St. Ingberter Anzeiger.
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1879.
M 155. Dienstag, den 80. September
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der Weise Zeugniß von der freudigen Bewegung der Bevölkerung
ablezte. Ich ersuche Sie, Meinen Dank zur öffentlichen Kenntniß
ju bringen, dem Ich gern auch den Ausdruck Meiner Befriedigung
ür die allgemein entgegenkommende und gute Aufnahme der Truppen
vährend der Uebungen hinzufüge. Ich verlasse Elfaß Lothringen
jeute mit dem Wunsch für das fernere Gedeihen dieses schönen
dandes und mit der erhöhten Zuversicht, daß einsichtsvolles Streben
»er Regierung und wachsendes Vertrauen der Bevöllerung Beidte
bald mit einem festen Band vrreinigen werden.
Metz, 26. Sept. 1879. (gez.) Wilhelm.
Meatßtz, 26. Sept. Vor der Abreise des Kaisers erhielt der
driegsminister v. Lameke den Schwarzen Adler⸗Orden; der Gou⸗
derneur von Metz General⸗ Lieutenant von Schwerin wurde zum
Domherrn von Brandenburg ernannt.
Ausland.
Petersburg, 28. Sept. Die Enthüllungen der Nord⸗
eutschen Allgemeinen Zeitung werden heute in der russischen Presse
ebhaft angegreffen. Der „Golos“ behauptet, der Auespruch Goti⸗
chaloffs spreche die Usberzeugung der gesammten russischen Nation
uus. Die „Nowaja Wremia“ sieht darin einen schwächlichen An⸗
näherungs-Versuch Deutschlandß an Rußland. Die russische Peters⸗
zurger Zeilung bezweifelt, daß die russische Diplomatie ihre Pflichten
zei einer so heiligen Sache wirklich so weit habe vernachlässigen
oͤnnen. Sämmtliche Zeitungen erwarien eine Richtigstellung der
That achen durch die offiziöse Prefse. Nur allein die deutsche Peters⸗
zurger Zeitung sagt treffend: Jeder Unbefangene wird zugeben,
daß durch diese Enthütlungen den russischen Angriffen auf die
deutsche Politik aller Grund und Boden entzogen ist.
Rom, 27. Sept. In Sachen dir Friedensverhandlungen
wischen Jacobini und Bismarck erfährt die „Italie“, daß in Gaslein
»eiderseits die von Masella entworfene Friedensbasis als unannehm⸗
»ar aufgegeben und dagegen neue Prälimmarien zwischen Bismarck
und Jacobini entworfen wurden, welche dem Papst jetzt vorliegen.
Monsignor Vannur'lli gilt als Nachfolger Jacobinis in Wien. Der
neue Pariser Nuntius, Czachy, erhielt eine versöhnliche Instruktion
zetreffs der Ferry'schen Unterrichtsgesetze, nur gegen den bekannten
Paragraphen 7 derselben soll er energisch oppomren.
Madrid, 28. Sept. Die Militärbebörde befahl die Ver⸗
haftung eines Obersten und anderer Offiziere, deren Theilnahme an
ꝛinem Versuche der Stsrung der öffentlichen Otdnung aus beschlag⸗
nahmten Schrifistücken herborging.
Deutsches Reich.
Mäünchen, 285. Sept. In Folge der Verlegung des Ein—
stellungsstermins für die Rekruten des heurigen Jahrganges auf den
7. Robember haben wir in diesem Jahr eine mehr als fünfwöchent⸗
liche Rekrusenpvacanz, d. h. die jungen Mannschaften werden um
37 Tage später als an dem grundsählich angenommenen Termin
[(I. Ociober) zum Dienst einrücden. Es geschieht dieses theils in
Rtücksicht auf die landwirthschaftlichen Berufekteise, theils in Rüchsicht
auf das Militärbudget, welches durch durch diese Maßregel um mehr
als 500,000 M. erleichtert wird. (Abdz.)
Berlhin, 27. Sept. Feldmarschall v. Manteuffel ist heute
Vormittag nach Straßburg abgereist.
Berlin, 27. Sept. Nach einer Wiener Correspondenz der
„Kreuzzeitung“ ließ Bismarck in seiner Unterredung mit dem fran⸗
jösischen Boischafter in Wien, Teisserenc, die Hoffnung durchschimmern,
daß, wenn er einmal nach Paris kommen sollte, sich die Beziehungen
so gestaltet haben werden, daß er auch von der Pariser Bevölkerung
freundlib begrüßt zu werden erwarten dürfe.
Es fällt den Franzosen schwer, sich in unparteiischer Weise über
die Kaisertage im Elsaß zu außern. Der Straßburger Kor⸗
tespondent der „Republ que francaife“ urtheilt sehr streng über die
Revue von äRönigshofen, die er mit zweifelhaftem Witze den
großen Stiefeltag nennt, weil, wie es scheint, eine Anzahl von
Soldaten in dem von Regengüssen durchweichten Boden des Parade⸗
feldis ihr Schuhwerk stedcen ließen.
