Full text: St. Ingberter Anzeiger (1880)

Stelle in den Lehrbüchern der Naturgeschichte sichern wird. Kaum 
jatte das Thier den Feuerschein und das Herbeiströmen der Leute 
ius der Nachbarschaft bemerkt, als er sich von seinen Ketten los⸗ 
riß, zum Teiche lief und an einer Stelle Wasser schöpfte, mit 
dem er, die Tonnen der Löschmannschaft bei Seite stoßend, das 
zrennende Häuschen begoß. Nach gethaner Arbeit hob er seinen 
Führer auf den Hals und ging von selbst wieder in seine Ab⸗ 
heilung zurück, wo er eine Extraportion Heu, Rüben ꝛc. für seine 
imsichtige Mitwirkung erhielt. 
7 In Pilsen hat sich ein entsetzliches Familiendrama er⸗ 
ignet. Die Frau eines Maurers, die an zeitweisen Geistesstörungen 
jelitten haben soll, hat in Abwesenheit ihres Mannes ihren jüngsten 
dindern, 4 und 22 Jahre alt, mit einem Rasirmesser die Hälse 
urchschnitten. Hierauf begab sie sich auf den Boden und erhenkte 
ich an einem Balken. 
Der Herausgeber der amerikanischen Zeitung „New-Por! 
derald“,* der durch die auf seine eigene Kosten ausgerüstete 
Srpedition zur Auffindung des im Herzen Afrikas verschollenen 
ivingstone sich einen weit über die Grenzen der Vereinigten 
Staaten verbreiteten Ruf erworben hat, hat für die Nothleidenden 
n Irland 100,000 Dollars gezeichnet; ein Geschenk, wie es wohl 
noch nie ein Kaiser oder König in einem ähnlichen Fall ge⸗ 
nacht hat. 
Vor Kurzem starb in Brooklyn (New⸗York) ein nicht 
uninder wegen seiner Sonderlichkeiten als seines Reichthums be— 
'annter Mann. In seinem Testament fand sich u. a. folgende 
Bestimmung: „Ich besitze 71 Hosen. Es ist mein Wunsch, daß 
dieselben nach meinem Tode zur öffentlichen Versteigerung gelangen 
uind daß der Erlös des Verkaufs an würdige Arme meiner Pfarrei 
»ertheilt werde. Doch müssen sie einzeln an verschiedene Käufer 
ibgelassen werden, und keiner darf mehr als eine der Hosen kaufen.“ 
Diese Bestimmung wurde getreulich ausgeführt. Einige Tage nach 
der Versteigerung fiel es einem der Käufer ein, die von ihm er— 
tandene Hose einer genauen Untersuchung zu unterwerfen. Zu 
einer Ueberraschung und Freude fand er dabei in dem obern Rande 
der Hose ein Sückchen mit 10 Hundert-Dollarsnoten sauber einge— 
näht. Die Sache wurde bald ruchbar, und die übrigen 70 Hosen⸗ 
zesitzet ahmten das Beispiel des genannten ohne Verzug nach, und 
war mit demselben angenehmen Erfolge. Die Erben des Testa⸗ 
ors aber haben gegen sämmtliche 71 Hosenbesitzer eine Klage auf 
derausgabe der gefundenen Schätze angestellt, weil jener offenbar 
errückt gewesen sei, als er die erwähnte Verfügung traf. 
F Ein Schienenweg auf dem Eise.) Aus Montreal, 
Lanada, wird unterm 30. Januar gemeldet, daß an diesem Tage 
zie erste Locomotive die auf der Eisdecke des St. Lorenz⸗Stromes 
zelegten Schienen passirt habe. 
* Zahl der Todesfälle auf der ganzen Erde. Die Bevölke— 
cung Europas wird geschätzt auf 309 Millionen Einwohner, die— 
enige Asiens auf 804 zMillionen, Afrikas auf 199 Millionen, 
Oceaniens auf 4,500,000 und Amerikas auf 85 Millionen, was 
eine Gesammtzahl von 1421 Millionen ergibt. In Frankreich ster⸗ 
»en jährlich etwa 1 Million, also täglich 2800 Personen. Berück⸗ 
ichtigt man, daß dieses Land in gesundlicher Beziehung anderen 
zegenüber, wo fast ununterbrochen Epidemien herrschen, sehr be— 
»orzugt ist, so darf man, ohne zu übertreiben, denselben Maßstab 
m die Bevölkerung der ganzen Erde anlegen. Man erhält dann 
35,693,350 Todesfälle für ein Jahr, und für jeden Tag die Zahl 
bon 97,790 Gestorbenen. Als Ersatzz dafür werden 70 Geburten 
uus die Minute. also 104. 800 täglich gerechnet. 
Gemeinnutziges. 
ö—— 
Ersatz für Hopfen. Ein auch in unseren Anlagen 
zaufiger Strauch, welcher durch seine kreisrunden, flachen, in dich⸗ 
en Büscheln stehenden Früchte sofort auffällt, ist Ptelea trifoliata. 
