Full text: St. Ingberter Anzeiger

In Beziehung auf laufenden Unterricht gab der Verein wo⸗ 
hentlicht lJe einen Kurs im Zeichnen, im gewerblichen Rechnen, in 
huchführung und im Gesang. Im letzten Halojahre wurde, w'eil 
ur die andern Zwesge die Beiheiligung zu schwach wir die 
Schule auf den Gesang unterricht beschränkt, edoch mit dem Vorbe⸗ 
halt, auh jene wieder aufzunehmen, sobald sich in hinreichendem 
aaße das Bedüefniß dazu lundaibt. 
Für Belehrung und Ualerhaitung sorzt der Verein durch seine 
reichh alt ge Biblioihel, einige aufliegende Zeiischriften, sowie durch 
helehrende und untethaltende Vortra e in feinen Versammlungen. 
deßiere fladen jeden Montag Statt. Außerdem wird am 2. Sonn⸗ 
ag jeden Monats eine Umerhaltung gegeben, in welche auch die 
Angehoͤrigen der Vereinsmitglieder eingeführt werden koͤnnen. 
In den Vecsammlungen wurden über folgende Themata po⸗ 
„uläte Vorteäge gehalten: 1. Der Kaochenbau des menschlichen 
drpers — 2. Die Mustkel und Nerben, als Boten und Diener 
des Menschengeistes — 8. Die alien Deutichen und ihre Lebeus⸗ 
peise — 4. Die Rahrkcaft unserer Speisen und Gettanke — 8 
Zeit ist Gelde 76. Die⸗ Mediomatriker, Bewohner unserer 
Wegend vor 2000 Jabren — 7. Die Hecmannsschlacht, ein Be 
sreiungskanpf — 8. Hoͤhenverhaltn:sfe der Erdobrrfl icht ¶ 
Finführung des Christenthums in unserer Gegende — 10. Die 
Ursachen unseres deutschen Alimas — 11. Das Christbäumchen, 
in urdeutscher Brauch — 12. Die „gutt alte Zeit“, wenn man 
jhr die Maske vom Gesichte nimmt. — u 
Außer diesen Vorttägen bildeten Gesänge, wobei namentlich 
auf Chor⸗ und Volkslieder Gewicht gelegt warde, sowie deklamato⸗ 
tische Vortraͤge ernsten und heitern Inhaltes den Gegenstand der 
Umerhaltung. In lehzter Zeit haben sich die jüngeren Kräfte auch 
in einem Thealerttücchen verfucht, dessen wohlgeiuugene Durchführung 
sie zur Weiterbildung auf diesem Feide auffordern durfte. 
Zieht man in Betracht, doß die Bereinsthätigkeit aus ver⸗ 
chiedeuen Ursachen, unter denen die Lokal⸗ und die Vermoͤgensfrage 
benansteht, in den Sommermonaien langere Zeit geruht hat, so 
darf der Berein mit einiger Geuugthuung auf sein vorjahriges 
Wirken zuruckolicen uad sich dadurch zu geñeigertet Thärigkeit aufe 
muntern lassen. Der Umstand, daß er setzt ein schoͤnes, wohlein⸗ 
gerichtetes Vokal besitzt und sich in demsaben an eine regelmäßtze 
Thatigkeit gewöͤhnt het, läßt bei der jetzt so regen Theiluahme der 
Mitglieder mit Sicherheit vocaussehen, daß seine Leiflunzen im 
laufenden Jahre die vocjahrigen wert üdertreffen werden. 
7 Deutsche Fabrikzeichen. (Auszug aus dem 
„Wurttemb. Gewerbeblatt für Gewerde und Haͤndel“, redigiet von 
r. Excellenz Hen. Dr. v. Steinbeis, Prasident der Wüelitemb. 
Tentralstelle für Gewerbe und Handel in Stuttgacthj. Mit Be⸗ 
friedigung kann die Wahrnehmung gemacht werden, daß die Be⸗ 
nützung des Macken⸗,Muster· uad Patentichatzes Seitens der 
deu schen Industeie in stetem Wachsen begriffen ist, ein sih⸗res An⸗ 
rzeichen, daß dieselbe deaftig daruach strebt, sich von ihrer früͤheren 
Unselbststaͤndigkeit zut Orig nalität in ihren Listuagen zu en wickeln. 
