Full text: St. Ingberter Anzeiger (1880)

weniger als 4 Waldbrände innerhalb acht Tagen vorgekommen. 
Der erste im Revier Munchweiler und der zweite im Revier Lem⸗ 
berg war von geringer Bedeutung. Ein 3. Brand im Revier 
Waidfischbach, der etwa 50 Morgen Kiefernbestand eingeäschert ha⸗ 
ben soll, und ein 4. am 27. siatigehabter Brand im Revier Ep— 
penbrunn hat bedeutenden Schaden angerichtet. —A 
jer Brände sind nur darin zu suchen, daß brennende Streichhölzer 
und noch glůhende Cigarrenreste achtlos weggeworfen werden und 
daß glühende Funken bei trockenem und dürrem Reisig reichlich 
Nahrung finden. Ein Waldbrand fand ferner am 29. März im 
Stiftswald, Revier Waldleiningen, statt; 6 Tagwerk sollen ver⸗ 
nichtet worden sein. Arbeiter von Kaiserslautern, Mölschbach und 
Waldleiningen geboten durch Abgrabung der Braudstätte dem Feuer 
Einhalt. Auch bei Kusel in der sogenannten Gailbach entstand 
m 28. ein Waldbrand, vermuthlich durch die Unvorsichtigkeit von 
Kindern herbeigeführt. Doch wurde derselbe hauptsächlich von 
Theilnehmern an einer in der Nähe stattfindenden Tanzmusit erstickt. 
Am Charfreitag, Abends 8 Uhr, brach ein Waldbrand bei Sit— 
eis aus. Derselbe wurde von Alsenz aus entdeckt und eilten zahl⸗ 
reiche Bewohner auf den etwa eine halbe Stunde entfernten Brand⸗ 
plaß. Um halb 11 Uhr war das Feuer gedämpft. Der Wald 
uͤmfaßt etwa 15 Tagwerke. Abgebrannt ist durch die rasche Hilfe 
nur wenig. — Am Ostermontag brannten im „Erbusch“ bei der 
Fasanerie bei Zweibrücken einige Tagwerk Wald nieder. 
Außer der Einführung der Erhöhung der Worttaxe von 3 
auf 5Pf. im internen Telegraphen⸗Verkehre Baherns wird vom 
J.Aprit an bekanntlich in ganz Europa der Woritarif eingeführt. 
Die Telegraphengebühren betragen nunmehr in ganz Deutschland 
mit Luxemburg 20 Pf. Grundtaxe und 5 Pf. Worttare, nach 
Belgien, Dänemark, Niederlande, Oesterreich und der Schweiz 40 
Pf. Grund- und 10 Pf. Worttaxe (nach der Schweiz bisher 5Pf.), 
nach Bosnien, Herzegowina, Italien, Montenegro, Rumänien, 
Serbien: 15 Pf. pro Wort und 5 Worte Zuschlag, nach Frank⸗ 
reich: 16 Pf. pro Wort; nach Bulgarien, Portugal und Spanien: 
20 Pf. pro Wort und 5 Worte Zuschlag; nach Helgoland, Nor— 
wegen. Schweden: 40 Pf. Grund⸗ und 29 Pf. Worttare; nach 
Eugland: 30 Pf. Worttare; Rußland: 25 Pf. Worttare und 40 
pf. Grundtare; Gibraltar: 35 Pf. Worttare und 5 Worte Zu⸗ 
schlag; nach dem kaukasischen Rußland, Griechenland, Türkei und 
Malta: 40 Pf. Worttaxe und 5 Worte Zuschlag als Grundtare. 
Vom LagerLechfeld. Am ersten Ostertage ent⸗ 
stand aus einer bis jetzt noch unbekannten Ursache ein Heidebrand 
bei Lager Lechfeld, der bei lebhaftem Ostwind rasch eine ziemliche 
Ausdehnung gewann. Dem energischen Einschreiten der sämnit⸗ 
lichen Mannschaft gelang es indeß des Feuers Herr zu werden 
und so eine Gefabr für die Gehäulichkeiten des Lagers hintan zu 
halten. 
