Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
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Der St. Jugberter Auzeiger und das (2 mil wõrheutlihhz nA⸗ den Drudlolatte —R Unterhaltunzsblatt. (Sonntags mit illustrirter Bei— 
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M 54. * * Samstag, den 8. April 
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Deutsches Reich. 
Berlin, 1. April. In der heutigen Reichstagssitzung 
wurden 88 129 des Nahrungsmittkelgesetzes mit Amendements des 
Abg. Ruppert (Munchen) angenommen, wonach die Ausüdung der 
Koutrole nicht einer besonderen Gesundheitspolizei, sondern der 
Polizei der Einzelstaaten überlassen mird. 
Die Taꝛifkommission hat heute 2. April ihren Bericht an den 
Bundesrath übergeben, nachdem sie das Tarifgesetz schon vor meh⸗ 
reren Tagen ahgeschlossen und überteicht hatte. Derselbe enthäit 
die Motive zu den Zolltarifgesetzen, sowie zu den einzelnen Tarif— 
positionen. 
Nach den neuesten Erhebungen beläuft sich der Gefamm:betrag 
der Aufwendungen für daß Voltsschu'wesen in der preußischen Mo 
aarchie auf rund 7793 Millionen Mart. 
Der in Ber lin eingelroffene deutsche Konsul in Sdneh, 
Austeglien) Herr Stahl, ist zum deutschen Kommissar fur die dor— 
tige Ausstellung ernannt worden. Os auch ein deutsches Kriegs⸗ 
cheff zur Repräsentat'on des Reichs nach Sidney gehen wird, ist 
aoch unenischieden. Es scheint der Gedanke erwogen zu werden, den 
jur Zeit in den chlenischen Gewässern weilenden „Prinzen Adalbert“, 
an dessen Vord sith bekanatlich der zweite Sohn des Kronprinzen, 
Prinz Heinrich, bifindet, nach Auxralien zu beordern. Nach amt⸗ 
licher Mittheilung wird die Ausstellung am 1. September eröffnet 
werden. 
Das Reichskagshräsidium hat nach der Voss. Zig. beschlossen, 
zegen Ende dieser Woche den Reichstag auf drei Wo hen (b 8 zum 
18. April) zu vertagen, um den Abgeordneten Zeit zu gewähren, 
die während der Ofterjerien dem Reichstag zugehenden Steuer⸗ und 
Zoslvorlagen zu studiren. Es sollen deshalb auch ausnah nsweise 
waͤhrend der Fetien den Abgeordneten die inzwischen eingehenden 
Borlagen nach ihrer Heimath nachgeschickt werden. 
Berichte aus Konn theilen mit, daß die am 1. April daselbst 
stattgehabte Feier der Enthüllung des Bismard-Denkmals glänzend 
berlaufen sei. Bei dem Bankett wurden 30,000 M. für ein 
Moltte⸗Denkmal gesammelt. 
Ausland. 
Die Miltheilunz, daß der König von Jlialien die gegen 
Passanaute ausgesprochene Todesstrafe in lebenslängliche Todesstrafe 
umgewandelt habe, begleitet das „Berliner Tageblatt“ mit der 
Bemerlung: es wollte hoffen, daß der König den Tag nicht kommen 
jehe, wo er die geühte große Milde bedauern zu müssen glauble. 
Der russische General Kaufmann erhielt — nach einem Tele— 
gramm des Newyo:ker Herald — ein Schreiben des Fuhrers der 
letzten afghanischen Deputation, wonach vollständige Ruhe in Afgha⸗ 
nistan herrsche, soweit es Jakub Khan's Herrschaft betreffe; dieser 
sei entschlossen, den Krieg gegen England dis auf's Aeußerste fort 
zusetzen. 
Es vergeht kein Tag, doß das revolutionäre „Comite“ nicht 
ein Lebenszeichen von sich giebt, sei es durch aufrührerische Proc⸗ 
lamatiouen, sei es durch Versendung von Drohbriefen an hochzestellte 
Persönlichleiten. Solche Br'efe haben u. a. sämmtl'che Mitgliedee 
des Gerichts in Charkow erhalten, welches gegen den Nihllisten⸗Führer 
Tonim verhandelte; auf den Vorsitzenden wurde sogar geschossen. 
lluch in Kiew sind zahlreiche anonhme Drohbriefe an Beanne vec. 
jandt worden. Es ist die Thatsache, daß die Nihilistenverschwörung 
ine weite Verbreitung hat und selbst unter den Rezierungsbeamten 
Anhänger zählt. 
Die Kosaken⸗Unruhen in Rußland dauera forkt. Bisher 
gelang es der russischen Reig'erung, nuc die ungebärdigen Kosalken 
im Ural zu bewältigen und 3000 Familien derseiben nah Turkestan 
zu verbannen. Die donischen Kofaken halten vorläufiz den ange⸗ 
rüdlen rufsischen Truppen Stand. 
In einer se tens der britisch⸗indischen Behörden zu Bombay 
oeröffentlchten Bekanntmachung der indischen Regierung heißt es, 
die Regierung habe die in B,rma garuisonirenden Truppen nur 
zum Zveck des Schutzes der englischen Unterthanen verstärkt, im 
llebrigen halte die Regierunz an ihrer rein defensiden Haltung 
est und werde jeden Btuch dermeiden, fallz sie zu einem fsolheg 
V weor evn e 
nicht durch offene Angräffsakte des Königs von Birma genoͤthigt 
werden sollte. 
