St. Ingberler Anzeiger.
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M 7G6. Donnerstag. den 18. Mai
E—
Deutsches Reich.
Wie dem ‚Nürnb. Corr.“ mitgetheilt wird, ist für das ge
jammte deutsche Heer eine Vermehrung der Feldartillerie um 34
Batterien (204 Geschütze nebst ensprechender Anzahl von Mann
schaften und Rossen) beabsichtigt; Boyern soll daran mif einer Ver⸗
mehrung um 4 Barterien (24 Geschützen) mit einer Friedensbe⸗
spannung von 176 Pferden betheiligt werden. (Darnach wäre die
aeuliche Notiz zu berichtigen.)
Berlhin, 18. Mai. Der Kaiser empfing heute Nachmittag
nach der Rücktehr von den Uebungen am Kreuzberge den Erb—
prinzen von Meiningen, welcher die gestern Nachmitsag 293 Uhr
erfolgte Entbindung seiner Gemahlin von einer Tochter meldete.
(Der Kaiser ist sonach Urgroßrater geworden.)
Die am Dienstag vom Leichstag gewählle Commission zur
Vorberathung des Zolltariis besteht aus 28 Mitglieder und zählt
b. Deuischconservative, 3 Freiconserbative, 8 Ultramontane, 8 Na⸗
lionalliberalen, 3 Fortschrittler.
*Die Tabaksteuervorlage wurde nach zweitägiger Berathung
im Dcerade an eine besondere Commission zur Vorprüfung er⸗
wiesen.
Der Kaiser wohnte am Dienstag zum ersten Male wieder
auf dem Tempelhofer Exercierfelde den Truppen⸗Uebungen bei; er
blieb gegen eine Stunde zu Pferde. Er sah gut' aus und gebrauchte
auch mit Leichtigkeit den durch Nobilings Schuß verletzten Arm.
Aus Elsaß-Lothringen. Das diesjährige Rekrutir⸗
ungsgeschäft im Reichslande geht seinem Abschluß entgegen. So
weit bis jetzt Einzelberichte vorliegen, ist das Ergebniß derselben ein
durchaus befriedigendes, indem sich der Procentsatz der sich der
Militärpflicht entziehenden jungen Leute abermals um ein Eheb⸗
liches erniedrigt hat. Die auf Elsaß entfallende Quote, schon seit
‚wei Jahren erreicht, ist diesmal bedeutend überschritten worden.
dluch bei dieser Gelegenheit machte sich die auf verschiedenen auderen
Bebielen beobachtete Thatsache bemerklich, daß die Landbewohner sich
der neuen Ordnung der Dinge viel rascher anschließen, als die
unter dem Einflusse der französijcden Presse stehende Stadtbevölker⸗
ang. Während erstere größtentheils vollzählig vor der Musterungs⸗
tommission vertreten ist, liefert die einheimische Bevölkerung der
Staͤdte ein verhältnißmäßig viel geringeres Contingent von Recruten.
Ausland.
Wien. Meldung der „Polit. Corresp.“: Die Uebernahme
pon Spizza (welcher Plat am adriatischen Meer durch den Ber—
liner Frieden von der Türlei an Oeslerreich überging, nachdem ihn
waͤhrend des Kriegs die Montenegriner besetßt hatien) ift gestein
in feierlicher Weise erfolgt. Die österr. Truppen rückten unbe⸗
hindert ein. In Suttomore wurden die osterreichischen Behörden
don einem Abgesandten des Fürsten von Montenegro im Auftrage
des Leßteren begrüßt. Der Vertreter Montenegros forderte das
ersammelte Volk in einer Ansprache zur Treue für den neuen
herrscher auf.
Paris, 13. Mai. Der „Temps“ sagt: Die Schwierig⸗
teiten, welche sich hinsichtlich der Organisation der PolizenPrafektur
und der Rüdkehr der Kammern nach Paris erhoben hatten, sind
ausgeglichen. Das Kabinet wird in unverändertem Bestande vor
die Kammern treten und, wenn befragt, die Ansicht vertreten, daß
die Angelegenheit der Polizei⸗Präfektur absolut unabhangig ift von
der Frage der Rückkehr der Kammern nach Paris.
baute kleine Strecke noch während des Sommerdienfies dem Ver⸗
kehre übergeben zu können. Wir werden dann gewiß auch Abends
einen späteren Zug von Zweibrücken resp. Homburg her erhalten.
Bis dahin aber wäre sehr wünschenswerth, wenn der Abenbs um
3 Uhr 832 Min. hier ankommende letzte Zug auf eine spätere
Stunde verlegt werden könnte, auf daß eher die Moglichkeit ge⸗
zeben wäre, von bier aus an einem Tage Auswärts ein Geschäft
erledigen und wieder zurüdkehren zu können. Vielleicht hat eine
diesbezügliche Vorstellung aus hiesigen interessirien Kreisen bei der
gl. Direktion den gewünschten Ersolg.
St. Juabert, 15. Maĩ. Wir verweisen unsere Leser
auf den im heutigen Blatte enhaltenen Auszug aus dem Sommer⸗
fahrplan der pfälzischen Bahnen.
