Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberter Anzeiger. 
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M 28. SEonntaa- den 17. Februr 1878. 
Deutsches Reich. 
München, 185 Febr. In der heutigen Sitzung der Ab 
geordnetenkammer gelangte der Gesetzentwurf, die Abaͤnderung der 
Tarxgesetze in den Landestheilen red is des Rheines zur Berathung 
— Annohme. Danach 
nd die Taxe fur diejenigen notariell beurtundeten Keufe, Tausch 
Schenkungs⸗ und sonstigen Vocträge, welche die Uebertragung des 
Figenthums an beweglichen Sache zum Gegenstaud. haben, von 10 
Pi. für je 12 M. auf eine soiche von 2 Pf. für je 12. M. 
— 
bihden und Legatarien haben von den ihnen anfallenden Erb⸗ 
schasten und Vermächtnifsen zu entrechten, 3. 4 Pf. von je 1M. 
des Ecdlassers Geschwister und Geschwisterkinder, Großeltern und 
entfeintere Berwaundte in aufsteigendet Linie, sowie Stiefeltern und 
Suieftindern, b. 6 Pf. von je 1 M. die weiteren Verwaundten des 
Erblassers in der Seitenlinie des dritien und vierten Verwandschasis⸗ 
zrades (nach dem Cidilrechte), e. 8 Pf. von je 1M. alle übrigen 
rben vnd Legatarien. Bei dieser Tarberechnung sind die auf den 
Erbantheilen und Vermächtnissen haftenden Schulden in Abzug zu 
hringen. Liegt ein Inventar nickt bor, so wird der Werth nach 
der Vorschrift der Art 28 und 29 des Taxgesetzes vom 28. Mai 
1832 erhoben. Art. 4 des Geschzes zählt diejenigen Berwandsgrade 
ze. auf, in welchen lein Taxen erhoben wird und Art. 8 enthaͤlt 
die Einführungsbdestimmungen. 
Mu n chen', 14. Feobr. Die Abgeordnetenkammer nahm 
den Artikel 10 des Fmnanzgesetzes, betteffend die Einführung des 
Matzaufschiages in der Pfalz, fast einstimmig an, ebenso ben dazu 
gesteüten Antrag Vaillant: das üder den Betraz von 1,300,000 (7) 
qk. auftommende Plus des Malzaufschlages solle der pfälzischen 
Kreisgemeinde zufallen. 
Berlin, 12. Febr. Der Kaiser hat wegen des Noth⸗ 
andes unter der Bevölkerung von Konstantinopel dem deulschen 
Botschafter daselbst 10,.000 Franken zur Unterstützung der Noth⸗ 
leidenden ohne Unterschied des Glaubens und det Nationalität zur 
Verfügung gestellt. (R.⸗A.) 
— Berfkin, 14. Febr. Fürst Bismarck ist heate Abend 5 
Udre 50 mit Familie hier eingetroffee. 
Aussand. 
Wien, 14. Febr. Die Pester Blätter verlangen immer 
heftiger den Krieg gegen Rußland. „Elenöt“? und „Pester Lloyd 
plaidiren in Wiener Bricsen „von zuter Seite“ für eine kriegerische 
Uttion mit Euglands gegen das wortbrüchige Rußland. Die hie⸗ 
sigen Joutnale predigen Mäßigung. Andeassy soll neuerdings eine 
Nole nach Petersburg gerichtet haden, worin der sofortige Zusammen⸗ 
tritt der Conferenz verlangt wird. Aundrassy gesteht Gortschakow's 
Vorsitz zu, beansprucht aber für die Conferenz das Recht, selbst die 
Grenzen ihrer Wirksamkeit zu ziehen. In Petetsbutg hat man 
wenig Neigung, hierin nachzugeben. 
Rom, 14. Febr. Gestern Abend um 6 Uhr begaben sich 
die Catdinäle aus der Sala del Contistoro hinunter in die Capelle 
del Sacramento, um dem Papst zum letzten Male die Füße zu 
züssen. Migr. Folicaldi, der Erzbischof von Ephesas, umgeben vom 
Domkapitel, besprengte hierauf unter Absingung des Misere die 
Leiche mit Weihwasser; um 684 Uhr bezab sich darauf der Zug 
durch das mit zahllosen Faceln beleuchtete Mittelschiff zur Con⸗ 
fession an das Grab des — postels, woselbst 89 ewige Lämpchen 
brennen; doran schritten Herolde, ihnen folgten das Capuel und 
die Erzpriester von St. Peter, hierauf kamen der Sarg, von Cap⸗ 
länen und Robelgarden getragen, und ihm schlossen sich unmittel⸗ 
bar der päpftliche Hof, die Kammerherren sowie die Eingeladenen 
an. Der Zug ging dann an der alten ebernen Statue des Apo⸗ 
stels Petrus vorbei und um das Tabernalel Bernins herum zur 
Dapella del coro, wo unter dem Gesang der paͤpstlichen Capella 
Glulia die Leiche beigesetzt werden sollte. Der Majordomus Ricci 
breitete ein wiißes Tuch über d.e Leiche; dann erhoden die Caplane 
don St. Peter den Körper von der Bahre und legten ihn, der 
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mit vollein päpstlichen Ornat geschmückt ist, in einen ersten, mit 
Carmoisinsammt gefülterten Sarg von Pinusholz; in diesen Sarg 
wurden zugleich 64 goldene und silberne Medaillen so wie ein 
Pergament niedergelegt, das die Geschichte des Pontificats Pius IX. 