F Metz. Seit einiger Zeit ist die Zahl der aus Frankreich 
zurücktehrenden Elsaß-Lothringer wieder im Steigen begriffen; dem 
hiesigen Gemeinderath lagen in seiner letzten Sißung eine größere 
Anzahl von Naturalisations-Gesuchen zur Begutachtung vor. Der 
vermehrte Zuzug ist in erster Linie der in geschäftlicher Beziehung 
eingetretenen Besserung zuzuschreiben, dann aber auch der Hebung 
der Eisenindustrie, welche namentlich in dem Moselbecken bei Metz 
ine bedeutende Betriebsbergrößerung erfahren hat, so daß die zahl⸗ 
reich ankommenden Arbeiter vollauf Beschäftigung finden. Im 
allgemeinen ist man auch nicht mehr so zur Auswanderung geneigt 
als in den früheren Jahren; so hat sich beispielsweise im ver— 
gangenen Jahr eine wesentliche Abnahme der Zahl derjenigen 
ungen Lente bemerklich gemacht, welche, um sich der Militärpilicht 
zu entziehen, fortgingen. Bei der letzten Ausheb ung der Gestel⸗ 
iungspflichtigen im Londkreise Metz fehlten bei der Musterung nur 
7,42 Procent der Heerespflichtigen. Nimmt man hierbei an, daß 
hei der Auswanderung in den ersten Jahren eine große Zahl von 
Minderjährigen, welche zur Optionsabgabe nicht verpflichtet waren 
und die bereits zum Theil im französischen Heer dienen, sich be⸗ 
sanden, so ermäßigt sich die Zahl der ohne Entschuldigung Ausge— 
zliebenen noch mehr, und in kurzer Zeit wird der Procentsatz der 
Ausgebliebenen in Elsaß-Lothringen demienigen des alten Bundes 
»graussichtlich gleich stehen. 
AVerlin. Ein junger Mediziner hat sich hier durch eine 
Maßregel eine bedeutende Praxis und den Ruf eines 
Arztes erworben. Während seiner Sprechstunden steht auf 
ische eine bis zum Rand mit Sand gefüllte Schüssel. 
AVnmg eines Patienten beendet und das Rezept ge⸗ 
4 der Arzt auf die Fcage nach der Schuldig— 
qres Könnens. Bitte, es dort in den Sand 
führt ihm eine Masse armer Patienten zu. 
bei Essen a. R., 39. Marz. Die 
rsachten Bodensenkungen greifen 
er um sich. So ist heute Mor⸗ 
Tagesbruch erfolgt, und zwar 
»em Locale des „Deutschen 
sustige Gesellschaft war 
vort noch beim Kartenspiel im Logensaale versammelt, als plötzlich 
zas ganze Zimmer in bedenkliche Schwankungen gerieth, und im 
beren Stogwerke die Zimmerdecken unter gewaltigem Krachen 
serabstürtzten. Nur die Geistesgegenwart der späten Zecher ret⸗ 
rete dieselben vom sichern Tode; sie flüchteten eiligst durch Thür 
ind Fenster und kamen, einige leichtere Queischungen abgerechnet, 
lücklich ins Freie. Nur einem Beamiten wiederfuhr das Unglück, 
zaß er beim Sprunge aus dem Fenster mit seinen Kleidern an 
dem Fensterrahmen hängen blieb und aus dieser „schwebenden“ 
rage erst mit Hilfe eines Dritten befreit werden konnte. Wäre 
as Unglück einige Stunden früher geschehen, so wären, da am 
jestrigen Abend „Kränzchen“ war, sämmiliche Mitglieder der Loge 
n der größten Gefahr gewesen, lebendig begraben zu werden. Die 
dreuzstraße ist in Folge dessen gesperrt und den Bewohnern der 
ndmiltelbater Naͤhe des Unglücksplatzes liegenden Häuser Sei⸗ 
ens der Polizei aufgegeben worden, heute noch ihre Wohnungen 
u räumen. 
4 (Unbestrafter Diebstahl.) Der verstorbene Herausgeber und 
rigenthümer der „Gartenlaube“, Ernst Keil inLeipzig, hatte 
iber seinem Pulte ein Blatt mit der Inschrift aufgehüngt: „Zeit 
st Geld“, — ein Wink mit dem Zaunpfahl für solche Besucher, 
delche nach Erledigung ihres Geschäftes gerne noch einen kleinen 
der großen Schwatz zu halten beliebten. Eine andere Inschrift 
erselben Tendenz, doch in metrischer Form, hat sich Emil Ritters— 
saus in Barmen über seinem Comptoirpult (er ist bekanntlich Kauf⸗ 
mann) angebracht; sie lautet: 
Sag' was du willst, kurz und bestimmt, 
Laß' alle schönen Phrasen fehlen! 
