St. Ingberter AAnmzeiger.
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Deutsches Reich.
Se. Maj. der König wird sich nach unterfränkischen
Blättern zu einer vierwöshentlichen Kur nach Kissingen, vorher aber
nach Wärzburg begeben. In dem dortigen k. Reñdenzschlosse sollen
hereits Vorbercitungen für den Aufenthalt Sr. Majestät getroffen
werden.
München. Laut Entschließung Sr. Maj. des Königs soll
das Kriegsjohr 1866 allen aus anderen deutschen Contigenten in
bayerische Dienst-Uebertretenden doppelt gerechnet werden.
Der Berl. Volks-Ztig. zufolge deabsichtigt die Neichsregierung
eine Revision der Bestimmungen der Gewerbe-Ordnung über den
Gewerbebetrieb jm Umherziehen alsbald vorzunehmen.
Berlhin, 8. April. Der Bundesrath stimmte heute einer
kaiserlichen Verordnung zu, welche das wegen der Pestgefahr er⸗
lassene Einfuhrverbot auf gebrauchte Leib- und Beitwäjche, gebrauchte
æleider. Hadern und Lumpen aller Art beschräutt.
Ausland.
*Zwischen England und Frankreich droht ein kleiner Conflict
auszubrechen. Die Franzosen besetzten nämlich eine kleine Insel an
der Westküste Afrikas, während die Engländer dieselbe als ihr
Wigenthum beanspre hen.
„Daily News“ meldet aus der Capstadt, in Transvaal sei
ein Aufstand ausgebrochen. (Dort häufen sich für die Engländer
jetzt Berlegenheiten auf Verlegenheiten; sie haben die holländischen
Anfiedler in Transvaal schlecht genug behandelt; jetzt ernten sie
den Lohn.)
* Der Telegraph berichtet wieder ein Schlappe, welche die
Engländer im Kriege mit den Zulus erlitten haben. Eine Proviant⸗
olenne unter Bedeckung von 104 Mann wurde von 4000 Zulus
angegriffen und überwälligt.
Für die höheren Beamten in Rußland wird es recht unge⸗
müthlich. Der Direktor der Kanzlei der Petersburger Stadthaupt⸗
mannschaft und der Gehilse desselben haben, wie die Petersburger
„Nowosti“ schreiben, von dem geheimen Revolutions—Comite auf⸗
gefordert, ihre Aemter niedergelegt, in Folge dessen mit der Leitung
dieser Aemter Staatstath Turtschaninoff und der gewesene Char—
lower Vicegouverneur, Staatsrath Scheltuchin, provijorisch benraut
wurden. Kaum traten diese am 27. v. M. ihre Siellen au, als
sie mehrere anonyme Briefe erhielten, die Beiden mit dem sichersten
Tode drohten, falls sie ihre Aemter weiter ausüben sollten— In
Folgen dessen reichten auch diese Beiden ihre Entlassungsgesuche
ein, die jedoch bis heute noch nicht angenommen wurden. Muthiger
ist der Stadthauptmann von Peletsburg', General⸗ Major Suroff,
der trotz der Menge Drohbriefe, die demselben fast täglich zukom⸗
men, auf seinem Posten verharrt. Dafür aber ist Suroff bestän⸗
dig von einer zahlreichen Schaar Gensdarmen in Unisorm und
Cibil umgeben.
In Süub⸗Amerika g'bt es Krieg. Derselbe ist zwischen Chili
einerseuss und Peru mit dem verbündelen Bolivia anderfeils eitlätt.
beginnt au 22. April. Anmeldungen sind an das k. Bezirksamt
daselbst zu richten.
f Da die meisten Adspiranten für den einjährigen Dienst ihre
Reifezeugnisse an höhere Lehranstalten sich erwerben, wird die
numerische Betheiligung an diesen Prüfungen alljährlich geringer.
F Die pfäulzische Handels- und Gewerbekammer beabsichtigt auf
Anregung pfälzischer Abgeordneten nach Ostern in Neustadt a. H.
eine Besprchung der bei Erledigung der schwebenden Zollfragen
hervorragend interessirten Kaufleute und Industriellen der Pfalz zu
veranstalten.
Saarbrücken. Der Staatsanwalt hat gegen das
Urtheil im Marpinger Proceß Berufung angemeldet.
*Fette Dividende. Die München-Aachener
Feuerbversicherungsgesellfschaft“ zahlt pro 1878
70 Prozent Dividende, die »Colonina?“ 585 Prozent.
F Müachen. Vom Bezirksgerichte Augsburg wurde in
vergangener Woche der Kaufmann Theodor Mühlschlegel wegen
Verkaufs der in Bayern zum Vertriebe vicht zugelassenen Stutt⸗
garter Kirchenbauloose zu einer Geldstrafe verurtheilt, die sich mit
den Kosten auf 14,000 M. beläuft. (Hoffm.)
