Full text: St. Ingberter Anzeiger (1880)

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Der St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich? mit dem Haupiblatte verbundene Unterhaltungsblatt, Sonntagt miit illustrirter Eei⸗ 
sage) erscheint wöchentlich viermal: Dieustag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonnementévpreis betragt vierteljahrlich 
A 40 B einschließlich Trägerlohn ; durch die Post bezogen 1 A 60 H, einschließlich 40 H Zustellgebühr. Anzeigen werden mit 10 , von UAuswarti 
mit 15 fur die viergespaltene Zeile Blattschrist oder deren Raum, Neclamen mit 30 A pro Zeile berechnet 
M 47. 
Serntag den i. äͤrr 13880. 
. Deutsches Reich. 
Der don dem Reichstage genehmigle Eiat balancirkin Ein⸗ 
nahme und Ausgabe mit 8309, 252,640 M. Die Matrilularbeiträge 
find auf 81,670,950 M. fixirt. J 
Nachdem der Reichstag am Donnerstag den Etat in dritter 
Lesung erledigt hatte, vertagte er sich bis Dienstag den 6. April. 
Die Reichstags-Commission zur Vorberathung über die Ver⸗ 
ängerung des Socialistengesetzes hat mit 10 gegen 3 Stimmen 
ie Geltungsdauer des Gesetzes bis zum 80. September 1884 
anstatt 1886, wie die Regierungsvorlage bestimmt), vorgeschlagen. 
Zu dem sogenannten Belagerungszustands -Paragraphen hat die 
TFommission eine Declaration des Inhalts beschlossen, daß Aus⸗ 
veisungen von Reichstags⸗ und Landtags⸗Abgeordneten während 
der Dauer der Session unwirksam sind. 
Nach dem soeben erschienenen Mitgliederverzeichnisse der Frak⸗ 
ionen im Reichstage ist das Centrum die stärkste Fraktion: 100 
Mitglieder. Die Rationalliberalen zählen 83, die Deutschkonser⸗ 
hativen 58, die Reichspartei 51, die Forischrittspartei 22, die 
liberale“ Gruppe 15, die Polen 14, die Sozialdemokraten 9 
MNitglieder. „Wild“ (d. h. meist erschrecklich zahm) sind 36 Mann. 
Erledigt find z. Z. 9 Mandate. 
Durch ein Schreiben an den Vorstand der nationalliberalen 
Fraktion vom 16. ds. hat der Abgeordnete Dr. Lasker seinen Aus⸗ 
rritt aus derselben erklärt. Dr. Lasker war bisher einer der Führer 
»er nationalliberalen Partei; in letzter Zeit war ihm aber diese zu 
cegierungsfreundlich. 
Wie das „Berliner Tgbl.“ hört, beabsichtigt die Centrums⸗ 
craktion nach den Ferien sich mit der Frage der Goldwährung zu 
beschäftigen und eventuell Anträge auf Abaͤnderung unserer Münz⸗ 
zesetzgebung einzubringen. 
Das „Dresd. Journal“ meldet: Zufolge einer katarrhalischen 
Affection sieht sich der König genöthigt, auf die beabsichtigie Reise 
aach Berlin zur Beglückwünschung des Kaisers zu verzichten. 
Ausland. 
Das Journal Voltaire“ will erfahren haben, daß die Schließ⸗ 
ung der Unterrichtsanstalten der Jefuiten und die Auflösung ihrer 
Noviziate von der französischen Regierung fest beschlossen sei; 
es sei nur noch nicht entschieden, ob man diese Maßregel mittelst 
einfachet Ministerialverfügung oder Decreis des Präsidenten der 
Republik durchführen werde. 
Londoner Morgenblätter vom 19. ds. veröffentlichen 
inen Bericht Hartmann's, worin er bekennt, Haupturheber des 
Moskauer Attentates gewesen zu sein. — Er beabsichtigt in wenigen 
Tagen nach Amerika auszuwandern. 
