Full text: St. Ingberter Anzeiger

wurde der erste dem Schlosser Hrn. Karl Michel h'er, der zweite 
bem Schlosser und Kassenfabrikanten Hrn. Nudolph Wagner-hier, 
der dritle dem Schlosser Hrn. Oehlschläger in Zweibrücken zuerkannt. 
pNeustadit, 28. Aug. Heaute haben wir wieder das 
Ende eines Drama's zu melden, welches eine Familie in Haardt 
betroffen hat. Vor etwa 3 Monaten hat sich ein junger Mann, 
Namens Steger von da, der als Unteroffizier ein doppeltes Liebes⸗ 
berhältniß hier und in Bayrenth unterhiell, von denen das letztere 
mit Folgen begleitet war, in letzterem Orte erschossen. Dessen 
Bruder, welcher ohnlängst sein elterliches Erbtheil erhielt und hier 
diponirle, war vor eiwa 6 Wochen beschuldig“, eine Arzabl Wald⸗ 
ba ume ruinirt zu haben. Vor einigen Tagen holte derselbe sein 
Geid, reiste nach Bayreuth, suchte das Grab seines, Bruders auf 
und erschoß sich auf demselben, wie ein heute eingelaufenes Tele⸗ 
gramm von dort mittheilte. (Pf. V.) 
pNeustadt, 26. Aug. Ein gemüthlicher Bürger, der 
sich am Sonnlag für das Fest besonders begeisterte, hätte fast sein 
Leben verloren. Derfelbe eilte vor Tagesanbruch seiner Wohnung 
zu, hatte aber keinen Hausschlüssel bei sich und fand auch kein Ge⸗ 
hör bei seinen Angelörigen, die fest schlifen und wohl von dem 
jchönen Balle träumten. Als alles Klopfen und Hämmern vergeb⸗ 
lich war, suchte er auf eine andere Art, nämlich durch das Keller⸗ 
soch in die Wohuung zu gelangen. Kaum zur Häilfte hineinge⸗ 
schiupit, konnte er nicht mehr weiter, auch nicht mehr rückwärts. 
Ein Glück war es, daß ein Arbeiter vorübertam, der die Beine 
die Trommelschlegel wirbeln sah. Trotz aller Mühe konnte auch 
dieser nicht helfen. Es blieb nichts übrig, als den Nachtdar zu 
wecken, der mit Meisel und Hammer herbeieilte, um einen Stein 
aus der Oeffnung zu nehmen und den Halbtodten aus seiner Lage 
zu befre'en. Der wieder eingesetzte Stein soll die Inschrist erhal⸗ 
sin: „Zur Erinnerung an den 25. Augufst 1879.“ 
7 GGefährlichkeit des Heklographen.) Ein reicher, angesehener 
Buͤrger einer pfälzischen Stadt hatte als Vorstand einer Corpo⸗ 
ralioa Einsadungen an Beamte und Honorationen der Stadt zu 
zner Festidität dieser Corporation ergehen zu lassen. Er bediente 
sih dazu des Wunderapparats „Hektograph“ und setzie unter jede 
alfo hetlographirte Einladung seinen Namen — denn er war ja 
der Vorstand. Die Einladungen wurden herumgesandt und de 
Festlichleit rcecht gut besucht. Der Herr Vorstand war in bester 
Jaune und sprach auch dabei den geistigen Getränken zu. Da 
näherte sich ein ihm peribalich betannier Bankier mit ernster Miene, 
hielt ihm tin Blatt Papier vors Gesicht und frug ihn, ob dies 
wohl seine Unterschrift sei, was der Vorstand nicht anstand zu be—⸗ 
jahen. „So, dann iesen Sie einmah!“ — Tableau! — Dr 
erschrecte, einer Ohnmacht nahe Vorstand h'elt eine mit seinet 
Unterschrift versehene Schuld verschreibung über 20,000 Mart in der 
Hand und konnte erst beruhigt werden, nachdem man ihm versichert 
hatte, es handle sich nur um einen Scherz, man habe bei erner 
jener Einladungen den einladenden hekrogtaphischen Thel durch die 
Sonnenstratlen wegbl ichen lassen und dann die inhallsschwere 
Schuldverschreibung aa Stelle der freundlichen Einladung über di: 
Unlerschrijt des Herrn Vorstandes gesetzt. En großer Stein fiel 
dem guten Mann vom Herzen, als man das verhängnißvolle Pap er 
bor seinen Augen zerriß. Er schwur, niemals mehr von dieser hör⸗ 
nischen Eifindung, die das Liͤcht der Sonne nicht vertragen lönne, 
Gebrauch zu machen. Wir glauben, er hält seinen Schwur. 
