Slt. Ingberter Anzeiger.
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Der St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal wö hentlich? m⸗ dem Hauptdiatte verbandene Unterhaltungsblatt, (Sonntags mif illustrirter Vei⸗
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M 49. Donuerstaq, den 271. März 1879.
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Deutsches Reich.
Berlhin. Die Reichkeregierung hat bei den Bundesregier—⸗
ungen die Frage der Verminderung des Reichépapiergeldes in An—
regung gebracht und diese dahin special sirt, ob nicht die Fünfmark
scheine nach und nach von 64 Millionen auf 80 Millionen Mark
und die Zwanzigmarkscheine, von welchen über 50 Mill. M. um⸗
laufen, um 5 6b 10 Millionen zu vermindern wären. Die
Zwanzigmartscheine follen sich ohnehin nicht recht bewährt haben,
während die Fünfmarkschene schon beliebter sind, weil das gleiche
Münzstück in Silber zu groß und in Gold zu klein ist.
Berlhin. Die Tarifeommission setzte auf einen Centner
ralcinite Soda 1 M. 25 Pf., rohe Soda 75 Pf.; auf Pottasche
legte dieselbe einen kleinen Zoll.
Dem deutschen Reichsgesundheitsamte wird gemeldet, daß am
jetzten Freitag nach längerer Unterbrechung ein neuer Pestanfall in
Weilianka vorgekommen sei.
Pdanst legraphirt der K. Zig. aus Betlin, daß das Gerücht,
Feldwarschall v. Manteuffel sei zum Statthalter in Elsaß Lothringen
ausersehen, an Bestimmtheit gewinne. Elsässische Kreise hatten sich
mit der Bitte nach Berlin gewandt, den jetzigen Oberpräsidenten
b. Möller mit diesem Posten zu betrauen. v. Möller genießt aber
Iözere Beliebtheit in den Reichssslanden als beim Reichskanzler.
Stuttgart, 25. März. Der König spendete für Szege⸗
din 2000, die Königin 1000 Mark.
Ausland.
In Mailand haben bei der Feier deß Jahrestages der Schlacht
don Novara schwere Unordnungen statlgefunden. Die Pol'zei hatte
untersagt, doß im Zuge schwarze Fahnen mitgesührt würden (zum
Zeichen der Trauer der Republikaner darüber, daß ihr Ideal in
Italien noch ni ht verwirklicht ist); trotzdem zog ein Haufe mit
einer solchen Fahne, die die Worte „Republikanische Verbrüderung“
jeigte, durch die Straßen. Als die Polizei die Fohne wegnehmen
wollie, leistete der Haufe Widerstand; es wurden zwei Polizisten
und mehtzrere Cibilisten verwundet; die Straße Moskova mußte
durch Reiteren frei gemacht werden.
Sermijtes.
* St. Ingbert. Ehre, dem Ehre gebühret! Am Sams⸗
tag biwahrte die Entschlossenheit und Geistgegenwart des Bahn⸗
warts Karl Ripperger ein ewa 2 Jahre altes stind des
Fuhrmannes Baähr vor dem sicheren Tode. Dieses war lurz vor
der Maschine des um *132 Uhr Nachmittags hier eintreffenden Zuges
durch die geschiossene Barrierekette des Ensheimer Straßenüberganges
in das Schienengeleist geschlüpft und wäre unzweifelhaft überfahren
worden. Da wurde es von dem den Uebergang bedienenden ge⸗
nannien Rpperzer bemerkt und von der gefaͤhrlichen Stelle rasch
und ohne langes Besinnen zurück gezjogen. Aber beinahe ware er
selbst ein Opier seiner braven Gesinnung geworden; denn nur mit
apper Noih gelang es ihm, sich und das Kind zu relten.
* St. Ingbert. Am L. April nächsthin soll die Blies⸗
halbahn auch für den regelmäßigen Personenverkehr erbffvet werden.
*(Pfalzische Schwurgericht.) Am 24. Marj
VBormittags Verhandiung gegen Philipp Jatob George, 66
Jahre alt, früher Metzger, zulezt Acerer in Berg, Kantons Kandel,
wegen vorfäßlicher Brandstiftung. Der Ancçeklagte, früher in gutem
Rufe stehend, aber in den letzten Jahren dem Branntweintrunke
sihr ergeben, gesteht die That ein und wird zu 3 Jahren Zucht⸗
hausb verurtheilt.
— Am Nachmittag des 24. und am Vormittag der 25.
Narz wurde gegen Mathäus Bappert, 24 Jahre alt, lediger
Tagner von Hochdorf, wegen Raubes und Diebstahls in wieder⸗
holtem Rückjall verhandelt. Der Angeklagt ist ein in fremdem Eige⸗
thum sehr gefährlicher Mensch. Er wurde zu einer Zuchthausstrafe
den 12 Jahren verurtheilt, ihm die bürgerlichen Ehrenrechte auf
10 Jahre aberklannt und Siellung unter Polizeiaufsicht nach ver⸗
üßter Strafe zugelassen. —
yiit diesem Falle schloß die J. Schwurgerichtzsession pro
J
fAus dem Bliesthal. (Zw. Z.) Nachdem die
Einfuhr von Rindvieh, Schafen xX. nach Frankreich aus Deuisch⸗
land wieder gestattet ist, ging am Sonntag von Annweiler ab ein
Extra-Schafzug, bestehend aus 11 Wagen, über Zweibrücken nach
Saargemünd, um von da nach Paris weiter spedirt zu werden.
