Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
Der St. Ingberter Auzeiger und das (2 mal woöhentlich) mit den Hiuotblatte verbundene Unterhaltunzsblatt. (Sonntags mit illustrirter Wei⸗ 
lage) ersheint wo hentli vierm ilz Dieustay, Donatestag, Suünstaz und Sonntaz. Der Abonuementspreis betragt vierteljahrlich 
1α 40 B einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen PA 60 , einschließlich 40 Zustellgebuhr. Anzeigen werden mit 10 , von Auswaris 
mit 15 — fur die viergespaltene Zeile Blattschrift oder deren Raum, Necla nen mit 80 pro Zeile berechnet. 
M 3. 
Sonntag, den 3. Januar 1879. 
Deutsches Reich. 
Munchen, 15 Jan. Die 1. (ezw. 63.) Sitzung der 
Abgeordnetenkammer wird auf den 8. ds. Ptis. anberaumt werden. 
Mänchen, 2. Jau. Der k. Justizminister Hr. Dr. v. 
Fäustle hat gestern Abend seine Diensireise angetreten. Derselbe 
wird vom Hrn. Oberappellrath Rosenfelder begleitet. Während der 
Abwesenheit des Herrn Ministers hat die Leitung des Justizministe⸗ 
rxiums Hert Staatsrath v. Bomhard übernommen. 
— * Einem Antrage beider Kammern des Landtages die 
Besteuerung des Gewerbeberriebs im Umherziehen, insbesondere der 
sogen. Wanderlager und Wanderauctionen neu zu 
regeln, dat die Staatsregierung dahin entsprochen, daß sie einen 
diesbezüglichen Gesetzentwurf vorbereitete, dessen Vorlage an die 
sammern alsbald zu erwarten ist. 
Die Auswechseluug der Ratifikations Urkunden des am 16. b⸗ 
M. hier unterzeichnetem Handelevertrages zwischen dem deutschen 
und Oesterreich · Ungarn hat am Dienslag hierselbft slatt⸗ 
gefunden. 
⁊ 
Kirchen⸗, Spital- und ähnlichen Verwaltungen ist dieser Beschluß 
jur Nachahmung auf das dringendste zu empfehlen. Denn auf 
olche Weise wird es möͤglich, den Wucherern eine Concurrenz zu 
ichaffen, der sie nicht leicht gewachsen sind. 
7 Winden, 2, Jan. Der erfte Tag im neuen Jahre hatte 
beinahe ein Menschenleben gefordert, wenn nicht sofortige Hulfe 
an Stelle gewesen wäre. Eine Frau aus Bergzabern war mit 
dem Personenzuge von Weissenburg hier angekommen und wollte 
den bereit stehenden Zug nach Bergzabern besteigen; in demselben 
Augenblick, als sie das Geleise überschritt, lam ein Zug angefahren 
und wäre die Frau zermalmt worden, wenn nicht ein Bahnbeamter 
zurch rasches, entschlossenes Beispringen sie rechizeitig ihrer lebens⸗ 
gefährlichen Situalion entrissen hätte. (T. f. S.) 
Ludwigsbafen, 3. Jan. Der Gefangverein „Sän⸗ 
gerbund“ dahier wurde auf Grund des 81 des Socialistengesetzes 
von der Kreisregierung der Pfalz verboten. 
—*— In der Neujahrsnacht hat sich Be rghausen bei 
Speyer in hervorragender Weise durch Skandal ausgezeichnet. Als 
die Gendarmerie einschreiten wollte, rotielen sich an die 50 Bursche 
zusammen, die ihr opponirten und sie zum Dorfe hinausjagen 
wollten. Erst gegen 4 Uhr Morgens gelang es, die Ruhe wieder 
jerzustelen. 
Die Merz er, die zum Theil mit allen Falern des Herzens 
an Frankreich hängen, sind endlich den Deutschen aufs Eis gefolgt. 
Die deutschen Frauen und Jungfrauen fuhren dort so schoͤn und 
zeschidt·Schchlittschuh, daß die Framosinnen eisersüchtig wurden 
and auch Schlittschuh laufen lernten, um ihre Grazit zu zeigen. 
Auch den We hnachtsbaum haben die Deutschen in Metz eingebür⸗ 
zert. Jetzt finden viele Franzosen die Weihnachtsfeier mit dem 
euchtenden Tannenbaum viel poelischer und sinn'ger als die eiwas 
ahle Feier des Nikolaus- und Neujahrstoges. In diesem Jahre 
habtut schon 8000 Weihnochtsbäume gebram. — 
f. Worems, 25 Jan. Heute Nachmittag explodirte der 
Dampfkessel in der Dampfmilhle von Baruch und Schoenfeld. 
Das Kesselhaus flog in die Luft, der große Kessel selbsi wurde 
eine Strecke fortgeschleudert. Leider hat das Unglück auch Menschen⸗ 
eben gelostset; 7 Arbeiter wurden durch das Geroͤll und Gebalf 
derschültet; fünf davon waren von Frankenthal hier anwesend, um 
inen neuen Dampikessel zu seßen, und wei waren dabei beschäftigte 
Mauerer. Todi blieb auf dem Plaß der Monteur Hillebrandt von 
Frautenthal; “schwer verwundet und verbrüht sind der Maschinen⸗ 
uhrer Roll, der Mauerer Goöbel, beide von Leiselheim, so wie der 
Arbeiter Großhans von Frankenthal und der Mauerer Buisch; 
weniger schier verwundet ist der Mauerer Becker. Der Arbeiter 
Babel von Frankenthal erhielt eine leichte Verletzung am Kopf. 
