Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
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18 156. Donunerstag, den 2. Oktober * 1879. 
Deutsches Reich. 
Speyer, 30. Septbr. Bei der heute vorgen ommenen 
Landtagswahl fielen auf den bisherigen Abgeordneten, Landgerichts 
ptäsident Mü llerr in Kaiserslautern 160 Stimmen. Zwei Wahl⸗ 
männer stimmten mit Nein, zwei Zettel wurden für ungiltig erklärt. 
Die Zahl der Abstimmenden betrug 164. 
—ADDV 
riänner Eckardt, Bergmann, Kallenbach und Schneider für die 
»n Abgeordneten Dürrschmidt, Sienglein, Hauck und Strö— 
.reather werden vereidigt, die Austritisgesuche der Abgeordneten 
Kraußold, Merkle und Horn (Frankenthal) genehmigt. — Der Fi— 
minister legt das Budget für 1880,81, den Entwurf eines 
»pigesetzes nebst Mot ven und die Generalbilanz für 1877 vor, 
hann einan Gesetzentwurf über Erhebung des Malzaufschlags, wel⸗ 
her Mißstände, die sich bezüglich der Hefenfabrikation in der Pfalz 
xgeben haben, zu beseitigen und einige erhebliche Erleichterungen, 
. B. bei Ausfuhr von Flaschenbier, zu schaffen bezweckt. Das 
Defizit der zwei Jahre 1880/81 beträgt 25 Millionen Mark. Der 
Minister hofft, die Zölle werdes eine Eatlastung von etwa 9 Mill 
oringen, wodurch das Defizit sich auf 16 Millionen reduciren 
wrrde. Durch Erhöhung des Malzaufschlags um 1 M. auf das 
Hektoliter Braumalz würden weitere 5 Millionen vom D fizit ab— 
gehen, wenn dieser Aufschlag schon bis 1. November genehmigt 
würde; falls er erst am 1. Juli kommenden Jahres eingeführt 
würde, könne das Destzit nur um 83 Millionen Mark erleichtert 
werden. Der Aufschlag würde auf das Liter Bier a Pf. betra 
D «. Eine Erhbhung der direcken Steuern sei nicht zu umgehen, 
*würden die Steuerzuschläge nicht ständig bleiben, da für die 
ndeite Finanzperiode höhere Zolleinnahmen zu erwarten seien. Die 
bezüglichen Gesetzeuiwürse würden baldigst der Kammer zugehen. 
—XL 
Nusland. 
Petersburg, 29. Sept. Ein Telegramm aus Burmo 
dom 15. Sept. berichtet: Während einer Recognoscirung bei Herk⸗ 
pe am 9. Juni begegneten die Russen einer großen Masse Tekke— 
urkomenen, welche sich stark verschanzt hatten. Die Russen be— 
schossen das Werk aus zwölf Geschützen sechs Stunden lang und 
zesttzten Abends die Außenwerke. Während der Nacht flüchtete der 
Feind, mehrere Tausend verlierend. Der Verlust der Russen be— 
crägt 7 Offiziere, 178 Mann todt, 16 Offiziere und 234 Mann 
jerwundet. 
Vermischtes. 
*St. Ingbert, 2. Okt. Gestern Abend gegen 7 Uhr 
iraf Herr Bischof Dr. Ehrler von Homburg hier ein. Zu 
einem Empfange waren die gesammte hiesige Geistlichkeit, vermehr! 
zurch einige fremde Geistliche, die Spetzen der Stadt, der Fasrik—⸗ 
cath, die Bergleute mit ihrer vollständigen Kapelle, weißgelleidete 
Juugfrauen und Mädchen mit Blumen und Kränzen geschmückt, die 
Schulkinder, eine Abtheilung Feuerwehr und ein großer Theil der 
Jesigen kath. Bevöllerung ihm entgegengezogen. Der Zug geleitete den 
Aen. Bischof unter Glockengeläute und Böllerschüssen durch die im 
Fahnenschmuck prangende Stadt zur festlich geschmückten Kirche, wo 
in kurzer Gottesdienst staltfand. Nach demselben, um halb 
) Uhr, brachten unter Voranttitt der Bergmusilk die Bergleute mit 
hren Grubenlichtern, eine Abtheilung Feuerwehr mit Fackeln und 
diele hiesige Bürger mit Lampions dem hochw. Herrn einen Facke l⸗ 
jug. Derselbe bewegte sich von der Wohnung des Hrn. Berg— 
neisters durch die Stadt zum kath. Pfarrhaus, wo man sich unter 
yen Klängen der Musik in einem Halbkreise um dakselbe aufftellte. 
dachdem eine Sängerschaat dem Hrn. Bischof ein Willkommen! 
ntgegengebracht, begrüßte Herr Geschäftsagent Eckrich von hier 
»enselben im Namen der hieügen kath. Bürgerschaft, die als ein 
Jeichen der Verehrung und hingebung ihrem Oberhirten diese kleine 
Doation entgegenbringe und schloß mit einem Hoch auf denselben. 
hert Dr. Ehrler gab mit weithin vernehmbarer Stimme seiner 
Freude Auddruck über den herzlichen Empfang und die prächtige 
Obation, ermahnte die Kirchengemeinde St. Ingbert und brachie 
tin Hoch aus auf seine Heiligkeit Papst Leo XIII. Nachdem die 
Bergleute noch auf Anregung des Hrn. Sieiger Schuster dem 
Hen. Bischof den Bergmannsgruß Glück auf“ entgegengebracht hatten 
und einige Lieder abwechselnd mit den Klängen der Bergmusik 
dorgetragen wartn, ordnete sich der Zug in seine frühere Aufstellung 
und nahm seinen Weg wieder zurück. Wie bereits mitgetheilt, wird 
der hochw. Herer noch bis Freilag Abend hier verweilen und dann 
seine Reise nach Zweibrücken fortsetzen. 
