Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberter Anzeiger. 
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Donnerstag, den 6. März 
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Deutsches Reich. 
München, 3. März. Die beiden Kammern des Land— 
saus wurden heute durch kal. Botschaft bis auf Weiteres vertagt. 
In der diesmaligen Landtags Session von achtwöchentlicher Dauer 
ist Bedeutendes geleistet worden. Es wurden die vier Ausführungs⸗ 
zeseße zu den Reschsjustizgesetzen und der Gesetze uwurf über d'e 
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zesez zum Geseßz über den Verwaltungsgerichtshof, ferner wurden 
die Gesetze Aber Erhöhung des Betriebssonds der Centralstaats⸗ 
asse, über Behandlung der Gebühreno?dnung und der Erbschafis- 
stteuet, dann über die Besteuerung der Gewerbe im Umherziehen, 
serner die Anträge bezüglich der Wucherfrage, in Betreff der Straf⸗ 
gewalt des Reichstages u. A. erledigt. 
München. Laut Entschließung Sr. Maj. des Königs 
haben im sommenden Herbst bei beiden baierischen Armeecorpt 
größere Uebungen stauzufinden; die beiden Pionierbataillone sind zu 
denselben nicht heranzuziehen, sondern haben gesonderte Uebungen; 
die baierische Besazungsbrigade in Met, das 2. Jäger-Bataillon 
und das 5. Chevaure ers Regiment betheiligen sich an den Uebungen 
des 15. deutschen Armeecorps. 
Aussland. 
Der Gemeinderalh von Paris hatte an den Seine⸗Prafellen 
das Verlangen gestellt, daß die geistlichen Orden angekörigen 
Ledrer und Lehrerinnen don en Pariser Schulen und Kinderde⸗ 
wahranstalten entfernt und durch weltliche ersetzt werden sollten, und 
war ohne auf die Erledigung einzelner Stiellen zu warten. Der 
Seine⸗Praͤfelt holte li rüber die Weisung des Unterrichtsministers 
Jules Ferry ein, und diese lautete, doß er in einer so heitelen 
Sache mit größter Vorficht vorgehen, vor Allem die Erhaltung des 
mneren Friedens im Auge behalten müsse und jedenfalls nur dann 
eine Aenderung eintreten lassen dürfe, wenn er Personal zur Ver⸗ 
fügung habe, um die Lücken ausfüllen zu iönnen. 
Der Krakauer ‚Czas“ meldet aus Kiew von neuen nihi⸗ 
Astischen. Unruhen dafelbst. Am 24. b. M., heißt es dort, erfuhr 
pie hiesige Polizei, daß in der Straße Molowlodz'mirski Nihllisten 
dehufs einer Berathung versammelt waren. Als die Gendarmen 
ias Lolal traten, filen Revolverschüsse. Ein Gendarm wurde 
niedergeschofsen. Hierauf schossen auch die Gendarmen; flinf Nihi— 
listen und mehrere Gerdarmen wurden verwundet. Miilitär bese ßte 
das Gebäude, verhaftete Nihilisten und nahm Schristen weg. 
Bleichzetig wurden in der Straße Ritarsli nach stattet Gegenwehr 
Nihilisten verhaftet. 
FBergzabern, 3. März. Gestern Mitag um 3 
Uhr stürzte das 2*3 Jahre alte Kaäbchen des Ackerers Schickel von 
stupsweher in die im Hose befindliche Pfuhlgtube, qus welcher es 
von seiner Mutter als Leiche herausgezogen wurde. (L. A.) 
rSpeyer. Die für das Jahr 1879 abzuhaltende Konlurs⸗ 
Prufung der zum Stodtsdienst adspirirenden Rechtstandidaten wird 
Montag den 12. Mai 1879, Morgens 8 Uhr, im Saale der J. 
Studienanstalt Speher erdffent werden. 
J Speyer. Von den pro 1879 zur Vertheilung kommen⸗ 
den Staatsbeiträgen zu protest Kultusbauten im Gesammtbetrage 
von 5400 M. erhalten die Gemeinden: Homburg für Kirchenbau 
100 M., Hüfflee⸗Wahnwegen für Bau eines Bessaales 600 M., 
2udwigswinkel zum Bau eines Beisaales 1300 M.— Ernstweiler zu 
dirchenteparatur 330 M., Großsteinhausen zum Kirchthurmbau 200 
D., Eppstein zum Pfarrhausvau 200 M., Göcklingen zum Pfarr⸗ 
jausbau 300 M., Ellerstadt zum Kirchenbau 300 M., Dörrmoschel 
sur Kircherreparatur 450 M., Karlsberg zum Pfarrhausbau und 
jur Kirchenreparatur 300 M., Kirchheim 6/E. zu Kirchenreparaturen 
200 M., Leiflabt zum Kirchenbau 600 MßDi. 
7Speyer. Für den Bau der Reischerkirche dahier 
vpurden bissher 180,000 M. gesammelt, und dürfte sich diese 
Summe im Lauf des Jahres voraussichtlich auf 200,000 Pe., also 
das ersie Viertel des nothwendigen Baucapitals erhoͤhen. (P. Post.) 
