Full text: St. Ingberter Anzeiger (1880)

baks. — Für amerikanische Kriegsschiffe werden Kohlenstationen 
auf beiden Seiten der Landenge von Panama errichtet. —* 
ABermisces. 
*Sit. In gbert, 16. April. Wie uns von competenter 
Seite mitgetheilt wurde, ist die an dieser Stelle in dem gestrigen 
Zlatle gebrachte Notiz, daß Herr Dr. Schaf fert in Ensheim 
sen den' Herren Geiger und Utzschneider als Fabrikarzt angestellt 
worden sei gänzlich unrichtig, auf Wahrheit beruht nur der Weg⸗ 
zug des genannten Herrn nach Saargemünd. 
FPaus dem Westrich wird der „Pf. Pr.“ geschrieben: 
Da bei den dermalen herrschenden schlechten Zeitverhältnissen gewiß 
Viele in die Lage versetzt werden, Geld leihen zu müssen, so glau— 
hen wir dem Jnteresse unserer Leser zu dienen, wenn wir sie auf 
Nachstehendes aufmerksam machen. Die Kreishilfscasse der Pfalz 
u Speier gewährt Geldbedürftigen unter nacherwähnten Voraus— 
egen Daͤrlehen gegen einen mäßigen Zinsfuß, in der Regel 
1'pPCi. Diese Darlehen sind in bestimmten Terminen und zwar 
int Quartalsraten abzutragen. Die Wahl der Termine steht dem 
Schuldner zu; dieselben sollen jedoch keinen längeren Zeitraum 
As I5 Jahre umfassen. Die Zinsen des Darlehencapitals werden 
gleich zu letzterem geschlagen und hienach die Terminenbeträge be— 
chnet, so daß letziere ganz gleich sind, d. h der im ersten Ter⸗ 
mine fällige Betrag nicht größer ist, als der im letzten Termine 
fällige. Wenn jemand 809 M. bei gesagter Casse leiht und als 
Abtragungsfrist 10 Jahre bedungen werden, so hat derselbe, um 
diese Schuld nebst Zinsen vollstündig zu decken, während dieser 
Zeit allbierteljährich blos 9 M. 4 pf. zu zahlen, welche abzu— 
Fagen ihm gewiß nicht schwer halten wird. — Für Beträge bis 
zu I80 M. genügen einfache Schuldscheine unter Privatunterschrift; 
für großere Beträge müssen notarielle Schuldurkunden ausgestellt 
verden. Der Schuldner muß einen Bürgen stellen oder aber hypo⸗ 
thekarisches Unterpfand bewilligen. Darlehen werden von besagter 
Fasse nicht gewährt: 1) Solchen, welche nicht zur Erhaltung ihres 
Vermogens, sondern behufs Erweiterung desselben um das Dar⸗ 
lehen desselben nachsuchen; 2) Solchen, welche nicht durch einen 
Unglücksfall, sondern durch unkluge Wirthschaft, Speculation ꝛc. in 
bie Lage versetzt wurden Geld leihen zu müssen. Der Schuldner 
nd dessen etwaiger Bilrge müssen einen guten Ruf besitzen und 
dürfen nicht an Excessen und gesetzwidrigen Umtrieben Theil ge⸗ 
sonmmen haben. Gesuche um Darlehen sind beim Bürgermeister⸗ 
amte anzubringen. Der Armenpflegschaftsrath stellt ein Gutachten 
aus, an das sich das Seitens des Einnehmers reiht. Das Dar—⸗ 
lehen kann auch schon vor Ablauf der festgesetzten Frist bezahl⸗ 
werden. Die Zahlungen haben stets an den Steuereinnehmer zu 
erfolgen: 
Aus Homburg berichtet die „Pf. Ztg.“ folgende Episode 
aus den Kriegsjahren 187071. Die Schlachten von Wörth und 
Epichern waren geschlagen, Frankreichs Heere auf der ganzen vor⸗ 
deren Linie zurüägeworfen und unaufhörlich rückten Deutschlands 
berbündete Krieger hinein ins feindliche Land. Der Oberfeldherr 
der Deutschen, Konig Wilhelm von Preußen, hatte sein Hauptquar⸗ 
sier in Hoiburg in der bayer. Pfalz aufgeschlagen und in seiner 
Begleitung befand sich außer vielen hohen und höchsten Würdenträ⸗ 
gern, auch der zukünftige Kanzler des neuen deutschen Reiches, 
Wraf Otto von Bismarck⸗Schönhausen. In Folge der enormen 
