St. Ingberler AAnzeiger.
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A 63.
Dienstag, den 22. April
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Deutsches Reich.
Mänchen, 20. April. Se. Maj. der König ist gestern
von Hohenschwangau hier eingetroffen. J. M. die Königin Mutter
wird fich am nächsten Dienttag, wie alljaͤhrlich, auf mehrere Monate
nach Hohenschwangau begeben.
Dem „Piälz. Kur.“ wird aus München geschrieben: Ueber
die Amtskleidung, welche unsere Richter künftig in den öffentlichen
Sitzungen kragen sollen, ein Gegenstand, der auch schon im Gesetz⸗
gebungs-Ausschuß der Abgeordnetenkammer zur Besprechung gelangt
war, ist, wie man vernimmt, jüngst im Justizministerium wieder
berathen worden, doch soll ein endgiltiger Beschluß noch nicht gefaßl
worden sein. Daß der Uniformsfrack in den öͤffentlichen Sißzungen
jur die Richter ein unbequemes Amtskleid ist, ist allgemein anerkannt.
Berlin, 19. April. Der „Reichsanzeiget? veröffentlicht
die landesherrliche Genehmigunge des Statuts der Kaiser-Wilhelm⸗
Spende unter dem Proteltorat des Kronprinzen.
Berlin. Simson hat den Posten eines Präfidenten des
Neichsgerichtez augenommen. — Admiral v. Hent soll um seinen
Abschicd einzukommen willens sein. Die „Kiel. Zig.“ gibt zu ver⸗
Fehen, daß er bezüglich des Unlergangs des Panzerschiffs „Großer
Zurfürsi“ derselben Meinung sei, wie der aus dem Marine- Dienst
por kurzem ausgeschiedene Contre⸗Admiral v. Werner, und daß er
hierin wie in anderen Dingen sich nicht in Uebereinstimmung mit
dem Vorstand der Admiralität, dv. Stosch, befinde.
Berklin. Dem Wunsche der montenegrinischen Regierung
entsprechend, ist die Vertretung der Juteressen des Fürstenthums
Montenerro und der Schutz der Unterthanen desselben in Preußen
bis auf Weiteres von der russischen Botichaft in Berlin UÜbernom⸗
men worden.
waren, so wurden sie wohl hiedurch verhindert, denn die etwaigen
Anstifter halten jedenfalls von der Anordnung Kenutniß.“
Nach Telegrammen aus Panam a haben dort Ruhestörungen
dattgefunden, dei welchem es zu einem 14stündigen Straßenlampfe
tam. Viele Personen wurden getödtet. Es gelang, die Ruhe
wieder herzustellen.
Vermischtes.
eSt. Ingbert. Eltern und Lehrherrn machen wir auf
das im heutigen Blatie erscheinende Inserat, „die gewerdliche Fort⸗
hildungsschule“ betreffend, befonders aufmertsam. Mögen sie, die
Vortheile dieser Schule erkennend, ihr sorderend zur Seite stehen
und im Interesse der Fortbildungsschulpflichtigen diese stets zu regel⸗
mäßigem Schulbesuche anhalten.
*Die 14. Wanderversammlung des pfäli. natur⸗
wissenschaftlichen Vereins „Pollich ia,“ welche am 19. April
in Edenkoben stattfand, war schr zahlreich besucht. Die verschiedenen
Vorträge wurden beifällig aufgenommen. Den Vortrag des Hrn.
Rektor Recknagel über „Rachtfröste“ beabsichtigt man zu veröffent⸗
sichen und als fliegendes Blatt unter die Mitglieder und Intereffen⸗
ten zu dertheilen.
gHerr J. Schwager in Ludvigshafen, dessen vor
ꝛinigen Wochen erschienene historische Slizze „der deutsche Männer⸗
Jesang, seine Entstehung und Weiterentwickelung“ bereits in erster
fluflage vergriffen ist, so daß in den nächsten Tagen schon eine
werte, zugleich vermehrte Auflage solgen wird, hat die Absicht, eine
ihnliche Arbeit üUber die von Jahte 1827 an veranstalteten pfäl⸗
zischen Musikfeste zu veroͤffentlichen. Allen Freunden der Musik
ind des Gesanges wird dieses sehr angenehm sein. Denn die
zeiden Werkchen, die sich gegenseitig ergänzen, werden die treffliche
BZrundlage einer pfälzischen Musikgeschichte abgeben.
FWie man erfährt, steht die Einführung einer Geldpostkarte
'n Aussicht. Mittelst derselden sollen Beträge von 3 Mt. an ab⸗
värts im Ixlande für 10 Pfg. und Beträge von 8 Mk. an ab⸗
värts im Auslande für 20 Pf. ohen durch die WMost befoördert
verden koͤnnen.
