St. Ingberler Nmzeiger.
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M B84. Donnerstag den 29. Mai
is
Deutsches Reich.
Berslin, 27. Mas. Der Reichstag berielh heute das
Sperrgesetz und nahm den F 1 in der von Windthorst (ultramon⸗
tan) beantragten Fassung an, wonach die Zölle für Roheisen, Ma⸗
kerialwaaren, Spezerei: und Conditor⸗Waaren, Consumtibilien, Tabal
und Petroleum durch Anordnung des Reichskanzlers in dechenigen
Hdhe vorläufig erhoben werden können, welche der Reichstag bei der
zweiten Lesung des Tarifgesetzes oder des Tabakgesetzes genehmigt
dat oder noch genehmigen wird. (Windthorst hat sich dei dieser
Gelegenheit aiso als nüßzlicher Parteigänger des Reichskanzlers er⸗
wiesen. Die Reichssstagscomm'ission hatte blos für Tabak und Wein
das Sperrgesetß in Kraft treten lassen wollen; Windthorst hat dem
Reichsklanzler noch ein Paar Artilel mehr verschafft, auf die derselbe
besonderes Gewicht legt. Für solche Dienste wird die Gegenleistung
wohl nicht ausbleiben; Minister Falk wird die Zeche ju zahlen
haben.) Nach der Abstimmung über den Windtho st'jchen Antrag
irat Fürl Bismarck in den Saal. Der Rest deß Sperrgesetzes
wurde dann nach den Anträgen der Commission genehmigt.
Berlin, 27. Mai. Die Commission des Reichstags für
die Tabaksteuer lehnte die Steuersatze der Regierungsborlage von
120 M. für ausländischen und 80 mN. für inlandischen Tabak per
100 Kilogramm mit 24 gegen 2 Slimmen ab und nahm dagegen
die don den Centrumsmiigliedern Graf Galen und Gielen dean—
kragten Steuersätze von 60 M. resp. 25 M. mit 17 gegen 9
Stimmen an. Die Vertreter der Reichsregierung hatten vorher
diese letzteren Steuersätze als unannehmbar ertlärt. Eine ganze
Reihe anderer Anträge, in denen die vorgeschlagenen Zollsätze zwischen
denen der Regierung und denjenigen der obengenannten Antragsteller
lich bewegten, wurde abgelehnt.
Aussland.
Die „Italie“ versichert, der Papst bereite einen Brief an den
staifer von Deuischland vor, in welchem er seine Grarutatidn
zur goldenen Hochzeitsfeier ausspricht, gleichzeitig
die Notowendigkeit eines Friedensschlusses auf der Grundlage der
Beziehu gen vor dem Jahre 1873 betonend. —
—A Duieper
der Fähnrich des 42. Insanterie-Regiments, Fürst Dulgornkoff, als
keiche aufgefunden wurde. Der junge Fürst hatte in der Brust
eine Schußwunde. Man glaubt allgenein, daß hiee ein politischer
Mord verüdt wurde.
vetheiligen. Außerdem wurde bei namentlicher Abstimmung der
rinstimmige Beschluß gefaßt, unter Wahrung der Selbstständigkeit
des Pfälzischen Verbandes und unter Aufrechter haltung der Zuge⸗
hörigleit zur „allgemeinen deutschen Kriegerlameradschaft“ dem
unter dem Protektorate unseres Konigs slehenden baher. Krieger⸗
und Kampfgenossenbunde als „Pfaͤli. Kampfgenossenschaft“, d. h.
als geschlossenes Ganze, beizutreien. Um die Kosse des heimath⸗
lichen Verbandes zu Unterstützungen an invalide serieger ausgie⸗
biger zu machen, sollen die Pfälzischen Musik- und Gesangvereine
gebeten werden, Wohlthätigkeitskonzette u. j. w. zum Besten der
Unterstützungstasfse abzuhalten. (Kais. Zig.)
fKaiserslautern. Zu der im nächsten Jahr hier
zu veranstaltenden ersten pfälz. Ausstellung von Lehrlings: Arbeiten
hat Regierungspräfident v. Braun einen Zuschuß von 200 Mtk.
aus dem Fond zur Unterstützung der Geweibe in der Pfalz für
Preise bestimm.
Am lommenden 1. und 2. Juni findet eine allgemeine
pfälzische Turnfahrt nach Dahn⸗Weißenbur g statt. Die
vorderpfälzischen Vereine sammeln sich am 1. Juni 5 Uhr Nach⸗
nittags in Hinterweidenthal, gehen direlt auf den über —XRWW WVùTesXe
genen Jungfernsprung und beziehen dann Rachtquartier in Dahn.
Um Pfingstmontag früh 4 Uhr ist gemeinschaftlicher Abmarsch nach
der Wegelnburg übher Bruchweiler, dumbach, Schönau, Notihweiler.
210 Uhr Aufbruch auf Wegelnburg, Marsch über Nothweiler,
Bobenthal, Germanshofen nach Weißenburg. Heimfahrt von da
3 Uhr 3 M. Nachmittags.
Dürtheim, 27. Mai. In den Waldungen an der
oberen Isenach zeigen sich im heurigen Flugjahr (alle vier Jahr)
Unmassen von Maikäfern. Eine einzige Sammlung im Revier
hardenburg ergab deren an 300,000 Stüd. (Durto Anz.)