Die fremden Consuin in Smiyrna (Nleinasien) ersuchten 
hre Regierungen um schleunige Entsendung von Kriegsschiffen nach 
Smyrna, da in Folge der Verordnung, daß das bisher in Um— 
auf gewesene minderwerthige Geld, das Sultan Mahmud im Jahr 
1828/29 hatte prägen lassen, fortan nichts mehr gelten solle, eruste 
Unruhen zu befürchten seien. Der türkische Gouverneur daselbst 
requirirte von Konstantinopel Truppenverstaͤrlungen. Das fran⸗ 
vsische Kanonenbooin, Renard“ ging schon von Stambul nach 
Smyrna ab. Diplomatische Berichte jagen, daß die Gährung in 
Anz Kleinasien groß sei. 
Vermischtes. 
FIn Pirmasens ist ein Polizeidiener mit Hinterlassung 
einer Ehefrau und seines einzigen Kindes, sowie von 2800 —3000 
M. Schulden spurlos verschwunden. 
f.Kaiserslautern wird, der „Pf. Volkszig.“ zufolge, 
denfalls auf der in Berlin Statt findenden großen internationalen 
Fischerei⸗Ausstellung vertreten sein. Das Berliner Komite hat näm— 
ich das Ersuchen an die Stadi gerichtet, den großen Hecht, das 
Wohrzeichen der Stadt, zu dieser Ausstellung zu schicken, wobei 
ↄ fich bereit erllart hat, sammtliche Kosten zu iragen. Künftigen 
Montag schwimmt der Fisch per Bahn nach Berlin. 
Dem Vernehmen nach werden es etwa 60 Candidaten sein, 
welche die im Spaiherbst zu Landan abzuhastende Prüfung für 
»en Gerichtsschreiberdienst mitmachen. 
FWie die Pfälz. Presse“ vernimmt, beabfichtigen die Mühlen⸗ 
besitzer der Pfal z in nächster Zeit an einem noch naher zu be⸗ 
timmenden Orte zu einer Versammlung zusammenzutreten, um die 
dem Mühlengewerbe drohenden Nachtheile der Ausfuͤhrungsbestimm- 
ungen zu dem Getreidezollgesetz darzulegen und die Regierung zu 
riner Aenderung derselben zu bewegen.— 
7 Die Unterrichtskurse für —38— Hebammen zu Würz⸗ 
burg und Erlangen werden am 15. Juli d. Is. wieder beginnen. 
Aufnahmsgesuche sind, vorschriftsmäßig belegt, bis zum 15. April 
nächsthin bei den k. Bezirksämtern einzureichen. 
. Das oberbayerische Schwurgericht verurtheilte den Redacteur 
des „Bayerischen Landboten“ in Muüm'sch en, Buchner, wegen Be⸗ 
eidigung Sr. Maj. des Königs von Vayern, verübt in diesem 
Blatt, zu einer Festungsstrafe von 6 Monaten. Der Staalsanwalt 
jatte 8 Monate Gefangniß beantragt. 
FGRussich B Am 4. stießen auf der Charkow-Nikola⸗ 
ewerbahn in Rußland zwei Lastzüge auf einander, weil Locomotiv⸗ 
ührer und das ganze Personal berauscht und während der Fahrt 
ingeschlafen waren! Sechs Personen wurden getödtet und verwundet. 
— Fur die Nedaction beroartsic — 
emek.. 
Für Zeitungsleser. e 
Es bietet wohl kaum eine politische Zeitung ihren Lesern in so reichem 
Maße eine anregende Lectüre, bei einer Fuue des Stoffes, zu einem so billigen 
Abonnementspreise als das „Berliner Tageblatt“ vas sich durch feine 
Keichhaltigkeit, Vielseitigkeit und sorgfältige Auswahl seines Inhalis, einen feften 
Ztamm von weit über 70, 000 Abonnenten ju crwerben gewußt hai und 
omit die bei Weitem gelesenfie und verbreiteiste Zeitung Deutschlands geworden ist. 
