St. Ingberler Anzeiger.
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Deutsches Reich.
Mänchen. Das ‚ Vaterland“ theilt seinen Lesern mit,
daß Boyern in diesem Jahre wieder 19 Millionen Mk. an Ma—
tritularbeiträgen zahlen muß und daß, wenn das „Reich“ nicht
waͤre, wir diese Millionen, die etwa den Ertrag sämmtlicher direc⸗
ten Steuern ausmachen, ersparen lönnten; daß dagegen die Kosten
der gesammten bahyerischen Armee mit etwas über 42 Millionen
Mt. vom Reiche bezahlt werden, das verschweigt das „Vaterland“.
Dem „Fränk. Kur.“ wird aus München geschtieben: Einem
n artilleristischen Kreisen gerne geglaubten Gerüchte zusolge ist eine
VBermehrung der bayerischen Artillerie um 2 Feld-Regimenter beab⸗
chtigt; zur Bildung der neuen Regimenter sollen diese von dem
l. und 4. Feld: Artillerie-Regimente (Dibifions-Arlillerie) je eine
Abtheilung zu 4 Batterien als Stamm erhalten, die dann noch
kehlenden 4 Abtheilungen S 2 Regimentern sollen neu formirt werden.
Berlin. Unter den messenhasten Petitionen, Ane und
Vorträgen, welche den Reichstagsabgeordneten jetzt iäglich von „Be⸗
heiligten“ jeder Sorte zugehen, findet sich auch eine interessante
Vergleichung des Procentverhältnisses der bisherigen Zollsätze und
der im neuen Zolltarif vorgeschlagenen erhöhten Zollsätze zum
Werth der zollpflichtigen Gegenstände.“ Die Werlhe sind der aml⸗
lichen Reschsstatistit für 1877 entnommen. Daraus ergiebt sich,
daß die beiden Großindustrieen Esen und Garn den Löwenantheii
erhalten sollen. Die der Laudwirthschaft und den anderen In⸗
dustrieen zuertheilten Begünstigungen erscheinen gegenüber dem je⸗
nen zwei Großindustrieen gewährten Schutze von 1i5 bis 28 resp.
10 bis 17 Procent geringiügig. Der dem Landwirth zu gewäh⸗—
rende Schuß soll 2 bis 5 Procent betragen. Dieser kleine Shutz
joll kann durch die gleichzeitige Vertheuerung anderer ihm nöthigen
Artilel ein Druck für den Landmann werden. Weiter könnten die
döhne der Arbeiter, wie erwartet wird, doch nur steigen, menn
der allgemeine Verbrauch sich mehrt. Geschieht dies aber bei einer
Veriheuerung der Fabrikate? Das Loos Aller auf Kosten Aller
zu verbessern, ist — unmoöglich, dagegen werden sich leicht auf
stosten Aller Einzelne besser stellen. Das gleicht die Concurrenj
nicht aus. Ein Trost ist freilich: die neuen Zoölle u. s w. flie—
zen in die Reichskasse und mindern v'elleicht eiwas den Druck der
direclen Steuern, aber die Zollabgaden würden ungleich, den Aer⸗
meren verhältnißmähig mehr belasten, als den Wohlhabenden oder
zar Reichen. In letzterer Beziehung so sanguinisch weit zu gehen,
vie der Reichslanzler in seiner Vi⸗elen verheißungsreichen Patla⸗
mentsrede vom 2. Mai, wagte Tags darauf schon sein preußischer
Tollege, Finanzminister Hobrecht nicht.
Der Gegensatz zwischen Stadt und Land, den Fürst Bismard
durch feine wirihschaftlichen Pläne geschoffen hat, kommt wieder ein⸗
mal zum Ausdruck in dem Protest der Stadi Alzey gegen das
VBorgehen einiger Bürgermeister des Kreises Alzey, die in einer
Zuftimmungsadresse an den Reichskanzler ihr Bedauern ausgesprochen
jatten, als Vertreter im Reichslag Herrn Bamberger (Freibändler)
ju haben. In einer Sitzung des Gemeindelollegiums wurde gegen
diese Demonstration entichiedene Verwahrung eingeiect und beschlossen,
Hettn Bamberger von der gegentheiligen Slimmung der Siadt Al—
jey in Bezug auf seine Person in Kenntniß zu sehen.
Ausland.
Wien, 7. Mai. Meldung der ‚Polit. Korrespondenz“
us Tirnowa. Die Deputation der bulgarischen Nationaidersamm⸗
ung tritt erst nach der zum 10. Mai beborstehenden Rücklehr Don⸗
dukoff's ihre Reise an, um dem Prinzen von Battenberg die Er⸗
wpahlung zum Fürsten zu notifiziren. Demnächst findet eine Lager⸗
ibung der gesammten bulgarischen Miliz Sialt. In Folge von
Erzessen bulgarischer Banden gegen tütkische Bewohner des D striktes
Tirnowa sind türkische Agenten elingetroffen, um die Auswanderung
Rr türkischen Bevölkerung nach Kleinasien zu veranlassen.