Truppenanhäufung in und um Homburg waren die Brod⸗, Fleisch 
und sonstigen Victualienvorräthe in dem kleinen Städtchen bald 
aufgezehrt und mit Mühe gelang es mitunter selbst ansässigen Bür⸗ 
gern, sich das nöthige Brod zu verschaffen. Um deshalb nicht 
— sein, nahmen verschiedene 
Hausfrauen ihre Zuflucht zu den Mehlvorräthen der Speisekam⸗ 
Fer und bereitelen sich aus solchen selbst das nöthige Brod. Eine 
wackere Hausfrau des Städtchens, die gleichfalls zu diesem Mittel 
ihre Zufiucht genommen hatte, begegnete nun auf dem Heimwege 
vom VBader bei dem sie das Brod hatte backen lassen, dem ihr 
unbekannten, mächtigen Minister, der in gewöhnlicher Cürassiruni⸗ 
form über den Marktplatz einherkam. Mochte nun der Anblick 
des frischgebackenen Weißbrodes in Graf Bismarcdk das Verlangen 
—V hierzu bestimmen, kurz er frug 
freundllich die Frau, ob sie ihm nicht das schöne Brod ablassen 
wolle. Auf die Bemerkung der Frau, daß sie des Brodes selbst sehr 
benöthigt sei und deshalb dasselbe nicht hergeben könne, frug det 
Graf, nach nochmaligem vergeblichem Versuche, das Brod zu erlan⸗ 
gen: Nun würden sie auch dem Grafen Bismarck das Brod nicht 
uͤberlassen?“ Rasch entschlossen erwiderte die resolute Frau, keinet⸗ 
wegs durch die Nennung des bekannten Namens überrascht: „Heute 
sollen Sie das Brod haben, würden Sie es jedoch im Jahre 1826 
derlangt haben, hätten Sie es nicht bekommen.“ 
. Rachdem die Distrikte Homburg und Waldmohr 
ihren im Jahre 1870 gefaßten Beschlüssen gemäß, zur Aneiferung 
der einzelnen Gemeinden zur Errichtung von Fortbildunge⸗ 
schuhen jährlich 400 und bezw. 500 Mk. aus Distriktsmitteln 
zu gewähten, seither diese Unterstützungssummen sin ihre Budgets 
Ipfellten und an die Gemeinden verousngohten. unterlieken die— 
elben bei der Aufstellung der Distriktsvoranschläge pro 1880 die 
raglichen Kreditirungen. Auf Antrag des k. Bezirksamtes hat 
un die k. Regierung die von den Distriktsräthen abgesetzten Posten 
mit dem Bescheide wieder eingestellt, daß es diesen nicht zustehe, 
hre ursprünglichen Beschlüsse aufzuheben, weil sie durch dieselben 
In in den Gemeinden zur Einführung gekommenen und noch 
ommenden Fortbildungsschulen gegenüber Verpflichtungen einge⸗ 
jangen seien, von denen sie nicht entbunden werden könnten. Die 
rntscheidung fußt im Besondern auf Artikel 272 des Distriktsraths⸗ 
hesetzes vom 28. Mai 1852, welcher unter Anderm besagt, daß 
ede Distriktsgemeinde verbunden ist, alle jene Leistungen zu be⸗ 
treiten, welche ihr in Folge der Beschlüsse des Distriktsrathes ob⸗ 
liegen. Den von dem Distrikte Waldmohr abgestrichenen Beitrag 
zur Lateinschule Homburg hat die k. Regierung im Hinblick auf 
Zen zitirten Gesetzesartikel ebenfalls wieder eingestellt, weil der Di— 
triktsrath diesen Beitrag in seinem seinerzeitigen Beschlusse als 
tandigen Dotationsbeitrag bestimmt habe. (Pf. Pr.) 
p In Kaiserslautern soll eine in ungünstigen Lebensver⸗ 
Jältnissen lebende Wittwe von ihrer in Amerita jüngst verstorbenen 
Zchwester 72,000 Mi. geerbt haben. 
P Die diesjährige Hauptverfammlung des pfälzischen Zweig⸗ 
vereins deutscher Varbiere wurde am 12. ds. in Grünstadt 
ibgehalten. Besucht war dieselbe von etwa 20 Mitgliedern. Als 
delegirter zum Bader⸗Kongreß in Stuttgart am 24. Mai wurde 
derr Wickel⸗Frankenthal gewählt. Die nächste Versammlung soll 
n September in Kaiserslautern stattfinden. 
FDie auf Anregung des Hertn kgl. Bezirksamtmanns v. 
