Sl. Ingberler Anzeiger.
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MV. J
Dienstag, den 8S0. Dezember
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79.
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Deutsches Reich.
Mäünchen, 27. Dez. Der Kriegsminister ließ zwei Ge⸗
etzeltwürfe an die Kammern gelangen detreffend einen weiteren
zußerordentlichen Credit pon1,467, 4b4 M. für Militärbauten und
als Vorschußcredit zu weiteren Bauien 4,102 565 M., deren Dick
ung aus dem Erlbe zu veräußernder Militärrealitälen und dem Zu⸗
schuß aus dem ordentlichen Mililäretat erfolgen soll.
8erinn 27. Dez. Bexüglich des von der deutschen und
auswärtigen Presse erwähnten, die Abrüstungsfrage betreffen den
Briefes des Reichslanzlers an den italiensschen Senator Jacini, is
die Notdd. Allg. Zig.“ in der Lage zu fonstatiren, daß der
Reichslangler nienals mit einem Herrn Jacini in Korrespondenz ge⸗
fanden und namentlich niemals se'nerseits ein Schteiben an einen
Derrn dieses Namens gerichtet habe.
Berlin, 28. Dez. Durch laiserliche Kabinets Ocdre vom
18. 5. M. wird das freisprechende Erkenntniß des Kriegsgerichts
gegen den Kap tän zur See, Graf Monts, bestätigt; das in der
ingelegenheit des „Großen Kurfürsten“ eingeleitete kriegsgerichiliche
Verfahren ist damit abgeschlessen.
Berrin. In Bundesrathskreisen ist von der Nachricht nichts
hekann, daß demnächst, und zwar in erster Linie gegen die liberalen
Zeitungen gerichtet, eine Novelle zum Preßgesetze und zum Versamm⸗
ungsrechte erlassen werden soll. Dagegen hören wir, daß im Hin⸗
lid auf die tiotz des Sozialistengesetzes immer weiter um sich grei⸗
ende sozial sirsche P.Pppaganda, in leitenden Kreisen die Frage ventilirt
wird, od mit Anträgen auf Beschräukung der Freizuͤgigkeit vorzu⸗
geiurn fci. .(D· WJ. Bi.)
Der Bundesrath hat sich mit den Petionen, welche um die
Herausichie bung des Termins betreffend die Einführung der Getrei⸗
xezoͤlle ersuchen, noch nicht beschäftigt, wiewohl der Einführungs⸗
ernin, der 1, Januar 1880, unmitteldar vor der Thür steht.
Andererseits hört man denn auch, daß an die Steuerbehörden die
Ordre ergengen ist, alle Anordnungen für das Inkrafitteten der
Helreidezölle am 1. Januar zu treffen. Unter diesen Umständen
söznnen also die Petenten auf die Erfüllung ihres Wunsches nicht
echnen. Ein in Aussigt gestellier Antrag, im Reichstage die Auf⸗
hebung respective Sistirung der Getreidezoͤlle zu befürworten, wird
jelbsiwerslandlich bei der jeh gen Mehrheit erfolglos bleiben.
Ausland.
In Fulda will man Rachrichten aus Rom haben, wonad
der Papst gelegentlich des Jahreswechsels an den deuschen Kaiser
in Schresben zu richten deabsichtige, in welchem er in aller Form
die affen Schutte zu einem definitiben Friedensschlusse thun würde.
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bemerkt, soll eine Unterfuchung wegen des massenhaften Freibieres,
das bei der Wahl geflossen sei, anhängig seii.
7Kasselr In dem Dorfe Faltenberg bei Homberg in
stiederhessen ebt ein istgelitischer Handelsmann Namens Dannenberg,
der jezt bereits das 103. Lebensjahr überschritten hat, trozdem aber
ih noch der vollständigen geistigen Frische erfreut. Leider ist der⸗
elbe seht arm und besitzt kaum so biel, um die nothwendige Nahr⸗
ing zu beschaffen. Unser Kaiser hat dem alten Manne eine jähr⸗
iche Subdention von 180 Mark ausgesettt. IJ
FHeilbronn, 17. Dez. Von einem Freunde in Ca⸗
ania (Stzilien) erhielt die „Nedarztg.“ folgende Zuschrift: „Hier
itze ich in ziemlich früher Morgenstunde im Garten des „Grand
potel di Catania?, uum meine Zeitung zu lesen und meine Cotre⸗
pondenz zu beforgen. Da berichtet denn auch Ihre Zeitung von
fis auf dem Recker, von Schneegestöber und Kälte. Schnee und
xis läßt uns nur der alte Aetna, auf dessen Gipfel sich das, was
»em strengen Winter bei Ihnen übrig scheint ansammelt, dus an⸗
zemessener Ferne erkennen. Um mich blühen Rofen, Vanill und
Myrthe und ich kann nicht umhin, Ihnen eine Orangeblüthe bei⸗
ulegen als duftenden Gruß aus dem warmen Süden für unsere
eutschen Landsleute. Gistern saß ich mit ihrem Landsmanne, dem
zilten Herrn B. aus Neckarsulm, Mittags im Garten, und da, am
iften Dezember, vertrieb uns die Sonne, die es gar gut mit uns
neinte, und wir flohen vor ihren glühenden Strahlen ins Haus.