Worms, 26. Aug. Pächsten Sonniag fi det hier eine 
Versammlung sämmtlicher mittelrbeinischen Reserveoffiziere statt. 
Diefer Vereinigung gehören die Reserveoffiziere aus Baden, der 
bayerischen Pfalz, Elsaß, Nassau, Frankfurt und dem Grobherzog⸗ 
thum Hessen au. 
PgIn Frankfurt a. M. hat sich der Lieutenant Dörc dom 
118. Regiment erschossen. Zwistickeiten mit Kameraden, welche ihn 
aus einem Cercle, der, wie es scheint, nur dem hochfeinen Reun⸗ 
sport zugänglich war, gewaltsam entfernten, sollen den Grund des 
Selbstmordes bilden. 
Würzburg. Die Trauben haben sich bei uns, unter 
dem Einfluß der heißen Witterung, nuu so weit entwickelt, 
daß sich in sämmtlichen desf ren Lagen schon weiche Beeren 
vorfinden. Eine Verschiedenheit im Stand der Trauben wie 
sie sich in diesem Jahr zeigt, dürste noch nicht da gewesen sein. 
Man findet in einzelnen Weinbergen Siöcke, bei deren an Fülle 
und Größe der Trauben wenig zu wünschen übrig bleibt. An an⸗ 
deren Orien sind wieder sehr wenig Trauben und diese siehr gering. 
Bikommen wir einen guten Ociober, so haben einzelne Besitzer 
immer noch eine erttägliche Traubenernte zu hoffen. 
fDas jfreundliche Städichen Gernsbach im Murgthal 
(Baden) ist seit Kutzem in großer Aufregung. Man fand nämlich 
dort schon zweimal je einen Brandbrief, der audrohte, die 
Stadi werde angezuͤndet, wenn der Oderjörster K. (ein zwar 
strenger, abet dennoch wohlwoll:nder Beamtet) nicht dinnen acht 
Tagen die Stadt verlasse. Die Drohung ist um so unsinniget, als 
T.Eiadltso Leinerlei Finwüutung ani“ die Erneunung oder Wr⸗ 
etzung dieses Stlaalsbeamten hat. Es wurden zwar Nachforschungen 
n Betreff des Briefschreibers gemacht, indessen ohne Ersolg. 
Schließlich beruhizte man sich bei dem Gedanken, es handle sich um 
Anen fribolen Schreckschuß. Aber siehe da! wenige Taze nach 
duffiaden des zweiten Brandbhriefes bruch in Gernsbach an einer 
Ztelle, wo durch bie enge Bauart des Häuserquartiers das Loschen 
ehr erschwert ist, und in demselben Augenblicke, wo die Gerns⸗ 
hacher Feuerwehr zu einer Uebung versammelt war, Feuer aus, das 
neun Häuser derzehrte. Hoffenllich brinqt die Untersuchung Licht 
n die dunkle Angelegenheit. 
p Ein Feenschloß im Chiemsee. Auf der „Herreninsel“ des 
Fhiemsees erhebt sich bereits bis in's zweite Stockwerk der eine 
Flügel desjenigen Schlosses, welches der König Ludwig von Bayern 
'ort errichten iäßl. Die Bauzeit ist auf 5 Jahre noch berechnet, 
ie Kosten sind (oorausgesetzt, daß der Correspondent nicht über⸗ 
reibi) im Minimum auf 16 Mill onen. Mart veranschlagl. Das 
34105 soll im Barochtyl erstehen. König Lud vig ist ausdrüclich 
nehrfach in Versailles gewesen, um die Bauplaͤne des dortigen 
zchlosses zu studiren, Teiche, Bassins, Wosserkünste sind vorgesehen. 
Die nere Aussla'tung sol m'it ungemöhnl schem Luxus erfolgen. 
das Himmelbett ist bereits fettig. Es wird von 16 vergoldeten 
Säul⸗a getragen. Mehrere Stickerinnen arbeiten seit Jahren an 
den Porlieren des Schlifzimmers und den Gardinen dis Bettes. 