In Folgee der durch die Reblaus (Phylloxera) angerichteten Ver⸗ 
vüstungen in den Weinplantagen sieht man sich, wie die „Revuo 
norticole“ mittheilt, in Frankreich genöthigt, sich nach einem neuen 
Betränk umzusehen und wenn die Zerstoͤrung unter den Wein⸗ 
töcken noch länger fortdauert, so ist anzunehmen, daß an Stelle 
»)es Weines bald das Bier treten wird. Herr Charles Baltet hat 
aun ausfindig gemacht, daß sich aus den Früchten oben erwähnter 
2telea trifoliata ein ebenso gutes Bier bereiten läßt, wie aus dem 
hopfen. Auf der vor einigen Monaten stattgehabten landwirth— 
chaftlichen Ausstellung zu Chalons sur dMarne hatte Herr Pon- 
ard mehrere Sorten von Bier ausgestellt, die aus den Früchten 
on Ptelea trifoliata bereitet waren. Die Qualitat und der Ge— 
chmack dieser Biere soll, wie berichtet wird, dem des Straßburger 
Erzeugnisses gleichkommen. In den Vereinigten Staaten von Nord— 
merika führt die Pflanze übrigens den Namen Hopfenbaum, ob 
ber dessen Eigenschaften daselbst schon erprobt sind, ist nicht be⸗ 
annt. Zu bemerken ist noch, daß der Baum, selbst schon als 
remes Exemplar, alljährlich sehr reichlich blüht und Früchte trägt 
einen deutlichen Hopfengeruch besitzen. 
X 
Feuerfester Mörtkel. Für kleinere und wenig in An⸗ 
pruch genommene Feuerungen benuͤtzt man bekanntlich als Binde⸗ 
nittel den gewöhnlichen Lehm, wogegen man bei allen gewerblichen 
Feuerungsanlagen und denjenigen Feuerungen für Privatzwecke, 
velche einer stärkeren Hitze ununterbrochen oder in bestimmten, 
egelmäßig wiederkehrenden Zeitabschnitten ausgesetzt sind, Cha⸗ 
notte⸗ Mortel anwendet. In neuerer Zeit hat man mehrfach einen 
uus Lehm und Syrup bestehenden Moͤrtel für Fabriksfeuerungen 
„enützt und damit vorzügliche Resultate erzielt. Dieser Mörtel 
vird bereitet, indem man feinen, frockenen Lehm mit gewöhnlichem 
Melasse⸗Syrup zu einer gleichmäßigen, confistenten Masse mit dem 
Spaten durcharbeitet. Die Anwendung geschieht in bekannter 
Weise wie bei anderem Mörtel. Die Feuerungen einiger größerer 
‚ewerblicher Anlagen in Stettin, welche früher aus Chamotte⸗ 
Mörtel hergestellt waren und durch ihre in regelmäßigen Zeiträu— 
nen wiederkehrende Reparatur-Bedürftigkeit große Sidrungen im 
Betriebe des Geschäftes verursachten, sind seit längerer Zeit aus 
Fhamotte⸗-Steinen und Lehm-Syruppmoͤrtel hergestellt und haben 
ich bis jetzt so gut bewährt, daß eine baldige, recht umfangreiche 
Anwendung dieses Verfahrens für alle stark in Anspruch genom⸗ 
nenen Feuerungen zu erwarten ist. Wie wichtig es ist, die Repa— 
aturen an continuirlich arbeitenden gewerblichen Anlagen auf ein 
Ninimum zu beschränken, bedarf wohl nicht der Erwähnung. Der 
Breis des hierzu Verwendung findenden Syrups stellt sich bekannt— 
ich sehr billig. 
(Mittel gegen die Tollwuth.) In der „Homöopa⸗ 
hischen Rundschau“ finden wir folgende Mittheilung: NAuf dem 
dariser internationalen homöopathischen Kongresse (1878) theilte 
Dr. Kacztowski aus Lemberg mit, daß Kupharbia villosa, eine in 
er Ukraine und Galizien einheimische Pflanze, in Tinkturform, 
in unfehlbares Mittel gegen die Hundswuth sei. Dieses Mittel, 
essen Bekanntschaft er einem Bauer aus der Ukraine verdankte, 
jat ihm stets gestatiet, die seiner Sorge anvertrauten Menschen 
ind Thiere zu retten, unter der Voraussehung, daß die Behandlung 
nnerhalb der ersten jechs Tage nach geschehener Vergiftung statt 
inden konnte. Während einer Periode von drei Wochen, mit 
inigen Ruhetagen, wird Puphorbis villosa in stetig steigender 
ind fallender Dosis angewandt. In Reihen von 20—235 Fällen 
jat Dr. Kaczkowski keinen Todesfall zu beklagen gehabt. Zwei 
Männer sind allerdings erlegen, allein sie kamen erst sechs Tage 
iach dem unglücklichen Vorfall in Behandlung. 
