Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Slt. Ingberler AAnzeiger. 
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Der St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich; m⸗ dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, (Sonntags mit illustrirter Bei. 
lage) erscheint wöchentlich viermal: Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonuementspreis betragt vierteljahrlich 
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1879. 
M6737.. Dienstag, den 29. April 
Deutsches Reich. 
München, 24. April. Die Handels ˖ und Gewerbekammer 
'ür Oberbayhern als Vorort des Delegirtentazes deutscher Gewerde— 
'ammern hat die Delegirtenconferenz auf den 11., 12., 13. und 
14. Mai d. J. nach München berufen. Das Programm dieser 
Tonferenz bildet die Besprechung und Beschtußfassung üuber vie 
Denlschrift der Hamburger Gewerbekammer: „Ein Wort über prin 
ꝛipielle Reform der deutschen Gewerbeordnung.“ 
Berlin. Das Gerücht, daß eine wesentliche Erhöhung des 
Militaͤr-⸗Eats in Folge beadbsichtigtker Vermehrung der AÄrtillerie zu 
erwarten fei, scheint nicht obne thatsächlichen Anhalt zu sein. Wenig⸗ 
dens spricht man sich in fachmännischen Kreisen schon seit längerer 
Zeit rüchaltlos darüber aus, daß die Ueberlegenheu der franzoͤsischeu 
Artillerie für uns größere Anstrengungen auf dem Gebiele dieser 
Woffengattung notbwendig mache. Auch deuten wohl die wieder⸗ 
holten Besprechungen des Commerzienrathz Krupp in Essen mit 
anseren militärischen Autoritäten, sowie die demseiben vor wenigen 
Tagen vom Kaiser ertheilte Audienz darauf hin, daß man der Nus 
jührung des erwähnten Vorhabens bereits naͤher getreten ist. (Und 
lo geht es fort in insinitum: ein Staat schraust den anderen! 
Wo soll das hinaus 7) 
*Der deutsche Reichstag nahm gestern, nach einer Ferlen⸗ 
pause von 24 Tagen, seine Arveiten wieder auf und wird nun 
bald in die Berathung der Steuer⸗ und Zoll Vorlagen eintrelen. 
Die „Kreuzzertung“ spricht am Schlusse eines Leitatuikels: 
Betrachtungen über die Tabatsteuervorlage die nämliche Ueberzeug⸗ 
ung aus, wie die Nat.Zig. und die Allg. Ztg., nämtich, daß der 
etzige Entwurf darauf berechnet zu sein scheine, den Uebergang zum 
Monopol vorzubereiten. „Nur so ist es zu erklären, daß füe den 
inländischen geringwerthigen Tabak gegenüber dem werthvolleren 
nus ländischen Produkte ein so unzunstiges Besteuerungsberhältniß 
in Vorschlag gebracht ist.“ 
Wie der „Kieler Zeitung“ von angeblich gut unerrichteter 
Seite aus Berlin geschrieben wird, hat das sen dem 3. v. M. 
im kaiserlichen Cabinet befindliche kriecgsgerichtliche Urtheil in Sachen 
des Unterganges der Panzerfregatte „Großer Kurfürsi“ die Genth⸗ 
nigung des Kaisers bisher nicht erhalten, was in eingeweihten 
streisen von Anfang an eiwartei worden zu fein scheint; bielmehr 
ist das Erklenntniß jetzt dem Militar:Justizde partement zur Begut⸗ 
ichtung überwiesen. Wenn auch in einigen Kreisen geglaubt wird, 
daß die Sache in einigen Wochen spruchteif sein werde, so versichern 
doch Personen, die es besser wissen koͤnnen, daß das Ende noch 
gar nicht abzusehen sei. 
Nach der „Koͤln. Ztg.“ wäre es seht wahischeinlich, daß der 
Prinz von Battenberg zum Fürsten bon Bulgarien gewählt wird. 
Ausland. 
Wien, 27. April. Die Festlichkeiten zu Ehren der silbernen 
dochzeit der Majestaten wurden mit dem heule bei sehr günstiger 
Witterung abgehaltenen Festzug abgeschlossen. 
Paris, 27. April. Das siebente Begnadigungsdekret wurde 
deben vom Präsidenten der Republik unterzeichnet. Man zählt in 
Folge dessen jezt 1625 Begnad igungen auf 8100 Verurtheilungen. 
Paris. Der Generalraih des Seinedepartements hat sich 
dafür erklärt, daß das Reglement der Elementarschulen im Sinne 
et gegenwäctigen Inst'tutionen redidirt und dabei der Gewissens 
teiheit volle Berücssihtigung zu Theil werde. 
Die Luftballon⸗Abtheilung in Woolwi ch stellt Ballona zur 
Verwendung für militärische Zwecke sertig. va⸗ Kriegsamt hat 
em Lord Chelmsford bereits vor kurzem einige Ballons mit Be⸗ 
enungsmannschast und den nöthigen Apparaten zur Verfllgung ge⸗ 
tellt, und, sofern dieses Anerbicten angenommen wird, ist schon 
Vortichtung geiroffen, daß eine Ballon⸗Adtheilung unverzüglich nach 
xm Cap eingeschifft werden kann. 
