Ss. Ingberler ANnzeiger.
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M 110.
Sonntaa den 18. Juli
Deutsches Reich.
München, 9. Juli. Der Gesetzgebungsausschaß der Kam⸗
mer der Abgeordneten hat heute Nachmitiag die Berathung der
Bebührenordnung beendet und tritt morgen zur Beschlußfassung üder
die Rückäußerung der Kammer der Reichsräthe zum Erbschaftssteuer⸗
zesetz zusammen.
Das „Bayer. Tagbl.“ schreibt: Die gesammte öffentliche Mein—
ung richtet sich in Bay ern gegen die Einführung der Robe als
Amtstracht der Richter, die damit, wie der Volkswiß sagt, zu Kri⸗
minalpfarrern“ gestempelt würden. Es wird die Meinung geäußert,
nan solle die bisherigen militärischen Uniformöröcke beibehalien, die
übrigens pur in besonderen Fällen getragen zu werden pflegen.
Wie mehrfach berichtet wird, soll die Feldartillerie jedes bea i⸗
ischen Armeekorps um je 4 Batterien verstärkt werden. Die
Nachricht bedarf, weil nicht officiell, allerdings noch der Bestäligung,
zieselbe ist jedoch bisher noch nicht dementirt worden. Wenn die
elhe sich begründet erweisen sollte, so darf jedenfalls als sicher
ingenommen werden, daß diese Maßregel sich nicht auf die bairische
Atmee allein beschränken wird, sondern daß dieselbe aller Voraus⸗
icht nach eine allgemeine Ausdehnung auf die ganze deutsche Ar⸗
nee erfahren werde, was übrigens genau mit der schon früher von
artilleristischer Seite in der „Allg. Milit.«Zig.“ erhobenen Forder⸗
ung übereinstimmen würde, xach welcher die Feldartillerie der 18
deutschen Armeecorps eine Verstärkung um je 4 Batterien, die ge⸗
jammte deutsche Armee also eine solche von 72, oder mit Einschluß
der dem 11. deutschen Armeecorhs zugetheilten hessischen Division
um 74 Baterien erfuhren — GEs darf als nicht unwahrschein⸗
ich erachtet werden, daß im Anschluß an die mit dem nächsten
jahre bevocstehende neue Feststellung der deutschen Heeresstärke auch
ie Idee der Erhebung einer Weh reist euer von denjenigen jungen
deuten, welche sich aus irgend einem Grunde nicht zuͤr personlichen
Ableistung ihrer Militärpflicht geeignet erwe sen, wieder zur Sprache
ebracht werden dürfte. Es ist bekanntlich eine solche Steuer vor
870/71 in Baiern einige Jahre erhoben worden und man ist
vort und überhaupt in Säddeutschland vielfach auch jetzt noch für
neselbe eingenommen. / Auch eine Aenderung der Berechligung zum
imjährig Freiw igendienst, oder vielmehr des bisherigen Modus der
Able stung desselben ist neuerdings in den Militärorganen mehrfach
zeansprucht und dabei namentlich d'e Forderung erhoben worden,
zaß diesen Freiwilligen die ihnen jetzt zussehende Wahl des Teuppen⸗
heils, dei dem sie dienen wollen, eutzogen werde, und daß die Zu⸗
heilung derselben fortan zum Zweck ihrer vortheilhafteren Ausbild⸗
ing zu Reserveoffizieren prinzipmäßig nur noch zu nicht in ihren
)eimats⸗ resp. zeitigen Aufenthaltsorlen garnisonirenden Trupben⸗
heilen erfolgen solle.
und Mellerichstadt mit 8 Bivouals der Vorbosten. Vom 6. bis
d. Sept. Feldmandver der Division in 2 Äbtheilungen gegen
inander zwischen Mellerichfladt und Königshofen mit Bivouai der
janzen Division und 2 Vivouak der Vorposten. Vom 11. bia 18.
Sept. Divisionsmanöver mit markirlem Feind zwischen Königshofen
und Neustadt a. S.
F Die neuen seit 1. Juli ausgegebenen Wechselstempel⸗
narken welche bei Beträgen von 200 zu 200 Mark immer um
10 Pf. wachsen, unterscheiden sich von den alten insbesondere durch
die Bequemlichkeit für das Publilum, daß sie sagen, für welche
Summen sie anzuwenden sind. Beispielswesse sieht in Rothdruck
nuf der 0,20 M.“ „von über 200 bis mit M. 400“, auf der
„O,50 M.“ „von über 800 M. bis mit 1000 M.“
F Sicherem Vernehmen nach sollen auf allen Siaatsbahnhof-
Restaurationen in Bayern die Bierpressionen, wo solche vorhanden,
nuf höhere Anordnung abgeschafft werden.
