Hl. Inaberler Anzeiger.
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M 60. Donnerstag den 15. April
4sõ.
Deutsches Reich.
Das aus Berlin kommende Gerücht, daß der Admiral in
der englischen Marine, Fürst Ernst Emerich von Leiningen an
Slelle des Generals v. Stosch zum Chef der Admiralität des
Deutschen Reiches ausersehen sei, interessiri bei uns besonders auch
deshalb, weil der Fürst bayerischer Standesherr und als solcher
Miiglied unserer Kammer der Neichsräthe ist, an deren Sitzungen
er übrigens seit Jahren nur sehr selten Theil nahm; vielmehr wurde
r von der hohen Kammer wegen seiner Dienstleistung in der eng—
lischen Marine immer für längere Zeit beurlaubt. Furst Leiningen
ist 30 Jahre alt, ein Halbbruder der Königin Victoria.
In Berlin wurde am 12. April durch den österreichischen
Botschafter und durch einen Vertreter der deutschen Reichsregierung
ZRie Erktlärung unterzeichnet, wodurch das bezüglich der Zoll⸗
und Handelsverhältnisse bestehende Provisorium zwischen Deuisch⸗
and und Oesterreich⸗ Ungarn bis zum 80. Juni 1881 verlängert wird.
In einer der letzten Sitzungen des Bundesraths erklärte der
württembergische Bevollmächtigte, es sei nothwendig, derartige
Aenderungen in der Geschäftsordnung des Bundesrathes vorzu⸗
nehmen, daß Vorgänge, wie bei der Abstimmung am 3. April ver⸗
mieden werver. NVenderungen in der Reichsverfassung werden
sicherem Vernehmen nach von keiner Seite beabsichtigt. Die An⸗
iräge auf die erforderlichen Aenderungen der Geschäftsordnung
pürften Preußen überlassen bleiben. (Wenn die Motivirung
Wuürttembergs hier richtig angegeben ist und zu den Thatsachen
stimmt, so müßten in der Bundesrathssitzung vom 3. April ver⸗
schiedene durch Substitution abgegebene Stimmen nicht im Sinn
der Substituenten abgegeben worden sein. Davon aber hatte bis
jetzt wenigstens nichts mit Verlässigkeit verlautet, wenn auch eine
ʒerartige Andeutung in verschiedenen Zeitungen erschienen war.
An sich kann begreiflicherweise die Substitution in dem Resultat
der Abstimmungen gat nichts ändern. Möglicherweise hat der
württembergische Antrag auch nur die Bedeutung eines Pflästerchens
auf des Reichskanzlers Empfindlichkeit.)
Der Reichstag nahm ani 12. April mit 146 gegen 79
Stimmen den Antrag Windthorsts an, es möge der im vorigen
Jahr beschlossene Flachszoll, der erst mit kommendem Juli in Kraft
treten soll, wieder aufgehoben werden.
Die Gewerbeordnungs⸗Commission des Reichstags hat
mit 13 gegen 7 Stimmen den Antrag v. Soden's angenommen,
wonach Schauspiel⸗ Unternehmer zum Betrieb ihres Gewerbes der
Erlaubniß beduürfen, die Erlaubniß aber zu versagen ist, wenn die
Behörde auf Grund von Thatsachen die Ueberzeugung gewinnt,
daß den Nachsuchenden die zum Gewerbebetriebe erforderliche Zu⸗
verlässigkeit bejonders in sittlicher, artistischer und finanzieller Hin⸗
sicht abgeht.
Der Reichskanzler hat sich gegen Einführung eines Ausfuhr⸗
zolles auf Lumpen ausgesprochen.
Der Bundes raih hai am Montag auf Antrag Bahyerns
die Berathung des Gesetzentwurfs betr. die Reichsstempelabgaben
wieder aufgenommen und denselben nach den Beschlüssen der ersten
Berathung angenommen mit der Maßgabe, daß auch Quittungen
uͤber Auszahlungen auf Postanweisungen stempelpflichtig sein sollen.
Der Schredschuß des Reichskanzlers mit der Einreichung seiner
Demission hat also seine Wirkung gethan.)
Ausland.
Die „Agence russe“ erklärt die Meldung verschiedener Blätter,
daß 20,000 bis 40,000 Chinesen die ruisische Grenze über⸗
schritten hätten für unrichtig.
Vermischtes.
⸗Si. Ingbert, 14. April. In heutiger Schöffen—
sitzung kam nur eine Sache zur Verhandlung und wurden 9
Burschen von hier wegen Veruͤbung groben Unfugs zu je 1 Tag
Haft verurtheilt, 6 dagegen als nicht überführt freigesprochen.
*St. Ingberi. Der praktische Arzt Ht. Dr. Schäffer
in Ensheim wurde von der Fayence⸗Fabrik der Hrn. Geiger und
Uzschneider in Saargemünd als Gewerkschaftsarzt angestellt. Der⸗
selbe wird schon in nächster Zeit von Ensheim nach Saargemünd
übersiedeln.
