Full text: St. Ingberter Anzeiger (1880)

mögen des Einzelnen, alleiu das Nationalvermögen, die Summe 
der Kapitalien und Kräfte, nach ihrem wirklichen Werth eingeschätzt, 
ist wenig verändert, möglicher Weise sogar mehr vorgeschritten, 
is in den sogenannten glänzenden Zeiten. Die subjektive Pro— 
ruttionskraft ist unbedeutend erweitert und gestärkt aus der Krisis 
hervorgegangen; Arbeitsamkeit Nüchternheit, Sparsamkeit und 
Scharffinn haben auf allen Gebieten die Arbeitskosten gemindert, 
die individuelle Leistung erhöht. Die nächsten Zeiten schon werden 
den Segen dabon ernten. Nur Muth! 
In einer Sitzung des englischen Unterhauses antwortete, 
auf eine Anfrage Gourleys, Hartington: Einschließlich der Garni⸗ 
son von Peschawer stehen 60,000 Mann Engländec in Afghani⸗ 
stan. Die Kosten des afghanischen Krieges belaufen sich bisher 
uf annähernd 7, 155,000 Pfund Sterling; über 3 Mill. Pfund 
vurden auf Herstellung einer Eisenbahnverbindung verausgabt. 
Sobald die Häuptlinge einen Herrscher in Kabul erwählt haben 
verden, dessen Autorität der Freundschaft gegen England Dauer 
verheißt, werden die Truppen sich allmählich zurückziehen. 
Sie Auswanderung nach Amerika ist noch immer im Steigen. 
Bis 20. Mai waren in diesem Monat 38.000 Einwanderer in 
New⸗PYork angekommen. 
In Afghanistan ist es zwischen Engländern und Afghanen 
vieder zu einem Gefecht gekommen. Die ÄAfghanen vertheidigten 
ich mit großer Hartnädigkeit, wurden aber mit einem Verluste von 
zeiläufig 100 Todten aus ihren Positionen vertrieben. Der Ver—⸗ 
sust der Engländer betrug nur 2 Todte und vier Verwundete. 
Vermischtes. 
*St. Ingbert, 26. Mai. In heutiger Schöffen— 
sitzung kamen folgende Fälle zur Verhandlung: 1) Ein Mann 
hon Si. Ingbert hhatte gegen einen' Strafbefehl Einspruch erhoben 
ind wurde von der Anschuldigung des Nichtanhaltens seines Soh— 
ges zum Schulbesuch freigesprochen. M Der Einspruch eines Tag⸗ 
löhners von Walsheim gegen einen Strafbefehl wurde als unbe⸗ 
gründet verworfen und derselbe wegen Verübung groben Unfugs 
u 3 Tagen Haft verurtheilt. 
Siu. Ingbert, 28. Mai. Die gestrige Frohnleichnams⸗ 
feier dahier verlief in der herkömmlichen Weise unter starker Theil⸗ 
nahme hiesiger und auswärtiger Katholiken. — 
In verschiedenen Sammelbezirken unserer Stadt wurden 
im Mittwoch bereiis die Sammlungen zur Wittelsbach'schen Lan⸗ 
desstiftung vorgenommen. Im Ganzen ist das bisherige Ergebniß 
ein recht befriedigendes. 
*St. Ingbert. Außer dem schon erwähnten Joh. Harth, 
dehrling bei Schneidermeister Mercker dahier, der für seine für die 
Ausstellung von Lehrlingsarbeiten in Kaiserslautern gelieferten Ar⸗ 
Feilen den 1. Preis erhielt, wurden von hiesigen Lehrlingen noch 
zusgezeichnet P. Hay bei Küfermeister Friedrich mit dem 2. Preis, 
J. Dahl bei Friseur Weirich und Joh. Danzer bei Buchbinder Seibel 
nit dem 3. Preis, Daniel Triem bei Hufschmied Seitz mit dem 
4. Preis. 
SO Niederwürzba ch, 24. Mai. Heute wurde der 
Grundsiein zur hiesigen neuen iatholischen Kirche gelegt. (Rach der 
.Zw. Ztg.“ machte sich in darauffolgender Nacht ein früher bei 
den Fundamentarbeiten beschäftigter und dann später entlassener 
Maurer daran, die in den Grundstein gelegten Dokumente, Mün— 
en ꝛc. zu entwenden. Derselbe wurde aber dabei erwischt und 
hurch die Gensdarmerie der k. Amtsanwaltschaft vorgeführt.) 