Der erste Aufmarsch, sagt er, war jämmerlich (pitoyable)
und es gibt kein einziges ftanzösisches Regiment, welches nicht auf
der Ebene von Longchamps einen besseren Eindruck machte. Die
Distanzen wurden nicht beobachtet, kurz, das Schauspiel war ganz
derfehlt und mit den im Kothe verlorenen Stiefeln hochlomisch.
Das zweite Defilo war besser. Die Kavallerie ritt erst im Schritt
und dann im Trab vorüber. Jedes Regiment enthielt fünf Schwad⸗
ronen, mit Ausnahme der bairischen Chevauxlegers, die nur zwei
Schwadronen stark waren, da die anderen drei in Folge einer
Rohzepidemie in der Garnison zurücbleiben mußten. Ich zählte die
Reihen. Keine einzige Schwadron erreichte hundert Pferde, einige
hatten sozar nur achtzig; nimmt man neunzig als Durchschnitts
siffer, so schätze ich die Gefammtzahl der 37 Schwadronen mit den
Dffizieren, Trompetern u. s. w. auf 3600. Das Defilé war in
einigen Schwadronen bewunderungswürdig, in andern aber bemerkte
man Schwaukungen, Offiziere und Gemeine, die in Galopp gerathen
waren, wie bei uns, wenn auch in geringerer Anzahl. Die Artillerie
endlich konnte keinen Verglesch mit der unserigen aushalten. Alles
in Allem, und selbst wenn ich dem schlechten Terrain Rechnung
rage, war die Kaiserparade weit entfernt, den pomphaften Lobreden
zu entsprechen, mit denen man uns bisher d'ese wilitärischen Fest⸗
iichleiten angepriesen hat. Von einem Theil der Kavallerie abgesehen,
stelle ich site tief unter die Defilbs der Armee von Paris auf der
Ebene von Longchamps.
Karlsruhe, 27. Sept. Die amtliche „Karlsruher Zei⸗
tung“ veröffentl'cht ein kaiserliches Kabinetsschreiben d. d. Straß—
hzurg, 23. d., worn der Kaiser dem Großherzoge von Baden scinen
Dank für die sorgfältige und kenntneßreiche Führung der fünften
Urmee⸗Inspeltion ausspr'cht.
Straßburg, 27. Sept. Der Oberpräsident v. Moller
zringt folgendes karserliche Handschreiben zur oͤffentlichen Kenniniß:
Die Eindrücke Meiner diesmaligen Anwesenheit in Elsaß—⸗
Lothringen haben Mir zu Meiner lebhaften Genugthuung und Freude
bestätigt, daß der innere Wiederanschluß dieses Landes an das deuische
Vaterland in erfreulichem Fortschritt begriffen ist. Es ist Mir und
der Kaiserin und Königin, Meiner Gemahlin, überall ein Empfang
hereitet worden, welcher Unsere Etwartungen weit überttoffen hat
und welcher durch die sichtbare weitere Beiheiligung in sehr wohlihuen⸗
Vermischtes.
eSit. Ingbert, 30. Sept. Morgen wird der hochw.
Herr Bischof von Speyer, Dr. Ehrler, zur Firmung hier ein⸗
reffen und am Freitag seine Reise nach Zweibrücken forlsetzn.
*Sit. Ingbert, 30. Sept. Nicht gerade vom günstigsten
Wetler begleitet fand am Sonntag das Rennfest in Zwei⸗
zrücken statt, das wie gewöhnl'ch eine ungeheure Menschenmenge
jerbeigelock hatte. Trotz dem aufgeweichten schlüpftigen Boden,
ser zu Befürchtungen Anlaß gab, verlief das Rennen in einer
yurchaus befriedigenden Weise und bis auf einen glücklich abgelau⸗
enen Slurz ohne jeden Uafall. Als besonders glänzend unter den
sennen, deren es 7 waren, sind das Jagdrennen für Pferde aclier
eutschet Offisiere und das Herren:Reiten zu erwähnen. — Das
Ergebniß der Rennen ist kurz folgendes:
1. Flachrennen für Zjährige in der Pfalz geborne Pferde.
Betheiligung: 4. Sieger: Jacob Kolter von Wallhalben. (Preis
250 M.)
2. Erbffnungs⸗Rennen. Herten⸗Reiten. Betheiligung: 3.
Sieger: Lieum. v. Ruville mit bt. Stute ,Pride“. (Preis 800 M.)
3. Trabreiten fsüt 32, 4. und Sjährige in der Pfalz geborne
Pferde. Betheiligung: 9. Sieger: Breuer vom Sturzenhof.
Preis 200 M.)
4. Ojfiziers Hurdenrennen. Betheiligung: 4. Sieger: Lieutn.
Jacoti mit .Diplomatie“. (Preis 600 M.)
5. Flachrennen für 42, d⸗ und Gjährige in der Pfalz geborene