Full text: St. Ingberter Anzeiger

Sl. Ingb erler Anzeiger. 
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Der St. Jugberter Auzeiger und »as (2 mal wöheatlichz? mi dem H auotblatte verduidene aterhaltungsblati. Soantags mit illustrirter Bei⸗ 
lage) erscheint woͤchentlich viermal; Dienstan, Donnerstan, Sunstig uund Soririg. Der Abonnementspreis beträgt vierteliahrlich 
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* M 40. 
Dienstag, den 11. März 
16179. 
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Deutsches Reich. 
Berlhir. Der Kaiser glitt om Nachmittag des 7. d. M., 
beym Gehen auf dem glatten Parquetboden aus und erlitt ne 
leichte Contusion an der rechten Hüfte. Am nächsten Tage nahm 
er in gewohnter Weise die regelmäßigen Vorträge entgegen. 
E.Der Gesetzentwurf betr. die Strafgewalt des Reichs⸗ 
dags wurde vom Reichslag gegen die Stimmen der Deutscheonser⸗ 
pativen und einzeiner Freikonservativen abgelehnt. Dagegen wurde 
folgender Antrag Sta ffenbergs angenommfn: Für den Fall der 
Ablehnung des Gesetzeniwurss möge das Haus der Geschäftsord⸗ 
nungskommisfion den Ausftrag ertheilen, unter Vorsiß des Praͤfiden⸗ 
len des Reichetags die Frage, ob eine Aenderung der Geschäfts⸗ 
ordnung nothwendig sei, zu prüfen und im Bejahungsfalle for⸗ 
mulirte Vorschlage an das Haus zu bringen.“ 
Im Reichstage beginnen sich die wirthschaftlichen Parteien zu 
rühten. So haben die Freihandler und gemäßigten Freihändler 
om Sonnabend sich dahin ausgesprochen, daß. so lange bestimmte 
Zollvorlazen der Reichsregierung nicht vorliegen, der Reichstag auf 
jede Initiative verzichten müsse. Bei dieser Gelegenheit erklarte 
Herr von Bennigien, der mit seiuem Freunde Miquel dem gemäßig⸗ 
ten Schußzoll zuzuneigen scheint, daß er zwar gegen Getreidezoͤlle 
sei, daß er jedoch im Intresse einiger nothleidenden Industrien für 
einen mäßigen Schutz derselben eintreten wolle. 
Zur Entlastung des Reichbudgeis um beinahe 31 Millionen 
Mark wird in einem Berliner Biane bon sachkenner scher Feder 
der Vorschlag zut Emsührung des Inflituts der Zwejahrig · Frei⸗ 
willigen“ gemacht. Die betreffende Rummer diefes Blattes cittu⸗ 
lirte im Reicheiage, und der Vorschlag, welcher nach der Annahme 
des Verfassers die Wehrkeaft und Schlagfertigkeit des deutschen Hee⸗ 
res durchaus nicht beeinträchtigt, ist von vielen Abgeordneten nicht 
unbeachteet geblieben. Derselbe; befürwortet die Errichtung eines 
Militär⸗Instituts nach dein Buster jenes der Einjaͤhrig-Freiwilligen 
mit einer zweijährigen Dienstzeit. Die Zulassung zu dieser Dienst 
zeit joll ebenfalls von einer durch ein Gesetz näher zu bestimmenden 
Bildungsstufe abhängig gemacht und mit der Verpflichtung verbun⸗ 
den werden, daß der beireffende Dienstpflichtige aich während der 
Dauer semer Dienstzeit selbst befolde, wahrend alle andern Bedürf⸗ 
nisse ihm vom Staate gelsefert würden, wie jeden Wehrmann zum 
Unterschied von den Emjährig-Freiwilligen. 
Berlin. Nagdem fasi sämmuliche ärztliche Vereine in 
Preußen und dem üdrigen Deutschland sich gegen die Zulassung 
der Realschulabiturienten zum Studium der Meblcin ausgesprochen, 
gilt es für wahrscheinlich, daß der Cultusminister Dr. Falk der 
Regierung diese Zulassung nicht empfehlen werde. 
Straßburg, 8. März. Der —XXL 
fast einstimmig foigende Erklärung beschlossen: „Der Landesausschuß, 
jn Erwägung, daß es seht wünschenswerih ist, daß ElsaßLothrinzen 
eine constitutionelle Repräsentativ⸗Regierung und für seine Landes- 
dertretung das Recht der patlamentarischen Initialide etlange, spricht 
den Wunsch aus, es möge Eilsaß Lothringen eine eigene Verjassung 
als Bundesstaat mite dem Siß der Regierung in Straßburg und 
deren Vetretung im Bundesrathe gewährt werde. 
Aussand. 
Paris, 9. März. Marschall Mac Mahon hat — sobald 
tr von dem Entschluß der Untersuchungstommission vernahm, das 
Ministerium des 16. Mai in Antlage⸗Fustund u versetzen — an 
den Präsidenten Geevy einen Vrief gerichtet, in welchem er erklaͤrte, 
daß er — im Falle die Berfolgung gegen die Cabinette vom 16. 
Dal und 18. Rovember einirin — sich vor dem Senate einfinden 
würde, um die Verantwortlichkeit der Handlungen des Cabinets vom 
16. Mai sür sich in Anspruch zu nehmen. 
MNeapel. Der Wahrspruch der Geschworenen gegen Paf⸗ 
annante lautet auf Schuldig ohne Zulassung von Milderungs⸗ 
grlinden. Passannante wurde zum Tode verurtheilt. (Passannante 
hatte belanntlich im verflossenen Jahre auf Köonig Humbert bei 
dessen Einzug in Neapel einen Mordversuch gemacht 
RKeonstantinopel. General Slebeleff geigte den für⸗ 
lischen Behörden an, die Räumung Adrianopeis und Thracjens 
werde in 14 Tagen beendet sein, das Haup'squartier werde nach 
Slion verlegt; Totleben vperbleibe bis zue Rückehr nach Rußland 
in Varna. 
