Sl. Ingberker Anzeiger.
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A 197 *3
Samistag, den 138. Dezeuber
Bo
Dentsches Reich.
München, 10. Dez Die AtgeordnetenKamner kerieth
heute das Eisenbahnbuoget. Zu Kapttel 1 bringt Asg. Daller
den Anttag ein, die Ennahmen aus der Personeubejörderung aus
den Staatsbahnen von 18.1260. 500 auf 20 Miillionen Mark durch
Erhöhung der Fahrpceife zu erhöden. Deser Antrag wurde nach
ebhafter Tebane mit 74 gegen 58 Stimmen angenommen.
Berlhin, 10. Dez. Das Ergebniß der gestrigen Abstim—
mung über die Eisenbohnvorlagen war schon länest nicht mehr
weifelhaft. Mit 226 gegen 155 Stimmen hat das Abgeorduneten—
haus den entscheidenden ersten Paragraphen des Gesetzenswurfs an⸗
genommen und damit den Erwerb dir Berlin-Stetiner. Magde⸗
burg· Halt erstädiser, Hannuover-Altenbekener und Könn- Mindener Bahn
seitens des Staates gutgeheizen. Damit ist in der Haupisache zu
Bunsten des absolusen Staatsbahnjystems entschieden, und der
llebergang eller noch unabhängigen Bahnen an den Staat kann
nunmehr nur noch als eine Frage der Zeit erscheinen. Mögen die
Folgen dieses Bescklusses für das Wohl der Bevölkerung erfreu—
lichete werden, als sich auf Gruns der Erfahrungen, die bisher mit
dem Staatsbahn-System gemacht worden, erwarlen läßt! Dits ist
zer Wunsch, mit dem wir die wicht'ge Entscheidung des gestrigen
Tages begleiten wollen.
Der „Macdeb. Zig.“ wird aus Berlin geschrieben: In
patlamentarischen Kreisen will man wissen, daß dem nächsten deichs⸗
lag ein neues Steuer-Bouquet überreicht werden soll, mit dessen
Zusemmenst llung man bercits an zustehendem Ort beichäitigt sei.
Das Brausteuergesetz, welches in der vorigen Session unerledigt ge⸗
dlieben ist, wird zunächst ganz sicher wieder vorgelegt. Ferner ist
»e Vorlegung, eines Vörsensteuerentwurfs beschlohene Sache; im
Weiteren aber scheinen uns neue Steuervorschläge zu blühen, zu
»eneun das Aussand dais Vorbild liefern soll. Dahin gehören eine
Besteuerung dre Quittungen, wie sie in Oesterreich u. s. w. einge⸗
ührt ist, und — eine Inseratensteuer. Van spricht über diese
Dinge mit solcher Sicherheit, als nären sie bereits in den Enl⸗
vürfen wenigstens dem Abichluß nehe.
Die Frage der internationalen Ausstellung in Berlin kann
nun wohl als dafinitiv erledigt betrachtet werden. Die „N. A. 3.“
zetkündet heute an hervotragender Stelle, daß die Regierung ihre
Zustimmung nicht giben werde. Ohre de Unteistützung der Re⸗
gierung ist die Ausstellung allerdings nicht denkdar.
Aussand.
Wien, 10. Dez. Nacq einem, wahrscheinlich übertriebenen
Telegramm aus Cettinj: war der Kawpf zwischen den Montene⸗
zrinern und Albanesen bei Vlika am Lm sehr blutig. Tausend
Albanesen sollen gefallen sein und alles Fuhrwertk, dus in Plava
zn haben war, wurde zwei Tage larg benutßzt, um die Todten weg⸗
füren. Auch die siegenden Montenegrinethaiten beträchtliche Verluste.
Pest, VY. Dez. Das Unterhaus hat nach langer Debatte
den Gesetzentwurf üder die Verlängerung des Handelsvertrages mit
Deutschland, kachdem der Munisterpräsident die Vorlage vom volls⸗
vnthschafilichen und poluischen Gesichtsvunkte aus gegen die Op⸗
Josinon qerechffertiaf. angenummen
— Landrath der Pfalz.