Wer nutzlos unsre Zeit uns nimmt, 
Bestiehlt uns — und: Du jsoll nicht stehlen!“ 
f Die Frage der Einführung einer Normalzeit für die Eisen⸗ 
zahnen des deutschen Reichs wird auf der im Juni d. J. in Inn s⸗ 
»ruck tagenden Fahrpiankonferenz des Vereins deutscher Eisen⸗ 
ahnverwallungen zur Sprache kommen. Als Normalzeit für die 
Aufstellumg der Fahrplane in ganz Deutschland ist, wie jetßzt be⸗ 
tätigt wird, die Leipziger Ortszeit in Aussicht genonimen, welche 
jegen Berlin um — 4 Minuten, gegen Aachen um — 25 Min., 
jegen Eydtkuhnen um — 37 Min., gegen Muünchen unm — 3 
Hun. und gegen Frankfurt a. M. um — 15 Min. differirt. 
4Ein seit 1848 beabsichtigtes, wegen allerhand Schwierig⸗ 
eiten aber nicht ausgeführtes Unternehmen wird nun bald in An⸗ 
zriff genommen werden können. Es ist dies der Nor d⸗O stse e⸗ 
Fanal, der aus der Kieler Bucht nach Brunsbüttel führen soll. 
ẽ«'s ist hierzu Herrn Dahlström die Vorkonzession bereits ertheilt, 
und soll derselbe um 75 Mill. Mi. innerhalb sechs Jahren her⸗ 
gestellt werden und zwar so, daß er auch Seeschiffe zu tragen 
»ermochte. 
Die Frau eines belgischen Officiers führte mit ihrem Manne 
inen Ehescheidnngsproceß vor dem Tournaier Tribunal; allein die 
gerichtlichen Verhandlungen nahmen so lange Zeit in Anspruch, daß 
zie nach Freiheit dürstende Gattin ungeduldig wurde. Da fiel ihr 
Blick auf eine Zeitungsanzeige, in der ein Herr Loredan zu Lille 
vegen seiner ausgezeichneten Fechtkunst außerordentlich gelobt wurde. 
Schnell entschlossen reiste sie sofort nach Lille, um Herrn Loredan 
u bewegen, die Bekanntschaft ihres Mannes zu machen, ihn zu 
reizen mid ihn im Duell einfach — todt zu stechen. Sie bezahlte 
ofort 800 FIrcs. baar und Loredan machte sich auch demgemaß 
zleich auf den Weg; aber zuerst begab er sich in eine Kneipe und 
ceipte sich dort so fest, daß er seinen Zechcumpanen bald sein 
anzes Vorhaben enthüllte. Die Folge war eine Anzeige beim 
Slaatsanwalt, gerichtliche Untersuchung und Verurtheilung der edlen 
Ddame zu 1 Monat Gefängniß und 100 Fres. Geldbuße; Herr 
roredan aber wurde freigesprochen. 
p Die Bücherpreise sonst und jezßt. In Bezug auf außer⸗ 
rdentlich teure und auffallend billige Bücher haben die Englän⸗ 
der das Höchste geleistet. Im Jahre 690 kaufte der Konig von 
Lordhumberland ein Buch von einem Mönche des Klosters War⸗ 
nouth für den Preis von 1200 Morgen Land. Jetzt druckt man 
in Orford eine Taschenbibel in Diamantschrift und elegantem Ein⸗ 
hande von gepreßtem Ledertuche für eine Mark. 
p Wulhkrank im Ballsaal. Ein merkwürdiger Fall von Wuth⸗ 
rankheit wird aus Kronstadt in Siebürgen berichtet. Vor 
inigen Monaten wurde dort die Tochter eines angesehenen Bürgers 
on einem Hunde angefallen. Das Thier sprang dem Mädchen ins 
gesicht und biß demselben ein Stück der Nase weg. Einem schleunigst 
erbeigerufenen Arzt gelang es, das verstummelte Organ wieder zu⸗ 
aimmenzusetzen und dem hübschen Mädchen blieb nur eine gutver⸗ 
eilte und nicht sonderlich auffallende Narbe als Erinnerungszeichen 
die Sache schien schon in Vergessenheit gerathen zu sein und man 
Hereitete sich kürzlich in der Familie vor, einen öffentlichen Ball zu 
esuchen. Das Mädchen ward von seiner Mutter und den Ge⸗ 
hwistern hübich geschmückt und freute sich lebhaft darauf, den Ball⸗ 
aal zu betreten. In dem Moment aber, wo sich der letztere ihm 
hnen wärde es von einer ungeheuren Aufregunge, die bald in