Sl. Ingberter Anzeiger.
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M IGI. Samstag, den 11. Oktober
IS
Deutsches Reich.
München, 7. Olt. Bei der Berathung des Gesef⸗Tatwurfs
hetr. den Malzaufschlag wird dem Vernehmen nach beanttogt
verden, eine Erhöhung des Aufschlages jedenfalls nur für einen
bestimmten Zeitraum, zunächst für die Dauer der lommenden Fi⸗
ianzberiode zu bewilligen. — Im Finanzausschusse der Kammer
der Abgeordneten sind nur für vier Budgets-Etats Korreferenten be⸗
timmt worden und zwar: Etat des Justizministeriums: Referent
Kopp, Korrefetent Vallant; Etat des Ministeriums des Innern:
RKeferent Dr. Buhl, Korreferent Dr. Rittler; Elat des Ktultusmi⸗
anisteriums: Referent De. A. Schmid, Korreferent Dr. v. Schauß
ibisher war Pfarrer Kraußold Korreferent); Etat des Finanzministe⸗
eiums: Refetent Sing, Korreferent Dr. Daller. — Das Forstge
etz vom 28. März 1852 hat durch das Ausführungsgesetz zur
Reichs⸗Strafprozeßordnung eine große Reihe von Adänderungen
erletien, weshalb durch Art. 69 dieses Ausführungsgesetz s der
Staatsregierung die Ermächtigung ertheilt wurde, den Text des
Forstgesetzes, wie er sich in Folge der beschlossenen Aenderungen
exrgibt, durch das Gesetze und Verordnungsblatt bekannt zu geben.
Letzteres geschieht nun heute durch eine don den Sigatsministerien
der Justiz, des Innern und der Finanzen erlassene, vom 26. v.
Mts. datirte Bekanntmachung.
München, 7. Okt. Der Münchener Gewerbeverein beab⸗
ichtigt im Jahre 1881 nach dem Voebelde dec Ausstellung von
1869 eine Industrie- und Gewerbeausstellung zu veranstalten und
war im Anschluß an das in 2 Jahren dahier stattfindende deutsche
Schützenfest. Die Oberbayerische Handels- und Gewerbetammer
agte in der gestrigen öffentlichen Sitzang diesem vielversprechenden
Unternehmen ihre Unterstütung zu und gewärtigt weitere Vor⸗
chläge.
München, 8. Oktbr. Die Konpvertirung der bayerischen
Staatsschuld ist gestern Abend beendet worden. Noch im Laufe
des Nachmitiags haben einige hiesige Bankhäuser ganze Handwagen
voll anzumeldender Papiere — im Betrage von vielen Miillionen,
man nennt uns ein einziges hiesiges Haus, das noch gestern ca.
28 Millionen Depotpapere — zur Conventirungsstelle gebracht.
Daß der Zudrang in letzter Stunde enorm würde, hat man vor⸗
ausgesehen; da diese Bankhäuser schon deshalb zuwarteten um noch
sede mögliche Regung des Telegraphen bis zur letzten Minute ab⸗
jsuwarten. — Wie man heute Mittag an der Boͤrse sich erzaͤhlt,
soll die Convertirung bis auf ca. 80 Millionen durchgeführt sein.
Das Consortium hatte zwar Anfangs noch weniger vermuthet;
allein in letzterer Zeit wurde es etwas kleinlaut.
München, 8. Olt. In der heutigen Sitzung des Finanz⸗
Ausschusses der Abg.Kammer verwahtte sich Hr. Finanzminister v.
Riedel auf das Enischiedenste dagegen, den Weg des weiteren
Schuldenmachens zur Deckung laufender Bedürfnisse zu betreten.
Der seit Jahren bestehenden Defizitwirthschaft, die nur künstlich ver⸗
deckt worden sei, müsse ein Ende gemacht weiden.
Berlhin, 8. Okt. Der Kaiser gedenkt nach den jetzigen
Bestimmungen am 19. d. M. von Badens Baden direkt nach Berlin
jsu kommen, bis nach der Eröfnung des Landtages hier zu bleiben
ind dann auf 14 Tage im Spätherbst, sofern Dies sein Gesund⸗
jeitszustand gestattet, noch nach Wesbaden zu gehen. — Fürst Bis⸗
nard rüstet sich zue Abreise nach Varzin; er wird dieselbe auch
zöchst wahrscheinlich morgen früh antreten.
Berlhin, 8. Ott. In den der Regierung nahefstehenden
dreisen erzählt man seit einigen Tagen, daß in der That die Grund⸗
age eines Uebereinkommens zweschen der diesseitigen Regierung und
jer Kurie gefunden sein soll, über welche Abmachungen bereits in
der kürtzesten Zeit nähete Details an die Oeffentlichkeit gelangen
vürden. Inzwischen wird unter den Führern des Centrums über
die im neuen Abg'ordnetenhause zu beobachtende Taktik unterhandelt.
Die Centrumsftaktion wird sich aller Anträge politischen Johalis,
velche der Regierung unbequem sein und derselben Verlegenheiten
nereiten könnten, enthalten und sich nur auf die Initiative in kir⸗
denpolitischen Fragen beschränken, es sei dena, daß die Regierung
in diesem Puntte vorther selbst die Initialive etariffe.
