Full text: St. Ingberter Anzeiger

Dder Dahingeschiedene war seit dem 18. März 1854 ununterbrochen 
aAls Lehrer au der hiesigen Voltsschule thätig und hat sich derselbe 
hurch die Anspruchslosigket und Biederkeit seines Charalters, wie 
durch den Eifer und die Treue, mit welcher er sich seinen Berufs⸗ 
pflichten hingab, die Hochachtung der Bürgerschaft unserer Stadt 
vie seiner Schüler und Collegen zu erwerben gewußt. Möge ihm 
zie Erde leicht sein!“ (L. Elb.) 
FBacker O. von Ludwigshafen mit Frau ist am 
Souniag verduftet. Die Ladenkasse mit 2 Pfg. Juhalt hat er seinen 
zahlreichen Gläubigern zurückgelassen. 
F'Aus Mal stattt bei Saarbrücken wird unlerm 28. August 
zemeldet: Auf den Kirchweihfesten, auf denen so Manche ‚von 
Sinn und Verstand“ sich trinken lommen, oft in Folye d.ssen 
hlimme Auflritte vor; die hdier am vorigen Sonntag gefeierte 
Kirchweih ließ ein blutiges Drama eutstehen. Ein von Bekannten 
gentckter beirunkener junget Arbeiter gerieth deshalb, nachdem ichon 
der Höhepunkt seines Rausches vorüber war, in eine Wuth, die 
yn Schreckliches verüben ließ. Dem einen der Betreffenden schlug 
et mit einem eisernen Justrument derart auf den Kopf, daß der 
Schädel förmlich zerschmeitert wurde; bis auf den Halswirbel 
zestreckzke sich der Hicb, der den Getroffenen sofort zu einer Leiche 
machte. Einem Anderen versetzte der Wütherich einen Messerstich, 
der auch dies Opfer dem Tode Überlieferte. Beide Gemordete 
waren ebeufalls junge Arbeiter. Der Thäter befiadt sich in den 
Ddänden der Juitiz. 
7 Frankfurt« M. 1. Sepi. Das Schwurgericht sprach 
in heutiger Sitzung die Angellagten Hiisenbeck und Treulieb des 
erfuchen Mordes und Raubes an dem Geldbriefträger Tafel schuld g. 
Demgemäß wurden Hilsenbeck zu 14jähriger, Treulieb zu 12jähriger 
Zuchthausstrafe, Beide zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte 
„rurtheilt und die Zulässigkeit der Stellung unter Polize'aufsicht 
zuf 10 Jahre gegen Beide ausgesprochen. 
In Bensheim aß ein 16jähriger Gymnasiast Pflaumen 
und Gurkensalat und starb andern Tags in Folge davon an der 
Cholerine. F 
Karlsruhe, 30. Aug. In der gestrigen Sitzung der 
Straftammer wurde der 22 Jahre alte Polytechniker Phelipp Hoff 
mann von Klingenmünster wegen eines am 2. Juni d. I8. mit 
einem O ficier der hiesigen Garnison gehabten Zweikampfes auf 
Säbel zu 4 Monaten Festungshaft verurtheilt. 
pFürth, 1. Spt. We die „F. N. N.“ erfährt sind 
hei den in hiesizer Umgebunz statifindenden U⸗-bungen zwei Sol— 
haten der 1. Ezkadron des 6. Chev.⸗Reugt. verunglückt und beide 
todt. Der Eine stüczte vom Pferde, wobei er das Genick brach 
und dem Anderen, ebenfalls gestürzten, trat sein Pferd das Gehera ein. 
F Auch in Augsburg hat der Magistrat den Gebrauch 
non Bierpressionen verboten. 
4 Ein jepanischer Universitätsprofessgfr aus Bayerten. In 
den nächsten Tigen tritt ein junger Gelehrter, Herr Dr. Döderlein 
don Bayreuth, seine Reise Urer Macseille nach J'odo an. Derselbe 
hat von der japanischen Regierung einen Rauf als Pofessor der 
Naturwiis nschaften nach Jeddo erhalten. Der iunge Gelearte be⸗ 
gann seine Lehcthätigkeit an der Universitat Straßburg und ist der 
Soqyn des kgl. Gymnasialprofessors Dt. Döderlein in Bayreuth. 
In Gunzenhausen GBayerr) starb in seinem 94. 
Lebenejahre ein Lehrer Namens Kraus. der 70 Jehre am ˖ 
irt harte. 