Während selbst aus Messina von Schnee und Regen berichtet wird,
saben wir hier den sprüchwörtlich gewordenen „ewig blauen Himmel“
Tag für Tag über uns. Vielleicht dürfte es unsern Landsteuten
aicht uninteressant sein, hinterm warmen Ofen von unsern blühen⸗
den Gärten und reifenden Orangen zu lesen.“
7 Der Strike der belgischen Kohlenarbeiler nimmt immer
zrößere Dimensionen an; bis jetzt feiern 15,000 Arbeiter.
f Em schwerer Unglücksfall hat sich zu Paris am 27. De—
ember früh in der Rue Vieq d'Azir Nt. 23-227 unweit des
Hofpitals Saint ˖ Louis gelegenen Kesselfabrik von Hugot zugetragen,
velche in der gegenwärtigen Winterzeir 25 bis 30 Arbeiter beschäf⸗
igt. Um 712 Uhr Morgens sprang in Folge einer Entgleisung
ses Transmifsionsseils (so erkllären es wenigstens die Blaͤtter) der
Dampfftessel; 6 Arbeiter wurden getödtet und 4 mehr oder weniger
chwer verwundet, unter den ersteren befand sich der Werkführer
Jacotot mit seinem Sohne.
F Ein großes Unglück ereignete sich dieser Tage in einem
jffentlichen Garlten zu Amsterdam. Daselbst war eine Thier—
darawane eingzetroffen und der Besitzer ließ die Kameele und
klephanten in einem nur von niedrigem Gitter umgebenen Behege
rei umherlaufen. Ein alter Herr, auf den das Wesen des größten
klephanten wahrscheinlich einen Zutrauen erweckenden Eindruck
zemacht hatie, hielt diesem Thiere ein Stück Brod hin, und so oft
zer Elephant mit seinem Rüssel danach langte, zog er es zurüd.
Das Spiel muß dem Dickhäuter schließlich unangenehm geworden
ein; er machte kurzen Prozeß, schlang seinen Russel um den zum
Tode Erschrockenen, holte ihn fich über die niedrige Bartiere, warf
hu wie einen Sack auf die Erde und schlug auf ihn los. Es
pauerte mehrere Minuten, bis das wüthende Thier von dem Aerm⸗
den abgezogen werden konnte. Endlich gelang es, den ganz ent⸗
tellten und fast breitgeschlagenen Körper aus dem Gehege zu ent⸗
ernen. Noch war Leben in ihm, die Aerzie aber halten sein Auf⸗
ommen für unmoͤglich.
F Auf der Niederländischen Staatsbahn bei Venho hat ein
bedeutender Eifenbahnzusammenstoß siattgefunden. Zwei Guterzlüge
juhren zusammen. Vier Menschenleben sind zu bekllagen, darunter
deide Maschinisten.
fVDundee, 209. Dez. Gestern Abend zerstörte ein fürch⸗
erlicher Sturm einen Theil der üder 3148 Meter langen Brüce
jber den Tay (Fluß in Schottland), während der Personenzug von
ẽdinburg nach Dundee passirte. Der Zug ist in den Fluß hinab⸗
Festürzt. Man fürchter, daß sämmtliche Possagiere, über 200 an
er Zahl, ertrunken sfindd. —
Für die Redaction verantwortlich F. . emen.
Vermischtes.
*St. Ingbert, 24. Dez. In heutiger Schöffensitzung
vurden veruriheilt: 1. Ein Mann von Sulzbach wegen Anstiftung
drafunmündiger Kinder zu 14 Tag Gefängniß. 2. 16 Bursche
hon hier wegen groben Unfugs zu Haftstrafen von 1 bis 6 Tagen.
3. Ein Bursche von Rohrbach wegen groben Unfugs zu 830 Tage
Daft. 4. Ein Mann von Sengscheid wegen Doppelversicherung
seiner Mobilien ohne böswillige Absicht zu 3 Mk. Geldstrafe.
Als Schöffen zur Sitzung am 31 Dezember sind ausgeloost:
Petet Joseph Woll und Herrmann Fischer, Kaufleute von hier.
FBei dem am zwellen Weihnachtstage in Hochspeyer ab⸗
gehallenen Verbandstage der pfälz schen Kampfgenossenschaft wurde
i. A. ein Bertrag mit der Feuerversicherungsgesellschaft „Probi⸗
dentia“ zu Gunsten der Unterstützungskasse abgeschlossen. Hiernach
sichert die Gesellschaf! der Kampfgenossenschaft 16 pCt. des Brutto⸗
zewinnes von dem Betxage zu, mit dem fie jährlich bei ihr be—
heiligt ist. Außerdem beschloß die Kampfgenossenschaft den Anschluß
an den Baherischen Veteranens und Krieger⸗Bund.
f In Rheinzabern besucht gegenwärtig ein siebenjähriger
Znabe die Schule, der an der linlen Hand 6 statt 5 Finger hat.
f Der neugewahlte Stadtraih von Speier hal bisher noch
kine Sißung gehalten, und zwar deßwegen, well er die Bestätigung
ves k. Bezitlsamts nicht erhalten haben soll. Wie die „Pf. Z.“