Speier, 5. Dez. Deican Lyncker berichtet über den Be—
such der Realschulen im Jiht 1878,79. Aus der von der Re—
nerung mitgetheiuten Uebersicht ergibt sich, nachdem mit dem Be—
zinn des viflesssnen Jahres auch der zweste Cursuk in Folge
der Reorcanisation in's Leben getreten ist, eine Zunahne der
Zchületzahl aller fünf Austalien im Ganzen um 88 gegea das
Votjahr bei einer Gisammischülerzahl aller Anstalten V01 und 12
Hosp tanten. — Der Gesammtaufwand dieser Austalten auf Per—⸗
jdnal· und Reol xigenz pto 1879 zeigt im Ganzen gegen 1878
eine Mehrausgabe von 1106 M. 64 Pf. Nad der Schülerzahl
deht die Realschuse Landau mit 215 an erster Sielle, es folgt dann
daiserslaukern mit 213 (und 12 Hospitanten), die dritte Stelle
nimmt Neustadt ein mit 185, die vierte Zweibrücken mit 159, die
sünfle und letzte Speier mit 129 Schülern. In Speier treffen auf
inen Realschuler in runder Summe 237 M., in Kaiserslautern
218 M., in Zweibrücken 179 M., in Neustadt nahezu 145 M.
in Landau 120 M. des Gesammtaufwandes.
Fisch herichtet sodann über die Rechnung der landw'irthschaft⸗
ihen Abibe lung der Kreisrealschule Kaiserslautern: Einnahmen
5162 M. 47 Pf.. Ausgaben ebensodiel.
Speier, 8. Dez. Die Rechnung der Kreisbaugewerkschule
kaisersleu'ern mit 25,.913 M. Ennahnie und 23.892 M. Aus—
abe wird gutgeheißen; der Voranschlag jür 1880 entziffert 25,863
M. 46 Pf. Für Sti pendien wu den für diese Schule 500 M.
angesetzt, füe Schüler der höheren Unterrichtsanstalten über haupt
2460 Vi. (300 M. mehr als im Voi jahre.) Herr Decan Huth 'referirte
odann über den Bedarf der deuischen Shulen pro 1880. Der⸗
elbe ersordert eine Sumne von 961, 661 M. 4 Pi., wovon aus
der. Staats kasse 802. 940 Mark 37 Pj. bestritten werden und dem⸗
nach aus Kreissonds 158,720 M. 67 Pi. zu decken sind. Es ist
ies ein Wenigerbedarf gegen das Vorjahr von 382 M. 80 Pf.
Dieser Wenigerbedarf ergibt sich aus den D enstalters zulagen aus
dreitionds. Die Rechnung der Squllehrer⸗Pensions-Kreisanstalt
)co 1878 wurde mit einer Einnahme von 212.255 M. 74 pf.
und einem Einnohms-Ueberschusse von 202 M, 78 Pjf. genehmigi.
Das Gesuch der Stadtgemeinde Ludwigshafen um Erhöhung des
hr aus Kreisfonds bisher gewährten Zuschusses wird, dem Antrage
)es Aasschusses cnisprechend, abgewiesen. Es fand hierauf noch die
Wahl von 530 Geschworenen für den Staatsgerichtshoi statt.
— — —— — —
Pfalzisch⸗s SEchwurgericht.