Einer der durch baß Mark nschutzgesetz besonders beeinflaßten Ja⸗ 
dustriezweige ist die im Laufe des letzten Jahrzeh us von Eigland 
nach Deutschland übertragene Fabeikakon von Radmajschmenfaden, 
hei welcher man durch das Vorurtheil des Publikums sich gezwan⸗ 
gen glaubte, in der Wahl der Marken sich an die ausländischen 
Marten anzulehnen. Das Inkrafttreten des Markenschutz gesetzes 
hat in Folge hievou auf diesem Gebiete zu manchen Projessen An⸗ 
jaß gegeben, welche zum Tyeil vel Siaub auigeworfen haben. 
Bon der Fadrit von C. Ackermann & Cie. in Helbronn erfah en 
dir nun, daß sie wegen einer üorigens als berechtigt anerkaunten 
Lehnlichteit ihres Fabritzei hens mit einem erst nach ihnen in Deuts h⸗ 
—X Fabrikzeichen eine ganz selbständige, 
neue Macrke (Frauenkopf und Sch üssel) für thre Eczengmisse a ige⸗ 
dommen hat. Im V'rtrauen auf die erptobten Oeialitäten, die fie 
liefert, geht die Fabrit von der richtigen Ansicht aus, daß es nicht 
aöthig ist, ein gutes Fabrilat mit fremder Marke zu bezeichnen, daß 
z3 velnehe Ehrensache des deuischen Fabrikaaten ist, sein Fadrikat 
mit eigenein Zeichen und als deutsches deurlich erkennbar in den 
handel zu bringen; die Fadrik ist überzeugt, daß dadurch an 
Zesten beim Pudl kam der Glaͤuden an die deutschea Eczeugnisse 
gehoden und die bis jetzt nog bestehende Vorliebe für die ausläu 
dijchen Marken nach und nach ausgerotte: wird, und auch wir 
cheien diese Ueberzeuzung. Bei der großen Beliebtheit der eng⸗ 
ischen Marten, weiche durch die Länge der Zeu jedem Kaufmaan, 
ja jeder Hausfrau betannt und gewohnt sind, ist es allerdingt keine 
eine Ausgabe, eine neue Marke in Aafaahme zu bringen. W.e 
joungen daher nicht unhin, dieses lobenbwerihe, der einheim schea 
Industcie zut Ehre gereichende Vorgehen der Herren C. Akermann 
C Cie. hiedurch rühmend hecvorzuheben, mit dem Wunsche, daß 
irn besoaders Seitens dez Padalams allsetige Unterstüß ing zu 
Theil werden moͤge. 
Die Leser dücjte eb dielleicht inker⸗ssicen, zu wssen, daß 
Zuicranim Jafre 1878 flut die deulschen Schulen aus Krrisfonds 
7,211,490 M. verausgaste und für das gesam nke Unterrrichtt⸗ 
vesen, dis höhere und das niedere, 13,712,000 M. verwendet 
dirdea — also fast 10 Proc. der eigentlichen Regierungsa i8gaben. 
xz stellt sich die Thatsache fest, daß von allen deuischen Staaten 
hictn am meisten für das Unlerrich's wesen verweadet, nämlich 
168 M. pro Kopf der Bevolkerung (während Hessen nur 2,51, 
W acitemberg 1.96, Sachsen 1,89, Baden 1,74 Pcreußen 1,33 M. 
pro Kopf verausgabt! 
—GNiederwürzba ch. In hiesiger Gemeinde wurden 
zis jeßgt schon 121 voose der Lehrer⸗Waifenstistslotteris abgesetzt. 
Ja enier am 29. Januar zu Landau siattzehabten 
Sitzung des Comites zur Agitation segen die We i n⸗ 
a brrkahionc. warde eine Eingabe an den Reichztag an⸗ 
enommen, in der gebeten wird, dieser wolle zum Shhutze der 
Beinptodußenten und Weinconsumenten nahin wirken: 1. daß alle 
Zeinsabtetation verboten werde; 2. daß der Einzasgs joll auf fremde 
Weine eaisprechend erhöht werde. Die Petition soll zugleich an die 
l. Staataregierung und aa den Bandesrath gesendet werden. Es 
varde auch besch offen, dieselbe schleunigst in sämmtlich n Weinbau 
reibenden Orten der Pfalz, wie auh in den Weindistrikten der 
Nachbarslaaten zur Unterscheift auflegen zu lassen. 
* In der Tivoli⸗M alrsabereit zu Blieskastel 
Frannte n der Racht vom 28. auf den 29. Januar die Malzdarte 
sder. Der Shaden soll ziemlich bed.utend sein, doch ist, wie 
man hoͤrt, Alles versichert. 
