Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberter Anzeiger. 
Der St. Ingberter Auzeiger und das (2 mal wöchentlich mu dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt. Sonntags mit illustrirter Vei⸗ 
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M 72. Dounerstag, den 8S. Mi 
Deutsches Reich. 
Mäünchen. Die diesjährigen größeren TruppemUebungen 
werden Anfangs September und zwar das J. Armeekorps in der 
Gegend zwischen Regensburg und Ingolstadt, das II. Armeelorps 
zwischen Dinkelsbühl und Gunzenhausen vorgenommen werden. 
Berhin. Für de Feier der goldenen Hochztit des Kaiser⸗ 
paares sind zwei Tage bestimmt: am 11. Juni werden die Depu⸗ 
tationen im Schlosse empfangen und wird die Einsegnung des 
Jubelpaares in der Schloßlapelle, sowie Abends Galasper statt⸗ 
finden; am 12. Juni ist große Parade zur Feier der fünfzigjährigen 
Zugehörigkeit des Kaisers Alrxander zum preußischen Militär, dann 
Galadiner im Schlosse und Abends Gesellschaft im kaiserlichen Pa⸗ 
lais. Am Tage darauf wird der Kaiser nach Ems, die Kaiserin 
nach Baden Baden abreisen. 
Der Kaiser wird heute (Donnerstaqg Abend) Wiesbaden ver⸗ 
lofsen und nach Berlin abre sen. F— 
Aus Berlin hört man, daß in Folge der gepflogenen Ver⸗ 
handlungen der Königin Maria von Hannover jährlich 180,000 
M. und jeder ihrer Töchter 30.000 M. aus dem sog. Welfenfonds 
ausbezahlt werden. 
Berlhin. Der Bundesra'h hat am 8. Mai beschlossen, 
daß bei den nächsten für Rechnung der Reicsbank statifindenden 
Goldausprägungen bis zur Höhe von 50,000.000 Mit. nur Kro—⸗ 
nen geprägt werden; ferner daß Reichskassenscheine zunächst nur 
in Stücken von 50 Vik. ausgegehen werden sollen. 
* ( Re'chstag.) In der Montagssitzung sprachen zum Zoll⸗ 
tarif Eugen Richter gegen deuselben, Finanzminister Hobrecht, 
seine Rede vom Sametag erzänzend, Bundeslommissät Tiedemann, 
herbordebend, daß die Borione mit in eister Linie die Hebung der 
Landwirthschaft bezwecke, v. Kardorff sür die Vorlage, Oechsel⸗ 
häuser in vermittelndem Sinne. Am Dienstag sprachen Bundes⸗ 
commissär Meyer, Löwe und Varnhüler für, Maltzahn⸗Gültz und 
Sommermann gegen diefelde Bennigsen vorwiegend für die Vor⸗ 
lage. Letzterer begann dit der Erklärung, daß die Steuervorlage 
an den Reichstag die schwerste Aufgabe stelle, welche seit Gründung 
des deutschen Reiches an derselben zur Lösung herangetreten sei. 
Er gebe aber die Hoffnung nicht auf, das Resultat der Arbeit 
werde mehr heilsam ats schädlich für Deutschland sein, da Pa⸗ 
triotismus genug im Reichttage berrsche, um erwarten zu lassen, 
daß es gelingen werde, eine Einigung zu erzielen. — Des Buß, 
und Bettages wegen wurde gestern keine Sttzang gehalten. Die 
General Debatte wird heute sortgesetzt und wabrscheinlich zu Ende 
gebra hit. 
Darmstadi. Der Kaiser von Rußland hat den Wunsch 
ausgesprochen, den Fürsten Alexander von Battenberg in Lvadia 
zu sehen. Dieser wud dem Wunsche nackommen und wollie schon 
gestern (Mmittwoch) nach Livadia abreisen. 
In dieser Woche wird in Heidelberg eine Konferenz in 
Sachen der Hersiellung eines einbeitlichen internationalen Eisenbahn⸗ 
frachtrechts staufiaden. 
NAusland. 
Verschiedene Blätter bringen die Nachricht, da die Ehe des 
Fursten Katl von Rumanien kinderlos sei, so sei beabsicht den zweil⸗ 
Altesten Sohn des Erbprinzen von Hohenzollern, den 14jahrigen 
Prinzen Ferdinaud, zum präsumtiven Thronfolger in Rumänien zu 
bestimmen. 
Vermischtes. 
*Berichtigung. In dem die Gründung des Verschönerungs⸗ 
vereins betr. Artikel der vorigen Nr. ds. Bi. soll es statt ein 
angenehmer Aufenthalt ꝛc.“ heißen „einen angenehmen Aufenthalt 
ꝛc.“; in einer Notiz ders. Ne. die Kammgarnspinnerei Kaisers 
lautern betr. statt „Activa“ — Achie“. 
