von Zeugnissen an Dienstboten oder sonstige Untergegebenenicht
mit der Gewissenhaftigteit ver fahren, als dies geschehen sollte, ja
nicht selten wird wohlbewußt ein gutes Attest fuͤr mangelhafte oder
gar schädliche ·Leistungen den Austretenden eingehändigi. Daß ein
solches Verfahren neben dem Nachtheil der Mitmenschen auch die ver⸗
dieute Strafe treffen kann, beweist nachstehender Fall, der zur
Warnung dienen möge. Ein Kaufmann in Berlin, der einem
ungetreuen Lehrling wieder besseres Wissen ein gutes Zeugniß aus⸗
gestellt hatte, auf Grund dessen der Lehrling bei einem Banquier
angestellt wurde, den er bald darauf um 9000 M. bestahl, wurde
zum vollen Ersatz dieser Summe verurtheilt.
Ein aufgededter Schatz.) Ein schweres Gewitter zog sich
am Sonntag, den 25. April gegen Abend zusammen und dreitete
sich von Koöpenick bis Kunersdorf hinter Frankfurt a. O. aus.
An verschiedenen Stellen schlug der Blitz ein, so auch in die Kir—
che zu Fürsten walde, ohne zu zünden. Der Blitz traf dort den
Altar, den er durchschlug und hierbei einen Schatz theilweise offen
legte, den vor Jahrhunderten ein Erzbischof, als die Stadt einst
pom Feuer zerstört wurde, einmauern ließ,. damit falls ein ähn—
liches Unglück die Stadt einst wieder treffen sollte, „Mittel zum
Wiederaufbau vorhanden wären.“ Der nunmehr aufgedeckte Schatz,
ans Gold- und Silberwaaren bestehend, ist vorläufig der Regier⸗
ungshauptkasse zu Fürstenwalde übergeben worden.
In einem Wirthshause zu Vleicherode (Kreis Nord—
hausen) war einem Schwein, ob aus Unvorsichtigkeit oder Muth⸗
willen mag dahin gestellt bleiben, eine größere Quantität Lager—
bier in den Trog gegossen worden, wie es beim Verzapfen und
kleberlaufen der Gefäße als sogenanntes Tröpfelbier übrig geblieben.
Die Hausfrau, die zufällig Nachmittags nach den Thieren sehen
will, findet das eine am Boden liegend; es erhebt sich war, be⸗—
zinnt aber nach dem ersten Schritte wieder zu taumein und fällt
bewegungslos nieder. Man glaubt das Schwein schwer krank und
schickt zum Thierarzt; denn das Mädchen oder wer der Urheber
war, erschrocken über die Wirkung, wagte nicht die wahre Ursache
zu gestehen. Der Thierarzt erkannte sofort daß das Schwein nicht
krank sondern einfach — betrunken sei. Man möge es seinen
Rausch ausschlafen lassen, es werde am folgenden Tage wieder
munter sein. Und so geschah es auch. Die Quantität des genos⸗
jenen Bieres war ziemlich beträchllich, ca. 3526 Seidel. Spaß⸗
haft war die Wirkung, so oft man dem Thiere einen Topf kalten
Wassers über den Kopf goß, ein behagliches Grunzen schien dem
Wohlthäter für diese Prozedur zu danken.
In der Gegend von Gmund.en (Oesterreich) ermordete
und beraubte dieser Tage ein dreizehnjähriger Knabe einen elfjähri⸗
gen auf der Straße. Der elfjährige Knabe, Sohn eines Taglöhners,
wurde öfters nach Gmunden zum Einkauf von Lebensmitteln u. s. w.
perwandt. so auch diesmal. In der Nähe eines Dorfes gesellte
—D— Bahnwürters,
ein verwahrloster, wilder Bursche, welcher dem Knaben den Ein⸗—
kaufskorb entreißen wollte. Als ihm dies nicht gelang, versetzte
er dem armen Kinde sieben Stiche mit einem scharfen Mejser, raubte
das Geld warf Messer und Korb in eine nahe Pfüßtze, in der er
sich auch seine blutigen Hände reinigte, und entfloh nach Hause.
woselbst er verhaftet wurde.
F(GEür Billardspieler,) Der große Billard-Match in
Paris zwischen dem Franzosen Vignaux und dem Amerikaner
Slosson ist zu Ende und hat merfwürdige Wechselfälle ergeben.