IV. Quartal.
Zweibrücken, 8 Dez. Verhandlung gegen Friedrich Panter, 36
Jahre alt, Siebmacher von Saunddorf wegen Meineids. Vertreter der
Staatsbehörde: Staatsanwalt Dr. Krell;“ Vertheidiger: Rechtsanwalt
ebhart·
Anfangs Januar dieses Jahres soll die Wittwe Katharina Klein in Sand-
dorf aus ihrem Keller bedeutende Quantitäten Wasser auf den an ihrem An⸗
vesen vorbeiführenden Weg geschüttet haben. Diesen Weg mußte der Bau⸗
internehmer Philipp Kiefer denußen, um zu seinem Anwesen, insbesondere zu
einer Stallung zu gelangen. Am 10. Januar l. Is. — das auf den Weg
erausgeschütlete Wasser war zu einer ziemlich glatten Eisfläche gefro ren —
ehtten die Pferde des Kiefer Abends ju ihrer Stallung zurück und eines
»erselben stürzte auf jener Eisfläche, so daß es vollständig unbrauchbar wurde.
diefer erhob nun gegen Wittwe Klein Entschädigungsklage, da sie allein durch
das Ueberschütten der fraglichen Straße den verhängnißvollen Sturz des
pferdes herbeigeführt habe. Durch Urtheil des k. Bezirksgerichtes Zwei brücken
om 17. April 1879 wurde Kläger Kieser zum Beweise durch Zeugen dafür
zugelassen, daß beim Sturze des Pferdes der beaufsichtigende Knecht zugegen
var und daß es sich überhaupt so verhalte, wie er in seiner Klage angeführt
jatte. Die Beklagte Klein wurde zum Gegenbeweise zugelassen und diese pro—
zucirte nun unter Andern den heutigen Angeklagten als Gegenzeugen, der im
Wesentlichen aussagte, der Knecht sei bei dem Unfall nicht dei seinen Pferden
ewesen, sondern erst hinzugekommen, als die herbeigeeillten Leuie das Pferd
ufrichteten; die Frau des Klägers habe deshalb noch mit dem Knecht an Ori und
Ztelle geschimpft und ihm Vorwürse gemacht, er — der Angeklagie sei 10 Meier
»om Unfallsorte entfernt gestanden und hätte beim Scheine des Vollmonds Alles
jenau mit ansehen können, er könne deshalb mit aller Sicherheit behaupten, daß
umals die Pferde wirklich ohne Aufsicht gewesen seien. Außerdem soll nach An⸗
jabe von verschiedenen Zeugen der Angeklagte bei seiner damaligen Vernehmung
or dem k. Landgerichte Homburg noch ausdrücklich angegeben haben, daß beim
lufheben des gestürzten Pferdes auch der Schmied Triem von Sanddorf zugegen
gewesen sei. In dreifacher Richtung wird diese nach geleistetem Eide gemachte
Aussage des Angeklagten von einer Reihe von Zeugen für unwahr erklaͤrt: VDer
Knecht soll bei dem Unfall bei seinen Pferden gewesen sein und bereils die
sette des gestürzten Pferdes gelöst haben, als der erste Nachbar zur Hilfe her—
bei eilte, ferner soll es gang unmöglich gewesen sein, von dem Standpunkte,
den der Angeklagte zu jener Zeit eingenommen haben will, Alles so deutlich
bemerkt zu haben, da es in jener Nacht vollständig dunkel gewesen sei und
ꝛndlich soll der Schmied Triem bei jenem Unfalle gar nicht zugegen ge—
vesen sein. Echluß folgt.)
Becurtuintes.
* St. Ingbert, 11. Dez. JIn der gestrigen Schöffen—
fitzung wurden verurtheilt: Ein Bursche von hier wigen Be⸗
zuisbeleidigung zweier Nachlwächtet zu 18 Tage Gefängniß. —
Fin Händler von Heixheim we sen Gewerbsteuer: Contravention zu
36 Vit. Geldstrafe.
*St. Ingbert, 10. Dez. In der Stzzung des Schsf⸗
engerichs Bliescastel vom 5. Dez. c. kamen solgende Fälle
ur Verhandlung: Ein Mannu von Bliesdalheim, welcher durch
Ztrafdefehl wegen Unsuges zu einer Geldstrase von 3 M. verur⸗
heilt worden war und gegen denselben Einspruch ethoben hatte,