Diese Abonnertenzahl hat bisher noch keine zweite deutsche Zeitung auch nur 
annähernd erreicht. So große Erfoige loͤnnen nur durch wirkliche Leistungen er⸗ 
zielt werden; fie liesern den Beweis, daß das Beriliner Tageblatt“ die 
Anspruche, welche man an eine große poliusche Zeitung zu stellen berechtigt ist, in 
oollem Maße zu befriedigen weiß. Aus dem reichen Inhalt wollen wir hier nur 
ẽiniges hervorheben: Die täglichen Leitartikel des Berliner Tageblatt“ zeichnen 
ich durch klaren, leicht faßßlichen Stil, durch die freimuthige, doch nicht agitato⸗ 
ische Sprache aus, unter firenget —XRXX politischen 
raktion d. enstbar zu machen — sondern zu jeder Frage ein eigenes, nach reif⸗ 
icher und unbefangener Prufung gebildete⸗ Urtheil abzugeben. Durch eine täg⸗ 
ich 2malige Ausgabe, eines Morgen⸗ und Abendblattes, ist das . . 
n der Lage, seinen Lesern alle Nachrichten stels )12 Stunden fruüher als jede nur 
inmal täglich erscheinende Zeitung zu bringen. Das B. T. unierhält an allen 
olitisch wichtigen Plätzen, wie St. Petersburg, Paris, London Wien, Rom, 
Irüssel, Konftantinopel ꝛc. Spizial⸗Correspondemen und ist durch diese in den 
Ztand gesetzt, mit taschen und zuverlässigen Berichten, meistens vermittelst kost⸗ 
pieliger Privattelegramme, allen anderen Jeitungen voran zu eilen; besonders 
aben ihm die in leter Zeit sich häufenden —EXV 
Zelegenheit, die Vortheue eigener Korrespondemten vor Augen zu führen. Es 
st eine Thatsache, daß das 13. T. einem großen Theil der deutschen, auch aus⸗ 
andischen Prefse als vorzugsweise Quelle fur neue Nachrichten dient. — Das R. 
. unterhalt ein eigenes parlamentarischez Bureau und bringt in Folge dessen 
nmittelbar nach den Sitzungen ausführliche unparteiische Berichte. — Den Er⸗ 
ignissen in der Reichshauptsiadl folgt das B. T. mit seinen umfassenden Lolkal⸗ 
achrichten stetz auf dem Fuße. — Dem Handel und ver Industrie wird durch 
jne besondere Handelszeitung nebst vollstan digem Courszettel der Berliner Vorfe 
ingehende · Beachtung geschenkt und besonders darauf Bedacht genommen, daß 
as Publikum vor gewagten Spekulationen und schwindelhaften Unternehmungen 
tets rechtzeitig gewarnt werde. — Theater, Kunst und Wissenschaft werden im 
Jeuisletou des B. T. in ausgedehntem Naße gepflegt, außerdem erscheinen in 
emselben Romane und Rovellen unserer ersten Autoren. Im nächsten Quartal 
tscheint „Die russische Geige“ von H. Greéeville, dessen frühere Werke 
ets den ungetheilten Beifall der Lesewelt sich erwarben. Das Berner 
Tageblatt“ wird durch fiete Vervolllommnung und Erweiterung seines Inhalts 
»emuͤht bleiben, sich nicht allein auf dem erreichlen Hohepuntte zu erhalien, son 
ern quch immer weitere Kreise an sich zu fefseln. 
Die verschiedenen Separat⸗Beiblaͤtter, welche das B. T. seinen Aben⸗ 
jenten liefert, haben nicht zum getingstn Theil zu den großen Erfolgen bei- 
zetragen. Die „Deutsche Lesehalle“, eine belletrstische Wochenschrift 
inter Mitarbeiterschaft der beliebtesten Autoren ist der Unterhaltung und Be⸗ 
ehrung gewidmet; das WitzblattVIIce, mii den meifte rhaften Illustra⸗ 
ionen von H. Scherenberg, sorgt mit seinem theils scharf satyrischen theils 
armlos gemüthlichen Humor für die Lachlust der Lefer; die wöchentlichen 
Nittheilungen über Landwirthschaft Gartenbau und Hauswirthschaft bringen 
ieben namenkllich für den kleineren Landwirth Wissenswerthen, praktische Winke 
ur den Gartenbau und zahlreiche Rotizen und Recepte für die Hauswirthe 
chaft. Probenummern werden auf Wunsch gratis und franco zugesandt. 
Der billige Abonnementspreis in Berucksichtigung des gebotenen Lejema⸗ 
erials beträgt bei allen Reichspoftämtern nur ä Narie es bC pro 
2unrinl für alle A Blätter zusammen. Um sich den punktlichen 
empfang des Blattes von Beginn des Quarials an zu sichern, wolle man 
as Abonnement moͤglichst frühzeitig bewerlsielligen.