T Aus der Pfali, 7. Juli. In manchen Strichen ist
der Abgang des Wildes, besonders der Rehe, ein ganz immenser,
und werden Hunderte von verendeten Thieten auf kurze Entfern⸗
aungen gefunden. Die Ursache der Krantheit scheint wissenschaftlich
Jnoch nicht seftgestellt zu sein. Während viele Jäger glauben, die—
elbe sei durch eine Zerrüttung des Magens und der Verdauung in
jolge langen Futtermangels im Winter hervorgetufen, befürchten
indere den Milzbrand. Wieder andere schreiben das Uebel der
ogenannten Nasenbremse, vestrus nasalis, zu, einer Fliegengattung
ius der Familie athericera, welche ihte Eier in die Haut, Nasen-
oͤcher u. s. w. des Wildes legt, worauf die Larven unter der
)aut, im Kachen, an den Stirnschleimhöhlen, dem Magen⸗ und
Ddarmkanal fich bilden und die armen Thiere sehr belästigen. Jeden⸗
alls ist, was auch die Ursache der Krankheit jsei, der Rehdestand
tark dezimirt und bedarf zu seiner Erholung einer Reihe von Jahren.
ks sollte daher Nichts unterlassen werden, was eine Chance bielen
dunte zut Ubhelfe der Kalamität. Außer der Anlage von Salz-
ecken, die das Rehwild besonders bei schlechtem Fuller stets gern
nnimmt und wodurch die Verdauung sehr defördert wird, ist vor
Ullem dahin zu wirken, daß das gefallene Wild nicht in den Wald⸗
ungen liegen dleibt. Der Ausschuß des pfalzischen Jagdschutzvereins
tsucht daher alle Vereinsmitglieder, Jäger und Jagdfreunde, sowie
ie Polizeibehörden, auf das Vergraben des gesallenen Wildes hin⸗
uwirken, und ist bereil, die Kosten hiefür zu tragen.
fBZweibrücken, 11. Juli. Heute Vormittag ist Se.
ẽkxcellen; He. Justizminister Dr. v. Fäustie in Begleitung des Hrn.
Ministerialrathes v. Los hier eingetroffen. Wie wir hören, soll der
Aufenthalt der beiden Herren in unserer Stadt nur bis morgen
rih dauern. (3. 3.)
Neustadt, 10. Juli. Gestern Abend wurde das vjährige
Bubchen des Tagners Joh. Gebert an der Eisenbahnbrücke ausgangs
der Landauer Straße von einem Juhrmanne von Edesheim üÜbet-
'ahren und war auf der Stelle todt. (M. Z3.)
Die Winzunger Kirchweihe, schreibt die N. 3.“ ist
ziesmal im — Wasser verlaufen. Der Besuch derselben war
deßhalb auch viel schwächer als im vorigen Jahre. Selbst ber
letzte Tag, der sonst der vo nebhmen Welt zum Rendezvous diente,
ieß sehr zu wünschen übrig. Sonst bewahrte die Kirchweihe ihr
ultes Aussehen: Schießbuden, Carroussels, Waffelnbäckereien, die
obligaten , Sehenswürdigkeiten“ ꝛc. waten in duntem Durcheinander
aufgestellt und dienten während der 8 Tage als Tummelplatz für
Jung und All. Die Tage verliefen in aller Ruhe, bis auf eine
Schlaͤgerei, bei der es einige blutige Köpfe gegeben haben soll.
F Der Musikverein in Randau wird am Sonntag, den
20. Juli nächsthin in der dortigen Simultankirche das „Requiem“
»on Mozact zur Aufführung bringen. Die Proben hierzu werden
chon seit lääͤngeter Zeit eifrig betrieben und es steht zu erwatten,
daß die Auffuͤhrung eine des großen und schwierigen Werles wür⸗
zige sein wird. Die Soli wurden Uübernommen von den Damen
Frl. Fties von Sp her und Ftl. Nieten von Koln und von den
Zerren Jagenieur Stumpf von Dürkheim und Professor Haas von
Veißenburg. Das Orchester wird gebildet auz dem Karlsruher
Ausland.
Paris, 10. Juln Der Prinz Napoleon und Paul de
Cassagnac begeben sich morgen früh mit demselben Zuge nach
Bondon. Man derechnet die Zahl der Franzosen, welche zu
vem Leichenbegängniß nach Chislehurk gehen, auf 7000; dem Be—
räbnisse Napoleon III. hatten ihrer 11 000 beigewohni.
Zermischtes.
k Die in der Pfalz garnisonirende Infanterie wird sich an
den Herbstwaffenübungen in folgender Weise betheiligen: 6. Inf.⸗
dez., vom 20. bis 27. Aug. Regimentsübung bei Amberg. 7.
inf.»Reg. vom 25. Aug. bis 1. Sept. Regimentsübung bei Bay⸗
euth; vom 2. bis 6. Sept. Biigadeübung bei Bayreunh, vom 8.
»its 10. Sepl. Detachementsübung zwischen Bayreuth und Creussen
nit 8 Bivouaks der Vorposten; vom 12. bis 15. Sept. Feldma⸗
oͤber der Division in 2 Abtheilungen gegen einander zwischen
demnath und Creussen und Neustadi a. S. mit 1Vibouat der
anzen Division; vom 16. bis 18. Sept. Mandver der Divisi on
Wen markirten Feind zwischen Creussen und Kulmbach mit 1.
Iwouak der gonzen Division; 17. Inf. Reg. vom 18. bis 26.
lug. Regimenteübung bei Neustadt a. S. mit 3. Jäger⸗Bataillon,
n 28. Aug. bis J. Sept. Brigade: Uebung bei Reustadt a. S.,
om 3. bis 5. Sevt. Detachemenisübungen zwischen Munnerstad
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