Der Zug wurde von einigen Oberbeamten der Pfalzbahn begleitet.
Der Absender des Transportes ist Herr Völcker aus Annweiler.
F Das neueste Gesetz. und Verordnungsblait enthält das
Gesetz beir. die Durchiührung der Gerichtsorganisation. Bei der
Position „Amtsgerichte“ ist die von der Abgeordnetenkammer bewil⸗
liate hödere Gesammtsumme von 113, 600 M. eingestellt. Es ist
demnach Aussicht vorhanden, daß die derden pfälzischen Amtsgerichte
Göllheim und Hornbach erhalten bleiben.
T Beim Central⸗Hilfskomite sür die nothleidenden Spessarter
in Aschaffeaburg waren bis vorigen Freitag an baarem Gelde ein⸗
gegangen 31,640 Vt. 59 Pf.
F Die „Tuüddeutsche Bodencreditbank“ hat für die Nothleidenden
'm Spessart 1000 M. gespendet. Die Sammlungen zu diesem
Zwecke in Muünchener Blättern betrugen am Montag schon eiwa
10,000 M. Daneben nehmen auch die Sammlungen für Szegedin
erfreulichen Fortgang und betrugen dieselben 5676 M.
fMeustadt. Ueber den Brand der Correll'schen Mühle,
dessen Eutstehungsgrund noch nicht ermittelt ist, schreibt die „Bür⸗
gerztg.“, das Feuer habe so rasch um sich gegriffen, daß, als die
Feuervehr gegen 7 Uhr Abends auf der Brandstätte erschien, sie
sid darauf beichrünken mußte, die anstoßenden Häuser vor der Ge⸗
ahr, ebenfalls von dem Feuer ergriffen zu werden, zu sichern;
das Mühlengebäude stand schon ducch aue Stockverke durch in
Flammen. Der Eisenbahnverkehr nah Lambrecht zu mußte um
die Züge nicht zu gefährden, von 6 Uhr 50 Min. bis halb 9
Ahr eingestellt werden. Gegen 9 Uhr Abends, als das Gebäude
chon ausgebrannt war, stürzte der öostliche Giebel ein und schlug
die zut Mühle gehdrigen Arbeiterwohnungen und Stallungen zur
Haäufte zusammen. (Die Corell'iche Mühle fiel nun schon zum
zierten Male dem Feuer zam Opfer. Der Schaden, den der letzte
Brand anti ntete wind auf 600,000 M. geschätzt. Es ist fedoch
Alles versichert.)
Die Vollksbank in Neustadt ersielle im abgelaufenenen Be—
schäfttzahre bei einem Gesammtumschlage van 19,011,904 Martk
rinen Reingewinn von 41,971 Mart und veritheilt 6 pCt.
Dividende.
— Bei der Fraukenthaler Vollsbank betrug der Umschlag
13,725, 415 Mark, der Reingewinn 26.692 Mark und die Divi⸗
dende 7 pCt.
fAus der Vorderpfalz. Von befreundeter Seile
wird mir mitgetheilt, daß aus dat Ausschreiben einer Buchhalterstelle
Seitens eines Kaufmannes in der Pfalz, nicht weniger als 210
Bewerbungen auf einmal eingelaufen seien. (Rhpi.)
Saarbrücken, 25. März. Die „Cobl. Zetung“
schreibt: Der Fahrplan für die Moselbahn ist aunmehr festgestelit.
Es gehen danach von Coblenz nach Trier 3 Züge, um 807, 11*7
und 4255, dieselben treffer in Trier um 1108, 3141 und 76 ein.
Tin um 9080 von Codlenz abgehender Abend;zug fährt nur bis
Tochem und trifft darelbst um 1021 ein. Von Trier nach Coblenz
jahren 4 Züge, um 812, 1221, 408 und 627; dieselben klommen
in Coblenz an um 11320, 320, 727 und 10*0.
Eine angenehme Stadt. Aus der Gouvernementsstadi Po
drosawodak im Gouvernement Olonetßz (Nord⸗Rußland) wird
interm 18. d. dem Petersburger „Golos“ Folgendes gemeldet:
„Wir haben weder bei Tage noch bei Nacht Ruhe vor den Wolien,
die unsere Stadt rudelweise besuchen und oft mitten in der Stadt
am hellichten Tage frei heramiaufen. Diese Bestien sind jedech so
sjeige, daß sie nur Hunde und andere Hausthiere angreifen; an
Venschen wagen sie sich nicht hertean. Wir wagten es nicht, auf
ziese unangenehmen Gäste zu schießen, um dieselben nicht zu reizen.
Der hiesige Apotheker Walewskij hat nun Pillen erfunden, die wir
den Besten vorlegen und welche diese massenweise vergiften. Jeden
Morgen finden wir in den Gassen der Stadt 20 — 30 Wölfe vergiftet.“