglückseligen That behauptet dazgegen,
dalt gerufen zu haben. Die Untersuchung wird üder diesen Punkt
soffentlich Klarheit verbreiten, unter 'allen Umständen verdient es
Hhatfen Tadel, daß aus so undedeutendem Aulaß ein Menschen⸗
leben geopfert wotden ist.“ Mit angcheiterten jungen Leuten, die
ich ungeitige Scherze erlauben, sollie man doch ein wenig anders
imgehen, als mit Vö dern und Banditen.“ (Wie die „N. Würzb.
Ztg.“ weiter erfährt, wollte der Geiödtete in din nächsteä Tagen
ein Examen ma hen; er soll der einzige Soha seiner Eltern sein.)
FeEin Haus von einem Wildschwein erstürmt. Ein Ereigni ß
nielleicht enzig in seiner Art, setzte dieser Tage ein Dorf in der
stahe von Meß in Aufregung. De Frau eines Einwohners war
—— knurrnde
JZaue aufmerksame gemocht, plötzlich ein Widjschwein auf sfich —*
ennen sah. Erschreckt eilte die Frau in das Haus zurlick und
aite gerade noch Zeit, in ihr Wohnzimmer zu gelangen, und die
Thüre hinter sih zu schließen, denn das wilde Thier war ihr auf
ein Fuße gefolgt und machte nags Versuche, in das Zimmer einzu⸗
ringen. Jezt steigerte sich die Anast der armen Frau dermaßen,
aß sie zum Fenster hinaus auf die Straße sprang und laut um
hütfe schrie. Alsbald war das Haus von zahlreichen, mit Mist⸗
jabeln und sonstigen Beräthen bewaffneten Leuten umst llt jedoch,
zermochte Keiner dem: Wüthen des Thieres, welches mitilerweile in
zie Küche gelangt war und au dem daselbst vorhandenen Geschirr
inen Zorn ausgelassen hatte, Einhalt zu thun. Zum Glück tonnte
hließlich ein Grenzau's her, der des Weges kam, herbeigerufen
berden, und es gelung diefem Beamten, durch einen gut gezielten
338 die Bestiezu lödten. Deeselbe wog ausgeschlachtet 125
fund.
prrane,urt a. M., 46. Dei. Der bekannte Schrift⸗
jeller De. Catl Gutzlow,welder in den letzten Jahren seinen
Wohpnsitz in Sachsenhausen dei Frankturt a. M. aufgeschlagen hatte,
vurde heute Morgeu todt in seinem Zimmer auf zefunden. Derselbe
alte, da er an Schlaflosisleil lut, gestern Abend wie gewoöhalich
inen starlen Cloraltrunk (H) zu sich genommen, beim zu Bette
gehen scheiut er sodann das brennende Licht unvorsichtiger Weise
u nahe an das im Zimmer b fidliche Sopha gestellt zu haben,
asjelbe sowie einige im Zimmer defindliche Stühle wurden von
der Flamme erfaßt und branuten bei starker Rauchentwidelung,
za der Zutritt feischer Luit verhindert war, nieder. Tr. Gutzkow
cheint von dem Qualm erwacht und aus dem Beit gesprungen zu
ein, wo ix — ehe er die Thür erreichen lonnte — leider vom
Frftickungstode ereilt wurde.
dDie halbo ficielle Berliner „Norddeutshe Allgemeine Zeitung“
schreibt in Nr. 259. II redactionell:
Aus der Rheinprovinz. Begründet 1839, umfaßt
daß Stollwerc'sche Etablissement, nach Vollendung
iner Biscuit-⸗Fabrik und Zucker-Raffinerie, alle Branchen des aus⸗
Jedehnten Industrie⸗Zweiges und zählt heute zu den bedeutinderen
nercantilischen Unternehmungen des Deutschen Reiches. Die Ge⸗
ude, innerhalb des Festurgsgürtel Cölu's gelegen, bilden einen
ünfstöckigen Complex mit 700 Fuß Straßenfronten. Drei Dampf⸗
maschinen von 84 Pferdekraft normal bewegen 115 größere Arbeits⸗
naschinen. Fünf Dampfhebewerke vermitteln den Verkehr der Lager⸗,
Fabrikations⸗ und Versandt Raͤume. Die Maschinenweilstätte, aus
velcher fast sämmiliche Maschinen nach Spec al⸗Constructionen her⸗
orgegangen, werden von einem besondern 16pferdigen Motor bedienk.
rigene Druckerei mit Schnell., Buntdruck und Handpressen, Car—
nnage Fabrik, Damp'schreinerei und Klempuerei mit allen er denl⸗
Hen Werkzeugmaschinen ausgzerüstet. Die Zahl der Arbe ter
hwankt zwischen 300 und 500 je nach der Jahreszeit. Das
Fiadlissement hat eigene Wosserleitung mit Hochteservoir, eine
pohlorgan sirlte Feuerwehr mit Dampjffspritze, Hausapothele, beson⸗
sere Kiattenkasse und Menage für das Personal. Acht meist ge—
hlossene Traneportwagen vermitteln den Veikeht mit Bahnen und
Dampischeffen. Die Firma besttzt eine grözere Anzahll eigene:
Magagine, wie sie in den Haupistadten Frankreichs und Englandz
nicht großartiger anzutteffen und ihre Producte sind edensowol auf
zet kaiserlichen Tafel als in der bescheidensten Hütte zu Haufe.
ie Thridelung nad dem Auslande ist durch die drücken den