Moerg in allen Gemeinden des Amtsbezirkes Germersheim 
vorgenommenen Geldsammlungen für die Brandbeschädigten in Do— 
naustauf haben 1538 Mk. 23 Pf. ergeben. 
pIn Ludwigshafen brach in der Nacht vom 13. April 
in der Leimfabrik auf dem Hemshofe ein Brand aus, der einen 
Theil der Fabritgebäude einäscherte. 
Nach einer Notiz der St. Joh. Ztg. werden die Hüttenwerks⸗ 
zesitzer Gebr. Stumm in Neunkirchen ihr Eisenwerk ver—⸗ 
größern und eine neue Bessemer⸗-Anlage behufs Herftellung von 
— 
p Bei dem 9. Infanterie-Regiment in Würzb urg sind 
am 1. da. 44 Einjährig⸗Freiwillige eingetreten. 
Dem Landrath der Oberp falz, welcher die Aufbesser⸗ 
ing der Lehrergehalte aus Kreismitteln abgelehnt hat, wird 
zurch den soeben erschienenen Abschied Folgendes vorgehalten: 
„Wir unterschätzen nicht die zunächst aus der allgemeinen wirth⸗ 
chaftlichen Lage abgeleiteten Gründe der Ablehnung, vermögen sie 
wber nicht ausreichend zu erachten, um eine Maßregel abzuweisen, 
welche thunlichste Gleichstellung der oberpfälzischen Lehrer bezüglich 
hrer Gehaltsverhältnisse mit den Lehrern anderer Regierungsbe⸗ 
irke herbeiführen sollte. Wir geben Uns daher der Erwägung 
hin, daß der Landrath bei seinem nächsten Zusammentritt die hier⸗ 
ür erforderlichen Mittel bewilligen werde, und beauftragten Un⸗ 
ere Kreisregierung, das betreffende Postulat in die Propositionen 
zum Kreisbudget für 1881 wiederholt einzustellen. 
p Eine schöne Sitte ist in dem kleinen Städtchen Hohen⸗ 
herg in Oberfranken eingeführt. Es besteht dort nämlich die 
Zitie, daß jedes Kind bei seiner Konfirmation und dem Abgange 
us der Schule auf sonst wenig benutztem Gemeindegrund einen 
Obstbaum pflanzt, welcher während seiner ganzen Lebensdauer sein 
rigenthum bleibt. Wer Gelegenheit hatte zu beobachten, wie sorg⸗ 
altig die jungen Leute ihre ihnen lieb gewordenen Bäumchen 
aflegen, der wird zu der Ueberzeugung gelangen, daß hierdurch 
ucht nur bei der Jugend die Liebe zur Obstbaumzucht gewedt. 
ondern anch dem muthwilligen Beischädigen der Bäume vorgebeugt 
vird. 
Vor einigen Tagen wurde von dem Schwurgericht der Pro⸗ 
hinz Starkenburg (Hessen) der Müller Pfaff, gebürtig von Nie⸗ 
er⸗Ramstadt, zuletzt in Bechtolsheim wohnhaft, wegen Mordes 
einer Mutter zum Tode verurtheilt. Er ist überführt, die 
etztere zu Nieder-Ramstadt in der Nacht vom 2. auf den 3. März 
m ihrer Schlafkammer erwürgt und alsdann an einem Strid 
nufgehängt zu haben, um den Tod als durch Selbstmord erfolgt 
erscheinen zu lassen. Der Angeklagte der nach Bechtolsheim gehei⸗ 
cathet hatie und damals in der Hoffnung lebte, die Mühle seines 
zchwiegervaters übernehmen zu koönnen, sah sich nachmals hierin 
jetäuscht, was zunächst fortwährende Geldforderungen an seine Mutter 
ur Folge hatte, obgleich ihm sein Verwögenstheil bereits ausge⸗ 
sändigt war. Am 1. März kam er wiederholt zu seiner Mutter. 
zerblieb daselbst ohne rechten Zwedh, kaufte andern Tags einen 
Strick in Darmstadt und kehrte Abends ins mütterliche Haus zu⸗ 
rück, wo er die unnatürliche That vollbrachte. 
4 Einem Ehepaare in Ochtrup (Westfalen) wurden in der 
Nacht zum 12. d. vier Kinder geboren, zwei Knaben und zwei 
Maädchen. Mutter und Kinder befinden sich wohl. 
F Die preußische Regierungsbehörde zu Arnsberg hat einem 
Fonditor zu Soeit die Erlaubniß zur Schenkwirthschaft entzogen,