7 Nach einer der „Pf. Pr.“ zugegangenen Correspondenz
väre endlich der Thäter des an dem Handelsmann Weil von
Winnweiler vor 15 Jahren dei Dörnbach verübten Raub⸗
nordes entdedt worden. Der Moͤrder soll auf dem Todienbetle lein
Berbrechen eingestanden haben.
pVom Gebirg. Der Eigenthümer der kürzlich abge⸗
zrannien Dorfmühle zu Steinweiler, Müller und Bäder Rödel,
vurde wegen Verdachts, jenen Brand vorsätzlich verursacht zu haben,
zu Heuchelheim, seinem bisherigen Wohnsitz, perhaftel und nach Landau
abgeführt.
F Unter dem Rehwild in den Jagden am Donnersberg
vird seit October d. J. eine Vilz: und Nierenkranthrit beobachtet,
in Folge deren bis jetzt 69 Stück eiagegangene Rebe aufgefunden
vurden.
FAnnweiler, 19. April. Ein hiesiger Privatmann
ieß heute Morgen das Fleisch von einer schoͤnen fetlen suh zum
Preise von 48 Pf. ausschellen; gleich darauf warde von einigen
dereinigten Metzgern das Pfund Ohsenfleisch zu 48 Pf. durch die
Schelle ausgeboien und bald darauf hötten wir von einem einzelnen
Megtger das Leßtere eberfalls durch die Schelle ausbieten und zwar
— 40 Pfge (Was die Corcurrenz nicht thut!)
e Die Volkübanl Landau hatte im J. 1878 einen Ge⸗
XED
Abschteibdung don 18.000 M. auf den Debitoren-Conto einen
Reingewinn von 46,870 M. 9 Pf. Die Dividende wurde auf 8
Prozent festgesetzt. Die Mitaliederzahl betrug am Schlusse des
Jahtes 837.
pMänchen. 3000 Mark Belohnung sichert die Reichs
zank, wie eine vom Polize präsidium ausgegangene Vekanntmachung
desagt, Demjenigen zu, der den oder die Verfertiger vorgelkommener
Falsificate von 50, 20:, und 80. Marlscheinen so nachweist, daß die
Berbaftung erfolgen kann.
Ausland.
Wien, 20. April. Das hiesige „Telegroph. Korrespon⸗
denzbuteau“ meldet aus Konstantinopel vom Heutigen: In Folge
energijcher Intervention des deutschen Botschafters Grafen Hazzfeldt
und des englischen Geschäftsträgers Malet beim Sultan zu Gunsten
der Kondennon mit Oesterreich vetteffend Novibazar wurde der
Itade des Sultans zur Untetzeichnung der Konvention ausgefertigt.
Unter den Kohlengruben⸗ Arbeitern von Durham ist ein großer
ESirite aukgebrochen; etwa 60,000 Mann haben die Arbeit ein—
gestellt; die, welche fortarbeiten wollen, werden mit Gewalt daran
gehindert; es sind in dieser Weise schon förmml'che Gefechte vorge⸗
falien. Dauert der Strike lang, so wird eine Menge Fabriken aus
Mangel an Kohlen still stehen müssen. In Folge des Sinbens der
Kohlenpreise haiten die Grubenbesizer den Lohn herabgelttztz ein
großzer Theil der Arbeiter will aber darauf nicht eingehen.
Petersburg, 20. April. Durch kaiserlichen Erlaß sind
foigende Generaladjutanten zu provisorischen Generalgouverneuren
ernannt: Totleben für Odessa, Lotia⸗Melikoff füt Chartow, Gurlo
jür Petersburg. e
Peterbburg. Ueber die Person des Solowjeff verlautet
ferner, er sei der Sohn eines Stalldieners in der Hofhaltung der
Großfürstin Katharine. Er besuchte das Gymnasium und ein paar
Jahre die hiesige Universität, wo er den Lehtcursus nicht vollenden
konnte, wurde Lehrer an einer Kreisschule eines benachbarten Gou⸗
dernements, kam in Untersuchung wegen socialistischer Umtriebe,
berschwand während der Untersuchung und kam mit dem Alttentat
wieder zum Vorschein.
Die Petersburger Blätter theilen noch verschiedene
kinzelheiten über den Mordanfall auf den Kaiser Alezander mit;
doch ist darauf um so weniger Gewicht zu legen, als sie unter sich
nicht in Eintlang zu dringen find. Bedeutungsvoll ist dagegen
folgende Mittheilung in einem Petersburger Briefe der Kreuz⸗
jeisung“: „Einen Tag vor dem Ereign'ß, in der Nacht von Sam⸗
flag zu Osiersonntag, hatte man Unruhen erwartet; denn Samstag
Morgens waren an einigen Stillen, sogar am Winterpalais selbst,
Proklamationen angeklebt worden, welche die „Brüdet“ zur allge⸗
meinen Bewaffaung aufforderten und mit einem Tod dem Kaiser!“
endigten; fur diese Racht waren auch m'lilätischerseits Vorsichts—
maßregeln gettoffen worden und, salls wirklich Unruhen beabsichtial