Berhin, 8. Oklt. Alle Morgenblätter stellen Berechnungen
über die Wahlen an, deren Ergebniß bis auf einen kleinen Rest
zis gestern Abend bereits bekannt war. Konnten die liberalen
Parteien auch auf erhebliche Verluste vorbereitet sein, so Übersteigen
ieselben in Wahrheit doch auch die ungünstigsten Erwartungen.
Mit einziger Auknahme Lasker's sind sämmtliche Parteiführer wie⸗
»er gewählt. Mit großer Spanrung sieht man der Entschließung
Bennigsen's entgegen, der trotz seiner Ecklärung, kein Mandat an—
rehmen zu wollen, doch gewählt ist. Man will nicht glauben,
zaß er angesichts der schweren Nicderlage seiner Partei sich der
Pflicht entziehen werde, sie zu vertreten.
Berlin, 8. Olt. Von 433 Wahlen sind jetzt 422 be⸗
annt; es sind gewählt: 111 Conservat ve, 92 Centrumsmänner,
34 Nationallisserale, 5 als liberal, 4 als gemäßigt liberal Be—
eichnete, 43 Freiconservative, 35 Fortschrittler, 19 Polen, 4 Wel⸗
en, 1 Demokrat (Frankfurt a. M.), 14 Manner ven unbestimmter
darleistellung.
„Von der Ostsee“ schreibt ein meist sehr gut unkerrichteter
dorrespondent der „Allg. Ztg.“: Wenn auch noch nicht offiziell
yestätigt, so ist es doch sicher verbürgt, daß auch das Urtheil des
)ritten Kriegsgerichts den Kapitän z. S. Grafen Monts, Kom⸗
nandeur des untergegangenen Panzerschiffs „Großer Kurfürst“,
ceisesprochen und daß dieses Urtheil auch die kaiserliche Bestatigung
rhallien hat. Damit dürfte diese ganze unglückliche Angelegenheit,
die seit 16 Monaten die allgemeine Aufmerksamkeit erregt hat, end⸗
ich ihren völligen Abschluß gefunden haben.
Straßburg, 7. Ott. Der Präsident des Landesaus⸗
chusses Herr Schlumberger hatte die Ehre dem Siatthalier die
Mitglieder des Bureaus sowie noch sonstige Mitglieder des Landes⸗
—
krxcellenz den ersten Statthalter Elsaß⸗Lothringens hier begrüßen zu
önnen. Der Landesausschuß drückte öfters den Wunsch aus: ck8—
nöge der Sitz der Verwaltung in das Land nach Straßburg ver⸗
egt werden. Dieser Wunsch ist in Erflllung gegangen. Ich hoffe,
yaß sich Gutes daraus entwickle und spreche meinen herzlichen Dank
afür dem Kaiser und allen die hiezu beigetragen aus. Der
Ztatthalter erwiderte: auch er hoffe, daß die Einrichtung der Statt⸗
»alterschaft und des Ministeriums zum Wohle des Landes gereiche.
Die Herren solllen sich versichert halten, daß er, soweit es in seiner
Macht liege, dazu beitragen werde, diesen Wunsch zu erfüllen, der
Erfolg werde nicht fehlen, wenn sie in gemeinsamer Arbeit mit ihm
zusammenwirken.
Ausland.
Brüfsel, 6. Olt. Als sich der Koͤnig gestern Nachmittag
ju Pferde in das Gehölz begab, wurde er von einer ungefährt
lOjährigen Dame, einer Ojfijziers-Wittwe, mit dem Rufe: „Rieder
nit dem König!“ begrüßt. Der Konig setzte ruhig seinen Spa⸗
ierritt fort, während das Publikum die Dame umgab, bis ein
Zolizeiogent herbeigerufen worden wart. Als einige Minuten später
)er königliche Adiutant Baron d' Anethan in einem Coupe ange—
ahren kam, stürzte sich die Frau jetzt unter die Hufe der Pferde
ind schrie: „Das ist auch Einer von der Bande!“ u. s. w. Da
illem Anscheine zufolge ein Akt der Geistesstörung vorlag, so be⸗
nügte sich der Polizelagent, die Frau einfach zu überwachen und
hr zu ihrer Wohnung in der Vorstadt Ixelles zu folgen. Nach
itztlicher Ualersuchung wurde der unzurechnungsfähige Zustand der
Unglücklichen amtlich konstatirt, und der Bürgermeister von Ixelles
ieß sie bierauf in eine Heilanstalt beingen. Vermögßensverluste
ollen die Ursache der Geistesstörung sein. (Frkf. J.)
In diesen Tagen wurde die Aufmerksamkeit der politischen
kreise wieder einigermaßen auf Spanien gelenkt. Mehrere spa-
nische Blätter fügrten Klage darüber, daß die französische Regierung
jewisse revolutionäre oder republikanische Umtriebe an der Pyrenäen-
Brenze nicht hinreichend Üüberwache. Dann war in einem wichtigen,
inter Vorsitz des Koönigs abgehaltenen Ministerrathe die österreichisch⸗
zeutiche Entente und ihre mözlichen Rückwirkungen auf Spanien
er Gegenstand eingehender Besprechung. Es cirkulirte auch das
Herücht von einer Begegnung zwischen dem spanischen Staatsinann