Vermischtes. 
Si. Ingabert, 4. April. Die gestern Abend im Gre⸗ 
wenig'schen Saale stattgehabte Generalversammlung des hiesigen 
Vorschußvereins war nur schwach besucht; von 394 Mit⸗ 
gliedetn des Vereins waren eiwa 88 anwesend. Nach Eröffnung 
erstattete Herr Kassierer J. Beser den Geschäftsbericht pro 1878. 
Nach den Anträgen des Berwaltungsrathes ersoigle dann Decharge⸗ 
Ertheilung' an den Vorstand, die Festsetzung der Dibidende und 
Vertheilung des Restreingewinnes. Einem Vorschlage des Verwal⸗ 
nungsrathes gemäß wurde das Eintrittsgeld von 7 M. auf 10 M. 
rhöht. In den Verwaltungsrath wurden wied er gewählt die 
h. H. Baron, L. Beer, Bayer, Drumm, Ehrhardu-Jochum, 
D. Feischer, Sam. Kahn, H. Schmilt und M. Thiery. Als Mit⸗ 
Jlieder der Prüfungs-Commifsion für die nächsten 2 Bilanzen 
waͤhlte die Versammlung wieder die beiden Herren Joh. Fiack 
und Schlick. — J 
Der, Verein zählte am Schlusse des Vorjahrs 374 Mitglieder 
gegen 328 im Jahre 1877. Eiwa zwei Orittel derselben ind 
von hier, ein Dritiel von auswärts. Die Stammantheile dersel⸗ 
ben beiragen 186,319 Mt. Der Gesammtumschiag betrug pro 
1878 8,.007, 141 Mk., der Reingewinn 13,242 Mt., der Reserve⸗ 
sond 12,037 Mt. Die Verwaltungskosten stellten sich im verflossenen 
Geschaäftsejahr auf 3.424 Mk. Die Vertheilung des Reingewinneß 
erfolgte in folgender Weise: 
l. 700 Dividende aus 114 987 Mt. dazu bercch⸗ 
tigter Stammantheile.. 77, 8049 Mark. 
2. Reservefond. .55. 3000, 
3. Spez alrescrveiodd... .600 
1. Remuneration des Beamten und des Bureaupersonalzs 1343 — 
5. Beiträge zum pfälz. und deulschen Genossenjchafts⸗ 
verbandde.. .8 90 
b. Abschreibung auf Mobilie 608 
7. Stipendien an Fortbildungsschüser . 60, 
8. Geschent an das Lehterwaisenstt 508 
Von den 374 Mitgliedera hatten am —A 
shäfstjahres 183 ihren Stammanth⸗il (600 M. pro Mitgl.) voll 
ꝛezahlt, G etwa 500 M., 14 ca. 400, 10 ca, 300. 283 ca. 200, 
26 ca. 100, und 110 unter 100 Mtk. — 
Nach einer Mittheilung des Hrn. GCasfier J. Beer steht die 
baldige Errichtung einer Nolenbank dahier in Autsicht. 2- 
Der hiesige Vorschußverein besteht jetzt 10 Jahre. Er wurde 
im Jahre 1868 gegründet, zühlte damals72 Mitglieder und hatte 
einen Umschlag von 641, 148 Mt. Von Jahr zu Jahr vermearte 
ach die Zahl seiner Piitglieder und nahm sein Umschlag groͤßere 
Dimensionen an. 
TSt. Ingabert, 4. April. Zur Notiz in Nr. 532 dieses 
Blaltes wird erlaäͤuternd bemertt, daß nach dem neuen Postbertrage 
auf einer Postanweisung 400 M. eingezablt werden können, und 
die Gebühr dafür nuc 40 Pfennig beträgt. Die übrigen Tarxen 
iür Postanweifungen bleiben die gleichen wie bisher. 
t Waldfisqh bach. (Uebertretungen des neuen Karten⸗ 
stempelgesttzes.) Der Werih M in H. wurde im Monat Januar 
abhin betroffen, wie er sich mit drei seiner Gäste ein Spielchen er⸗ 
aubte, wobei Karlen gebraucht wurden, welche zwar den bayerischen 
aber nicht den Reichtstempel trugen. Ferner hatte ider Wirih S. 
in H. ein gleiches Karteuspiel an vier Gaste zum Sp'elen abge; 
Jeben, und dieselben benlißzt. Wegen dieser Uebertretung wurde 
Wirth M. weil er Spielkar en wissentlch in Gewahrsam hatte, 
wilche nicht gesetzlich gestembelt waren, zu 30 M. und weil er mit 
olchen Karten gespiels, zu weiteren 30 M., und jeder seiner Mit⸗ 
p'elenden ebenfalls zu je 30 M., ferner Wirth S., weil er ein 
solches Kartenspiel wissentlich in Gewabrfam haue, zu le 30 Me. 
und seine vier Gäste ebenfalls zu je 30 M, verurthellt und die 
Finziehung der Karten verflügt. Die zwei Kaͤrtensp'ele kostelen 
omit 300 M. Strafe, wozu noch die Gerichtzkosten kommen