Berhin, 21. Auz. EEin Beitrag zum Kaptel des 
Abergiaubens.) Ein hiesijer bekannter Theateragent passirte vor⸗ 
jestern die Behrenstraße, als plötzlich eine elegant getleidete Dame 
zuf ihn zutrat und ihm ohne weiteres ins Gesicht spie. Der Herr, 
velcher die Dame nie zuvor gesehen hatte, glaubte im ersten Augen⸗ 
lich cs mit einer Irrsinnigen zu ihun zu haben; da die Dame 
doch im allgemeinen durchaus nicht den Eindrud einer solchen 
nachte, folgie er ihr und forderte sie allen Ernstes auf, ihm nach 
em nächsien Polizeibur?au. behufs Feststellung ihrer Persönlichleit 
u folgen. Die Dame weigerte sich und es eusstand ein heftiger 
Wortwechsel, welcher einen bedeutenden Auflauf veranlaßte. Da 
hrach plötzlich die Dame in Thränen aus und rief. „Nun wohl, so 
Aerhafien Sie mich; bin ich doch nun wenigstens die Gelbsucht los.“ 
— ,Die Gelbsucht ?“ fragte der Herr erstaunt, der nunmehr doch 
in dem Verstand der Dame zu zweifeln begann. Stalt aller Ant⸗ 
vort zog die letztere ein sogenanntes „Buch der Sy upathie“ aus 
)er Tasche und las mit lauter, vernehmlicher Stimme: „Mittel 
seyen die Gelbsucht. Dem ersten Dir am Morgen begegnenden 
Nanun, welcher Dir gefällt, speie ins Gesicht und die Gelbsucht 
hwindet in 12 Stunden.“ Der Theateragent war großmüthig ge⸗ 
lug, von der Verhaftung der Bemitleidenswerthen Abstand zu nehmen 
ind sprach nur sein Bedauern darüber aus, daß gerade er ihr ge⸗ 
allen mußte. 
fBerlin. Aus den jetzt vorliegenden Anmeldungen für 
ie internationale Feschere-Ausstellung, welche seitens des deutsches 
zischereie Vereius im Aprihet. J. in Berlin veranstaltet wird, geht 
aivor, daß Frankreich sich nicht offiziell betheiligt; dazegen stebt 
ine privaie Betheiligung unserer fransvogesischen Nachbarn in Aus⸗ 
icht. Von größeren europäischen Ländern dürste nur Spanien un⸗ 
eitreien bleiben; von den übrigen Welitheilen fehlt nur nod 
Australien in der Anmeldeleste, während Asien und Amerika mit 
iner großen Anzahl von Emzelländern, uund Afrika durch Egyplen 
»Atreien sein werden. Gesammtausssellungen auf Kosten der betref 
enden Regierungen sind stirens Hollands, —AXXEGSI 
Norwegens, Portugals und Italens in Aussicht genommen. 
'Ju Szege din haben am Mocgen des 18. August, des 
Zehurtslags des Kaisers Franz Joseph, die letzten Pumpen, die 
noch in Betrieb waren, ihre Thätigkeit eingestellt. Das Wasser ist 
aun vollstandig ausgepumpt. 
4J Pest'h, 24. Aug. Gestern um 5 Uhr Abends wurde ein 
ztoßer Brand signal'sirt. Das „N. P. J.“ mildet darüder: Un⸗ 
jefähr eine halde Stunde von der Mauth, auf jener Schienenstrecke, 
Helche die Linie der ungarischen Staatsbahu mit jetet der öller⸗ 
eichischen Staatsbahn verbindet, stand auf offenem Felde ein 
Ssenbahnzug mit Petroleum und Kurzwaaren in hellen Flammen. 
zin Zug mit 48 Waggous sollte von der einen Bahulenie auf die 
indere übe süh t werden. Drei Waggons hinter der Lolomotwe 
daren mit Petroleum in Fassern beladen; die veer LL 
nit Waaren allerlei Atrt. Auf der jäh abfallenden Verbindungo⸗ 
inie merkie der Zugfühter, daß der (aus dem Sieindruch kommende) 
Traen mu rasender Schnelligkeit vorwärts eilie; er gab Kontre 
anpf und versuchte zu bremsen; doch vergebens, d'e Bremsevor⸗ 
ichtung erwies sich als mangelhaft und am Ende der Verbindungs⸗ 
inie entgleiste die Lolomotive, riß einen Sturzwall mit sich und 
hohrte sih hef in den Boden ein. Die naqsolgenden Waggous 
hürmten sich über einander, Wagen und Faͤsser zerschmetterten, ein 
Funke setzt das Petroleum in Btand und binnen Kutzem stand en 
acht Wagzßons mitsammt ihrem Inhalte in Flammen. Der Scha⸗ 
den beträgt ea. 100,000 fl. 
Paris, 20. August. Eine lom sche Geschichte, welcht 
waleich auf denische Handelsvertälinisse ein Licht wirft, begegnete