Full text: St. Ingberter Anzeiger (1880)

Rascher Todesfall. Ein Kölner Bürger, welcher ein 
kleines Geschwür an der Oberlippe hatte, ließ sich dasselbe am 
vorigen Sonntag von seiner Frau mit einer Nadel aufstechen. Als— 
hald schwoll der ganze Kopf ungewöhnlich an, und der Mann er— 
lag trotz des besten ärztlichen Beistandes den Folgen jener anscheinend 
zeringfügigen Operation. Ohne Zweifel hatte eine Blutvergiftung 
tattgefunden. 
Aus Stteele schreibt man der „Ess. Volksztg.“. In 
seiner Schöffengerichtssitzung dahier kam unter anderen ein Fall 
zur Verhandlung, der wieder zeigt, wie vorsichtig man mit Be— 
hauptungen sein muß. Ein Herr, der wegen Freiumherlaufens 
feines Hundes in Polizeistrafe genommen war, hatte die richter⸗ 
liche Entscheidung angerufen. Vor der Verhandlung bat er, sei⸗ 
nen Hund vorführen zu dürfen, um feststellen zu lassen, ob dieser 
wirklich auf der Straße angetroffen sei. Nachdem dem Gesuche 
nachgegeben worden war und die beiden Beamten eidlich erhärtet 
hatten, daß dieser derselbe Hund sei, den sie auf der Straße an⸗ 
getroffen, bewies der Angeschuldigte zu nicht geringem Erstaunen 
der Beamten, daß der zur Stelle geschaffte Hund gar nicht ihm 
gehöre, sondern daß sein Hund sich in seiner Wohnung befinde. 
Selbstverstaäͤndlich erfolgte Freisprechung. 
Der Lehrling eines Geschäftshauses zu Crefeld, so erzählt 
die „Barm. Ztg.“, hatte vor einigen Tagen einen Brief mit 800 
M. Einlage zu adressiren, was jedoch so mangelhaft ausgeführt 
wurde, daß der Principal ihm aufgab, die Adresse von Neuem zu 
schreiben. Als dieses ganz sauberzausgeführt und der Brief gehörig 
bersiegelt hingelegt worden, warf der Lehrling die schlechte Adresse 
ins Feuer, vergaß aber, daß die 800 M. noch darin steckten, welche 
mit zum Schornstein hinausrauchten. Einige Fetzen wurden noch 
dem verzehrenden Elemente entrissen, womit jedoch schwerlich bei 
der Bankstelle etwas zu machen sein wird. 
Wie sehr man in Ber lin bemüht ist, dem deutschen Ge— 
schäfisleben Vorschub zu leisten, mögen folgende Thatsachen be— 
weisen. Während einer der jüngst abgehaltenen großen Hoffestlich— 
keiten in Berlin, drückte der Kaiser den Botschaftern und Gesandten 
der auswärtigen Mächte den Wunsch aus, daß dieselben im Laufe 
dieses Winters größere Festlichkeiten veranstalten mögen, um der 
Geschäftswelt in Berlin Gelegenheit zum Verdienen zu geben. 
F In Hamburg wird am 18. und 19. Mai d. J. der 
dritie deutsche Lehreriag abgehalten werden. 
Die Kaiserin von Oesterreich hat sich, wie alljährlich, so 
auch heuer zur Fuchsjagd nach Irland begeben. 
F Für das Großherzogthum Luxemburg werden 12,000 
Centner gute Saatkartoffeln zu kaufen gesucht; Probesendungen mit 
Preisangabe sind an den Landbau⸗Ingenieur Enzweiler in Luxem— 
hurg zu richten. Ebenso werden sür den Ktreis Berncastel, Regier⸗ 
ungsbezirk Trier, 5000 Centner Saattkartoffeln gesucht; Probesend⸗ 
ungen sind an den kgl. Landrath von Kühlwetter in Berncastel zu 
richten. Bei den Preisangaben ist zu berüchsichtigen, daß die Kar— 
taffeln franco zu liefern sind. 
4Paris. Im Publikum herrscht große Aufregung über 
das Eisenbahnunglück bei Argenteuil. Es sind bei diesem Vor—⸗ 
falle ganz empörende Scenen vorgefallen. Unter den Bewohnern 
der Umgegend, die gleich nach dem Zusammenstoße herbeieilten, 
vefanden sich mehrere, welche die Gelegenheit benutzten, die Ver—⸗ 
wundeten und Todten auszuplündern. Die Sache klingt unglaub— 
lich, aber scheint außer Zweifel zu stehen. 
Der Papst spendete den Armen Irlands 10,000 Lire 
— Aus Sicilien und Sardinien werden große Verheerungen durch 
Ueberschwemmungen gemeldet. 