—“* Gestern wurde die erste Sitzung bein Schoffenge⸗ 
richte St. Ingbert abgehalten. 
fKaiserslautern, 29. Sept. Das Zuchtbolizeige⸗ 
richt verurtheilte in heutiger Sißung nicht weniger als 20 Wirthe 
wegen Ueberttetung des Spielkartenstempelgesetzes zu Geldbußen von 
je 500 M. Die betreffenden Kartenspiele sollen dazu nicht einmal 
mehr zur Verwendung, sondern zum Verbrennen bestimmt gewe⸗ 
sen sein. 
T Gsöllheim, welches bekanntlich sein Landgericht verloren, 
hat am 28. Sept. den scheidenden HH. Landrichter Lombardino, 
Berichtsschreiber Molitor und Gerichtsvollzieher Voͤlckel eine Abschieds⸗ 
feier veranstaltet. 
f Duürkheim, 27. Sept. Die sog. Madonna von Lim-— 
hurg wurde gestern bei der in Köln stattgefundenen Versteigerung 
der Kunstgegenstände des verstorbenen Herrn Bischoss von Hildes⸗ 
heim zum Preise von 1310 Mk. von einem geistlichen Herrn für 
rine kathol. Kircheugemeinde in Köln erstanden. (Fr. 3.) 
7 Däürkheim, 29. Sept. Von dem heurigen Wurstmarkt 
haben wir leider nichnis Günstiges zu berichten. Die hohe Steuer 
auf Schaubuden, Caroussels u. s. w. hatte zur Folge, daß sich eine 
weit geringere Anzahl solcher Vergnügungs-Etablissements als dies 
sonst der Fall ist eingefunden hatten. Dazu kam noch das anhal— 
send schlechte Wetter, welches bis zum 1. Wurstmarkistage andauerte 
und die schlechten Geschäftsverhältnisse. Unter diesen Umständen 
darf es nicht Wunder nehmen, daß der Besuch des Wurstmarkts 
Jinter den vorherigen Jahren weit zurückblieb. — Wir haben von 
inem Verbrechen zu berichten, welches sich heute Morgen halb 6 
Uhr auf dem Wurstmarkt zugetragen hat. Der Schneider Ältherr 
jatie schon seit längerer Zeit einen Groll auf seinen Schwager 
Schott und drohte ihn zu erschießen. Heute hat er seine ver⸗ 
brecherische Drohung zur Wahrheit gemacht. Als Schoͤtt nichls 
ahuend mit einem Bekannten sprach, trat Altherr auf ihn zu und 
schoß seine Pistole auf ihn ab. Der Geiroffene stürzte zusammen 
und gab Anfangs kein Lebenszeichen von sich, spater bemerite man 
noch Leben an ihm, doch ist seine Verwundung eine sehr schwere. 
Altherr hat sich der Polizei als Thäter selbst gestellt. (D. A.) 
Dem Hypothetkenamt Frankenthal sind bis 80. 
Seplember innerhalb 8 Wochen nahe an 4000 Stück Kaufprivilegien 
»orgelegt worden, etwa so viel, als sonst in einem halten Jahre 
inliefen. Von den Betheiligten wurde die Esntragung mit einem 
Dalrum verlangt. Die Erledigung derselben wird trotz Heranziehung 
jon zahlreichem Hilfspersonal längere Zeit in Anspruch nehme, und 
Rürfte dieser Priv legiensturm überhaupt eine Stockung im hypotheken⸗ 
amtlichen Dienst herbeiführen. 
F Landau, 29. Sept. Gestern Abend 6 Uhr wurde die 
Obst- und Gartenbau⸗Ausstellung geschlosen. Die Zahl der Be⸗— 
zucher im Lause der 8 Tage betrug im Ganzen etma 4250 Ver⸗ 
onen. 
FLandau, 30. Sept. Einer hierher gelangten Privat⸗ 
nitiheilung zufolge wurden die Porlepeefähnriche Hagenbuch und 
Seubtrt von dem Militärbezirksgericht Würzbueg zu je 4 Monoten 
Befängniß verurtheilt. Ferner wurde Sccondlieutenant Wildner, 
owie der Gefreite der Reserve August Woif, cand. jur. daselbst, 
vegen Vergehens des Zweitampfes zu je 4 Monaten Festungshaft 
»erurtheilt, Secondlieutenant Muller wegen Cartelltragens dagegen 
reigesprochen. (Eilb.) 
Speyer, 30. Sept. Milt dem Inkrafitreten des neuen 
Taxgesetzes am 1. October müssen alle Schteiben an Behörden auf 
Papier von bestimmtem Format — 21 Centimeter breit und 83 
soch — geschrieben sein. Im Falle des Zuwiderhandelas ist nicht