FNeustadt, 25. Mai. Die heute hier zusammengekom⸗
nenen Vertreler der Gewerbevereine von Speyer, Kasserslautern,
dudwigẽhafen, Zweibrücken, Neustadt, Frankenthal, Grünftadt, Kirch⸗
deimbolanden und Bergzabern sprachen sich dahin aus, daß die
xrrichtung sachgewerblicher Körperschaften (Innungen), aber ohne
Beeinträchtigung der Gewerbefreiheit und Freizügigleit, förderlich
vare, daß dieselbe dem freien Zusammentreten der Geinerbedetreiben⸗
den anheimzustellen, daß Betheiligung der Gesellen hierbei im Ali⸗
zemeinen wünschenswerth sei, daß die Innungen das Recht haben
'ollten, das Lehrlingswesen sowie die Fadschulen zu überwachen.
fLandau, 28. Mai. In der gestrigen Sitzung den
Zuchtpolijeigerichtes wurde gegen 2 Wirthe von Edesheim und
einen von Diedesfeld verhandelt. In den Wirihschaften der Ge⸗
nannten war nach dem 1. Januar dieses Jahres noch mit Karten
zespielt worden, welche zwar den baherijchen, nicht aber den Reichs⸗
dempel trugen. Auf eifolgte Anzeige verhängte das Oberzollamt
eine Strafe von je 500 M. für jedes Kartenspiel über die drei
Wirthe, so daß Schwarz sür 2 Spiele 1000 M., Vogt und Glaser
jüür je ein Spiel 500 M. zu jzahlen hatten. Jeder der Misspie⸗
jenden wurde zu 80 M. verurtheilt. Die Wirthe appellirten. Eilb.)
T. Speiser, 28. Mai. Die „Sp. Zig.“ schreibt: Der
durch die Affaire Sicken in weiteren Kreisen bekannt gewotdens
Unterofficier Pude befindet sich zur Jeit in Speier commandirt zu
den Jufanterie⸗Pionier⸗Uebungen. (Dadurch erweist sich die neu⸗
iiche Nachricht der Fikf. Jig.“, et habe in Würzburg die Ein—
ährigen⸗Freiwilligen einzuegercieten, ais falsch.)
tSulzbach. Ein sqreclichet Unglücksfall ereignele sich
am Dienstag Nachmittag auf der 8. A
veiler, indem 5 Bergieute durch schlagende Wetter so verbrannt
vurden, daß sie augenbliclich ihten Tod gefunden. Die Verunglückten
AUnd sämmilich Familienväter. —A
f Fraakfurter Blätter berichten von einer in Frank⸗
furtt a. M. in diesen Tagen verstorbenen Magd, die v1 Jahre
in einer und derselben Familie gedienl hatle. Das Dienstbuch,
vesches ihr 1838 auegestellt wurde, trägt nur den Namen einer
hertschaft, die sie eia⸗, aber nicht ausschrieb, da der Tod sie im
Aller von 87 Jahren aus dem Kreise der Fanilie, welcher sie ihr
janzes Leben gewidmet, abrief.
tStuttgart, 16. Mai. Vor dem koͤnigl. Ohertribunu
Nerunisqtes.
Si. In abert. (Eingesandt.) In der am 27. d. Mis.
staltgehabten Stadtrathssitzung wurde dem Stadtrathe von einer
hoöͤchsten Eutschließung des igl. Staatsministeriums — die Her⸗
stellung der erforderlichen Amisrdume bei den Gerichten der Pfalz
betr. — seenntniß gegeben, in welcher im Hinblicke auf das zu
gewartigende Reichs · Strafvollzugs Gesetz von der Annahme des An—
erbietens der Gemeinde St. Ingbert Abstand genommen wurde
mit dem Vorbehalte s. Z. auf das Entgegenkommen der Gemeinde
St. Ingbert, insoweit der Erwerb eines geeigneten Bauplaßzes für
ttwaige Reubauten in Betracht gezogen werden follte, zurüchzu⸗
lommen.
FPirmasens, 27. Mai. Gestern Abend ungefähr um
acht Uhr wurde auf der Fehrbacherstroße unweit des Straßenwärter⸗
hauses, oberhalb hiesiger Stadi, der Maurer Joseph Jennewein
von Fehrbach, etwa 26 Jahre alt, erstochen. Ueber die Ursache
berlautet noch nichts Sicheres. Die Gendarwerie verfolgte fofort
die Thäter und verhaftete im Orte Petereberg drei Burschen, welche
noh in der Nacht hierher verdracht wurden. (P. a.)
fKirchheimbolanden, 23. Mai. Heute fand
dahier der 10. Verbandstag der Psalz. Kampfgenossenschaft ftatt.
Lertreten waren circa 80 vereine aus allen Theilen der Pfalj.
Von Beschlüssen, die allgemeines Interesse haben, heben wir hervor,
daß der Verband sich auf dem allgemeinen Kriegertage zu Magde⸗
zurg durch eines seiner Vorstandsmitglieder verireten lassen wird.
Fbeaso wird fich der Verland auch bei der nach Frankfurt einbe⸗
ufenen Versammlung, um eine Vereinigung aller deutscher Krieget ⸗
Berbande unler dem Protectorate des deutschen Kaisers zu ergielen,