Der Befehl der russischen Regierung, daß forlan die russischen 
diaiter michtz über die neschretungen des Rebelunemine 
ind seiner Anhäuger bringen durfen, sowie die allem Anschein nach 
edr scharfe Ueberwachung aller freinden Korrespondenten hat zur 
Jolge, daß die Rachrichen aus Rußland, welche wirklich die Gre—⸗ 
passiren, schlechterdings unkontrolirbar siid. Man muß, was be— 
richtet wird, in gutem Glauben hinnehmen und kann im Uebrigen 
nur hinzufügen, daß, wenn die Dinge wirllich alle wahr sind, welche 
berichtet werden, die russische Gesellschaft in der That nicht mehr 
vor einer Revolution, sondern bereits mitten in derseiben sich 
befindet. 
Bermischtes. 
*St. Inabert, 28. April. Zu dem gestern Abend statt⸗ 
gehabten Lehmann'sch en Conzerte datte sich eine ziemlich zahl⸗ 
reiche und äußerst aufmerksame Zuhörerschaft eingefunden. Mit ge⸗ 
pannter Erwartung sah dieselbe dem LAuflreten der jugendlichen 
dlavierspielerin entgegen. Und die Erwartung wurde nicht getduscht. 
Zatten wir dieselbe auf Grund des der Künfllerin vorausgegangenen 
stufes hoch gestellt, sie wurde weit übertroffen, denn ein seltener 
nusilalischer Genuß wurde uns bereitet. Das Spiel der Frl. Leh⸗ 
nann ist so fert'g und geläufiz, so sicher und rein und dabei im 
Unschlage so kraftivoll und im Vorlrage fein müancirt „daß man 
»ergißt, die Vortragende ist an Jahren noch ein Kind. Ihrem 
Spiele folgte jedesmal raschender Beifall. Nur bedeutender musila⸗ 
ischer Begebung und unermüdlichem Fleiße ist es moͤglich, eine 
olche Meisterschaft auf dem Klaviete zu erlangen und die schwierigen 
Tonzeristücke eines Liszt mit solcher Bravour und Geläufigkeit zu 
pielen. Von Frl. Lehmans lie, das bekundele ihr Spiel, eine 
eiche Zulunft, eine vielversprechende künsslerische Laufbahn. — Auch 
Dr. Lehmann, der sich als vortresflicher Klavierspieler und ausge⸗ 
eichnetet Tenorist zeigte, erntete fuͤr seine Vorträze reichen Beifall. 
Evenso wurden auch die Piecen hiesiger Dillelamen beifällig auf⸗ 
zenommen. Wir sind überzeugt, sollte Hr. Lehmann uns kommen⸗ 
den Herbst durch ein zweites Concert erfceuen, zu den gesteigen Zu⸗ 
jörern werden sich dann gewiß noch viele andere einfinden. Denn 
nuch wir müssen sagen, wo Hr. Lehmann mit seiner Tochter einmal 
onzertrirt hat, hat er sich so angenehm empfohlen, daß ihm auch 
ür das nächste Mal sicher ein volles Haus wird. 
RLSt. Ingbert, 28. April. Vorgestern am 26. ds. 
Nis., gegen Abend wurde von dem Muüllc Peter Wolter in 
kschringen im Bache unweit seiner Mühle die Leiche des 78 Jahre 
ilten Peler Dörr don Ensheim aufgesunden. Dorr war in 
etzter Zeit eiwas geistesktrank und hat den Tod wahrscheinlich frei⸗ 
villig gesucht oder fiel beim Waschen eines stleidungsstückes in den 
Bach, aus dem er nicht mehr berauskommen konnte, weil das Wasser 
dort zu tief ist. 
*Zum Fabrikinspettor für die Pfalz mit dem Sitze 
in Speyer wurde vom Könige der Hüllendirektor Fmil Heuser 
von Kaiserslautern, zur Zeit in Witien d. d. R. ernanm. 
F Nach einer Verfügung der preußischen Regierung ist den 
klemeniar⸗Lehrern die gewerbsmäßige Besorgung von Schreibereien, 
iamentlich da sie zur Winkeladvokalur ausartei, untersagt worden; 
sie schädige zunächst des Lehrers Amtswürde, die Interessen der 
—A jedes von Beamten betriebene 
Rebengewerbe der Etlaubniß der Regierung. 
*Kaiserslautern halte am Freitag ein starles Hagel⸗ 
velter; noch lange nachher waren die Straßen mit Schlossen be⸗ 
hedt. Ueber Dürlheim und das Isenachthal zog am Sonntag 
Drittag ein startes Gewitter mit Hagel. Es filnen Eisstüd.— von 
der Grbße eines Taubeneies, so daß die Baumblülbe Schaden ge⸗ 
litten hat. 
*In Maudach wollte dieser Tage ein Ackerer die Hühner 
—R Schuß verscheuchen. 
Er flellte das geladeke Gewehr auf einen Augenblig neben sich. 
Plotzlid ging datselbe los und der Schuß verlehle ihn nicht un⸗ 
erheblich. 
*Nach Vollendung eines unterhalb der Stadi Speyer 
borgenommenen Rhein⸗ Durchstiches wurde eine bisher zu Baden ge⸗ 
yoͤrige Insel, auf welcher der sog. Angelhof liegt, von Baden an 
Bayern abgeireten. 
FFrankenthal. Die Versteigerungen der zu den Gebr. 
Vlossier'ichen somie Heller und Nee