Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
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M. 
Sonntag, den II. Mai 
1879. 
Deutsches Reich. 
München. Laut Bekanntmachung des Justizministeriums 
werden vom Inkraftreten des Reichs Gerichtsverfassungsgesetzes an 
die Sitzungen der Schwurgerichte in denselben Siadien abgehalten, 
wie bisher. 
Berlin. Die officiöbse „Provinz.Corresp.“ schreibt über die 
neueste Reichstags Rede v. Bennigsen's: „Durch diese Kundgebung 
des angesehenen Führers der gemäßigt liberalen Partei, welche den 
Zöhepunkl der bisherigen Berathung bezeichnete, ist in der That die 
doffnung auf einen ersolgreichen Verlauf und Abschluß der wiwdtigen 
Verhandlung wesentlich erböht.“ — Bezuglich der goldenen Hochzeit 
des Kaisers Wilhelm und der Kaiserin Augusta“ meldet dieselbe 
Correspondenz: „Die Festlichkeiten bleiden auf zwei Tage beschränkt. 
Die Feier soll nach ausdrücklicher allerhöchster Bestimmung wesentlich 
den Charakter eines Familienfestes tragen. Die Deputationen aus 
den verschiedenen Theilen der Monarchie jollen die Wahl von 10 
bis 12 aus jeder Provinz nicht übersieigen.“ 
*Auf der am Donnerstag in Berlin stattgehabten Vorbe⸗ 
'athung in Betreff der Einberufung des Städtetages zur Berathung 
uber die Getreidezoͤlle wurde beschlossen, den Städtetag auf den 19. 
Mai nach Berlin einzuberufen und die Magistrate und Stad. der- 
ordnetenversammlung dazu einzuladen. 
(Rechssstag.) Bei der Fortsetzung der Berathung über die 
Zoll- und Steuervorlage sprachen am Donnerstag Bundeskommissär 
Zurchatdt, Lasker im Großen und Ganzen gegen die Vorlage, Fürst 
Bismarck, auf Laskers Ausführungen erwiedernd. Windthorst 
Meppen) für mäßige Schutzzölle und bedingungsweise Figangölle, 
Mossle (nat.lib.) für die Vorlage. Fortsetzung der Berashung am 
Freitag. 
Laskers Rede, die Fürst Bismarck nicht persoönlich angehört, 
zab dem Reichskanzler zu verschiedenen Bemerkungen Beranlassung, 
vorauf sich nochdem Windthorst gesprochen, folgender Zwischenfali 
abspielte: Präsident Forckenbeck wünscht die Fernhaltung aller per⸗ 
sönlichen Empfindlichkeit aus den Debatten und stellt die Aeuße⸗ 
rungen richtig, welche der Reichskauser bei Lasker als persönlicht 
Angriffe gegen ihn rügte, womit indirette Vorwürfe gegen seine 
Leitung der patlamentarischen Debatten gerichtet worden salen. 
dasker habe das Wort „unzuverlafsig“ gegen den Reschskanz er 
aicht gebraucht. Laskers Angreffe seien viellescht zu schacf gewesen, 
aber nicht beleidigend; deßhalb bätte er dieselben nicht zurüweisen 
önnen. Fürst Bismarck dankt dem Präsidenten für die Richtig⸗ 
stellung. Dieselbe beweise jedoch, daß die Sache so läge, wie er 
vorausgesetzt. Er achte das Urtheil des Nräsidenten des Reichs⸗ 
ages, stehe aber hier als Präsident des Bundesraths und habe als 
olcher sein eigenes Urtheii. Demgemäß habe er seinen Ausfüh⸗ 
cungen Nichts hinzuzufügen, noch Etwas davon zurückzunehmen. 
(Sensation. Fuist Bismarck verläßt den Soal.) Lasker bedauert 
in persönlicher Bemerkung, daß der Reichskanzler sich entfernt habe, 
da demselben vollständig falsche Notizen über seine NRede zugetragen 
worden waͤren. 
Die am Montag vom Abg. Richter (Hagen) im Reichstag 
zehaltene Rede zum Zolltarif ist duf Wunsch seiner Parteigenossen 
inter dem Titel: „Gegen die Zoll⸗ und Steuervorlagen des 
Kanilers“ als Broschüre eischienen, 
Ausland. 
Paris, 8. Mai. Prasident Greby unterzeichnete ein Dekret, 
durch welches wieder 440 Commune · Verurtheilte begnadigt werden. 
Die französischen Großindustr ellen weigern sich, die rückteh⸗ 
renden amnestirten Communards in ihren Fadriken zu beschäftigen, 
veil sie Konflikte mit denselben befürchten. 
Paris, 8. Mai. Der Kronprinz Rudolph von Oester⸗ 
eich kam Mittwoch früh in Madrid an. Er wurde am Bahuhof 
om Konige Alphons eipfangen. Die Heirath des Konigs Al 
hons mit, der Traherzogin Maria Christine bon Oesterreich (Enke⸗ 
— Aspernsiegers, Erzherzog Karls) soll im Olktober siatt⸗ 
en. 
