Full text: St. Ingberter Anzeiger (1880)

Hl. Ingberler Anzeiger. 
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Der St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal wöͤchentlichj mit dem Haupiblatte verbundene Unterhaltungsblatt. Sonntagt mit illustrirter Vei⸗ 
sage) erscheint wöchentlich viermale Dieustag, Donnerssstag, Samstag und Sonntag. Der Abonnementépreis beträgt vierteljahrlich 
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M 40. 
Dienstag den 9. März 
1885. 
Deutsches Reich. 
Das bayerische Gesetzblatt Nr. 14 publicirt folgende vier, 
pom 28. v. Mis. datirte Gesetze: die Ergänzung des Polizeistraf⸗ 
gesetzbuches (Lotterie), die beiden Creditforderungen für die Armee, 
Abänderung des Art. 9 des pfälzischen Notariatsgesetzes vom 25. 
Ventose XI. 
In seiner Sitzung vom Samstag verwies der deutsche 
Reichstag den Gesetentwurf betreffend die Verlängerung der 
Heltungsdauer des Sozialistengesetzes an eine Kommission von vier⸗ 
ehn Mitgliedern. Der Minister des Innern Graf Eulenburg be— 
'onte, daß das Sozialistengesetze korrekt und loyal ausgeführt 
vorden sei. 
Der Antrag Stumm auf Errichtung obligatorischer Ar⸗ 
beiter⸗ Invaliden- und Pensionskassen darf, wie die „Börsen⸗Ztg.“ 
on zuverlässiger Seite erfährt, als aufgegeben angesehen wer den. 
Die desfallsigen regierungsseitig veranstalteten Ethebungen haben 
ergeben, daß die sächsischen und andere Knappschaftskassen, welche 
hden Stummẽschen als Muster dienen sollten, zum großen Theile 
dem Concurse nahe sind. Hierin ist auch das Motiv für die Zu— 
rückhaltung der Regierungen der Einzelstaaten auf die Rundfrage 
des Reichskanzlers, das Stumm'sche Project betreffend, zu suchen. 
Bennigsen hatto vor einigen Tagen eine einstündige Unter⸗ 
edung · mit Bismard. Die Nationalliberalen verlangen bezüglich 
oe Militürgesetzes, daß dis 3000 Einjahrig⸗ Freiwilligen in die 
Präsenzstärke des Heeres einbegriffen. und: dadurch die Ausgaben 
ür 5000 Maun erspart werden. 
Auslaudo 
Das „Oesterr. Correspondenz⸗Burrau meldet: Wie wir ver⸗ 
nehmen, hat sich Kronprinz · Rudolph mit der Prinzessin 
Stephanie von Belgien:verlobt. (Am 5. März wat der 
Kronprinz, von München kommend, in Brüssel eingetroffen, wo er 
zur Zeit noch verweilt. Prinzessin Stephanie ist die mittlere der 
3 Töchter des belgischen Königspaares und geboren im J. 1864. 
Die Mutter ist eine geborene Erzherzogin von Oesterreich) 
Im französischen Ministerraih trug am Samstag der 
Fustizminister seinen Bericht in der Angelegenheit des Russen Hart⸗ 
nann vor. Der Bericht beantragt die Nichtauslieferung Hartmann's, 
venl weder die Identität noch die Schuld Hartmann's genügend 
argethan sei. 
Der Antrag des Justizministers wurde sodann vom Kabineis- 
Fonseil genehmigt und sofort zur Kenntniß der russischen Bot⸗ 
chaft gebracht. 
Im französischen Senat erllärte der Cultusminister Ferry 
dei Befürwortung des Gesetzenwurfs über die Unterrichtsfreiheit, 
derselbe sei eingegeben durch politische Gesichtspunkte; die Congre— 
jation der Jesuiten sei eine beständige Verschwörung gegen den 
ztaat, welcher in Bezug auf Moral und Politik nicht gleichgiltig 
ein lönne. Der christliche Unterricht sei nicht bedroht, da ja 120 
yon Priestern geleitete Anstalten und zahtreiche vom Staat ermäch— 
igte andere Congregationen beständen. 
Der britische Botschafter Layard hat der Pforte notisizirt, 
die Berliner Signatarmächte würden eine internationale Kommission 
zur Beilegung der griechisch⸗ türkischen Differenzen auf Grundlage 
»es 13. Protolkolles des Berl. Vertrags einsetzen. Die Kommission 
vürde ihre Entscheidmmgen nach Stimmenmehrheit treffen und der 
Türkei und Griechenland ihre Beschlüsse bezüglich der neuen Grenz⸗ 
inie durch eine Kollektivnote der Mächte miitheilen.: 
Petersburg. Der Verbrecher, welcher das Attentat gegen 
roris Melikoff verübt hatte, ist am 5. März mittelst Stranges hin⸗ 
zerichtet worden. Der Richiplaz war von Militar umstelit. Die 
Kuhe wurde nirgends gestört. 
Die nächste Präsidentenwahl in den Vereinlgten Staaten 
zersetzt jetzt schon die Gemüther der Waähler in große Aufregung. 
bon allen Seiten wird aufs heftigste gewuhlt und es läßt sich bis 
etzt auf den Ansfall der Wahl noch kein Schhuß ziehen. Doch 
jat Grant bei einigen Vorwahlen nicht unbedenende Erfolge zu 
erzeichnen und es ist wahrscheinlich, daß ihn die Mehrheit seiner 
zartei zum dritten mal als Präsidentschafts⸗Caudidaten aufstellen wird. 