Am ersten Abend machte der Franzose seine festgesetzten 800
Points, sein Gegner bloß 625. Am zweiten Tag gelangte der
Amerikaner nur bis 174 Points, am dritten Tage bis 339, und
am vierten Tage machte Vignaux seine 800 Points, ohne daß der
Amerikaner auch nur dazu gelangte, das Queue in die Hand zu
nehmen. So standen denn 3200 gegen 1138; am funften Tage
gelang es indeß Herrn Slosson, die Differenz durch Serien von
337 und 348 Points herabzumindern; darauf machte er hinter
einander 800 Points. Indeß vollführte zuletzt Herr Vignaux eine
Serie von 243 Points und vollendeie so die 800 letzten Points,
die ihm zu machen noch übrig blieben, um den Sieg auf seine
Fahne zu schreiben.
fUngücsfall im Bois de Boulogne. Ver—⸗
gangenen Freitag Vormittags versuchte eine elegante Amazone, die
Vicomtesse C., deren Familie Versailles bewohnt, im Bois de Bou⸗
ogne bei Paris ein neues englisches Pferd. Dieses ging auf einen
Hieb der ihm ertheilt wurde, mit der Reiterin durch, sie glitt vom
Sattel, blieb aber am Steigbügel hüngen und wurde zum Ent⸗
jetzen der Spaziergänger von dem rasenden Thiere durch die Alleen
geschleift; Riemand vermochte den Renner aufzuhalten, und als
er erschöpft hinfiel, war seine Reiterin eine gräßlich verstümmelte
Leiche ohne Kopf, mit zerbrochenen Armen und fingerlosen Hän—
den. Die traurigen Ueberreste wurden auf einen Karren gelegt,
nit einem Tuche bedectt und nach Versailles gebracht.
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ar derichie.
Aweibrücken, 20. April. (Fructmittelpreis und Victualienmarkt.
Weizen 12 M. 13 Pf. Korn io M. 38 Pf., Gerste zweiteihige — M. Sy..
ꝛierreihige — M. — Pf., Spelz — M. — pf. Spelzkern — M. — Pf.,
Dinkel — M. — Pf. Mischfrucht — M. — pf. Hafer 7 M. 84 Pf.,
Erbsen — M. — Pf., Wicken — M. — pf. Karloffeln 2 M. 40 Pf.,
deu s Me20 Pf., Stroh 3 M. — Pf., Weißbrod 1u5 Kilogr. 58 Pf.
dornbrod 8 Kilogr. 72 Pf. Gemischtbrodes Kilogr. 87 Pf., paar Weck 100
Br. 6 Pf. Rindfleisch J. Qual. 60 Pf. II. Qual. 84 Pf. Kalbfleisch 50 Pf.,
Dammielfleisch 60 Pf. Schweinefleisch 60 Pf., Butter /3 Kiloar. M 30 Pf.,
Wein 1 Liter 80 Pf. Bier 1 Liter 24 Pf.
Homburg, 28. April. (Iruchtmittelpreis und Victualienmarkt.) Weizen
11 M. 99 pf., Korn 10 M. 06 Pf., Spelzkern —M. & Pf., Spelz 0 M.
, Gerste Zreihige — M. — Pf. Gerste 4reihige d M üyf. Hafer
M. 68 Pf., Wischfrucht Ih M. 25Pf, Erbsen m pfrWigen
O M. — Pf., Bohnen O M. — Pf. Kleesamen — M. — Pf. Korn⸗
brod 6 Pfund 83 Pf., Gemischtbrode6 Pfund — pf. Ochsenfleisch — Pf.
Rindfleisch 50 Pf., Kalbfleisch 40 Pf., Hammelfleisch — Pf., Schweinesleisch
60 Pf., Butter 1 Pfund 1 M. 20 pf. Kartoffeln per Ctir. 2 M. 80 pi.
Kaiserslautern, 27 April. (Sruchtmiltelpreis und Victualienmarkt.)
Weizen 11, M. 46 pPf., Korn 10 M. 25 pf, Speljtern — M. — Pf. Speü
7 M. 81 Pf., Gerste 9 M. 25 Pf. Hafer 7 M.42 Pf., Erbsen — M.
PliWickhen 0O M. — Pf., Linsen — M. — Pf. Kleesamen — M.
Pf. Schwarzbrod 6 Pfund 80 Pf., do. 3 Pfol46 Pf., Gemischtbrod
3 Pfund 45 Pfg. Butter per Pfd. IM. — Pf., Eier 2 Stuc o9 Pf., Kar⸗
toffeln per Cent. 2 M. 40 Pf. Stroh 3 M. — Pf.. Heu 2 M. —ÿfg.
Fur die Redaction verantwortlich: F. X. Demesß.
Vom Büchertijche.
Die einfache Buchführung, verbunden mit kaufmänischem Rech⸗
ien und Wechselkunde zur Selbstbelehrung, nebst einem
Schlüssel zur Selbstbelehrung über Wesen und Natzen der
doppelten Buchführung und einem Anhange zur Berechnung der
oerschiedene Konto⸗Korrente ꝛc. ꝛc. von A'Weil, ehemai. Vor⸗
tande der Handels-Lehranstalt in Dürkheim a. H., in Selbstverlag
des Verfassers, Preis Mark. 1.20.