Drei andere Arbeiter, welche in dem neu zu sißenden Kessel be⸗ 
schäftigt waren, kamen mit dem Schrecken davon. (W. 31) 
TWurzburg. Ein Spenglergeselle, welcher jüngst einen 
Sduhmachergesellen erstoch, hal sich in der Frohnfesse erhaͤngt. 
Munchen, 1. Jan. Unter der Mannschaft einiger Ab⸗ 
heilungen der hiesigen Garnison ist die Diphtherilis in epidemischer 
Weise aufgetreten. Von den Militärdehörden wurden sofort Maß⸗ 
regeln getroffen, um der Weiterverbreitung engegen;utreten. 
7Abdnis2bery in Preußen. Ein feiten ruchloser Mord 
sst am Welhnachts-Heiligen⸗ Abend in Kirschnenen von einem Sol⸗ 
daten des 4. Infanterie-Regimentzs, Namens Gerwien, gegen den 
dohnschmied Reuter, einen Greis von 70 Jahren, verübl worden. 
—A 
in der Umgegend wohnenden Verwandten zu besuchen. In dat 
daus des alten R. eintretend, forderte er von demselben Bier, und 
da ihm dieser erklärte, er lönne ihm nur Wasser reichen, Bier habe 
exr nicht zu Hause, ergriff G. eine Art die in der Stube sich be⸗ 
jand. und fpaltete damit den Kopf des alten Mannes, der aus 
der Stelle todt zu Boden stützte. Nun suchte der Uebelthäter mii 
hochgeschwungener Axt die Flucht, verfolgt von den Kindern, die 
Zeugen der That waren, denen sich auch der Kutfscher des Guts⸗ 
hesitzets Herrn Siegfried⸗ Kirschnenen hinzugesellte. Diese wurdeu 
alsbald Herren des Mörden, der darauf dem Amisgefängnisse in 
Ausland. — 
Paris, 2. Jan. Das Journal ‚France“ meldet: Ein 
Tabinetskurier ist am Samstag von hier abgereist als Ueberbringer 
eines Ultimatums an den Bey von Tunis.— 
London, 2. Jan. Das allseilige Nachgeben, zu welchem 
augenblicklich die Pforte geneigt erscheint, um den definitiven Frie— 
den zu Stande-zu bringenz führt man nicht allein darauf zurück, 
daß der Divan hier keine weisere Siütze jür seine Intriguen ge⸗ 
funden hat, sondern vor Allem auch' darauf, daß zuverlässiger 
Mittheilung zufolge sämmtliche Mächte in Konstantinopel theils 
direlt, theils indirett sich in gleicher Weise geäußeri haben. 
Madride 3. Jan. Der Allenläter Moncosi y Oliva 
wurde heute srüh um 8 Uhr hingerichtet. 3— 
Anschinend zur „Beruhigung der Gemüther“ soll im Jahre 
1880 in Mos bau eine große internaliongie Ausstellung stau⸗ 
finden. Dieselde dürfte mür großen Feierlichkeiten verbunden sein, 
da sie mit dem 25.ährigen Regierungejubiläum des Kaiserz Alcxan— 
der zusammenfällt. J 
In Rußland wird die Wahl des Prinzen Battenberg zum 
Fürsten der Bulgarei für sicher gehalien. 
RBRermischtes. 
*— Das pfaäldische Lebrerwaisenstift 
hotte im berflossenen Jahre eine Gesammteinnahme von 13,600 M. 
62 Pf. und eine Gesommtausgabe von 14527 M. 46 Pf., dem⸗ 
nach einen Rechnungésünerschuß von 1078 Ut. 06 Pf. Der Ve 
mögensstand ist 28.864 M. 01 Pf. An 120 Waisen wurden 
2930 M. vertheilt; die gerirgste Unterstützung ist 20 M. und die 
höchste 180 M. an eine Famuie.! 
F Wie dem ‚Land. Anz.“ mitgetheilt wird, beabsichtigt der 
Justizminister Dr. v. Fäustle, demnächst die Psalz zu besuchen, um 
don den mit der neuen Gerichtsorgauisation in Beziehung siehenden 
Verhaͤltnissen an Ort und Stelle Einficht zu nehmen. 
fF In Ernst weiler ist dieser Tage ein 18 Jahre alted 
Mädchen, auf welchem der Verdacht des Kindsmords lastet, ver⸗ 
haftet worden. Die Suche nach dei Verbieib des Kindes war X 
retzt erfolglos. (3w. 3.) 
fx. Aus Leim en wird ein sehr bedauerliches Unglüd 
gemeldet. Ein dort wohnender Erdarbeiter wollte, seiner Frau mil 
einer Tynamitpatrone das „neue Jahr anschießen.“ Die Patione 
explodirte ihm in der Hand und jerriß ihm dieselbe fürchterlich, so 
daß der Arm unterhalb des Ellenbogens abgenommeun werden mußte. 
Der Zustand des Berleßzten soll sehr bedenklich sein. 
*— VDer Gemeinderalh zu Gobramstein hat nach einet 
Torrespondenz des „Pf. K.“ den Beschluß gefaßt, die der Gemeinde 
zeüdrenden Werthpapiere zu verdußern. Die dadurch flüssig wer⸗ 
denden Capitalien sollen der geldbedürftigen Landwirthschaft. zuge⸗ 
wendet wirden und zwar entweder gegen hypothelarische Sicherheit 
oder auch auf Handschrift mit quler Buͤrgschaft. Allen Gemeinde⸗,