Nach Meldung des „Herald“ aus Honkong' trifft China 
zroße Kriegsvorbereitungen und macht ansehnliche Waffenankäufe. 
Die Rüstungen sind gegen Rußland gerichtet. 
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nncatutcchke 
Vermifchted. 
*St. Ingbert, 9. März. Am Sonntag hatte einer: 
inserer Herren Jager das Vergnügen auf der Jagd der Hrn. 
gebr. Krämer im Rothdell die erste Schnepfe unserer Gen 
jend für dieses Jahr zu erlegen. 
*æDurch einen halbblödsinnigen 11jährigen Knaben, Nda⸗ 
nens Weber, wurde am Samstag Nachmittag in der Wohnung 
des Hrn. Dr. Ehrhardt eine auf dem Tische liegende goldenen 
Taschenuhr enwendet. Weber zerschlug die Uhr in Stücke, ver«⸗ 
chleuderte einen Theil derselben und veriaufte eines an einen chien 
igen Uhrmacher um 50 Pf. 
F Eine neue Pofterpedikion wird vom 14 April ab in 
Zchwarzenacker errichtet. 
FDie vom Zweibrücker Vogelschittz⸗ und Geflligelzuchtvervinn 
veranstaltete U. Geflügel⸗ und Vogelausstellung wurde im · Saale 
»es Zweibrückerhofes am Sonntag eröffnet und soll heute (Diens⸗ 
ag) Abend geschlossen werden. Der Katalog umfaßte 171 Nummern. 
F In Pürmafsens hatdie Frau des Schusters Wilh. Jost 
iach vorausgegangenem Wortwechsel ihren 17jaͤhrigen: Stiefsohm. 
zurch einen Stichẽ mit einem Schusterkneipin die linke Brustjeite 
getödtet. Sie wurde verhaftet. J 
T. Nach dem ‚Pirm. Anz.“ wäre?der Hauptgewinn der Kis⸗ 
inger Kirchenbaulotierie, 45,000 M., dem Zuschneider Gg. Dauen⸗ 
jauer in der Fabrik von Breith und Bürkel ˖in Pirmasens 
ugefallen. 
FIn Altenkirchen wurde der Küfer Leonhardt wegen 
Befährdung der Zwangsvollstreckung verhaftet. Demselben sollten 
ie Liegenschaften im Zwangswege versteigert werden, worauf der⸗ 
elbe die Scheuer abriß und die Maierialien verlaufte und nur 
urch die Verhaftung verhindert wurde, auch das Wohnhaus zu 
erstöͤren. 
FIn der Lauter“ zu Kaiserslautern wurde die Leiche des 
Jalob Hoffmann von Obermohr aufgefunden. 
F Hinsichtlich der Fuhrung der Lauterthalbahn über Otte r⸗ 
erg hat die dortige städtische Vertretung eine eingehende Vor⸗ 
tellung an die Direclion der Pfälzischen Vahnen in Ludwigshafen 
jerichtet, welchem Petitum nachtraͤglich auch die Gemeindevertretungen 
on Heiligenmoschel, Schnedenhausen, Hoöringen, Potzbach und 
krlenbach sich angeschlossen haben— 
F. Nach der „Krss. Zig.“ wird in Kaiserslautern 
demnächft eine Gerichisvolzieherprüfung stanfinden. Zugelassen 
ind nur Solche, die mindestens eine sechsmonatliche Praxis auf 
inem Amisgericht und bei einem Gerichtsvollzieher durchgemacht 
hjaben. Die Prüfungscommission besteht aus dem Landgerichts⸗ 
den Müller, Landgerichtsrath Kuhn und Staatsanwalt 
ẽchardt. 
Vom ESchoͤffengerichte Lud wigshafen wurden drei 
Witthe, welche Karten ohne den Reichsstempel' in ihren Localen 
satten, zu je 500 M. Geldstrafe veruriheili. — Eine Schirm⸗ 
nacherin von Friesenheim erhielt wegen der gleichen Sache 
30 M. Geldftrafe. 
F ImPf. K.“ sucht ein: Correspondent die Besitzer von 
dissinger Kirchenbauloosen zu einem Proteste gegen die Gil⸗ 
rigleit der kürzlich ftattgehabten Ziehung genannter Lotterie anzuregen. 
f. In Frankenthal fiel am Freitaq der Kesseischmied 
Hrch. Jugen heimer so unglüdlich von einem mit einem Dampf⸗ 
essel beladenen Wagen, daß er unter ein Nad gerieth und ihm der 
dopf zermalmt wurde. 
fDomdechant Weis, der bereits verschledene fromme Stiftungen 
n Speyer und Edenkoben gemacht, hat in seiner Heimathge- 
neinde Offenbach ein Capitai von 12,000 M. zur Unterstutzung 
yon Armen vermacht. (Pf. 3.) 
F Vom 1. April nächsthin an wird der bisherige Bürger⸗ 
neistereibezirt Sul zbaheFeredrichsthal getrennt werden, und