Am Sonnlazeden 26. Jan. karz vor 9 Uhr, wunde auf 
dem Wege von Marnheim nach Albisheim, an der sogenannten 
Zpitzwiese, in det Nähe des Hexerhofes, der Schreinergeselle Fried⸗ 
tich Emig, in Arbeit bei Peter Weii, Schreinermeister in Immes: 
heim, von zwei Maanern die mit Stocken bewaff et waren, ang e. 
zackt. Nahdem derselbe von einen der Straßenräuber fest 
Jerumgeschuütteli worden, gab ee seine Baarschaft dem Anderen hin 
Wahrscheralich war sie den beiden Strolchen nicht lohnend, denn sie 
zurchsuchten deuselben von oben bis unten. Als dieselben weiter 
Richis vocfanden, befahlen ste ihm im barschen Tone, er solle fich 
jetzt so schnell als mozlich entfernen, waz derselde sich nicht zweimal 
sagen ließ. 
*6Goltheim hat, um sein Land⸗(Amts )gericht zu behalten, 
eine Depitat on nach München ge'check. 
7 Glershocrbach, 28. Jan. An letzten Soantag starb 
in Geeiszellen der 86 Irhre alte Winzer Josepo Fuchs, und wurde 
jeute unter zahlreihher Begleitung zur Eede bestatiet. Derselbe 
nahte unter Napoleon I. verschiedene Kreuze und Querzuͤge mit 
id war namentlich längere Zeit in Holland. In den lezten 
zezoz Fuchs aus der Sigatskasse eine jahrtiche Penfion von 52 
pre Mir hm sterb der letz e Vetecan aus jener Zeit in unserer 
BZeme nde. Fuhhs war jedod nicht der ältere Baͤrger hiesiger Gi⸗ 
neinde, denn noch sid zwei ältere her einer vor 87 und ein 
anderet von 93 Jahren, die beide noch ziemlich rüstig siad. 
Franatenthal. Me der Gefl ageiausstellung (16. bis 
18. Mary werd eiue Verloosung (400) Loose das Loos zu 80 
Pf.) verbunden. 
re FAnnweilter, 28. Jan. Im Hambacher Hinterwald 
wurde heute ein Wolf geschossen. 
Streaßburg. (Wacher.) Im Laufe des verflossenen 
Jihres wairde ein Sachse Namenz Aul ch der früher hier an der 
dahu angestellt wa spater ader seinen Kollegen und anderen Leuten 
geid auf übertriebene Weise lieh, von heesigen Landgericht wegen 
Wuchets verurtheilt. Aulich appellirte na h Colmac und zuletzt an'ß 
Dechandelsgericht na h Leipyg, als hochste Jistanz für Elsaß⸗ 
zZothrinzen. Das Oderhandelsgericht bestätigte das Uriheil und 
rtaante damit an, daß die frastzosischen Wachergesetze fur Elsaß 
dothcingen nicht aufgehoben, sondern noh in Kraft sind. Heutt 
dand abermals einer der stäcksten Wuherer vor dem Teibunal, ein 
zewisser Qlunzinger aus Wüctlemderg, der fruüͤher ebenfalls wie Aulia 
ine kleine Austellung hatte, spater aser kleineren Beumten Gelb 
ieh zu so seht exorbitanten Zinsen, daß die Staalsanwaltschaf 
gegen den Estenmann vorging. Alunzinger verlezte alsdani selnes 
Wohnsitz außer dem Bereich der Wach rgesetze, nämlich über den 
—D— Aufenthalt nicht mehr 
zeheuer schien, ginz er nah Basel. Heute hatte er si h zur Ver— 
jandlung gestellt, ju welchet über 69 Zeugen, mieistens kleinere 
zeamne dee Bahn u. s. w., geladen wareun. Er hatte an die 
Zinzelnen Bitcäge von 30, 50 bis 100 M. gelehen zu 10 bit 
15 Prozent monailich — saze monatlich — gegen Wechsel, so 
zaß es den Meisten unmözlich geworden war, aus den sKlauen 
hiefes Wenschn wieder heraus zutommen. Das Gericht, unter Vor⸗ 
iß des Kam nerpeasidenten Petersen, verurthelte den Klunzinger zu 
j Monglen Gefängnit und außer sanmilichen Girichtatosten ze 
icht Tiusend Mut Geldcafe. Klunlinger hat durch seinen 
Buher sich schon ein bedauendes Vermdzen gemicht, so daß die 
Sirafe don 8000 M. ihn nicht sehr hart ttifft. (Pf. Zig.) 
A Frankfurt, 27. Jan. Heute hielten hier die S hud