Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberter Anzeiger. 
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4879. 
M I70. I!Sνutag, den 26. Oktober 
Deutsches Reich. 
Munchen, 23. Ottbr. Der Finanzausschuß der Kammer 
der Reichsräthe hat den Gesetzertwurk über die Vervollständigung 
des Staatseisenbahnnetzes nach den vom Referenten Reichsrath v. 
Neuffer gestellten, schon früher erwähnten Anträgen, mit Aufnatme 
der Linie Pocking-Passau in den Gesetzentwurf, einstimmig ange⸗ 
nommen. Auch den Gesetzentwurf bezüglich der Pfülz. Bahnen hat 
der Ausschuß nach des Referenten Antrag angenommen (d. h. die 
dauterthalbahn abgelehnt und nur die sog. Verbindungsbahn Saar⸗ 
gemũnd⸗Zweibrucken genehmigth. V 
Der Finanzausschuß der Kammer der Reichs⸗ 
räthe hat der von der Abgeordnetenkammer beschlossenen Er⸗ 
Phung des Malzaufschlags und Überhaupt dem ganzen Gesetz, wie 
s von der Abgeordnelentammer volirt wurde, zugestimmt. 
Berlin, 22. Okt. Die Nachricht, die Reichsregierung 
wolle die Getreidezoͤlle noch nicht zu Neujahr in Kraft setzen, ist 
pöllig unbegründet. — Heute begannen die Ausschüsse des Bundes⸗ 
aths ihre Arbeiten bezüglich der Zollbehandlung des Floßholzes 
und der Tranfitlager für Holz. Die frühere Absicht, den Einzel⸗ 
jdaaten auf ein Jahr die Ausführung jener Behandlung zu über⸗ 
jassen, wird vorausfichtlich verwirklicht werden. (Allg. Zig.) 
Der Abschluß der Festungsbauten von Metz und Straß⸗ 
burg findet fich nach der „K. Z.“ wiederum durch Hinzufügung 
neuer Werke noch für längere Zeit hinausgeschoben. Den Außen⸗ 
jorts des erstgenannten großen Waffenplatzes soll noch ein neues 
zroßes Fort bei St. Cloy hinzutreten, und aus Straßburg wird 
berichtet, daß fich dort zur vollen Sicherung der Stadt die Aus⸗ 
jührung noch eines Außenforta auf dem Mundelsheimer Kopfe als 
nothwendig erwiesen habe. Meß wird nach Fertigstellung des vor⸗ 
erwähnten Forts ein verschanztes Lager von 25 stilometer Umfang 
zilden, in welchem sich außer der genannten Stadi selbst und ihren 
Vorftädten zwölf größere Orischuften und eine beträchtliche Anzahl 
einzelner Landhäuser und Gehöfte eingeschlessen befinden, das dafür 
freilich aber auch eine Ktriegsbesatzung von 32,000 bis 34. 000 
Htann in Anspruch nehmen wird. ⸗ 237 3557* 
— Assland. 
Der „Pester Lloyd“ bestätigt, daß das Ergebniß der 
sonferenzen zwischen Andrassy und Bismarck in ein Proto⸗ 
koll zusammengefaßt worden sei, welches deiden Monarchen vorge⸗ 
legt und von ihnen unterzeichnet wurde. In diesem Proiokoll 
wurde bestimmt, daß jedem Angriff auf den gegenwärtigen Besitz⸗ 
dand eines der deiden Staaten solidarisch begegnet werden solle, 
und festgestellt, daß alle orientalischen Angelegenheilen entsprechend 
dem Berliner Vertrage entschieden werden sollen. Fernere Bestim⸗ 
mungen beziehen sich auf die Zollfrage. Endlich wird als wün⸗ 
jchenswerth bezeichnet, daß in gewissen inneren Angelegenheiten, 
namentlich in Rechtsfragen, eine gewisse Gleichmäßigkeit der Gesetz⸗ 
jebung versucht werden solle. — 
BParais, 22, Ock. Das ournal du Loiret“ Ubernimmit 
ʒie vollständige Garantie für die Wahrheit des Folgenden: ‚Deuisch⸗ 
and, Rußland, Oefsterreich und Italien haben sich dahin geeinigt, 
n Paris eine intetnationale Geheim: Polizei ins Leben zu rufen, 
velche ihr Augenmak besonders auf die Sozialisten und deren Ver⸗ 
indungen in den verschiedenen Landern zu richten habe. Spanien 
jei noch nicht dieser Verbindung beigetreten, weil ihm die Mittel 
siezu sehllen, indem diese neue GeheimVolizei, welche im ausge⸗ 
ehntesten Maßstabe organifict werden joll. mit gam enormen Kollen 
vnerbunden sei“ 
srau des Maurers Schmitt MW. allda und verlündete alsbald dem 
etzteren, daß ihm ein „Büblein“ geboren sei. Der überglückliche 
Baler, im Bewußtsein, einen „Prinzen“ zu besitzen, ging in aller 
Frühe, um 8 Uhr, zu dem Herrn Standesbeamten nnd ließ das 
kindlein unter dem Vornamen Peter eintragen; der Akt wurde 
eschrieben, und war⸗ hiermit auch dem Geseze Genüge geleistet. 
