Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
Der St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal woͤchentlich/ mi⸗ dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt. (Sonntags mit illustrirter Bei⸗ 
lage) erscheint wochentlich viermal: Dieustag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abounementspreis betragt vierteljahrlich 
Asc 40 A einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1IA 60 , einschließlich 40 3 Zustellzebuhr. Auzeigen werden mit 10 —, von Auswärts 
mit 15 — fur die viergespaltene Zeile Blattschrift oder deren Raum, Neclamen mit 30 A pro Zeile berechnet. 
— 1834. n Donnerstag, den 20. November 
iso 
Deutsches Reich. 
München, 15. Nov. Durch Erlaß vom 18. April l. Is. 
ind die fämmtlichen polizeilichen Organe angewiesen worden, der 
Bekämpfung des Wuchers ihr besonderes Augenmerk zuzuwenden. Die 
polizeiliche Thätigkeit in dieser Beziehung ist nicht ohne Erfolg ge⸗ 
Alieben. Mehrere besonders grabitte Wucherer haben freiwillig die 
Stadt verlassen, andere ihre —A 
Fallen konnte die Einleitung strafrechtlicher Untersuchung veranlaßi 
verden oder die Maßregeln der Ausweisung zur Anwendung gebracht 
verden. Endlich gelang es in zahlreichen Füllen Arrangements 
wischen Gläubigern und Schuldnern zu Stande zu bringen und durch 
die gepflogenen amtlichen Verhandlungen die freiwillige Aufgabe oder 
derabminderung wucherischer Forderungen zu erzielen. Die Wahr⸗ 
nehmung, daß gleichwohl bas wucherische Treiben in hiesiger Staͤdt 
loch vieljach unter den verschiedensten Formen fortbesteht, läßt ge⸗ 
„oten erscheinen, in der energischen Bekampfung desselben durch alle 
Jesetzlich zulässigen Mittel keine Pause eintreten zu lassen. An die 
ämmtlichen boüzeilichen Otgane ergeht daher von der kgl. Polizei⸗ 
irettion München neuerdings der Auftrag, sich fortgesetzt von be— 
denklichen Wuchergelchäften KHenntniß zu verschaffen und sich hiekei 
die Mitwirkung des Publikums jzu versichern. In allen jenen 
Fällen, in welchen nur einigermaßen das Vorhandenfein einer straf⸗ 
— Handlung angenommen werden kann, ist sofort Anzeige zu 
erstatten. 
Mänchen, 19. Nor. Durch Allerhöchstes Rescript wurde 
die Dauer des gegenwärtigen Landtags auf 1 Monai verlängert. 
— Der Abgeordnele Schels hat den Antrag eingebracht, den Nach⸗ 
wveisungen über den Etat der Oelonomie und Gewerbe für das 
Jahr 1877 die Anerkennung zu versagen. 
Straßburg, 18. Noo. Heule Nachmiltag 5 Uhr ist die Erz⸗ 
jerzogin Marie Christine von Oesterreic, Braut des Königs von Spa⸗ 
nien, inklognito reisend, in Begleitung ihrer Mutter, der Erzherzogin 
Elisabeth, nebst Gefolge, mittelst Extrazuges hier eingetroffen. Auf Be⸗ 
'ehl des Kaisers war der Statthauer F.. M. Manteuffel in Begleitung 
des Obersten v. Strantz im Bahnhof erschienen, um im Namen Sr. 
Majestät die hohen Ressenden zju begrüßen und des Kaisers Glück— 
vünsche sür die Zukunft zu übermitteln und zugleich ein Schreiben 
St. Majestät zu überreichen. Der Sealthalter geleitele die Erz⸗ 
jerzoginnen zu ihrem Wagen. Dieselben stiegen in einem hiesigen 
Basthofe ab und merden morgen Vormittag ihre Reise fortsetzen. 