*St. Ingbert, 8. Mai. Der Wonnemonat machte bis 
jeht seinem Namen noch wenig Ehre. Kaum hatte er sich vorgestern 
dan einer milderen Seite geseigt und die Hoffnung entstehen lassen, 
daß der längst ersehnte Witterungsumschlag eintreten werde, so 
ank die Temperatur geaen Erwarien in der Nacht wieder so tief, 
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daß wir gestern ein den ganzen Vormittag über anhaliendes 
Schneegestöber hatten und ein „Mailüfterl“, ols ginge es direlt 
»em Winter entgegen. Der richtige „kalte Mitiwoch !“ Die un⸗ 
zünstige Witterung mag denn auch wohl der Grund gewesen sein, 
aus dem gestern fast gänzlich die Gaste fehlten, welche sich sonst 
zu Hunderten an diesem Tage aus den benachbarten preußischen 
Bemeinden hier einstellten, um am „Bayerischen“ sich zu laben. 
Nur Wenige waren, dem Wetter zum Trotz, der alten Gewohnheit 
treu geblieben. 
Die Direltion der pfaͤlzischen Eisenbahnen gibt bekannt, daß 
bdom 1. l. Mits. ab die Vergnũgungsreise-Billele dach der Schweiz 
und verschiedenen anderen Touren wieder zur Ausgabe gelangen. 
Die Billete nach der Schwelz haben eine Zosagige Gungten. 
F.Aus der Nord pfauz. Verflossenen Montag machte sich 
tin 81 jähriger Mann aus Würzweiler, Namens Hengstenberg, 
auf den Weg nach Wiesbaden, in der Absicht, daselbst seinen Kaiser 
zu sehen und zu sprechen. Und siehe, troß aller leicht erklätlichen 
Schwierigkeiten, die sih im Anfange entgegengestellten, gelang ihm 
sein Vorhoben, und zwar noch am nämlichen Tage. Nachdem ihn 
wei hochgestellte Herren vom Hofe in eines der kaiserlichen Ge⸗ 
nächer geleitet, dauerte es nicht lange, so stand er dem ehrwurdigen 
Fürsten Auge in Auge gegenüber. Es würde zu weit führen, hier 
m Einzelnen wiederzugeben, wie ihn dieser freundlich begrüßte, wohl 
ine halbe Stunde lang auj''s Leutseligste mit ihm verkehrte und 
sum Adschied nob ihm huldvollst die Hand reichte: auch daß er 
sum Schlusse noch in einem anstoßenden Zimmer von den beiden 
Zerren, die ihn eingeführt, mit einem Glase Kaiserwein“ bewirthet 
wurde, sei nur kurz erwäͤhnt, — man muß das Alles den Mann 
elbb erzählen bören, und die Art, wie er Das aus übervollem 
derzen thut, macht es begreiflich, daß er jene Stunde mit Stolz 
die dentwürdigste seines Lebens nennt. (Pf. P.) 
fDer statutengemäße ordentliche Turntag des pfälzischen 
Turnesbundes für 1879 findet Sonntag den 11. Wiai im Saale 
des Gasthauses zum Löwen in Edenioben stait. 
F Aus Zeiskam geht dem „Pf. K.“ die folgende Notiz 
zu: In Folge der in letzier Zeit von A 
re benen Agitationen gegen die Tabalsteuerprojecie des Fuͤrsten 
Bsmarck jah sich die Gemeinde Zeiskam veranlaßt, heute eine der 
Finazpolitit des Reichskanzlers zust mmende Adresse, welche mit 
nassenhaiten Unterschraften bedeckt ist, an diesen abgehen zu lassen. 
F, Aus der Vorderpfalz berichtet das „Pf. Vbl.“: An 
inem Gerichte der Vorderpfalz sind gegenwärtig sieben Fälle der 
Brandsteftuag in Voruntersuchung, und wie wir vernehmen, vier Mein⸗ 
idsverbrechen. Die Ganien überwaltigen die Kraft der Gerichte, 
'o daß man begierig wird, zu erfragen, woh'n wir noch gelangen. 
fFrankenthal. Den das Schützenfest besuchenden 
Schützen ist von der Direckion der falz. Bahnen eine Fahr⸗ 
preisermätßigung von 50 pCt gewährt, so daß vom 21. Juni an 
ꝛinfache Billete zur freien Rüdfahrt biß 80 Juni einschließlich 
—X 
f Zum Schüßenfest in Frankenthal sind bis jetzt don 
den dortigen Bäckern, den Metzgern, dem Turnveremn und der 
Turnergesellschaft Ehrengaben zugesagt; andere Corporationen und 
Dereine werden nachfolgen. Zur Besorgung des noͤthigen Wache⸗ 
dienstes wähtend der Dauer des Festes haben sich die Mitglieber 
des Turkßvereins erboten. 
Speyer. Zu der am 12. Mai naͤchsthin dahier begin⸗ 
nenden Concursprüfung der Staatsdienstadspiranten sind 18 Reane, 
zandidaten zugelassen. 
7 LEin trauriger Unglüdcefall hat sich in St. Johann 
zugetragen. Ein Vorübergehender sah aus einer Man' gede Rauch 
dervordringen und alarmirle, Feuer vermuthend, die Bewohner des 
Dauset. Als man die Thulre der Mansarde gewaltsam öffnete, 
jand man die Frau eines Postbeamten leblos neben ber Thüre, 
Ren untern Theil des Körpert fast ganz verkohlt und nur noch am 
Obertörper Reste der verbrannten Kleider tragend. Allem Anschein 
zach hat die Frau, welche schon längere Zeit an Schwermuth litt, 
in einem Anfall von Geistesslörung ihre Kleider angeiündet und 
so auf schredliche Weise den Tod gefunden. 
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