Jeder Mitbewohner eines Hauses ist nach einem Erkennt⸗ 
niß des Reichsgerichts befugt, solche Personen, die sich ohne jed⸗ 
vede Befugniß im Hausflur, auf den Treppen oder in 
inem sonstigen, von den Hausbewohnern gemeinschaftlich benutzten 
kaume aufhalten, wegzuweisen; die Nichtbeachtung dieser Auswel⸗ 
ung ist, auf den Antrag des Ausweisenden, als Hausfriedenshruch 
uu bestrafen. 
Marktberichte. 
Zweibrücken, 26. Februar. (Fruchtmittelpreis und Victualienmarlt.) 
Veizen 11M. 69 Pf., Korn 10 M. 11 Pf., Gerfte zweireihige 8 M. 40 pf. 
ierreihige 8 M. 40 Pf., Spelz 7 M. 4 pf., Spelztern — M. * pf. 
Dinkel - M. — Pf., Mischfruht — M. — pf., Hajer 7 M. 88 Pf. 
ẽirbsen — M. — pf., Widen 5 M. 68 Pf., Rariofsela 3 M. 80 Pf., 
deu 3 M.20 Pf., Stroh 3 M. — Pf., Weißbrod 155 Kilogr. 38 Pf. 
dornbrod 3 Kilogr. 71 Pf., 2 Kilogr. 48 Pf.,1 sNilogr. 24 Pf. Gemischi⸗ 
rod.3 Kilogr. 88 Pf., das Paar Weck 100 Gr. 6 Pf. Rindfleisch J Qualt. 
30 Pf. II. Qual. 50 Pf., Kalbfleisch 40 Pf. Ham melfleisch 60 Pf., Schweinefleisch 
56 Pf., Butter /3 Kilo ax. IM. — Pf., Wein 1 Liter 80 Pf. Bier Mviter 24 Pf. 
Homburg, 25. Februar. (Iruchtmittelpreis und Victualieumarlt.) Weizen 
12 M. 06 Pf Korn 10 M. 10 pf., Spelzkern ⸗ M. — Pf., Speiz 0 M. 
—, Pi. Gerste Areihige O M. — Pf. Gerste Areihige O M. — Pf. Hafer 
7 M. 89 Pf., Mischfrucht — M. — pf., Erbsen o M. — Pf., Wicken 
3M. — Pf., Bohnen — M. — Pf., Aleesamen — M. — Pf., Korn⸗ 
rod 6. Pfund 83 Pf., Gemischtbrod 6 Pfund — Pf., Ocsenfleisch — Pf. 
dindfleisch 50 Pf., Kalblleisch 36 Pf, Hammelsleisch — Pf., Schweinefleisch 
30 Pf., Butter 1 Pfund 0 M. 80 Pf. Kartoffeln ber Cir. 3 M 30 Pf. 
Kaiserslautern, 20 Februar. (Fruchtmitlelpreis and Victualienmartkt.) 
Beizen 11 M. 65 Pf., Rorn 10 M. 7 Pf. Spelitern 11 M. — Pf. Spelz 
B. 58 Pf., Gerste d M. 28 Pf., Hafer 7 M. 51 Pfr. Erbsen o8 M 
1 Pf. Wichen 6 M. 43 Pf., Linsen — M. — pf., aleesamen — Vi. & 
df. Schwarzbrod 6 Pfund 80 Pf., do. 8 pfd. 40 Pf., Gemischtbrod 
Pfund 43 Pfg. Butter per Pfd. — M. — Pf. Eier 2 Stuck — Pf. Kar⸗ 
offeln per Cent. O V. — Pf., Stroh o M. — pf., Heu 0 M. — pig. 
Fur die Redaction verantwortlich: F. I. Deme ß. 
Die im Verlage von Werner Große hier erscheinende Lesehalle für 
Alle“, die „Neuzeit“, deren wir bereits fruher in diesent Blatte lobend 
ktwähnung thaten, tritt mit dem 1. October in ihren fünften Jahrgang. 
Das Journal. welches sich namentlich durch die Fülle seiner Artikel und durch 
ie Vielleitigleit des Gebotenen, in der verhälimßmäßig lurzen Zeit seines 
bestehens Eingang in viele Familienkreise verschaffi hat, eröffnet die soeben 
ur Ausgabe gelangte Doppel⸗-Lieferung mit einem Roͤmane Leonorer 
on George Füllborn; von den übrigen Artilein des Heftes erwaͤhnen wir: 
Auf irrem Pfad“, Rovelle von Contad Telmann; ferner Humoreslen von 
). von Kupffer, kulturhistorische Slizzen von Dr. H. Schramm⸗ Macdonald; 
iu buntes Allerlei vou gemeinniltzlichen Beiträgen. Plaudereien. Anecdoten, X. 
erniamichfalligt den Inhalt dieses Reuzeit⸗Hejtes. (Berl. Mont.⸗ZJeitung.)