St. Ingberler Anzeiger.
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Sounntaag, den 16. März
1879
Deutsches Reich.
München. Se. Maj. der Koͤnig hat den Nothleidenden
n den Gemeinden des Spessart eine Unterstüßzung von 8000 M.
ugewendet und Ihre Maj. die Königinmutler eine solche don
3500 Mm.
Berlin, 18. Marz. Reichslag. Der Vertrag über Maß⸗
zeg eln gegen die Verbreitung der Reblaus wird genehmigt, dann
zie Berathung des Reichshaushalts fortgesetzt.
Berlin. In der Reichstagscommission zur Vorberathung
des Antrags Stumm betreffend die Errichtung von obligatoriscen
Indaliden⸗ und Aitersversorgungekassen erllärte der Regierungscom⸗
nissär, daß diese gewünschten Kassen weder nach dem Muster der
dalistassen noch nach dem der Knappfchaftskassen errichtet werden
oͤnnten; wie sich denn di⸗ Reg'erung gegen jeden Zwang erklären
müsse.
Betreffs der Finanzzölle verlautet, daß der Anirag auf Er⸗
öhung des Kaffeezolls bon der würite nbergischen Regierung aus-
jegangen ist. Darnach soll der Kaffeezoll von 17,80 auf 21 Mark
rrhöht werden. Die würt tembergiche Regierung glaubt, d ß bei
einer entsprechenden Erhöhung des Theezolles und der —A
eines Petroleumszolles von 1550 Mark eine Mehreinnahme von 15
Millionen Mark sich werde erzielen lassen. Eine Erhöhung des
daffeezolles von 17,50 auf 21 Mart würde deu Kaffee um 3 Pf.
ors Pfund vertheuern und den Zoll auf das Pfund Kassee von
1730 Pf. auf 21 pf. erhöher.
Berlin. Daß es nicht blos Kampf, Kampfidlle und der⸗
zleichen heuer im Riichstag gibt, beweijen zwei neue an denselben
jelangte Geseßesdorlagen: T) Inlernenonale Convention über
M—regeln gegen die Reblaus, 2) Schuß nützlicher Vogel.
Ausland.
Bersailles, 14. Marz. Die Deputirtenkammer hat
den belannten Autrag, die sog. Mai⸗Minister (Broglie und
Wiem in Unklagestand zu versetzen, mi 317 gegen 159 Stimmen
Vootfen, dagegen ine Tagesordnung, wonach gegen die Na—
nister scharfer Tadel ausgesprochen wind, mit 240 gegen 154
Stimmen angenommen.
London, 13. März. Die „Times“ meldet, daß England
und Frankreich keine Commissäre zur Ordnung der tarkischen Finan—
en ernennen werden. Ueberhaupt geschehe nichts jur Ordnung
ꝛer türkischen Finanzen, so lange die Pforte nicht eine angemessene
Tonttole ein raume.
Am Vonnerstag erfolgte in der Schloßkapille zu Wind⸗
'or die Trauung des englischen Prinzen Herzoab bon Connaught
nit der preußischen Prinzessin Marqgarethan, Tochter des Prinzen
Friedrich Karl.
nen und Kraͤnze zugeworfen wurden. Von leßteren fiel einer mit
nuffallend dumpfem Nlang auf die Buͤhne nieder, er wurde unler
ucht und da flellie es sich heraus, daß er aus Lorbeerblaͤttern und
iner — Blutwurst beftand. Der deehrte Kunstsünger ließ fich und
rinen Collegen die „sinnige“ Gabe trefflich schmeden.
, Wiem, 13. Marz. Die hier eintreffenden Hiobsposten aus
Szegedin Lauten immer entsetzlicher. Szegedin ist total vernichtet.
die ganze reiche Handelsstadi ist jegt eine schwimmende Trümmer—
nosse. Privat Berichten zufolge sind Tausende von Menschen um⸗
ꝛekommen. Das Krankenhaus ist eingestürzt, fünfhundert Kranle
purden dabei unter den Trümmern begraben. Ebenso sind bei
em Einsturz der Synagoge eine ähnlich große Anzahl von Flücht⸗
ingen von dem stürzenden Gemãuer erschlagen worden. Die ver⸗
angene Nacht war buchstäblich eint Todesnacht. Es fehlle an
Jeleuchtung, denn die Gasanstalt befand —II
jaren ungenügend vorhanden und verlöschten schnell bei dem brau—
nden Sturme. In liefster Finfterniß flohen die Geängstigten.