childert. Dann ward der Sarg zugeschraubt und in einen zweiten 
oleiernen gehoben, d sseu Bleideckel zugeldihet ward, während der 
ugezogene Capitels⸗Notar den über das Begräbniß aufgenommenen 
olarieslen Act verlas. Der siebenfach versiegelte Sarg trägt als 
Schmuck ein Kreuz, das papstliche Wappen mit der dreifachen 
drone, ohne die beiden Schlüssel, so wie eine Inschrift mit dem 
Namen des Papstes und der Angabe der Dauer seiner Regierung; 
er ward schließlich in einen dritten Sarg von Nußholz eingehoben. 
Begen 8 Uhr war dies: Einsargung vollendet, und nun wurde mit 
—XE—— 
igen Sarkophag gegenüber dem Monument Innocenz' VUI. empor⸗ 
Jeboben und unter Absingung des Benedictus dominus Deus Israel 
Jermauert; um 894 Uhr wur auch diese Ceremonie beendet. (S. Z.) 
London, 14. Febr. Der „Stardard“ meldet, das De— 
partement füc das Trausportwesen unterhandle mit mehreren großen 
dieseranten wegen nöthigenfalls unvetzüglicher Lieferung bedeutender 
Zuantitäten Mundvorrath für die Armee. Alle Kriegsschiffe in 
Halta seien beordert, schleunigst zur Orientfloite zu stoßen. Die 
„Devasiation“* segele heute ab. 
Bukarest, 14. Febr. Zwei russische Lager werden in 
Rumänien gebildet: bei Plojesti in der Stärke von einstweilen 
30,000, und bei Roman in der Moldau mit 10,000 Mann. 
VBVermischtes. 
eSt. Ingbert, 16. Febr. Die Vorarbeiten zum Bau 
der Bahnm von hier nach Saarbiücen nehmen rasch ihren Fort⸗ 
zang. In den letzten Tagen wurden bereits die zum Bau ersor⸗ 
derlichen Fän dereien auf hiesiger Gemarkung von der Direc⸗ 
tion erworben. Schon am Montag und Dienstag halite eine von 
pieser auf Vorschlag des kgl. Bezirksamts berufene Commission, be⸗ 
jehend aus den Herren W. Kahn, M. Thiery und P. J. 
Woll, die Abschätunng der betreffenden Ländereien, welcher 
m Namen der Direktion die Herrn Oder⸗Inspeltor Heller und 
Bezirls⸗Ingenieur Mülhleir anwohnten, vorgenommen. Diese 
Arbeit wurde von den damit betrauten Herren, wie allerseits versichert 
und anerkannt wird, auf das Gewissenhafteste und Anpartheiischste 
erledigt. Nac ihren Vorschlägen soll im Ganzen für die erwerben⸗ 
den Grundstücke auf hiesigem Banne die respeltadle Summe von 
108,000 Mrk bezahlt werden. Daß Mauche, die vor einigen 
Jahren ein Grundstück um billigen Preis erwatben, damit heute 
einen schönen Gewinn erzielen, versteht sich wohl von selbst. Die 
Vertreter der Bahn, wie auch die weitaus meisten der betheiligten 
Grunddesitzer etklärten sich mit den Ansätzen der Commisfion einver⸗ 
tanden und dabden letztere schon am Donnersftag und Freitag den 
Vertauf ihres Eigenthums an die Bahn zum angefetzten Preise ein⸗ 
gegangen. Wie wir hören haben nur einige Grudbesitzer dieses 
ais jezt noch nicht geihan, weil sie glauben, einen höhern Preis 
ordern zu müssen, als ihn geboten wird. Es kann diese Weigerung 
eine nochmalige Abschäßuag der betreffenden Grundstücke durch nicht 
hiesige Texatoten na sich ziehen, doch wird sie hoffentlich den 
Fortgang der nöthigen Vorardeiten zum Bahndau nicht stören. 
Neustadtk, 12. Fedt. (B.⸗Zig.) Nicht weniger als 43 
der hiesigen Herrn Spezerei⸗ und Kolontalwaatenhänder waren heute 
vor das Pol zeigericht geladen, protokollirt „wegen Uebertretung 
det Bestimmungen Uber das Lagern von Petroleum*, wofür als 
Aufbewahrungsott ein gewölbter und mil eiserner Thür verschließ⸗ 
barer Keller verlangt wird, der aber, wie jeder Neustadter weiß, 
in einem großen Theil des Stadigebietes nicht vorhanden und nicht 
Jerstellbar ist. Das Petroleum lagert darum theils in Balkenkellern, 
heils in zwar gewölbien, aber der Eisenthür ermangelnden Kellern, 
heils auch in offe en Räumen, Höfen ꝛc. Sämmiliche Angellagten 
vurden ia Geildarafen verfallt, meisens zu 4 M., ein paar auch