*St. Inabert, 15. Mai. Gestern Abend gegen 10
Uhr zog über unsere Stadt ein Gewitter, das einen für die Vege⸗
tation sehr wohlthätigen Regen brachte.
F In der Pfalz starben im Jahr 1878 fünfzehn active
und siebenzehn penfionirte Lehrer. Das Durchschnitisaller der ac⸗
tiven Lehrer ist 48,5 das der pensionirten 69,1 Jahre.
F An den bayerischen Schullehrerseminarien bettägt im Schul⸗
jahr 1878/79 die Frequenz 948 Schuͤler (gegen 812 im Jahre
1877/78) wovon 653 tatholisch sind, 291 protestantisch und 1
Israelit ist. — Die Frequenz an den Präparandenschulen des
tönigreiches beträgt im Schuljahr 1878,79 2469 (gegen 2364
im Jahre 1877/78 wovon 1366 tatholisch, 900 protestantisch und
3 israelitisch sind. — Die Frequenz der Lehrerinnen-Bildungsan—⸗
dauuen des Königreichs beträgt im Schuljahr 1878/79, 449 (gegen
385 im Jahre 1877/78), wovon 881 latholisch, 114 protestantisch
und 4 ijraelitisch sind.
F Die 21. Wanderbersammlung bayerisch⸗r Landwirthe wird
vom 9. bis 11. Juni zuCelheim abgehalten, verbunden mit einer
Bezitts: Thierschau und einer Ausstellung der niederbayerischen Holz⸗
ndustrie.
Juterefsant dürfte es sein, zu erfahren, daß bis vor wenigen
Tagen an die Milglieder des Reichstags vom Burcau in Summa
zegen 80,000 Exemplare von Brofchüten und Petitionen, auf die
Zoll · und Steuervorlage bezuglich, vertheilt worden waren.
fNeustadt, 13. Mai. Heute Morgen wurde von einem
Metzger das Pfund Kalbfleisch zu dö Pf. ausgebaten; gleich darauf
ließ ein anderer das Pfund zu 48 Pf., ein driner zu 40 Ppf. und
ein vierler gat zu 36 Pf. ausschellen. Den Konsumenten kann
diese Konkurrenz gar nicht unongenehin fein.
T, Gleishorbach, 18. Mai. Friedrich Weiß von hier,
14 Jahre alt, in guten Verhältnissen lebend, aber dem Trunke er⸗
zeben und in diesen Zustande oft mißbraucht, schuldete einem
Handelsmann in Ingenheim 2 Termine, welcher dieser stunden
vollte, wenn er eine Kuh, die ca. 2000 M. werth wäre, um 400
Mark kaufen wücde. Deeser und ähnliche Händel gingen Weiß im
Kopfe herum und entfernte er sich Samsiag Morgen von Hause,
und nach vielen Suchen fand man am Montag Nachmittag ihn
arschoffen im Walde seinen Karabiner krampfhaft in der Hand hal⸗
end; der Schuß war durch den Mund und die Kehle gedrungen.
Weiß hinterläßt 4 Kinder ˖ und wird als sehr autmuthig geschildert.
TFrankenthal. Die hiesige Schützengesellschaft hat zum
Verbandschießen 7 Ehrengaben im Werthe bon zusammen 1200
Mark gestiftet.
Frankenthal, 12. Mai. Gestern wurde hier der
Schützentag des pfälzischen Schützenbundes abgehalten und de—
schlossen, zum Verbandaschießen eine Ehrengabe von 300 Mi. aus⸗
zusegen.
fLudwigsthafen, 14. Mai. Auf die vom Berliner
Magistiat ergangene Einladung zur Beschikung des in Berlin ab⸗
zuhaltenden Städtetages (behufs Remonstration gegen die Getreide⸗
und Viehzölle) beschloß der hiesige Stadtrath gestern, einen Vertreter
dahin nicht zu entsenden, von der Ansicht ausgehend, daß die Ent⸗
scheidung dieser wichtigsten Angelegenheit vertrauensvoll dem Reichs⸗
jag überlassen werden lönne. (Pf. a.)
Sagargemünd. Ein scqrecklicher Unglücefall hat sich
vor einigen Tagen auf der Eisenbahnstrece pwischen Enchenberg und
uu⸗
Vermischtes.
— St. Ingbert, 15. Mai. Mit dem heutigen Tage
iritt auf den pfalzischen Bahnen der neue Sommerfahrplan in Kraft.
St. Ingbert ist auf demselben in die große Linie Bruchsal-Saat⸗
brücken eingestellt, freilich noch als Endstation für die Züge, well
die Strecke von hier nach Saarbrücken, wie ja bekannt, noch im
dau begrifsen ist. Bei den Stationen Scheidt und Saarbrüden
ind darum die Anlunfts⸗ und Abgangszeiten der Züge vorläufig
loch nicht angegeben. Wir sagen votläufig; denn wir glauben
aus der ganzen Anordnung schließen zu dürfen, daß wohl von Sei⸗
an der kal. Direction Hoffnung besteht, die jetzt noch nicht ausge⸗