Berlin, 18. Nob. Der Großfürst⸗Thronfolger von Ruß⸗ 
and und Gemahlin wohnten gestern Abend der Balletvorstellung im 
Dpernhause bei und reisten nach herilichster Verabschiedung von 
»em Kaiser und den Mitgliedern des lonigiichen Hauses um 1114 
Uhr Nachts nach Petersburg ab. 
Das Abg.Haus hat heute den Schanlsteuer-Gesetzentwurf an 
ine besondere Kommission von 21 Mitgliedern verwiesen. 
Karlsruhe, 18. Nov. Die Thronrede, mit welcher der 
Großherzog heute die Ständeversammlung eröffnete, betont die un— 
Jünstigen wirthschaftlichen Verhältnisse, das Sinken der Reinerträg⸗ 
nisse der Staatsbahnen, welche einen beträchtlichen Zuschuß aut 
Staatsmitteln erforbern. Deßhalb ist eine wesentliche Vermehrung 
)er Staalseinnahmen noͤthig, zu welchem Zwede die Steuerkrafi 
des Landes in erhöhte Mitleidenschaft zu ziehen ist. Der Groß⸗ 
erzog hofft, daß die Zeit nicht allzu fern sei, wo wiederum die 
—AX Steuerpflicht'gen und eine ausgiebigere Befriedigung 
der vorhandenen Bedürfnisse sowie die Ausführung der zeitweilig 
undgestellten Unternehmungen möglich sein wird. 
Aussand. 
Brüßsel, 17. Nod. Eine Pelition des liberalen Vereins 
ner Brüsseler Vorstadt beantragt bei der Depulirlenkammer Ange⸗ 
ichts der Rebellion des Klerus: Verminderung der Gehalte der 
Bischöfe, Abschaffung von Beinnagen der Rommume und der Probinz 
u Kultuszwicken, unentgeliliche Mittheilung kurzer Berichte übet 
ie parlamentarischen Verbandsungen für die Wähler. (Frkf. J.) 
1. Krämer Gust. m. 782 St. 19. Custer Peit. m. 498 St. 
2 Krämer Heinr. 780 20 Graffion C. sen. „459 , 
Hellenthal. Müller 763 Woll P. Jos. „459 3 
Friedrich Jo saufm. 741 Kamann, k. Bergm. 448 5 
Siegwarth C., Wirth Grewenig Louis „45 
in Schnapph. 731 uhl Pet.T, 4853 
3. Schmelzer Fo.Schr. „714 Conrad E. Gaftw. 429 * 
Paul Michael, Wirthe 702 Heusser Pet. Bierbr. 429 * 
3. Pflug C., Schneider 688 Kedel Pet, Fuhrm. 450 
9. Betz Nic., Falt. „688 stahn W. „4283 
O. Sonn Jac. J., Steiger 679 deinrich Joh. Jof. 4223 
. Uhl Gg., Zimmerm. „679 Schwarz V. Wagner 4077 
2. Schwarz Pet. Schmied, 672 Schwarz J. Schr. ,455 2* 
Beck Carl, Oek. 668 Peters Jean Kaufm. 412 3 
Uhl Pet. I. Fuhrm. 660 Kreitz, Lehrer „ 4105 
WMayer Joh. Wirth650 . Schmelzer G., Ladkn. 406 
3. Greß Pet. Bäcker „568 38. Scheimeister, Steig. „390, 
2. Jung Georgs, Bergm. 522, 836. Badar P., Fuhrm. 385 
18. Gottmann Ph. „ 5113 
Die Herren von 1bis 27 trelen also nach dem Stimmen⸗ 
ergebniß in den Siadtrath ein, die übrigen bilden die Ersatzleute. 
*St. Ingbert, 19. Nob. In heutiger Schoͤffen⸗ 
ittzzun g wurden folgende Strafen verhangt: Zwei Burschen von 
Zulzbach erhielten wegen vorsätzlicher Korperverletzung je 2 Monat 
vefänguiß. — Ein Bursche von St. Ingbett wurde wegen groben 
AInfugs zu 2 Tage Haft verurtheilt. — Fine alte Frau von Hassel, 
Ve sich im Walde an sabricirtem Holz vergriffen halte, erhielt das 
Strafminimum wegen Diebstahls mit 1 Tag Gefängniß. 
