Full text: St. Ingberter Anzeiger

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St. Ingberler Anzeiger. 
der St. Ingberter Auzeiger und das (2 mal woͤchentlich mi dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, (Sonntags mit illustrirter —A 
lage) erscheint wöchentlich vViermal: Dienstag, Donnerstag, Sarnstag und Sonntag. Der Abonnuementspreis betragt vierteljahrlich 
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mit 15 ⸗fur die viergespaltene Zeile Blattschrift oder seren Raum, Neclamen mit 80 4 pro Zeile berechnet. 
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1879. 
M 51. 
Deutsches Reich. 
— Eine am verflossenen Donnerstag zu Zweibrücken in der 
Brauerei zum Kronprinzen“ tagende, sehr zahlreich besuchte Ver⸗ 
jammlung nahm fast einstimm'g nachsiebende Adresse an: 
Sr. Durchlaucht 
dem Kanzler des Deutsches Neiches 
Fürsten von Bismarck! 
Die ehrerbietigsi unterzeichneten Bewohner der Bezirke Hom⸗ 
burg. Kusel. Pirmasens und Zweibrücken, Männer der verschiedensten 
Berufsklassen danken Ew. Durchlaucht, daß Dieselben der schwer 
zarnie derliegendes Landwirthichaft, dem nothleidenden Gewerbe und 
der Industrie Inr Augenmerk zugewendet haben „und leben der 
Hoffnung, es werde Eo. Durchiaucht gelingen, diejemgen Maßregeln 
)urchzuführen, welche geeignet find, dem wirthschaftlichen Nothstande 
unseres Vaterlandes abzuhelfen. 
Wir theilen die Ansicht Ew. Durchlaucht, daß es gebolen sei, 
den inländischen Gewerdfleiß vor der erdrückenden Konkurrenz des 
Uuslandes darch mäkige Squtz ölle zu Gunsten lebensfähiger 
Judustriezweige zu schirmen. 
Wir glauben den Wunsch nicht unlerdrücken“zu dürfen, daß neben 
Aufhebung der Eisenbahntrausport⸗Begünstigungen (Differentialtarife) 
eine Eingangsabgabe auf die dem Auslande eingehenden Produkte 
der Landwirthschaft eingeführt werde, welche wenigstens einiger⸗ 
maßen eine Ausgleichung zwischen den inländischen Produktionzkosten 
nit denen des Auslandes herbeizuführen geeignet wäre. 
Landmirthschaft und Industrie unseres Grenzlandes leiden em⸗ 
ofindlich unlset dem Eysteme der Ausfuhrprämsen, welches von 
inserem westlichen Nachbarstaote gepflegt wird und den französischen 
Handel befähmgt, weit in das deutsche Land herein eine eidetckende 
donkurrenz zu üben. Wir geben uns der Hoffnung hin, daß es 
Ew. Durchlaucht gelingen werde, bei Revision der einschlägigen 
Verträge jene Mißstände zu beseitigen. 
Wir hoffen endlich, daß es gelingen werde, durch Ausbau des 
Systems der indirekten Steuern das Reich selbsiständig zu stillen 
und die direkte Steuerlast der einzelnen Bundesstaaten zu erleichtern. 
In tiefster Chrerbietung vertarren 
Fuer Durchlaucht ergebenste ꝛc. ꝛc. 
Die Adresse wurde nach Verlesung von dem Anwesenden unter⸗ 
zeichnet und wird ohne Ver ug vervil'ältigt, und in sämmtlichen 
Bemeinden der Bezirksämter Zweibrücken, Pirmasens, Homburg und 
usel zum Unterschreiben in Umlauf gesetzt werden. 
NAussland. 
Paris, 27. März. Die Mmister haben in den Abthei⸗ 
lungen des Senats erklärt, die Regierung nehme die Vor lage be⸗ 
treffs der Rudkehr der Kammern von Versailles nach Paris an, 
etrachte de Rudkehr als gefahrlos und sei bereit, die Bedingungen 
der Rücklehr zu eröctern unter Gewährang aller wünschens Beuben 
Barantieen. 
Nicht allein die Nihilisten, sondern auch die Kosaken bereiten 
derrusssischeen Regierung Schwierigkeiten. Wie dem Blatt Char⸗ 
kow“ geschrieben wird, ver weigern jeßzt zahlreiche kosalische Gemein⸗ 
den Sid Rußlands und haupisächtich des Landes der donischen 
osaken die Zahlung der Steuer und derufen sich hiebei auf die 
Zriegsdienste, welche saäͤmmtliche donischen Kosaken die letzten wei 
Jabre hindurch gegen die Türken leisten mußten. In vielen Sia— 
nizen kam es zwischen den Einwsohnern und dem gegen dieselben 
entsendeten Militär zu blutigen Zusammenstößen. wober die Kosaken 
teis Sieger blieben. An der Stantza Petrowskasa dauerte der 
ttampf zwischen einem Reigimeu' Infanterse und den bewuffneten 
dosaten der Stariza zwen Tate und eine Nacht laug und endete 
damit, daß mehr als die Halite der Infanterie todt ooer der 
wundet am Plitze liegen blieb. Der Commandant der donischen 
dofoken in Rowotsebe kask wollte über alle Kosaken Gemeißnden 
ener Provene den Belogerungs zustand verhangen lassen, die Re⸗ 
gierung ertgeilte jedoch haezu kerne Bewill gung, um nicht dadurch 
ven Aufstand allen Kesaken zu veranassen. 
Bern, 27. März. Der Nat onaltath hat nach weita ziger 
Debaite mit 65 gegen 62 Slimmen den Be chluß des Siande⸗ 
talhs auf Wiedereinführung der Todesstrafe verworfen. 
Rermischtes. 
Si. Ingbert, 29, Marz. Gestern Morgen wurde 
in unier dem bezeichnenden Namen „Arbeitascheu“ belannter Müßig⸗ 
jänger und Bettler in einem Schuppen, ben er gewöhnlich als 
Sschlafstätte denutzte, todt gefunden. Uebermäbiger Branntweingenuß 
var die Ursache seines Todes. 
7Speier. Die „Sp. Zeitung.“ schreibt: Mit welchen 
Mitteln heutigen Tages ,Geschäfte“ gemacht werden, davon gibt eine 
vesellschaft Industrieritter Jeugniß, welche bereits seit geraumer 
Zeit sowohl die hiesige Stadt und Umgegend als auch weiter ent⸗ 
ernte Qute unsi her machen. Dieselben fuͤhren Muster von Manu—⸗ 
acturwaaren bei sich unb offeriren solche zu wahren Spotipreisen, 
. B. Cattune zu 6 Pf. Handtücher zu 8 Pf. Leinwand 12 Pf., 
ieselbe in doppelter Breite zu 25 Pf. ꝛc. Natürlich erhalten diese 
)erren allenthalben große Aufträge, welche getreulich in das Notiz⸗ 
uch eingeschreben werden, um nach einigen Tagen effectuirt zu 
derden. Elwas Waare ist jedoch sofort zu haben, dies find Refie 
Zurkin, welche immer für einen Anzug reichen. Der reelle Preis 
t ach ihrer Angabe 7 bis 8 M. per Elle, es wird aber um die 
)älfte abgegeben und sie finden reichlich Abnehmer, denn wer se 
illigen Catiun verkauft, hat gewiß auch keinen theuern Burkin, 
Zelbstverständlich sind die Waaren aus einer banquerotten oder 
bgebrannten Fabrik oder der Verkäufer hat selbst fallirt, noch 
inige Waaren gerettet und will mit dem Erlbse nach Amerika ꝛc. 
je größer der Schwindel, desto eher findet er Giäubige. Mögen 
nus die Käufer mit dem billigen (4) Burkin begnügen; auf die 
zusendung dir Handtücher zu 5 Pf. und die übrigen Artikel 
Innen sie noch eine geraume Zeit warten. Wenn ihnen nur nicht 
ie Geduld ausgeht. Wie ist ein solcher Betrug auf die Dauer 
ioͤglich ? wird mancher Leser außern. Wir antworten, er ist sogar 
hr möglich denn wer angeführt ist, schweigt gewiß darüber, um 
nicht der Lächerlichleit zu verfallen. Wüede nur ein Fall zur An⸗ 
eige gebracht, unter welchen Vorsp'egelungen die Waare verlauft 
purde, fo dürfte eine strenge Bestrafung der Schwindler nicht aus⸗ 
leiben, aber wo kein Klager, da ist kein Richter! 
F In Fürth betrieb die Frau eines Schuhmachers das 
uctative Geschaft der Spitzeder. Troßdem die Schuhmachersleute 
n schlechten Vermögensverhältnissen lebten und oft die Forderungen 
er Lederhändler nicht beftiedigen konnten, so verstand die Frau 
och eine ganze Anzahl von Personen zur Darleihung von Geld⸗ 
»eträgen zu veranlassen. Sie zahlte ganz beliebige Zinsralen, z. B. 
10 Prozent wöchentlich und „sprhederte“ so mindestens 130. 000 
Narl. Neben Wohlhabenden sind auch Leute, die nur geringe 
Nittel b sitzen, beiheiligt. Der Mann soll jede Kenntniß der An⸗ 
jelegenheit in Abrede stellen, die Frau aber schleunigst einen Arzt 
onsultirt haben und sich für geisteskrank aus geben. 
F Carlotta Patti soll für die nächste Saison von einem ita⸗ 
ieaischen Imptesario für das nette Sümmchen von 800,000 Fits. 
nsach Australien erdagirt worden sein. 
Hienstesnachrichten. 
Der k. Forstgehilfe Johann Mantel zu Neuhäusel wurde 
auf Ansuchen auf die berm Rebier Dannenjels erledigte Forstge⸗ 
zilfenstelle versetzt. J 
Der interim. Schulverweser Ga. Michel in Silz jzum 
Lebrer an der kathol. Schule zu Hassel ernanni. 
ur d 5 — 
Paris. (Deutsche Uebersetzung.) Fuͤr meine Tochter 
ducia, welche schon seit 3 Jahten an Heiserkeit und einem haͤßlichen 
husten leidet, wurden mir durch eine hiesige hochgestellte Dame Ihre 
o beruühmten Brustkaramels Maria Benuno von Donat 
mpiohlen. Nur Gott allein weiß, was wir Alle während dieser 
; Jahre durch diese schreckliche Krankheit gelitten haben. — Heut, 
soch nicht ganz 4 Wochen nach Gebrauch Ihres schähzbaren Haus⸗ 
ntiels, ist Lucia in überraschender Weise von diesem unheilbar 
heimenden Uedel befreit, sie belommt von Tag zu Tag wieder mehr 
Ippetit — nimmt käalich zu und spricht wieder wie zubor, Ach