Wien, 7. Mai. Im ersten Vierteljahr 1879 tat die
„sterreich. Staatslosse an directen und indirecien Sleuern 4 Mill
Bulden mehe eingenommen als im gleichen Zeitraum des Jahres
1878. GKann's brauchen.)
London. Daos GReuler'sche Bureau“ meldet aus der
M 73. Samstag, den 10. Mai
1879.
Tapstadt vom 22. April: Die Vorbereilungen zum Einmarsch in
das Zulu⸗Land haben begonnen; 4 Regimemer rücken auf Dorn⸗
herg vor. Der Einmarsch dürfte in 14 Tagen erfolgen. J
Petersburg, 7. Mai. Die „Agenee Russe“ meldet:
„Das von Obruischeff dem Sultan überreichie Schreiben des Kai⸗
ers Alexander und dessen Proclamation an die Rumelier ist in
Tonstantinopel sehr günstig aufgenommen worden. Der X
zat in Folge dessen Obrutscheff beauftragt, der Commisstion in
Philippopel anzuzeigen, er beabfichtige von den ihm durch den
Berliner Vertra zustehenden Rechten icht keinen Gebrauch zu
na hen. — Deutschland, Oesterreich, Frankreich und England
limmten der Wahl des Prinzen von Battenberg zum Fürsten Bul—
zjariens zu.“
Athen. Das griechische Kabinet hat gegenüber der von
Frankreich ergriffenen Iniliative behufs Verhandlung und Rege⸗
ung der Grenzfrage in Konstantinopel seinen Standpunlt zu pra⸗
isiren füür oppottun erachtet. Es verlangt zunächst, vaß die eben,
uellen Berathungen und Verhandlungen in Konstantinopel auf
Brund des XIIL Prototolles des Berliner Kongresses stattfinden
ollen und verwahrt sich gegen ein Engehen in neuerliche direlle
Berhandlungen mit der Pforle, bevor nicht von Seine der letz teren
die formelle Anerlennung der Gilligkeit des fraglichen Prototolles
rusgesprochen ist.
Konstantinopel, 7. Mai. Die Russen haben begon⸗
nen, Ostrumelien zu räumen. Die früher zur Einübung der bul⸗
jarischen Miliz gebildeten russischen Lehrbalaillone wurden aufge⸗
oͤst. Viele ruffische Offlziere erhiellen Erlaubuiß, noch vor dem
Abmarsch ihrer Truppeniheile mit Urlaub nach Rußland zurückzu⸗
kehren. — Mehr als 600 muhamedanische Familien Bosniens und
der Herzegowina haben dem Sultan eine Petition übersandt, ihnen
nuf kürkischem Gebiete Landstriche anzuweisen, wohin sie auswan⸗
ern könnten, da sie nicht unter fremder Herrschaft bleiben wollen.
Den meisten Muhamedanern scheint es unter der österreichischen
Berwaltung gut genug zu gefallen). Die türkische Regierung dat
zaß Gesuch in Erwägung gezogen.
Vermisqtes.
t(Pfalzische Eisendahnen.) Die staatlich ga⸗
antirten Präzipualbezüge (außer den bereits bezogenen Aktienzinfen
von 4 proz. bezw. 41 proz.) werden als Dibidende für 1878
muebezahlt wie folgt: 1) futr die pfätzische Ludwigsbahn M. 42,86,
) für die pfälzische Maximilianbahn: M. 8.57. Diese Dividen⸗
»en sind sofort zahlbar. Nachdem auf die Nordbahnai'en gemaß
ser Fusionagrundlagen außer den bereits bezogenen 4proj. Zinsen
ein weiterer Prazipualbezug fallt und eine Superd vidende sich
nicht ergeben hat, ist der Dividendenschein der Norddahnakten X
1878 für werthlos erklärt worden.
fDas Jahresfest des pfalzi'chen Hauptvereins der Guftad⸗
Adolphe Stiftung wird in diefem Jahre in Zweibtucken gefeiett
verden.
T Dem ‚Pf. K.“ wird geschrieben. Ein der in Zweibrücken
iegenden Sch vadron des 8. Chevauxlegers⸗Reg. zugehoriger Sol⸗
hat, Namens Bergmann, aus Unleriranken wird seit Ostermoniag
dermißt, ohne daß dis heute eine Sput ermittelt wurde, die daraus
ühren koͤnnte, wo er verblieben ist. So viel nur steht fest, daß
Bergmann mit Kameraden am Ostermontag einer Tanzmusik zu
Bubenhausen beigewohnt hatte. Eine dafelbst zwischen dortigen Ein⸗
vohnern und den Soldaten stattgehabte Schlägerei und das damit
derbundene Durcheinander wird Ürfache sein, daß das Fehlen des
Berschwundenen erst in der Kaserne wahrgenommen wurde.
In Dansendberg siellle die Tagnersfrau Studig einen
Topf lochenden Wassers in das Zinmer. Ihr vierjähriges Kind
iel darüber hin und verletzte sich deratt, daß es starb.
In Rogheeim ertrank ein fünfjahriges Mädchen in einen
Braben an der Tuchbleiche.
fVom Bienwald. Ein Seitenstück zur Kartenstempel⸗
übertretung, wonach 5 Wirthe don Diedesfeld resp. Edesheim von
der hetreffenden Steuerbehörde aui Grund des Arse24 3.