München, 2. Sepibr. Für Lateinschulen wurden im 
Jahre 1878 in den 8 Kreisen zusammen 349,742 M. aus e⸗ 
zeben; hievon treffen auf Oderbehern 31,518, Niedenbayern 189 Me., 
Pfalz 174,744, Oberpfalz Nichts, Oberfranlen 11,729. Mitiel⸗ 
itankten 82,124, Unterfranken 21,830 und Schwaben 27,717 M. 
VPan schreibt der „Fikf. Zig.“ aus München: „Mit 
Bedauern vernehmen wir, daß auf Veranlassung der großh. ha⸗ 
dischen Staalsbahnverwaltung im nächsten Wenter-Fahrplan die bei⸗ 
den Nacht Courierzüge Wien-Paris und Paris-Wien w'gfallen sollen, 
und daß sich in Felge dessen auch die Generaldirtektion der tgl. 
hayer. Verkehrsanstalten genöthigt sehen soll, auꝝy die Anschlußzüge 
HPiüuchen Ulm und vice versa nicht mehr foribestehen zu lassen. 
Es find die Züge, welche um 7 Uhtr 10 Min. Abends von Müu— 
chen abgehen und um 12 Uyr 58 Min. Morgens in Stuttgart 
anfommen, reip. don Stutigart um 2 Uhr 47 Viin. Morgens ab⸗ 
gehen und in München um 8 Uhr 45 Min. früsy ankommen. 
Durch den Wegfall dieser Züge würde nicht nur die Postverd ndung 
Dtünchens mit Württemberg, Baden, Eisaß und Frankreich eine er⸗ 
hebliche Beeintrachtigung ersahreu, sondern es würden ouch die für 
die Postbejördetung sehr wichtigen Nachtverbindungen zwishen 
Württemdirg und ZFrantsurt q.)0. bezw. Köln ꝛc. gefährdet er⸗ 
scheine:. Im Interesse der Aufrechterhaltung dieser wichtigen Ver⸗ 
„udungen liegt ch sicherlich, doß die badische Bahnverwaluunzg — 
denn lediglich an dieser liegt es — ihren ungerechtfertigten Wider⸗ 
sland gegen den Fortbestand der fraglichen Courierzuge aufg'dt. 
Die Handels- und Gewecbekammet fuͤr Obertayern hat desdalb 
Schrette geihan. um den Fortbestand der für den Korrespordenz— 
Jerkehr Münchens so wichtigen und bewährlen Verbindungen zu 
ichern.“ 
— 4 Lachende Erben. Die kürzlich in München im Alker von 
36 Jahren verstorbene Oberstenwitiwe Wolff hat ein Vermögen 
jon mehr als vier Mill onen Mark hinterlassen; es befinden fich 
m Nachlasse nicht weniger als 399 Stück Attien der Moximilians⸗ 
Pülte, ebenso mehrete hundert Stück Aktien der bayer. Hypotheken⸗ 
ind Wechselbank; Frau Wo'ff hinterläßt keine Leibeserben und geht 
eshalb die reiche Erbschaft in die Hände von entfernteren Ver⸗ 
vandten über. 
In Bautzen seierte man dieser Tage ein Jubiläum, 
as wenigstens nach seiner Seltenheit wegen des Feierns weith ist. 
xẽs beging die Bautzener Tischler ⸗Innung das Fest ihres 500jährigen 
Bestehens. Noch ist die Innung im Befitze der auf Pergament 
Jeschriebenen Gründungsurkunde vem 5. August 1379. 
Im Bade Elster bat sich zu Eude der Saison noch fol⸗ 
jende ergötzliche Scene abgispielt: Aus einer Zelle, in welcher eine 
Ddame ein Moorbad nahm, erscholl, wie der Berliner „Börsen— 
Fourier“ erzählt, prötzlich ein üngsiliches Gekressch und die Glocke 
vurde stürmiüch in Bewegung gesetzt. Große Aufregung! Das 
Zersonal lief zusammen und zwei Bademägde drangen muthig in 
ie Zelle ein. Da stand die Dame, von einer dichten Moorkruste 
iberzogen, außerhalb des Bades, zeigie zitternd in das Bassin und 
ief: eine Schlange, eine Salange! Das war zu viel sür den 
Muth der Bademägde, si⸗ zititten den Bademeister, eine wahre 
zünengestalt, herbei, der sich vor keiner Schlange der Welt fürch⸗ 
et. Er tauchte den entblößten Arm in die dde Flüssigkeit und 
ↄas zog er heraus? — einen Zepi! Hoffentlich wird dieser tra⸗ 
zische Fall den Damen zur Warnung dieunen, daß fie hüdsch ihre 
Zöpie feststecken, bevor sie in's Bad steigen. 
FBerlin. Töoaätlichkeiten eines Gatten gegen den anderen 
Theil, welche an und für sich nicht gesundheitsgesahtdend sind, ja, 
nicht einmal einen Schmerz verursachen, die aber mit Rücsicht auf 
ie Judividualität des angegriffenen Theiles mittelbar dessen Ges 
undheit erheblich geführden können, berechtigen nach einem Erkennt⸗ 
niß des Oꝛer: Treibunals, 1. Senai, vom 10. Januar 1879 den 
ingegriffenen Gaiten zur Ehescherdungsklag“. Ein Kaufmann, wl⸗ 
her mit sener ungemein nervösen und kräutlichen Frau in Uafriedea 
ebte, ergriff eines Tages einen Toilettenspiegel und schlug mit dem⸗ 
elben dee Frau auf den Kopi. Obwohl die Gewalt des Schlazes 
urch den falschen Haacweilst — man sirht, auqg die Eintazen können 
Zegen bringen —, gigen welchen er geführt worden, abgeschwächt 
vurde, so daß die Frau einen kaum merklichen Schmerz etlitt, so 
aut sie doch aus Shrecken über den Gewaltakt ohnmäshtig zusa nmen 
ind erholte sich erst allmählich wicder. Auf die Ehsscheidungs!lage 
er Frau wegen gesundheitsgeführdender Mißhandlung wurde vom 
ppellationzgerechte die Ehe getrennt und der Mann füc den schul— 
igen Thel erllart. Auf die von ihm dagegen eingelegte Nichtig⸗ 
eits3besch verde wwurde vom Ober-Tribunal die vorinstanzliche Em—⸗ 
heidung bestätigt. Die cholerischen Ehemänner mögen sich also 
arnach richten. 
F Sieben Menschen vom Blitz getroffen. Das furchbare Un⸗ 
vetter, welhes am Sonntag Abend üder Görlitz und dessen 
dugedung nur zum Theil entlud, hat an der sähsisch böhm schen 
ßrenze veträchtlihen Shhaden angerichte. In dem böodhmischen 
Dorje Schnauhübel, nicht weit von Rumburg gelegen, wurden durch 
inen Blitzschlaz sieben Personen theils tödtlich, theils mehr oder 
ninder sywer verletzt. Das schreckliche Unglück ereignete sich in 
dem Hause eines Tischlers, das durc den Buz auch sosort in 
Irand gesetzt worden war. Denen, welche zur Hilfeleistung herbei⸗ 
lten, hot fich ein grauenhaftes Bild dar. Besinnungzlos, theil⸗ 
veise mit Braudwunden bedeckt, lagen 6 Personen im brennenden 
ause, während ein anderer, in der offenen Thür stehender junger 
MNann durch die Gewalt des Blitzes üder die Straße geschleudert 
var uad dort, mit dem Kopf gegen einen Stein anpcallend, eben⸗ 
alls besianungslos zusammenstürzte. Von den Verunglückten sind 
»ereits zwei gestorben, während die übrigen noch schwer darnieder⸗ 
iegen und bei einzelnen von ihnen die Rettung sehr zweifelhaft ist. 
das Haus des Tischlers brannte vollständig nieder. 
FuUnter der Ueberschrift „eine abgewendete Hun— 
gersnoth“ bespeicht die „Nat.⸗Ztg.“ das auf dem intet⸗ 
jationalen Getreide: und Saatenmarlt in Wien konstatirte Ecnte⸗ 
»rgebniß und bemerkt hieber: „Der Gesammteindruck, den wir von 
ziesem Ecnteergebniß haben, ist, daß wir einer Hungersnoth, wie 
m Jahre 1816 und 1847, in einem großen Theile von Europa 
nig gensehden würden, wenn nicht die großartige Entw'clelung det 
Verlehrem'tiel uns davor schützte. Die Zufuhren aus Amerika 
ind gewaltig, sind geradezu vechluffend und üben deunoch nicht 
en geringsten Preisdtuckh aus. Statt tiesster Dankbarlkeit füc dee 
Retlung aus den Leiden und politischen Gefahren einer Hungers 
noth hören wir die solchen Verhaltnissen gegenüüber nahezu frevel 
zaften Klazen über amecrikanische Ueberproduktion. Und Angesichts 
ieses Zustandes gehen wir zum 1. Jimnar der Einführung von 
Jetreide,öllen cntaegen!“