)as Gejammer der Kinder, die Huferufe der Weiber waxen ent⸗
tzlich; der furchtbare Orkan das dumpfe Brausen der sturmge⸗
eitschten Wassermenge übertönte die Kommandorufe der hilfebringen⸗
en Schiffer. Leider wären zu wenig Retiungsbote vorhanden so
aß Viele ertrinken mußten. Das Elend ist herzzexrreißend. Die
jebensmittel sind ausgegangen. Jetzt wird freitch das Rettungs⸗
derk in großartiger Wene organisirt, aber es ist zu spat. Ungefaͤhr
ehn Qundratmessen sind überschmemmt.
fNecht blos Szegediu ist von den Hochwasser so furchibar
seimgesucht; das Stadchen Dorosma welches nordwestlich von
Zzegedin, weiter von der Theiß weg liegt, war schon seit dem 7.
März unter Wasser gesetzt; in bier Stunden hatte dort dos Wasser
Wber 800 Häuser in Trümmer gelegt; Hunderte haben sich in die
dirche, den einzigen hoch gelegenen Vlat, mit nothdurftigem Haus—
rath geflühhtet.
JBest, 18. Marz. Finanzminister Szoporh ist mit 200,000
zulden nach Szegedin abgereist. Ein Telegramm der Staats bahn
us Szegedin meidet, gefteren feien dier Rettungsʒüge abgegangen;
Zzegedin sei größtentheils zasammengefallen, sehr viele Menschen
eien zu Grunde gegangen. — „Pesti Naplo“ meldet, es seien
8500 Hauser eingesürzt und mehrere hundert Menschen umgekom⸗
net. Die Retiungsarbeit wird energsch fortgesetzt. Amtliche An—⸗
zaben über die Gröͤße des Unglücks sehlen noch. I
Pest, 14. Marz. Heute ist die directe Telegrophen⸗
)erbiadung mit Sjzegedin unterbrochen; die Kegierung exhält nur
paärliche Telegramme; die Zerstöͤrung und der Jammer ist entsetzlich;
ünf Personen find wegen Brandlegung vor das Standgericht ge⸗
zracht. (Nach einem der Irtf. 3.“ aus Vest zugegangenen Tele⸗
sramm find in Szegedin fost 2000 Haͤuser eingestürzt. In Pest
ind schon 100,000 fl. gesammelt zur Unterstützung der Szegediner.)
f Die Verarmung des südlichen Frankreich in Folge der fort-
hreilenden Verheerungen der. Reblaus ist im Zunehmen begriffen.
die Bodnpreise enorm gesunken. In der Nahe von Monspellier
alt vor einigen Jahren das Rebland 22,000 Fres. die Hektare,
jegenwärlig kaum 1000 Free. Die Gemeinde von Graveron hatte
oc der Reblauskrantheit eine Jahreslese von 10,000 Hellolitern;
negenwättig betiägt dieselbe 50 Hektoliter. Von 95,000 dettaren
deben im Departement du Gard bleiben noch 9000 ubrig; in
Jaucluse 5000 Henna en im Jahre 1878 gegenüber 32,000 Hek⸗
aren im Jabre 1858. In Herault sind zwe Drittel derloren.
ι
Bermischtes.
St. Ingbert. 185. Maͤrz. Von den 2 Bewerbern
im die neu ju errichtende siebente kath. Knabenschulst De haben
Drtsschullommission und Stadtrath Hrn. Lehrer Frey, bisher in
Rodalben, einstin mig zur Ernennung in Vorschlag gebracht.
Am nůͤchsten Montag beginnen zu Fweirderusden die
Schwurgerichtsberhandlungen pto J. Quart. 1879. Es kommen
icht Fälle zur Aburtheilung, daruner4 wegen vorsäßlicher Brand⸗
tiflung, Iwegen Raub und Diebstabl, einer wegen Kindemord
ind 1 wegen Derufsdeleidigung durch die Prasse.
*Nach einem Jaseraun in der „Saaubrücker Zig“ findet am
19. April nächsthin die Bersteigerung der Völtlinger Etsenhüt:e —
n Puddel⸗ und Walz werk bestehend — statn. VDas Etob! sement,
velches sich gegenwärtig in Liquidation b findet, wurde 1873 er⸗
rigtet.
fAm Donnerstag Morgen brannten in Becgzabern Scheuer
ind Siallang des Müllers Jacob Venningshaus. bis auf die
Mauern nieder.
tIn Speier wurde gestern Morgen6 Uhr ein pracht⸗
nolles Nordlicht beobachtet.
tDieeser Tage fand im Johannisberg⸗ Theater zu Elberfeld
ine Beneftz⸗Vorstellung satt, wodbei dem Beneficianten piele Blu-
Fur die Redaction veraniwoartlich: F. X. Demeß.
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Ber Hals⸗ und Bruffiesden werden die weltberühmten Brust⸗
aramels Maria Bennv von Donat blann roh ge⸗
zessen oder auch häufig i heißer Mielch oder Thee aufgeloͤst. Um
ne betannte Wirkung derselben noch zu erhöhen, darf die Milch nur
au warm dewunken werden. Man sollt diesen scheinbar unde—
ꝛeutenden, aber doch sehr wichtigen Umstand niemals außer Acht
issen. In dieser Stadi allein echt bei Hetrn Reaun Blrtera.