Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberker Anzeiger. 
Der St. Jugberter Auzeiger und das (z mil wöheitlih! mu dem Hraotoratte vecdandene Uitexyattun 130latt. KSonntage mil illustrirter Bei⸗ 
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11879. 
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Deutsches Reich. J 
Bertin, 12. März. Der Reichtanzeiger“ weldet: Im 
Befinden St. Majsestät des Kaisers ist eine den Umsländen eul- 
sprechende Bisserung eirgetreten. Die Coatusionserscheinuncen an 
der rechten Hüfte und der Bruftseite zeigen allmäliche Abnahme. 
Berlin, 12. März. Die Zolltarifcommission beschloß 
dessern, präparirtes Fleisch mit eigem Zoll von Iu M.zu 
belegen. 
Berlhin. Die Arbeiten der Zolltariscommission haben in 
der letzten Zeit einen so raschen Verlauf genommen, daß der Ab⸗ 
ichluß ungefahr zum 15. Mänz in Aussicht genommen werden kann. 
Zur Erledigung der weiteren Formalien werden nNoch ungefähr zwei 
Tage nöthig fsein, so daß voraussichtlich Mitle nachster Woche die 
Arbeiten dem Bundesralh überreicht werden lönnen. 
Die Nahrungsmittelgesetz ⸗Commision des Reichstags beendete 
henke ihre Arbe sen. Ter Regierunzẽentwurf, abgesehen don einigen 
ganz geringen Veränderungen, wurde von der Commission guige 
heißen. — Am Eonnabend hielt die Geschäftsordnungscommission 
des dteichstages eine Sitzung, um Uber eiwa sich empfehlende 
Aenderungen der Geschäfisordnung zu beraihen. In partlamen⸗ 
harischen Kreisen verlautet, daß die Osterferien des Reitchstages 
längere Zeit dauern würden. Das Präsidium ist für dret bis 
ovier Wochen, so daß der Reichstag erst Ende April wie der zu⸗ 
jammentreten würde, um aledann an die Sleuer⸗ und Zollgesetze 
zu gehen. 
Die Schutz öͤllner dersuchen ein Kompromiß mit den Land⸗ 
wirthen zu erzielen und zwar auf Grundlage der Bewilligung eines 
Zolls kon 25 pf. duf Geneide gegen Zölle auf Eisen und audere 
Industtie· Art kel. (F. 3)J. * 
Zu der demnächst auch im deutschen Reichstage wieder zu 
verhandelnden Wucherfrage ist interessant, daß ein Bericht des gali⸗ 
zischen Oberlandesgerichits in Lemkerg seit der Wedereinführung 
des Wuchergefetzes in Galizien in der Abnahme der Klagen über 
unredliche Kreduͤgeschätte und überhaupt eine wohlthätige Wirkung 
des Gesetzes tonfatnt. In der öͤsterre chischen Reichthaupstadt Wien 
jeltst haben 36 Mitglieger des Gemeinderathes einen Pelit ous⸗ 
antrag auf Wiedereinführung der Wuchergesetze unterzeichnet. 
Die Petitionekommission des Reichslags berieib kürzlich über 
mehrexe Petitionen wegen det Wiedereinführung der Schuldhaft und 
srenger Besttafung des leichtfinnigen Credeinchmens. Die Com⸗ 
mission beschloß, über die Petit'onen zutr Tagesoidnung über 
zugehen. 
Auf der am Samstag staltgehabten drilten parlamenkarischen 
Soiret beim Reichtkanzler wurde, wie das D. M. Sl. derichtet, 
von einem Adbgeordneten geiprächsweise die Frage der Abrüstung 
zur Sprache gebracht. Bismark erklärte dieselbe für Deutschland 
unmöglich; wenigstens lönne Deutschland seiner Lage wegen, nicht 
damit anfargen. Es sei zwar sehr gürftig für die Durchgan s⸗ 
zoͤlle Geitertein) gelegen, im Uebrigen aber seit es in der unan⸗ 
Jenehmen Posirion, stets nach vier Seiten Front machen zu müssen 
und keinem seiner Nachtbarn vertrauen zu dürfen. 
Ausland. 
Der Bundesrath der Schweiz hat dem —AX 
der Resolution um Wedereinfühtung der Todesstrafe leine Folge zu 
geben sei, eine ausführliche Molivitung beigesügt. In derselben 
dird die Zunahme der Verbiechen wohl zugestanden, der Bundestath 
indet aber den Grund dieser Vermehrung nicht in der Milde de— 
Stta sen, sondern in einer Reihe allgemeiner Ursachen, als in der 
Herabsetzung des Werih s des Meyschenlebens in Folge der vielen 
aAutigen Kriege; dann in dem großen Nothstande eincr⸗ und in 
der überhandnebmenden Genußsucht andererseits, namentlich in der 
Ttunksucht.“ Des Ferneren macht der Bundesrath auf die vielen 
materiellen Schw'erigkeiten und die tiefareifende Aufregung, auf⸗ 
netlsann, welche mit der Aenderung des öffentlichen Rechtes verbun⸗ 
ꝛen zu sein pflegen. Die Zahl der bei der Bundeskanzlei einge⸗ 
aufenen Unterschriften für Wiedereinsührung der Todesstrafe betraͤgt 
is jetzt 31,303. 