.Pirmafsens, 16. Nob. Zur Warnung fuür allzu leis 
denschaftliche Tänzer möge folgender bedauernswerthe Vorfall die⸗ 
nen: Eine hier im Dienste stehende Magd von Steinhaufsen wurde 
jeute stũh, nach einer durchtanzten Nacht plötzlich vom Schlage ge⸗ 
rührt und gab in wenigen Minuten ihren Geist auf. 
fDaß in der Pfalz auch Hochseiten à ia Niederbayern ab⸗ 
jehalten werden köünen, davon legte eine solche, die vergangenen 
Zamstag im Orte Fehrb ach bei Pirmasens abgehalten wurde, 
zeugniß ab. Auf derselben wurde von ca. 50 Gasten unter 
inderem 93 Pfund Schweinefleisch vertilgt. 
tf Kaiserslautern, 15. Nov. (Selbstmotd.) Ein hie⸗ 
iger Maurer fand gestern Vormittag zwischen 11 und 12 Uhr ca. 
24 Schritte vom Waäldsaum der Akunenbrauerei eine männliche Leiche 
mit einer Schußwunde auf der linken Brustseite; nach den in der 
Aeidung befindlichen Papieren ist der Enleibie als Lin gewifser 
Rto Michael rekognoszitte, der in dem Ausstattungsgeschäft von L. 
reinrich in Pirmafens konditionirte. Außer einem Retourbillet don 
Firmasens nach hier, am 10. ds. gelöst, befanden ich 4 M. bei 
hm. Die Ursache des Selbstmordes ift noch nicht genau festgestellt. 
FNeustadt, 17. Noo. Waähdrend nächsten Sonntag bei 
Fritz Bauer auf der Haardt die Delegirten des pfälzischen Sanger⸗ 
undes über das Abhalten eines pfälzischen Sängerfestes berathen 
verden, waren gestern hier Abgesandte der pfälzischen Gemischten⸗ 
Fhorvereine versammelt, um über die Vegründung eines pfaälzischen 
Rusilberbandes und Wiederbelebung der pfälzischen Musikfeste zu 
verathen. Wenn demnächst eine pfälzische Stadt sich zur Ueber— 
zahme des Musikfestes bereit erllärt, soll es, so wurde beschlossen, 
m Jahre 1880, außerdem aber jedenfalls im Jahre 1881 statt- 
inden. Filr die Instrumentalmusik soll ein Theater-Orchester 
ngagirt werden, ohne die Minwirkung von Dilettanten auszuschließen 
fIn Mußbach wurde füt die Logel Most 9 Mk. 20 Pf. 
als böchsler und 8 Mk. 50 Pf., als Mitielpreis erzielt. 
FSpeier, 14. Nov. Von den 22 jungen Leuten, welche 
ich der diesmaligen Prüfung für die Erlangung des Berechtigungs⸗ 
cheines zum Einjährig⸗Freiwilligendienste unterzogen, haben 12 die⸗ 
elbe bestanden. 
fEppstein bei Frankenthal, 17. Nov. Ein Zimmer⸗ 
nann von hier, Vater von 8 noch unerwacsenen Kindern, und als 
leißiger und braver Mann geschähzt, erhielt heute Nacht bei Gelegen⸗ 
jeit eines kurzen Wortwechsels einen Messerstich, der die Lunge der⸗ 
eßte, und voraussichtlich seinen Tod zur Folge haben wird. Der 
Herwundete ist durch den starken Blutverlust, welchen er erlitten, fo 
zeschwäͤhht, daß es ihm bisher nicht wöglich gewesen ist, zu sprechen 
ind so den unbekannten Thäter namhaft zu machen. 
Sermischtes. 
6. Ingbert 20. Rob. Die am Montag hier stalt⸗ 
ehable Stadtrat hawahl hatte folgendes Ergebniß: Gewaͤhlt 
sind die Herren: