St. Ingberler Anzeiger.
Der St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal wö hentlich m⸗ dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblact, (Sonntags mit illustrirter Bei⸗
age) erscheint wöchentlich viermal: Dieustag, Donnerstag, Samstag und Sonutag. Der Abonnementspreis beträgt vierteljährlich
A 40 3 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezo zen 1I A 60 , einschließlich 40 Z Zustell zeblhr. Auzeigen werden mit 10 —, von Auswärts
mit 15 — fur die viergespaltene Zeile Blattschrist oder deren Raum, Neclamen mit 30 — pro Zeile berechnet.
M 145. Samstag den 13. September 1879.
Deutsches Reich.
München, 9. Septbr. Nunmehr haben auch die Verord⸗
aung über die Geschäftseinrichtung“ der Gerichtsschreibereien, dann
die Gerichtsvollzieher Ordnung und Gerichtsvollzieher ⸗Gebührenord⸗
aung, endlich die Verordnung über die Behandlung des Depositen⸗
vesens in bücgerlichen Rechtsstreitigkeiien und Strafsachen — lau⸗
er umfangreiche Elaborate — die Genehmigung des Konigs er⸗
jalten. Auch die Ernennung der Gerichtsvollzieher ist allerhöchsten
Orts vollzogen. Gleichzeitig mit allen diesen Arbeiten war auch
noch der Budget⸗Entwurf des Justiz⸗Ressorts für die bevorstehende
jeue Finanzperiode zu erledigen und den neuen Personalveränder⸗
ungen anzupassen. (Allg. Zig.)
München, 9. Sept. Im Gesttze und Verordnungsblatt
PNr. 57 wird heute das Gesetz den Hauptetat der Militärverwaltung
Bayernz für die Zeit vom 1. April 1879 bis 31. März 1880
»etteffend, sanktionirt d. d. Linderhof den 18. v. Mis., puͤblicirt.
Der einzige Artikel lautt: Der Hauptetat der Miluärvet valtung
»es Königreichs Bayerns, für die Zeit vom 1. April 1879 bis
31. März 1880 wird nach der in einer Beilage enthaltenen Ka⸗
ditel⸗ und Titel-Eintheilung auf M. 41 961,724 in Einnahme
ind Ausgabe festgesetzt. Bezüglich der in den Spezial⸗-Etals zu
diesem Hauptetat bei den einzelnen Kapiteln und Tüeln als über⸗
tagsfähigen bezeichneten Fonds wird dem k. sKtrriegsminister das
Kecht der Uebertragung eingeräumt.
Mänchen, 10. Sept. Der erste Präsident der Kammer
der Neichsräthe, Graf v. Siauffenberg, war durch ein Augenleiden
perhindert gewesen, an den Sitzungen der Kammer während der
etzten Versammlung des Landtazes theilzunehmen. Geaf Stauffen⸗
zerg befindet sich nunmehr aber w'eder wohl und hat nach hierher
gelangter Mittheilung bereits erklärt, daß er zu Beginn der bevor—⸗
dehenden Landtagsversammlung in Viünchen eintreffen werde. —
Fin Theil des den stammern vorzulegenden Budgets für die nächste
Finanzperiode befindet sich schon im Druck. An den am 22. ds.
Mis. im Finanzministerium beginnenden Berathungen üder die
Steuergesetz Entwürfe haben Vertreter aller Ministerien heilzunehmen.
Der Finanzministet hofft, wie uns versichert wird, die Gesetzent⸗
vpütfe bis Mitte Octoder den Kammern in Vorlage bringen zu
onnen.
Mäünchen. Zufolge der vom dem koöͤnigl. Rath Dr. med.
darl Mejer nach amtlichen Quellen hergestellten Statistik der zur
Ausübung der Heilkunde in Bayern nichtapprobirten Personen de⸗
ug am 31. Dezember 1878 die Gesammtzahl der Personen.
velche, ohne approbitte Aerzte zu sein, die Behandlung erkranktet
Menschen als Haupt- oder Nebenerwerbequelle betreiben, 1814,
). h. 251 mehr als am 31. Dezember 1877 und 658 mehr als⸗
aim Schlusse des Jahres 1874. Legt man letzteres Jahr der Be⸗
echnung zu Grunde, so hat die Zahl dieser Personen im Verlauf
on 4 Jahren um 57 Procent zugenommen. Dem Geschlechte
nach besteht das dermalige Contingent von Pfuschern aus 1344
MNännern und 470 Weibern. Eistere haben im Vergleich mit
874 um 433 oder 47,5 Procent, letztere um 228 oder sast 92
Zrocent zugenommen. Von je 100 Pfuschern trafen im Jahre 1874
nur 2, im Jahre 1878 aber 26 auf das weibliche Geschlecht. Es
rührt das daher, daß einestheils die Hebammen mehr und mehr
hre Befugnisse überschreiten, während andererseits viel Weber Heb⸗
immendienste verrichten, ohne hierzu befugt zu sein, ein Mißstand,
er jedoch fast blos in Niederbayern sich eingeschlichen hat. Außer⸗
»em hat sich aber auch eine weit größere Zahl von Frauen, als
nüher, mil Synpathie und besonders mit Bereilung und dem Ver—
auf von Arzneimilteln befaßt. Auf die einzelnen Reg'erungsbe⸗
irke lreffen folgende Zahlen der nicht approbirten „Heilkünstler“:
Niederbahern 486, Schwaben 325, Oberpfatg 283, Oberbayern 214,
Anterfranken 197, Mittelftanken 183, Oberftanken 128, Pfalz 53
Berlin. Bejzüglich der Zusammenkunft von Alexandrowo
hreibt die Prob.⸗ Cottespondenz: die Zusammenlkunft hat erneut
Zeugn ßz gegeben don den innigen Beziehungen, welche zwischen den
eiden Monarchen bestehen.
—AXD
Alexandrowo nach Königsberg in Elbing die auf dem Bahrhof auf⸗
gestellten Korporalionen hulddoll begrüßte, an die Geistlichen beider
donfessionen nach der „Elb. Ztig.“ auch die Worte: ‚Ja meine
ꝛerren, auf Religion und Schule beruht die ganze Zukunft unserer
dation.“ Weiter vorschreitend, äußerte Se. Majestät, beim kauf⸗
nännischen Verein angelangt, zum Vorsitzenden des Vere'ns, Herrn
Zallbach, und zu den in dessen Reihe stehenden Herren ungefähr
rolgendes: „Handel und Wandel liegen sehr darnieder. Hoffen
Zie mit mir, meine Herren, daß die neuere Gesetzgebung den Auf⸗
hwung bringe. Aber, meine Herren, in vierzehn Tagen kann die
Zesserung nicht eintreten; dte Gesetze müssen sich erst bewähren.“
AUuf die Entgegnung des Herrn Sollbach, daß die Elbinger Zauf⸗
nannschaft trotz der durchlebten schweren Zeit dennoch mit Vertrauen
n die Zukunft schaue, sagte Se. Maj stät: „Möge dieses Vertrauen
m ganzen Vaterlande festen Fuß fassen.“
Dem preaß. Landtage wird, von Minister fur die öffent⸗
ichen Arbeiten eine umfassende Druchschrift über das Kanalwesen
n Preußen vorgelegt werden. Minister Maybach vertritt mit großer
Entshiedenheit den Standpunkt, daß mit der Arrondirung des preu⸗
zischen Staatsbahnnetzes Hand in Hand eine Entwickelung unseres
arg vernachlässizlen Kanalwesens gehen müsse. Fürs Erste will
derr Maybach dem Landtage in der Denkschrist einen neuen Plan
vorlegen, dessen Ausführung bei günstigerer Gestaltuug der Finanz⸗
age für die nächhsten Jahre vorbehalten bliebe. Außerdem wird
»em Landtage eine Deatschrift über die Studien zugehen, welche der
Beh. Rath Max Maria v. Weber in England und Schweden über
»as Kanalwesen gemacht hat.
Preußische Blätter bringen übereinstimmend folgende offiziöse
Dittheilung über den Ankauf von Privateiseabahnen
Rurch den Staat: Vor dem Antritt seines Urlaubes hat
Finanzminister Bitter sein Votum über die wichtige Frage wegen
»es Aukaufes von Privat⸗-Eisenbahnen abgegeben. Das Votum
jeht dahin, daß die Vorlagen über Bahnankäufe sich zunächst unbe⸗
ingt auf die vier Bahnlinien beschränken, mit denen die bezüg⸗
ichen Verhandlungen schon seit längerer Zeit in die Wege geleitet
vorden sind: nämlich die Berlin⸗Stetliner, Magdeburg Halbersiädter,
döln⸗Minde ner und Berlin ⸗˖Potsdam ⸗Magdeburger Bahn. Da die
zerhandlungen mit diesen 4 Gesellschaften noch nicht vollständig
um Abschluß gekommen sind, so liegt die Wahrscheinlichteit vor,
aß die bezüglichen Vorlagen nicht sämmtlich rechtzeitig für den
andtag vorbereitet werden können, und es ist Grund zu der An⸗
nzahme vorhanden, daß die für Eisenbahnankäufe zu fordernde
zumme gegen 700 Mill. Mark betragen wird, während das An⸗
age-Kapital für die genannten vier Bahnen ziemlich 1200 Mill.
Nark repräsentirt. Im Finanzministetium ist man bei Abgabe des
hutachtens von dem Grundsatze ausgegangen, daß, bevor man die
kinwilligunz zum Ankaufe weiterer Bahnlinien ertheilt, erst abge-
vartet werden müsse, welchen Einfluß die Ausgabe einer so be⸗
raͤchtlichen Summe von Konsols auf die preußischen Siaatspap'ere
jberhaupt ausüben werde. Zur Feststellung eines solchen Resul⸗
ates bedarf ez, wie bekannt, geraumer Zeit, und dadurch würde
zie weitere Verstaatlichung der Eisenbahnen, welhe im Arbeits⸗
ninisteriun bereits staik in's Auge gefaßt ist, ziemlich weit hinaus⸗
ꝛeschohen werden. Im Arbeitsministerium hegt man jedoch die
eberzeugunz, daß, abgesehen von einer allgemeinen Besserung des
gerkehrs, schon die einheitliche Regelung der Eisenbahngütertarife
zie Einnahmen aus den Staatsbahnen merkbar erhöhen werde.
Damit würde natürlich ein günstiger Einflaß auf die neuen und
ilten Staatepapiere nicht ausbleiben und der Anlkauf weiterer
gahnen kaum noch auf große Schwierigleiten Seitens des Finanz
ninisteriums stoßen.
Von Seiten der Eisenbahn⸗Fachmänner wird jetzt der vielleicht
was zu weit gehenden Anpreifung eines ausgebildeieren Kanal⸗
yst ems, das den Eisenhahnen eine erdrückende Konkurrenz bieten
allte, entgegenzutteten. Auf einen Satz der Kanalfreunde: Legi⸗
ime billige Tarife gewähren nur dir Kanäle,“ antwortet man von
Zeiten der Esenbahnen mit dem Hinweis auf eine im vorigen Jahre
rijchienene Schrijt des Bergassessots Jordan: „Der Saarkanal und