Saarbrücken, 8. März. Heute Morgen begannen die 
Berhandlungen in Sachen der Marpinger Vorgänge. Nach Kon⸗ 
tituirung der Angellagten und Zeugen leitete der Staatsanwalt 
die Anklage ein. 
7In Aschaffenburg hat sich ein Comile gebildet zur 
nlersftüßzung der Rolhleidenden im Spessart. In verschiedenen 
Dörfern des Spessart soll die Nohh groß sein. 1J 
rVDarmstadt, 85. März. Heute Nacht brannte es in 
em vorn Großherzoge gegenwärtig bewohnten Theile des Schlosses. 
Das Feuer dlieb auf den Dachstuhl beschtänkt. 
7Brufsel, 8. Marz. Das lkoͤnigl. Schloß Tervueren, 
»ie Residenz der Prinzefsin Charlotte, ehemalige Kaiferin don 
Mexito, ist durch eine Fenersbrunst gänzlich. zerstört; Nemand ist 
aber ums Leben gekommen. Die Kaiserin Charlorte siedelte nach 
schloß Laeten über. 
fVorsicht ist die Mutter der Weisheit, dachten zwei Diebe, 
velche Nachts in der Nähe von Tuchel einem Bauern eine Kuh 
ius dem Stalle holten. Um nämlich bei dem hohen Sqnee die 
Spur niqtt zu verrathen, zogen sie der Kuh Stiefel an und führlen 
uͤt so von dannen. 
F Von einem Deutschen in Haili, einem Hertn C. H., rhalt 
as Kreisblatt fsür den Kreis Zegenhain nachfolgende in eressante 
krzählung Am 1. Januar feierte man in dani das Feß der 
inabhängigkeit“ zur Erinnetung an d'e an diesem Tage des Jahtes 
804 nach blatiger Revolution erfolgte Erklärung der Unabhängig⸗ 
eit von Frankreich. Den Hauptglanzpunkt dieses offinellen Festes 
ildete ein großer, aus den Behörden, dem Militär, der Nanonal- 
atde, den Vertretern der Kausmannschaft ec. zusammengesetzter Zug, 
er sich nach dem , Woffenp'atz“ begibt, wo einige schöne Reden 
ehalten, Vusikstücke gespielt und Vitloriaschüsse abgefeuert werden. 
Die zu letzterem Zwecke bestimmte Artillerie bildete den Schluß deß 
cwähnten Zuges und erregte besonders das Interisse von uns 
Deutschen, die wir von dem Ballon eines Landsmannes aus den 
Jug dorbeimarschiren sahen. Es waren zwei Bronzegeschütze, jedes 
jezogen von zehn Mann, sämmtlich Schwarze, und kommandiri von 
xei „Officieren“. Wit kamen nun, auf den Gedanken, die An— 
änglichleit dieser „Kanoniere? an ihre Beschtze zu prüfen, und 
varsen zu dem Zwecke einige kleine Geldstücke auf die Straße; in 
inem Moment waren die Kanonen verwaist gelassen, Officiere und 
Zoldaten waͤtzten sich auf der Erde herum, um die Kleinode aus 
em Staube aufzulesen, ein Schauspiel, an dem wir uns boͤchlichsi 
rgößten. Der uͤbrige Zug ging ruhig seinen Weg fort ohne die 
Art lleristen, die um jedes neu geworfene Geldftück mit ftischem 
Huthe den Kampf aufnahmen, wobei es an Stößen und Schimpf⸗— 
vorten nicht fehlten. So verging etwa eine Viertelstunde; inzwi⸗ 
Fermischtes. 
St. Inabert. Die diesjährige Frühjahrs Kontrollver⸗ 
jammlung findet dahier am 5., zu Blieskastel am 4. April ffatt. 
7R. KirtelNeuhäusel. Am Morgen dis 3. d. 
Mis. brach in dem Hause des Aderers JacobHuf song dahier 
Feuet aus, das in wenigen Angenblicken säͤmmtliche Heu⸗ und 
Strohvorräthe verzehrte. Sonstiges Mobiliat wurde durch das 
rasche und musterhafte Eingreifen der hiefigen jungen Manner ge⸗ 
cettet, obwohl sich unsere Feuerspritze, die zwar gewöhnlich, wenn 
fie zur Brandstätie gebracht wurde, ihre Wirlkung versagte, in 
Homburg befand. Ver Brand nahm auch in so fern einen gün— 
ttigen Verlauf, als die zwei RNachbargebäude, welche sich links und 
cechts mit dem abgebrannten Hause unter einem Dache befanden, 
iemlich verschont geblieben sind. 
BZweibrücken, 8. März. Die giftern in Ludwigs⸗ 
hafen versammelt gewesene pfälzische Handelskammer hat fich mit 
Ausnahme einiger wenigen Stinmen gegen die gesetzliche Normir⸗ 
aung des Zinsfußes sowohl als gegen die Beschrankung der Wechsel⸗ 
saͤhigleit erllärt. 
Der Vorschußverein Glanmünchweiler hatte im 
Jahre 1878 bei einer Mitgliederzahl von 91 einen Gesammiumsaß 
von 844,683 M. 22 Pf. und erzielle einen Rheingewinn von 
2158 M. 84 Pf. Hievon erhalten die berechtigten Stummantheile 
32 00 Dibidend⸗.