7 Eine sinnreiche Einrichtung zur Entdeckung entzündlicher 
Gase in Gruben hat ein schottischer Gelehrter, Professor Georg 
Forbes, hergestellt. Wie er bei öffentlicher Vorzeigung des Instru— 
ments in der philosophischen Gesellschaft zu Glasgow erklärte, hat 
das bedauerliche Grubenunglück in Blantyre seine Aufmerksamkeit 
auf diesen Gegenstand gelenkt, und er hat seitdem eifrig nachge⸗ 
sonnen, wie solchem Uebel vorzubeugen wäre. Er glaubte, daß sich 
dies durch Zuhilfenahme der Aklustik thun lassen werde, weil der 
Unterschied in der Dichtigkeit der Luft genügend sein müsse, um 
eine Aenderung in dem Zeitmaße der Fortpflanzung eines Lautes 
hervorzubringen. Versuche mit einer Stimmgabel und einer mit 
Luft gefüllten Röhre ergaben, daß die Rohre nur dann den Laut 
der Stimmgabel aufnimmt und nachhallt, wenn sie eine gewisse 
Lange besißt. Durch weitere Bemühungen brachte es Forbes so 
weit, daß er jetzt mit dem einfach aus einer Stimmgabel und einer 
Rohre hergestellten Instrumente die leichte Anwesenheit des Kohlen⸗ 
gajes bis auf ein halbes Procent anzugeben vermag. Die Fort⸗ 
»flanzung des Tones erfolgt in dem leichten Kohlengase erheblich 
chneller als in der gewohnlichen Grubenluft, und die zunehmende 
Geschwindigkeit zeigt die Zunahme des stohlengases an. In einer 
Grube soll sich das einfache Instrument bereits gut bewahrt haben. 
Riesen-Nahmaschine. In einer englischen Fabrik ist 
eine Riesen-Nähmaschine fabrizirt wotden, die wohl die großte der⸗ 
artige Maschine in der Welt ist. Sie wird mit Damypf betrieben. 
viegt 80 Zentner und ist von so gewaltigen Dimensionen, daß sie 
n keinem gewöhnlichen Zimmer untergebracht werden kann. 
7 Aus Konstantinopel wird gemeldet, daß die Kaserne in 
Beikos, einer Ortschaft am Bosporus, einstürzte, wobei 200 Sol⸗ 
daten und Offiziere todt blieben und 200 verwundet wurden. 
F Lesseps, der behufs der Erforschung des Isthmus von 
Panama die Häfen an der dortigen Küste jetzt besucht, erzählt in 
einem Reiseberichte, daß die Armee von Venezuela folgendermaßen 
gekleidet sei: kurze leinene Jacke, do. Hosen, beides durch einen 
Ledergürtel szusammengehalten, Fußbekleidung fehlt gänzlich. Man 
jielt Lesseps zu Ehren eine Revue, die Soldaten erschienen mit 
chwarz gewichsssten Füßen und die Beine bis zur Höhe der ge— 
vöhnlichen Militärstiefel schwarz gefärbt, so daß man auf einige 
5Entfernung glauben konnte, die Armee trüge wirklich Fußbeklei⸗ 
zung, Welche Ersparniß würde diese Neuerung boi den europäi⸗ 
chen Armeen abgeben! 
F Ein Formular zu einem Gevatterbriefe, wie er im Jahre 
740 geschrieben wurde, theilt der „Hamb. Cour.“ mit. Der 
Adressat ist eine „gelahrte Person“: Hoch-⸗Edler, Vester und Hoch⸗ 
Jelahrter, insbesonders großgünstiger, lieber, hochzuehrender und 
yochgeschützter Herr Gevatter, vornehmer Freund und großer Gön⸗ 
ier! Demselben kann aus hocherfreutem Gemüthe nicht verhalten, 
iachdem sintemal und dieweil der allgewaltige GOtt meine Haus⸗ 
khre und Ehe⸗Liebste ihrer bisher getragenen weiblichen Bürde und 
dast heute Morgen, welches just präcise um 3Z Uhr, in Gnaden und 
Zegen entbunden, und uns beyderseits mit einem wohlgestalten, 
ungen, artigen und lieben Söhnlein verehrt; wenn denn solch 
inser Kindlein und Knäblein gleich andern Menschen in Sünden 
mpfangen und gebohren, und dahero uns Eltern obliegen will 
ind soll, solches zur heil. Taufe befördern zu lassen, wir aber zu 
mserm hochzuehrenden Herrn Gevatter das Vertrauen habende, daß 
s dieses christliche und nöthige Werk auf sich nehmen werde; als 
rgehet an demselben mein und meiner Haus-Ehre dienstschuldiges 
yöfliches und ehrenfreundliches Bitten, er beliebe von seinen vor— 
jehmen Geschäften sich so viel abzumüßigen sonder Beschwerde und 
zönnets GOtt morgen Abends 4 Uhr zu erscheinen ⁊x. 
F Ueber die Temperatur des electrischen Lichtes sind neuer— 
zings von Rossetti interessante Untersuchungen angestellt wor⸗ 
d»en. Derselbe bediente sich hierbei einer mit astatischem Spiegel⸗ 
zalvanometer verbundenen Thermosäule, welche den Einwirkungen 
der von einer bestimmten Oberfläche der Electroden kommenden 
Wärmestrahlen ausgesetzt wurde. Aus einer Reihe von Versuchen, 
zei denen bis 160 Bunsen'sche Elemente zur Verwendung klamen, 
ergab sich, daß die Temperatur der positiven Kohle zwischen 2400 
und 39000 E., diejenige der negativen Electrode zwischen 2138 
und 25300 C. schwankt; die Temperatur ist um so höher, je kleiner 
vie strahlende Fläche ist. 