BVermischtes. 
009 Aus dem Bliesgau, 10. März. Gestern wurde 
'n Erfweiler unter sehr zahl reicher Betheiligung die Beneral⸗ 
versammlung des Mbistbauvbereines anper Blies“ 
abgehalten. Aus Nah und Fern eilte man herbei. Herr Pfarrer 
Rartter, die Seele des Vereines, hieß die Anmesenden herzlich 
wisllommen. Der Jahresbericht, der nuͤn verleser wurde, bot viel 
des Interessanten. Nach demselben besteht der Verein zur Zeit 
aus 165 Viitgliedern mit einer Jahreseinnahme von 858 Mark 
und einer Ausgabe von 343 Mark. Rühmend wurde —XC 
hoben, daß der Ausschuß des landwirthschaftlichen Kreisvereinz dem 
Vereine eine Unterstützung von 100 Piark überweisen ließ. 30 
Orts vasten des Gaues sind durch Mitglieder vertreten. In diesen 
Detschaften, besonders in Ensheim, wurden im Laufe des Jahres 
elehtende Vorträge aus dem Gebiete der Obstbaumzucht gehalten. 
Die Baumschule besteht aus 2080 Setzlingen. Beklagt wurde, 
)aß das Wild an den Bäumchen manchen Schaden anrichtete. Bei 
der abgehaltenen Vorstandewahl wurde H. Schutzförster Lehmann 
dorstand,“ H. Pfarrer Rütter Sekretär und H. Fries dtechner. 
Die drei Gewählten sind von Erfweiler. Hr. Pfarret Rülter hielt 
zierauf einen sorgfältig ausgearbeiteten Vortrag über die Veredlung 
der Bäume. Nach einer Besichtigung der Baumschule, wobei ˖ ein 
z)om auf den H. Pfarrer ausgebracht wurde, schloß die Versamm⸗ 
ung. Man war allg-mein befriedigtüber den Verlauf. Nach 
»em man sich nach Erledigung der Vereinsangelegenheiten auch 
oͤrperlich gekräftigt halte, ging jeder mit guten Vorfuͤtzen ausge⸗ 
üstet seiner Heimnath za. H. Pfarrer Rültet aber, der in so un⸗ 
igennüßiger Weise fott und fort bestrebt ist, durch Vorträge sowohl 
vie durch die Prazis in der Baumschule, den Verein segensreich 
nutzubreiten, sei hiermit der wärmste Dank ausgesprochen. Möge 
t noqh lange in Erswerler wirten!“ 
Aus dem Bliesthal wird der „Zw. Ztg.“ gefchrieben. Der 
Büterderkehr über unsere Bliesthalbahn ist ein so großer, daß ein 
Büterzug nicht mehr gut ausreicht und man sich mit dem Gedanken 
täͤgt, einen zweiten einzuführen. Wie wir dernehmen, soll auch 
ne Eröffrung der Bahn sür den Personenderkehr jn nicht weiter 
jerne stehen. Der Bahuhof Bierdach erleidet abermals eine Erwei— 
erung, es scheint daß in dieser Siation die Güterwagen füe die 
lieahalbahn und darüder hinaus, welche die Züre von Zweibrücken 
ind St. Jagbert bringen, abgestellt und hier von den direkten 
büterzügen aufgenommen werden. 
rAussder Pfalz. Die Local⸗ und Districis⸗H'lfstassen 
er Pfalz haben im Jahr 1878 eine Capitalsmehrung von 66,390 
N. 64 Ppp. ethalten. Ihr Capitalstock betrug am Schluß des 
Jahres 1,865.174 M. 99 pf; die Zahl der Schuldner war 
3646, d. i. 273 mihe als zu Ende des Jahres 1877. 
Der Vorschußberein Kirchheimbolanden, welcher 553 Mit⸗ 
jlieder zählt, erpelte im verflossenen Jahre bei einem Gesammtum⸗ 
chlage von 8,866,0583 M. 5 Pf. einen Reingewinn bon 16.009 
Dt. 19 Pf. und vertheilt eine Dividende von pCet. Der Verein 
tfährt als Gläubiger der fallirten VDüsseldorier Gewerbebank einen 
theblichen Verlust, der indessen aus der Special⸗Reserve, ohne den 
Xeservefonds in Auspruch nebmen zu müssen, gedeckt werden kann, 
Winnweiler, 6. Mätz. In diesen Tagen wollte in 
Bundersweiler ein lediger 60jähriger Ackerer seinem Leben durch 
Erhängen ein Ende machen, wurde aber noch rechtzeitig abgeschnitten 
und durchgeprügelt. Der Lebensüberdrüssige in ein Schnaps⸗ 
krinker. Pf. V.) 
tDie Aktiengesellschaft Steingutfabrik Kaiserslautern zahlt 
für 1878 keine Dividende. 
fIn Bergzabern geht man nach den „S. W.“ mit 
dem Gedanken um, eine Lolal⸗Gewerbes Ausstellung zu veranstalten. 
74 Firmen haben bereits ihre Betheiligung zugesagt. 
7 Am vergangenen Donnerstag wurde ein Atbeiter in einer