F Würzburg, 6. April. Gestern wurden vom Militär⸗
bezirlsgericht Sec.⸗-Lieut. Bernhuber des 9. J.“R. und Sec.Lieut.
Steindel des 2. ArtieReg. wegen Zweilampfs mit Studirenden der
Universität zu je 8 Monaten Festungshaft verurtheilt. (Fr. Kur.)
4Berlin. Der wegen sozialdemokratischer Umtriebe aus⸗
gewiesene Restaurateur Hahn hatte vom Polizeipräfidium die Erlaubniß
erhalten, auf einige Tage nach Berlin zu kommen und sein Geschäst
ju verklaufen. Als er nun am 31. v. M. hier ankam, fand er das
Heim leer. Die „Frau Präsidentin“ hatte, wie die Börsenztz, mit⸗
theilt, die unfreiwillige Abwesenheit ihrss Mannes dazu benutzt, um
die sozialdemokratischen Grundsätze in der Praxis anzuwenden und
sich mit ihrem Libhaber unter Mitnahme sämmtlicher Sachen
hres Mannes auf und davon gemacht. Dem armen Maune hatte sie
NRichts als die Büste Lassalle's in der leeren Wohnung zurück
gelassen.
b Solingen. Nicht alle Industriezweigt liegen danieder.
Hier ist ein Auftrag auf etwa 50,000 Infanterie⸗Säbelklingen für
das deutsche Reichsheer eingegangen. —
F Aus Westfalen. In Witten a. d. R. lam ein
junger Arbeiter durch eigene Unvorsichtigkeit auf eine grauuenhafte
Art und Weise ums Leben. Derselbe trat zu nah an eine im Be—⸗
friebd befindliche Walze heran und wurde von einem zu walzenden
zlühenden Eisenstabe buchstäblich durchbohrt. Sofortiger Tod war
die Folge.
„f Die Tunnelarbeiten am Si. Gotthardt sind in Folge von
Differenzen zwischen dem Unternehmer Favre und dem Bundesrath
vollständig eingestellt.
— In der französischen Alademie wurde am Donnerstag der
bekaunte Verfasser des „Leben Jesu“, Ernst Renan, aufgenommen.
Die Rede, in der Renan nach der bei jener Gesellschaft üblichen
Sitte das Lob seines Vorgängers zu verkünden hatte, war mit den
heftigften Ausfällen gegen Deutschland gespickt, und die Elite der
jranzösischen Literatur und Wissenschaft nahm die Nedensarten „pPe⸗
dantische Wissenschaft“, „wenig heitere Literatur“, „glanzlose hohe
Vesellschaft in Deutschland“ ꝛc. m'it enthusiastischem Beisall auf.
Das Urttheil Renan's könnte uns kolt lassen; bedauerlich aber ist
es, daß sich die erste wissenschafiliche Versammlung Frankreichs in
der urtheilslosen Beschimpfung Deutschlands mit dem Pariset Mob
auf gleiche Stufe stellt.
F Echt russich! Ueber eine Episode im Gefängnisse zu Kiew
schreibt der dortige Correspondent der „Petersb. Wiedom.“ wört⸗
lich Folgendes: Die Arrestanten des hiesigen Gefangenenschlosses
jaßten vor Kurzem den Entschluß, die Gefängnikmauern zu unter⸗
graben und sih dann aus dem Gefängniß zu flüchten. Dies wurde
aber von einem der Arrestanten der Behörde hinterbracht. Und
was thaten darauf die Gefängnißbeamten 2 Sie ließen die Gefangenen
cuhig graben, und als endlich der unterirdische Gang fertig ge⸗
graben war und in einer schönen Nacht ein Gefangener nach dem
andern sich durch diesen Gang und daunn durch eine Oeffnung
außerhalb des Gefängnisses ins Freie begeben wolle, da schossen »
Vermischtes.
*Si. Ingbert, 10. April. Wie aus dem Inseraten⸗
iheil der heutigen Nummer zu ersehen, veranstaltet die Gesellschaft
„Gemüthlichteit? 'am Ostermontag⸗ Abend eine sheatra⸗
lische Unterhaltung zum Besten hiesiger Armen und der Nothieiden⸗
den im Spessart. Es sei auf das l'obliche Vorhaben, das der ge⸗
nannten Gesellschaft alle Ehre macht, biermit empfehlend aufmerk
am gemacht.
„OSONiederwürzbach, 9. April. S. Maj. der Konig
daben den Neubau einer latholischen Kirche dahser genehmigt. Das
Baulkopital im Bettrage von 60.000 Mark soll durch ein Anlehen
aufgebracht werden.
* In Landau starb am 7. d. Mis. im Alter von 33
Jahren der prultische Arzt Dr. Friedr. Eichborn.
Eine in Dürheim veranstaltete Unterhallung zum
Iender nothleidenden Spessatter ergab die hübsche Einnahme von
Der Somm⸗i. α - Frauenarbeit8shule in Shenrer