Ddoch welch ein Schreck für den glüdlichen Vazer, als einige 
„tunden später die Amme, welche nicht wußte, daß das Kmd schon 
ingeschrieben, nach genauer Ueberzeugung erllärte, daß das Büb⸗ 
hen“ ein Mädchen“ sei. Der Vaser erschien abermals auf dem 
Standesamte und erklärte, daß das „Peterle“ jetzt Karolinchen“ 
sjeißen solle, womit natürlich der Standesbeamte nicht ganz zu⸗ 
rieden war, denn er mußte jetzt einer höheren Behörde von diesem 
Falle Anzeige erstatten. (Land. Anz). 
7 ESchnee im Gebirg. Reisende, welche von Kenggries 
n München eintrafen, theilen mit, daß der Schnee in dortiger 
bbegend bereits 2 Fuß tief liegt. —— 
7 Ein Fall von Bluwergiftung, der zur groöͤßten Vorsicht 
nahnt, hat einem rüstigen Manne in Ber lin das Leben gebostet. 
der Eisenbahnbeamte B. hatie sich vor eiwa acht Tagen eine Blase 
m den Fuß gelaufen und nahm eine Sitopfnadel mit einem rothen 
Faden Wole, den er durch diese Blase zog. Schon am nächsten 
Morgen hatte sich an dem Fuße eine Geschwulst eingeslellt, die trotz 
er herbeigeholten ärztlichen Hilfe im steten Junehmen blieb. Nach 
wenigen Tagen constatirie der Arzt eine Blutvergiftung herbeige⸗ 
ührt durch die in der rothen Wolle vermuthlich enthalten gewesenen 
Fardstoffe. Aller ärztlichen Bemühumgen ungeachtet starb der Un⸗ 
glückliche am Dienstag unter den grählichsten Schmerzen. 
4 Wer tutet hier ? Mehrere Berliner Herren rasteten in diesen 
Tagen in einem Gastbof zu N., und da auch der Nachtwächter 
des Ortes eines Trunkes bedürftig war und in das Lokal trat, so 
enispann sich bald eine Unterhaltung mit diesem über die Ortsver⸗ 
qältnisse. Die heiteren Herren mertten bald, daß der Wächter ein 
Brogfreund war — genug, es dauert nicht lange und der Wächter 
var grogselig. Die Berliner sind neben ihrer Heiterkeit aber auch 
Jewissenhaft und der Zustand des öͤffentlichen Beamten machte sie 
zedentlich. Inzwischen war eine leere Chaise vor den Gasthof ge⸗ 
ahten, und während der Kuischer sich am Buffet stärlte, kam einer 
der Herren auf die Idee, sich des trundenen Wächters zu entledigen. 
die Chaise schien ihnen dazu am passendsten: sie luden den Wäachter 
ein und dieser schlief gar dald. Der Kusscher bestieg darauf, ohne 
Ahnung von dem Vorgefallenen, den Bock und fuht davon. Nach 
weistündiger Nachtfahrt h'elt er abermals vor einem Dorfkrug und 
var nicht wenig erstaurt, als seinem Wagen ein Fahrgast entstieg, 
)er auch sofort sein Horn ansetzte und die Stunde abblies. Dieser 
Ton lockte aber den Dorfwächter herbei mit den Worten: „Wer tubet 
zier )“ — Streit, Erklärungen, Staunen, Gelaͤchter. — Nachdem 
zere unfreiwillig Gereiste seinen Standpunkt und fremdes Revier 
ttannte, trat er schleunigst per pedss den Rücklauf an und er⸗ 
reichte R. noch, um pflichigemaß die Dämmerstunde daselbst abzu⸗ 
lasen. Wir verrathen den Ort nicht, denn die Geschichte ist wahr. 
7. In der Gemeinde Sintel bei Wiedenbruc lebt eine 102 
Jahre alte Wittwe, die zwar tief gebüdt einhergeht, aber noch über 
in so scharfes Gesicht verfügt, daß sie ohne Mühe eine Nadel eins 
adeln lann. 
F Der Pariser Ordre“ ineldet von einem großen Skandal 
m Faubourge St. Germain: Eine junge Komtesse hot 
ich von einem Türken entführen lassen. Ihre Mutter empfing 
Tags darauf folgendes Telegramm: „Wir sind geseßlich getraut. 
Alles ist votüber. Schicke mir meine Wäsche und Deinen Segen, 
velcher Dinge ich so dringend bedarf.“ 
7 dJiallenische Blatter berichten über die Entdedung eines 
Minerals, welches in geeigneter Präparirung die Reblaus voll⸗ 
Jandig vernichiet. Der Enideder jst ein Mechaniker in dem kleinen 
Z Tabesnelie, Prodinz Vicenza Venetien. 
fEinbildung. Ein Arbeiter forderte beim Destillaleur 
inen Kümmel. „Aber das ist ja ganz gemeiner Kornbranntwein!“ 
Jesert aus, als er das Schnapsglas geleerl halte. „Sie koͤnnen 
Vermischtes. 
⸗Sit. Ingbert. (pfalzische Aussteuer-Anstalt.) Wir 
nachen unsere Leser aufmerlsam, daß die vor dem 15. November 
nfolgten Beitrittserklärungen noch zur Theilnahme an der dies— 
ahrigen im Monate Dezembet stattfindenden Verloosung betechtigen. 
Rahere Auskunft sowie Einsicht der Statuten bei dem Agenten der 
Anstalt Herrn Einnehmer Hartmann dahier. 
949atzenbuhl, 21. Olt. Die Hebamme B. von hier 
waltele in der Nacht des 10. d. Mis. ihres Amtes bei der Ehe⸗