4Die an Stelle der vom Verwaltungsgerichtshofe für ungiltig
erklärten Gemeinderathswahl der Bürgermeisterei Niederau ve
bach angeordnete Reuwahl findet am Mittwoch den 5. Mai
nächfthin Statt. —
4In Trippstadt grassirt die Halsbräune stark; die Kai⸗
ersl Z.“ will wissen, es seien schon 40 (2) Menschen daran
gestorben.
p Louis Harth in Glanmünchweiler hat um ein Patent fur
reine Neuerung an Backöfen nachgesucht.
4 Auf der Geisenmühle bei Otterberg brach, wie die
„Pf. Pr.“ meldet, in der Nacht vom 10. auf 11. April ein Brand
jus, welcher das Wohnhaus, die Mahl- und Oelmühle einäscherte.
der Schaden wird auf 17,000 M. angeschlagen. Der Besitzer
st versichert.
— Prof. Dr. Wolpert in Kaiserslautern hat um ein Pa⸗
ent für Anwendung erwärmter Luft auf Boden-, Wand⸗, Lambris⸗
ind Luftofen⸗Heizung nachgesucht.
p In Neustadt ist ein Bote des dorligen Postamts gefaäng⸗
ich eingezogen worden, weil sich derselbe der Unterschlagung eines
postanweisungsbetrags von 800 Me. schuldig gemacht haben soll.
4 Die drdentliche Hauptversammlung des Pfalzischen Ver⸗
chönerungsvereins findet nach dem Beschlusse des Ausschusses
vom letzten Sonntag am 4. Juli, Nachmittags 3 Uhr, in Winn⸗
veiler siatt. Der Verein ist im Zunehmen; die Einnahme des
verflossenen Jahres mit über 3500 Mk. ist seit 1874, dem Jahre
»er Gründung, die stärkste.
pEdenkoben. In hiesiger Gemarkung ist schon eine
aamhafte Anzahl von Weinbergen ausgehauen worden. Es geschieht
ies namentlich in den Lagen, wo der Frostschaden jede Hoffnung
auf einen diesjährigen Herbstertrag vernichtet hat, und die sich ohne⸗
hin nicht gut zur Anlage von Weinbergen eignen. Diese Grund⸗
zücke werden in der Regel noch mit Kartoffeln bepflanzt und stellen
daher für dieses Jahr noch ein Ernteergebniß in Aussicht.
Auf den Gemarkungen von Frein sh e im und Wei⸗
jenheim a. S. stehen die Kirschbäume in voller Blüthe. Hat
uuch der strenge Winter manchen Schaden gethan, so sind der ge⸗
und gebliebenen Augen doch noch viele und kann daher eine reiche
tirschenernte erwartet werden.
FDurch den kgl. Regierungspraͤsidenten der Pfalz, Se. Erz.
Herrn Staatsrath von Braun, war auf Montag Vormittag im
Saal der kgl. Studienanstalt zu Spei er eine Versammlung zur
Besprechung über Mitwirkung bei der Jubi läumsfeier des Wittels⸗
ach'schen Fürstenhauses, der Organisation des Sammelwerkes für
ẽrrichiung einer Witielsbacher Landesstiftung („Jur Förderung des
»ayer. Handwerks in Stadt und Land“) und zur Vornahme der
Wahl cines Kreiskomite's ꝛc. anberaumt worden. Nachdem Se.
cxzellenz die Versammlung mit einer begeisterten Ansprache eroffnet
—
n Landau das Kreiskomite für die Pfalz aus den 42 zur Ver⸗
ammlung eingeladenen Herren, darunter die H.H. Bürgermeister
greith, Pirmasens, Dümmler, Homburg, Koch, Kusel, und Märcker,
Zweibrücken, Oberlandesgerichtspräsident v. Kieffer, Zweibrücken,
ind Hüttenwerksbesitzer Gustav Krämer, St. Ingbert. Das Komite
ibertrug die Vorstandtschaft des Kreiskomite's Hrn. v. Braun und
chritt behufs Organisation des Sammelwerkes zur Wahl eines ge⸗
chäftsführenden Ausschusses, bestehend aus den Herren: 1. v. Braun
als Vorstand; 2. Regierungsdirektor v. Lamotte; 3. Konsistorial⸗
Airektor Glaser; 4. Regierungsrath Frhr. v. Harold als Schrift⸗
ührer; 5. Kaufmann Rösinger als Kassier; 6. Rektor des Real⸗
yinnasiums Dr. Mohr und 7. Bürgermeister Haid, sämmtlich in
peier. Als Delegirie in das Landeskomite in München wurden
bestimmt: 1. v. Braun, 2. Dr. Armand Buhl in Deidesheim,
3. Hüttenwerksbesitzer Gustav Krämer in St. Ingbert. Das Kreis⸗
somile beantragte, behufs Organisation des Sammelwerkes einen
Aufruf an alle Bürgermeisterämter zur Bildung von Localkomite's
zu erlassen, welche mit Unterstützung der kgl. Bezirksämter die
Sammlungen vornehmen und die Sammel⸗Ergebnisse an die kgl.
—0— schließlich,
docbehaltlich der allerhöchften definitiven Anordnung über die Ver—