Bukarest, 12. Maärz: Die rumänische Regierung, welche 
seit einiger Zeit auf gespanntem Fuß wiit Rußland steht, hat 
unterm 3. d. M. ein Rundschreiben erlassen, worin sie den Be⸗ 
auptungen russischer offizidier Blätter, daß Rumänien jeine Uneb— 
zängigkeit den russischen Waffer verdanke, daß es die Dobrudscha 
»los der Großmuth Nußlands verdanke daß die rumänischen Be— 
jörden die in der Dobrudscha wohnenden Bulgaren mißhandlen und 
zwar blos wegen ihrer Natioralität — mil aller Enischiedenheit 
hestrittsen werden. 
Rermischtess. 
.St. Ingbert, 14. März. Morgen Gamstag) Abend 
7 Uhr firdet durch Heren Rektor Ho fer von Zwesdrüden in Beise in 
des Herrn Regierungsrathes und Bezirlsamtmannes Dammdie 
Prüfung in der hiesigen gewerblichen Fortbildungsschule statte 
fDie Firmungsreise des Herrn Bischofs bon Speier wird 
nach der „Rh.“ sogleich nach Ouern beginnen und zwar zunächft 
m Canton Frankenthal. 
f In Bolanden flürzte am Samstag'ein 2124 jährigeß 
Mädchen in eine Pfuhlgrube und fand dort seinen Tod. 
Bei der lürzlich Statt getabten Generalversammlnng der 
„Aktien-Gießerei Kaiserslantern““ wurde- ein Reingewinn für das 
gerflossene Jahe von 9748 M. 69 Pf. tonstatirt. Hiervon wurden 
4 pCi. zur Vertheilung an die Altionäre bestimmt. 
7asaiserzbtautern, 10. Mätz. Dem Vernehmen nach 
wird die hiefige Kammgarn ⸗Spinnetei diescs Johr 10 bis 12 00 
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Faiserslautern. Belaanllich sp'elen seit einigen 
Jahren sogenannte Scheinacte, wodurch den Gläubigern die Mo— 
ilien ihter Schuldner entzogen werden sollen, au den Gerichten 
der Pfalz eine Hauptrelle; es bildet auch die Fabrication solcher 
Uete den fast ausschlitßlichen Erwerbszweig gewisser Leute. Ein 
vahres Unicum eines solchen Actez kam in einer der letzten Settz⸗ 
ingen des Landgerichts zum Vorschein. Dee Eheleute B. E. 
vohnen mit-ihrem ebenfalls verheratheten Sohne in einem Hause, 
und es hatten sich dieselben gegenseitig ihre fämmtlichen Mobdilien 
derart verkaust, daß der Vater dhei Pfändungen gegen den Sohn 
auf Grund seines Kaufactes das Eigenthum an dessen Mobilicn in 
Anspruch rahm und als Beweis dessen seinen Kaufakt producirte. 
Wurde gegen den Vater aepfändet, so erhob der Sohn Widerspruch 
und behauptete, gestützt auf seinen Kaufact, daß er aueschließlicher 
Fiaenthümer der dem Valer gep'ändeten Wobilien sei. (N. 3.) 
fKaiserslantern. Wie die „Pfaͤlz. Voltsz.“ er⸗ 
ährt, würde das pfälz. Sängerfeft, welches in diesem Jahr hier 
zefeiert werden sollte, mit Rücsicht auf die „schlechten Zeiten“ aus⸗ 
fallen bezw. verschoben werden. — Das Concert zum Besten des 
Lehrerwaisenstifts war zahlrech besucht, und die einzelnen Pro⸗ 
arammnummetrn wurden vorzüglich ausgeführt. 
FKaiserslautern, 12. Mätz. Der gestern hier 
lattgehabte Lohtindenmarkt, auf welchem etwa 32,000 Centner 
Lohrinden verschiedener Qualitat dus Staats⸗, Gemeinde⸗ und 
Privat: Waldungen der Pialz zum Ausgebot kamen, wor sehr zahl⸗ 
eich von Lebhabern nicht nur aus der Pfalz, sondern auch aus 
Baden, Hessen, Rheinpreußen und Eisaß Lothringen besucht. Od⸗ 
vohl die Nachfrage recht rege war, waren doch die Preise, beein⸗ 
lußt von dem niedrigeren Stande der'elben auf den auswärtigen 
Vtärlten gedrüdtt, indem im Durchschnitt eiwa 2 M. pro 100 
duogramm unter der Forstiaxe gebolen rurden. Mit Ausnahme 
von 3 Loosen aus den Forstämtern Elmstein und Pirmasens, weilche 
wegen zu geringen Angebots zurückzezogen wutden, wurde trotzdem 
Alles, theilweife vorbehaltlich der Genehmigung dernk. Regietung, 
zugeschlagen. 
* Der Vorschußberein Gruͤnstodt zählle am Schlusse des 
Jahres 1878 412 Mitglieder und halte einen Gesamm'umschlag 
von 2,830,596 N. 95 Pf. Von dem Reingewinne sollen 444