Die Engländer haben troß ihrer Kriege gegen Afghanen und 
Zulus neue Proben ihres regen Handelsgeises abgelegt. Nach 
ehnmonailichem Besitz von Cypern haben fie die Insel bereits zu 
tinem Haubthandelsplat rach der Lebane emborgeboben In Cpvbern 
Haubistadt Larnala entstehen zahlreiche engliche Geschaͤfishauser, 
welche den Kaufleuten der syrischen und angtolischen Küste englische 
Fabrikate zum Handel bis in das Innere von Afrika liefern. 
Frankreichs und Oesterreichs Handel nach Syrien und Kleinasien 
st dadurch bedeutend gefährdet. 
*Nach einer Correspondenz des „Pf. Kur.“ stammt der jetzt 
ziel genannte, zum Fürsten von Bulgarien gewählte Prinz Alexander 
yon Battenberg von natürlicher Seite aus der Rheinpfalz. Seine 
Nutter ist die Urenkelin von Heinrich Wilhelm Schweppenheuser, 
hemaligem Pfarrer zu Rechtenbach. Die Tochter der Letzteren kum 
ämlich als Gesellschafterin einer jungen Prinzessin an den Hof 
on Hessen⸗Darmstadt, begleitete diese nach Warschau und ver hei⸗ 
atheie sich hier mit einem Herrn Haucke. Ein Sohn dieser Ehe 
vurde russischer General und Kriegsminister. Nach seinem Tode 
vurden seine Kinder am Hofe des Kaisers Nikolaus erzogen. Eine 
Tochter vermählte fich mit dem Prinzen Alexander von Hessen und 
purde zur Prinzessin von Battenberg erhoßen. Aus dieser Ehe 
tammt bekanntlich der Prinz von Battenberg. — Der ehemalige 
Biarrer Ludwig Schweppenheuser zu Langweiler bei Pfaliburg, so 
vie Pfarrer Schweppenheuser in Sesenheim, unmittelbater Nachfolger 
Jes durch Goethe bekanntien Pfarrers Brion, waren Söhne des 
3farrers Heinrich Wilhelm Schweppenheuser zu Rechtenbach und 
eie leiblichen Brüder der Großmuiter der Vrinzessin don Battenbera. 
Rermisqhtes. 
F. In Hedendaluheim wurde nach der „Iw. Zig.“ am 
7. Mai ein Kind von kochender Suppe, die auf dem Osen Land, 
erart überschüttet, daß am Kopfe die Haut längs den Schläfen 
otal verbrannte und das Kind in Folge dieser Verleßungen starb. 
Der Fall dürfte alle Eltern zur größten Vorsicht gegenüber ibren 
leinen Kindern mahnen. 
tDer Dingler'schen Maschinenfabrik in Zweiberücdken wurde 
ein Palent auf eine Einrichtung an den Auslaßbentilen von Dampf⸗ 
naschinen, um den Abschluß beliebig zu verzögern, erthtilt. 
In der am 7. Mai abgehaltenen Generalversammlung des 
cisenwerls Kaiserzlautern hob der Vorstand hervor, daß 
die allgemeine Geschästsstockung sich jehzt auch bei diesem Weri fühl⸗ 
zar mache und daher der Geschäftsgewinn dieses Jahr bedeutend 
zeringer ausgefallen sei, als der des vorigen, obwohl der Umschlag 
ach gleich blieh. Die Versammlung beschloß eine Dibidende von 
Procent d. h. 54 M. pro Actie — immer noch eine schöne 
Berzinsung des Capitals, mit der man wohl zufrieden sein dürfte. 
»In Kaiserslautern beabsichtigt ein Herr J. P. Wagnet 
in „ichwarzes Buch“ auzulegen, in das er alle Wucherfälle, die 
hm mitgetheilt werden, mit näheren Angaben eintragen will. Den 
Namen der Wucherer wird er gegebenen Falls veroͤffentlichen. 
F Die Notiz der „Pfälz. Zig.“, daß zwei junge Leute ver⸗ 
nißt würden und wahrscheinlich den Tod im Rhein gesucht hätten, 
vird von der „Sp yer. Zig.“ als unwahr erklärt: dieselben hätten 
ine Rheinreise unternommen und besänden sich zur Zeit wohl und 
nunter in Worms. 
t Gohes Alter.) In voller Gesundheit, rüstig an Geist und 
dörper, feierte vor einigen Tagen ein Privatier in Regensburg 
einen hundersten Geburkstag, umringt von zahlreicher Familie, die 
hn mit Blumen penden, dem schönsten Symbole des Lebens, über— 
äufte und ihm Glüch und Segen wünschte zum Antritt den zweiten 
Jahrhunderts seines Lebens. 
F Durchstechung der Landenge von Panama. Am 15. Mai 
ritt in Paris auf Einladung des Herrn v. Lesseps ein internationales 
jeographisches Comitee zusammen, um die Richtung zu bestimmen, 
n welcher ein Canal vom Allantischen zum Stiden Occean au 
liehen ist. 
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ur die Redaction verantwortlich: F. X. Deme“. 
Intereasant 
et dio in dor hentigen Nummer nuserer Zeitang sien befindende Glüekæ- 
ineigo von Samuel Heckscher senr. in Hamburg. Dieses Haus het vion 
arch seine prompte und verschwiegens Luszahiung der hier vnà in der 
Imgegend gewonnenen Beträgo einen dermascen goten ttuf erworben 
lass wir Jeden auf detaon heutiget Inerι bor d azaS tale 
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