Marktberichte. 
Zweibrücken, 12. Februar. (Fruchtmittelpreis und Victualienmarkt. 
Weizen 11 M. 56 Pf., Korn 10 M. — Pj., Gersie zweireihige O M. Pf. 
vierreihige O M. — Pf., Speiz 7 M. 20 Pf., Spelztern — M. — Pf. 
Dinkel — M. — Pf. Mischfruht — M. — Pf., Haser 7 M. 34 pf. 
rbsen — M. — pf., Widen 6 M. 10 Pf. Kariofjeln ——A 
heu 83 M. 20 Pf. Stroh 83 M. — Pf., Weißbrod In/⸗ Kilogr. 57 Pf. 
Kornbrod 3 Kiloar. 71 Pf., 2 Kilogr. 48 Pf., lKilogr. 24 Pf. Gemijchi⸗ 
drod 3 Kilogr. 80 Pf., das Paar Weck 100 Gr. 6 Pf. Rindfleisch J. Qual. 
30 Pf. II. Qual. 50 Pf., Ralbfleisch 40 Pf. Hammielfleisch 60 Pf. Schweinefle isch 
56 Vj., Butter 1 Niloat. O M. 90 Pf., Wein 1 Viter 80 Pf.,Bier 1Liter 24 Pf. 
Homburg, 11. Februar. (ruchtmittelpreis und Victualienmartt.) Weizen 
il De. 82 Pf Korn 10 M. 81 Pf., Spelztern —M. — pjf., Spelz 7 M. 
Pi. Gerfte Zreihige O M. — RPi., G.rste Areihige O M. — Pf. Hafer 
7 M. 66 Pf., Mijchirucht 1I0 M. 30 Pf., Erbsen 0O M. — Pf., Widen 
M. — Pf., Bohnean — M. — pf., Klecsamen — M. — Pf. Korn⸗ 
drod 6 Pfund 85 Pf., Gemijchtbrod 6 Pfund — Pf., Ocsenfleish — pf. 
Rin dfleisch 50 Pf. Kalbseisch 36 Pf. Hammelileisch — Pf. Schweinefleisch 
bu Pf., Butter I Pfund 1 M. — Pf., Kartoffeln ber Ctr. 3 M. Pf. 
Kaiserslautern, 10 Februar. (Fruchtmitlelpreis and Victualienmarkt.) 
Weizen 11 M. 57 Pf., Korn 9 M. 74 Pf., Spelzietn — M. Pf. Spelz 
7 M. 85 Pf., Gerste 9 M. 09 Pf., Hafer 7 We. 3e Pf., Erbsen 10 Mo 
bo0 Pf., Wicken 6 M. — Pf. Linsen 12 M. — Pi., Kleesamen — W. — 
Pf. Schwatzdrod 6 Pfund 1. Qual. 76 Pf. do. 3 Vsd. 88 pf. Gemischibrod 
3 Pfund 43 Pfg. Butter pet Pfd. — M. 85 Pfj. Cier 2 Siuck Ie Pf.,Kar⸗ 
toñeln ver Cent. 3 MM. 80 Pi. Strob 2 M z0Rij. G”n mMm. 60 Pfy. 
— 
Tür die Redaction verontwortliv-st x Deme w. 
— — * ZD ——C————————&«— 
Maschinentchniker. Wer sich als jolcher ausbilden will, um später 
entrde der als Constructeur, Maschinen⸗Ingenieur und dergl., oder auch als 
Werkfuhrer Stellung einnehmen zu konnen, findet im Programm des Tech⸗ 
jieum Meittiwweida (Sachsen), der bekannten höheren Majschinentechnisch ew 
Fachichule, die nöthigen Raͤthschläge, Lehrpläne und dergl. Am 185. April 
eginnt der Sommercuts an der genannien Anstalt und gleichzeitig das 14. 
chuljahr. Der lezte Jahresbericht, der nebit Programm gratis dvon der 
Direction zu dezieden ift, zeigt eine Frequenz von 4905 namentlich angeführten 
Zchulern aus fast allen europäischen xandern, ferner aus Afien und Amerika. 
der älteste Schuler war 33 Jahee, dann 31 39, 2) u. s. f. Jahre bis het⸗ 
anter zum 165. Die Eltern der Schüler gehören fast allen Standen an, ve 
onders statk vertreten sind Fabrikanten, Fabrik⸗ Direcktoren, Werkfuhret, 
Mühlenbesißer, Schlosser, Baugewerken u. dergl. mit zusammen 185, ein 
beweis des Vertrauens aus den maaßzebenden technischen und industriellen 
reisen; dem folger Landrirthe 60, Braate 0, Gewerbireidede derichiedener 
Art 34 »x 26