St. Ingberler Anzeiger.
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M 26. Donnerstag, den 14. Februar 1878.
Deutsches Reich.
München, 12. Febr. Der Finanzausschuß hat gestern
Abend die Annahme des Targesetzes, die Einführung des Malz
aufschlags in der Pfalz und die Erhöhung der Erbsjchaftssteusr be⸗
ichlofsen, womit die Bilanzirung des Budgeis ohne Erhöhung der
direkten Steuern erzielt wird.
In der Sitzung des Finanzausschusses theilte der Finanzmi⸗
nister mit, daß das zu deckende Defizit der pfälz. Bahnen füe das
Jahr 1877 2,800.000 M. betrage, daß man jedoch hoffe, das⸗
jelbe im Jahre 1878 auf 2,500, 0000 M. herabzudrücken. Nährse
Aufschlüsse konnte die k. Staatsregierung über den Stand der pfälz.
Bahnen nicht geben5 der Minister des Aeußern war abwesend,
er weilt bekanntlich in Berlin. Mit Rücksicht auf diese Eröffnun—
zen wurde der Zuscheß für die pfäli. Bahnen auf 2,500,000 M.
pro Jadr festgefetzt.
München, 22. Febr. (Pf. K) Nachdem es unabämn
derlich beschwssene Sache ist, daß der Mialzaufichlag in der Pfalz
eingeführt wird, haben die pfälzischen Abgeordneten den Antrag
gestellt, daß derjenige Betrag, um welchen der Malzaufschlag in
der Pfalz die Quote übersteigt, welche sie verhältnißmäßig nach der
Erhöhung der Taxen rechts des Rheins zu tragen hätte, dem pfäl⸗
zischen Kreisfonds zugewiesen werden soll. Allein auch dieser Au-
trag wurde von sämmtlichen Mitgliedern der Rechten, welche selost
mit dem Malzaufschlag die Pfalz noch nicht genügend belastet er—
achten, gegen die Stimmen der Liberalen abgelehnt. Auch mit den
zerechtesten Wünschen läßt sih die Majorität in ihrer Antipathie
zegen die Pfalz nicht erweichen. Wie verlautet, soll nun noch
vdersucht werden, eine verhältnißmäßige Herabsetzung des pfälzischen
Earegistrement mit Angleichung an die rechtsrheinischen Taxen zu
arlaugen.
Berlin, 12. Febr. Wie autrhentisch veclautet, hat der
Zaiser beim Empfang des Reichstagspräsidiums nur im Vorüber⸗
zehen bemerkt, er hoffe, daß der Frieden erhalten bleiben werde,
eineswegs aber gesagt, daß die Situalion erust fri,
Baden-Baden, 11. Febr. Der „Frantf. Ztg.“ wird
zus Wien, übereinstimmend mit dem Parifer „Temps“', berichtet,
daß Rußland als Conferenzort Baden-Baden vorschlage und die
Berlinet Regieruug diesen Vorschlag unterstütze. Wir können aus
puverlässiger Quelle bestätigen, daß die Nachricht eine wohlbegrün-
dete ist. Fürst Gorischakoff hat eine Norliede für Baden-Baden,
wo er schon wiederholt längeren Aufenthalt genommen hat. (A. 3.)
Ausland.
Wien, 12. Febr. Da die Pforte den nachgesuchten Fer⸗
man zum Possiren der Dardanellen verweigerte, ertheilte Oesterreich
wie Frankreich dem nach Konstantinopel deorderten Theile des
Mittelmeergeschwaders Gegenbefehl. Die „Polit. Kori.“ meldet
angeblich aus Konitantinopel, die Paulte des Verttages, welche
ich der Saultion Europas entziehen, seien: die Auslieferung eines
Theiles der Flotte an Rußland und die Abtretung der Dobrudscha
an Rumänien.
Paris, 12. Febr. Alle Freimaurerlogen, die durch das
stabinet vom 16. Mai geschlossen wurden, echielten Erlaubniß
zus Wiedereröffnung ihter Thätigkeit.