Besprechungen hierüber im „Pfälzischen Kurier“ Nro. 49,
„Pfälzischen Volkszeilung“ Nro. 61, „Speyerer Zeitung“ Nro. 46,
„Neustadter Zeitung“ Nro. 47, „Kaiserslauterer Zeitung“ Nro.
76, „Zweibrücker Zeitung“ Nro. 19, „Frankenthaler Tageblatt“
Nro. 48 und „Leipziger Volkszeitung“ Nro. 64 *x. xc.
„In diesem Werkchen wird das in Wirklichkeit geboten, was
die Worte „zur Selbstbelehrung“ ausdtücken, Der Ver—
fasser leitet den Lernenden durch seine Anweisung über das hierin
zu beobachtende Verfahren und durch seinen so ilar und faßlich
vorgezeichneten Geschäftsgang so sicher, daß ein weiterer Lehrer
hierin ganz entbehrlich wird.
„Die Darstellung über Wesen und Nutzen der doppelten Buch⸗
führung ist meisterhaft, wie wir sie in keinem andern Werke mehr
finden. Auf ein paar Seiten wird uns diese Buchführung hier
besser zum klarsten Verständnisse gebracht, als gewoͤhnlich durch
einen persönlichen Unterricht von mehreren Monaten oder eine
jahrelange praktische Uebung ohne theoretische Vorbildung hierin.
Wir begrüßen daher dies Werkchen als ein gemeinnütziges Erfor⸗
derniß unserer Zeit, um so mehr, da der billige Preis desselben
Jedem dessen Anschaffung leicht ermöglicht.
„Die „Pfälzische Presse“ schreibt:
„Das von dem Handelsiehrer A. Weil'in Dürkheim
a. H. herausgegebene Werkchen über die Buchführung hat den
verdienten Beifall gefunden. Die außerordentlich praktische Me⸗
thode, welche der Verfasser aufstellt, um durch Selbststudium volle
Kenntniß der Buchführung zu erlangen, hat sich vortrefflich be—⸗
währt. Sie ist einfach und faßlich und läßt sich bei einigem
Fleiße in kürzester Frist aneignen. Das Buch ist auch zum
Nachschlagen in allen Fällen des geschäftlichen Lebens sehr geeig⸗
net, es gibt über alle Fragen, welche in diesem auftauchen, kur—
„zen und bündigen Bescheid. Der beste Beweis für die Vorzüge
des Werkchens ist wohl der, daß die erste Auflage nahezu ver—
arifjen und eine zweite in Vorbereitung isft.
Notiuz4.
Der Pensions-Verein Bavaria anerkannter Verein, —A
unter staatlicher Genehmigung gegründet 1867, besitzt bei einer Mitgliederzahl
pon UÜber z00 ein Vermögen von ca. 170 000 Malk, welches bei der —XE
privil. Baherischen Hypotheken⸗ und Wechselbank deponirt ist.
Die Jahresbeiträge der Mitglieder beziffern ohne Neubeitritte ea. 40 000
Wark, und fallen vollständig zum Capitai, da die Hälfte der Capitalzinjen
zur Zeit zur Bestreitung der laufenden Pensionen genügt.
Der Verein ist der einzige Verein in Bayern, welcher seinen Mitgliedern
bei eintretender Berufsunfähigleit eine fortlaufende Pension bietet und damit
die Wittwen⸗ und Waisenversorgung verbindet, insbesondere aber auch deß⸗
dalb, weil alle Berufsklassen bis zum 45. Lebensjahr Aufnahme finden konnen.
Auch in der Pfalz und den Reichslanden findet der Verein immer mehr
Berbreitung; zur Zeit bestehen Zweigvereine in München, Kempten, Lindau,
Lauien, Traunstein, Augsburg, Jugolstadt, Rothenburg, Kissingen, Hersbruck,
Bayreuth, Waldrünchen, Neunburg v / W., Pfarrkirchen, Landshut, Regensburg,
Schweinfurt, St. Ingbert (Vorstand: Hr. Steuereinnehmer Hartmann) und
Faiserslautern in der Rheinpfalz (Herr Stationseinnehmer J. Cl. A. Han—
hen), Schiltigheim i / Elsaß (Hert kiisetl. Ste ieraufseher Meisinger, For bach
/Lothringen (Herr kaiserl. Kreis Ingenieur Böhm).
Es wird nur dieser Anregung bedürfen, um in den weitesten Kreisen
Interesse für den Verein zu erweclken; mehrere Gemeinden entrichten fur ihre
Beamten die Beiträäge. Stataten und Anmeldeformulare versenden die Zweig⸗
ereins⸗Ausschufse, sowie der Vorstand des Vereins, Herr W. Sardemanu,
ostenfrei.