London, 11. Februar. Die „Times“ meldet, Safpbet
Frd Sadyk Pascha gingen nach Adrianopel, um die russifch türkeschen
Siedensbedingungen festzusetzen. Die „Times“ detrachtet die
Fituation als sehr kritisch. In Rußland wäre elin Krieg mil
ingland populür. Die kleinste Taltlosigkeit des englischen Kabinets
aͤnnte jetzt folzenschwer werden. Ein anderer sehr ernster Leitar
kel läßt sich über die Folgen aus, wenn die Tür!ei der englischen
Flotte jeßt die Einfahrt in die Dardanellen verweigern sollte. Nach
yer, Times“ wird der Abschluß eines Defensiv⸗ und Offensiv-Bünd—
iisses zwischen Rußland und der Türkei in Berlin als Thatsache
erklärt. Der „Daily Telegraph? dagegen erklärt solches von Wien aus
als unwahr. In Konstautinopel geht das Gerücht um, die Türkei
werde die Konferenz gar nicht beschiden, weil sie schon all das ihrige
xXthan habe und den Rest Europa überlassen müsse. Der „Stan⸗
dard“ widerspricht offizios Rußlands angeblichem Plane die Ostsee
zu einem „mare clausum“ zu machen. Eine große —A
Matrosen setzt über den Balkan, angeblich, um die türkschen Kriegs⸗
chiffe zu übernehmen. — Alle Londoner Journale betrachten die
Sitnation als sehr ernst, da die britische Flotte zrotz der Ankündi⸗
zung im Parlamente, noch nicht in die Dardanellen e ngefahren
ist und wenn auch die Nachricht von üürkischen Feindseligkeiten
zegen die englischen Schiffe nur ein Börsengerücht ist, so befürchtet
man doch hier Verwicktungen.
London, 11. Februar. Ich erfahre aus allerbester Privat⸗
zuelle, daß die russisch-tür kische Allianz ein fait acompli ist. Die
Türken schnauben Wuth gegen England und wünschen dessen De⸗
nüt igung durch Rußland. Die Verweigerung des Einleffes der
uglischen Flotte in die Dardanellen ist auf Rußlands Geheiß ge⸗
chehen, was folgenschwer fein dürfte. Damat Pascha und General
Ignatieff sind schon im besten Einvernehmen und Rußland garan⸗
itt der Tütkei den unbestrittenen Besitz des Territoriums, sowie
SZchutz gegen Englard. Dies ist die heutige Situation.
London, 11. Februar. Der minssterielle, Globe meldet:
Die Admiralität beauftragte 4000 Arbeiter, in den Chatham-Werf⸗
sen schleunigst mittelst Ertra⸗Arheit alle dortigen Schiffe fertig aus⸗
zurüsten.
London, 12. Febr. Die Panzerschiffe der Canalflotte
sind sofort nach Gibraltar beordert und zwar in Folge der tür—
kischen Weigerung, die Durchfaührt durch die Dardemellen zu ge⸗
statten. (Fr. 3.)
In der „Pfälzer Ztg.“ wird die Zusammensetzung des Kol⸗
legiums der Kardinäle nach der Nalionalifät folgendermaßen an⸗
zegeben: 38 Italiener, 6 Franzosen, 3 Spauier, 2 Engluͤnder,
* Oesterre cher, 1 Pole (Ledochowsti), 1. Deutscher (Hohenlohe),
Portugiese, K Belgier und 1 Amerikaner.
Athen, 12. Febr. Depeschen von der thessalischen Grenze
melden, daß Tscherkessen und Baschibozucks Domoko plünderten und
ia den umlie enden Ortschaften unter der christlichen Bevöllerung
ein Blutbad anrichteten.
Petersburg, 12. Februar. Der Reichskanzler Fürst
Bortsnakoff hat den russischen Botschaftern in Berlin „Wien,
London, Paris und Rom unter dem 10 d. folgendes Telegramm
zugehen lassen: Die englische Regierung hat sich“ auf die Verichte
hres Botjchafters in Konstantinopel entschlossen, einen früher erhal⸗
enen Ferman dazu zu benutzen, einen Theil ihrer Flotie nach
Tonstantinopel zu dirigiren, um Leben und Sicherheit der dortigen
enzlischen Unterthanen zu schützen; andere Mächte haben die⸗
selben Maßregeln mit Rüchsicht auf ihre dortigen Unterthanen
ergriffen. De Gesammtheit dieser Amstände zwingt uns auch
ansererseits auf Mittel bedacht zu sein, um die Cyristen zu schützen,
deren Leben dedroht sein würde; um dies Resultat zu erreichen,
„eabsichtigen wir einen Theil. unserer Trnppen in Konstanninopel
inrücken zu lassen. — Die Agence gencrale Russe“ fügl dieser
Meldung hinzu, dem Großfürsten se en bereits entsprechende Befehle
ugegangen.
Vermischtes.
F Bei der am vergangenen Sonntag in Kaiserslau⸗—
'erin ftattgefundenen Generalversammlung des pfülzschen Feuer⸗
vehrverbandes waren von 70 dem Verbande angehorigen Feuer⸗
vehren 40 vertreten. Die vom Ausschusse vorgeleglen Satzungen
vurden nit einigen Abaäͤndernngen angenommen, ülls —X
wischen dem Verbande und den einzelnen Feyerwehren wurde die
Bründung von Belirk?vecbänden anempfohlen und jedem Bezirke
ür das Jahr 1878 -79 50 M. zur Bestreitung der dazu nöthigen
Ausgaben bewilligt. Die Organisation soll mit dem 1. März ins
Leben treten. Die wesentlichsten Best'nmungen der Normalaus
cüstung sind, daß küuftighin Joppen von dunlelgrauem Tuch, mit