SeNiederwürzbach, 26. Mgi. Das hier gebildete 
dokalldmite zur Vornahme der Sammlnuig für die Wittelsbacher 
dandesstiftung besteht aus den Herren Bürgermeister Fr. J. Wen⸗ 
del, Schullehrer und Gemeindeschreibet P. Wolf, Ackerer Martin 
NRieder und Schuhmacher Georg Groh. 
Im Amisblatt der Pfalz Nr. 29 wird bezüglich 
der Lesebücher von Haesters bekannt gegeben, daß des kgl. 
Slaatsnunisterim des Innern für Kirchen- und Schulangelegenhei ei 
auf neuerlich gestellten Antrag gestattet ist, daß auch die in den 
Schulen derzeit vorhandenen Exemplare des Lehr- und Lesebuches 
für die Oberklassen protestantischer Schulen von Haesters in der 
Bender'schen Bearbeitung für das laufende Schuljahr unter der 
Bedinguung noch fortbenützt werden dürfen, daß jene Lesestücke, 
welche — wie die auf Seite 206. 210, 223, 227, 234 bis 236, 
54 bis 457, 465, 337 enthaltenen — Anlaß zu Beanstandungen 
qus dem konfessionellen Standpunkt geben lönnen, bei'm Unterricht 
nicht mehr benützt werden. Im Uebrigen hat es bei der Ministe⸗ 
nalentschließung dom 19. v. M. sein Verbleihen. Die Haesters'schen 
Lesebücher sind also vom Anfang des nächsten Schuljahres an aus 
den prot. Schulen der Pfalz verbannt.) 
Vonder Alsenz. Zwei europamüde Buben von 14 
ind 16 Jahren aus Sembach verschafften sich am verflossenen 
Zonntag irgendwo, wie man hört, an verschiedenen Plätzen, etliche 
Mark, um ihre Absicht auszuführen. Am Dienstag nun brachte 
der Paler diese Stricke mittelst Stricks von Kaiserslautern wieder 
rrij 
ꝓAus Kaiserslautern, bringt die „Pf. Zig' nach, 
'olgende Correspodenz: Das Haftpflichtgesetz gewährt bekanntlich dem 
Publikum den ausgedehntesten Schutz und wird darum für die 
ẽntschädigungspflichtigen, und namenilich für unsere In dustrie und 
Hewerbe oft so hemmend, daß eine Ausübung und Entwicklung 
derselben oft sehr beengt ist. So beschäftigt die hiesigen Gerichte 
— —— Entschädigungsklage, auf deren Ausgang man sehr 
jespannt sein darf. Bekanntlich ist man hier gegenwärtig mit der 
Kestauralion der pro. Stiftskirche begriffen, und ist dieselbe durch 
ꝛinen Bretterverschlag abgesperrt. Ein Schieferdecker arbeitete nun 
mn dem kleineren nördlichen Thurme, als eine Dame vorüber⸗ 
zing, der ein Stück Dachschiefer auf den Kopf flog und dieselbe 
in der Stirne verletzt haben soll. Sei es nun, daß das Fräulein 
trotz der Absperrung doch der Gefahr zu nahe kam und zufällig in 
die Höhe sah, als ein Schieferstück herabfiel, das der Wind über 
en Bretterberschlag hinausgetragen hatte; sei es, daß hier höhere, 
mabweisbare Gewalt oder unterlassene Vorsichtsmaßregeln im Spiele 
varen, kurz: die beschädigte Dame hat für die unwesentliche Ver—⸗ 
chönerung ihrer Physiognomie nicht weniger als 8000 Mark Ent⸗ 
chädigung von dem betreffenden Dachdeckermeister verlangt. Falls 
ieselbe zugesprochen würde, könnte derselbe nicht blos die hiesige 
Stiftskirche, sondern noch ein Dutzend anderer Kirchen umsonst decken. 
pLambrecht. Beim Abräumen seines niedergebrann— 
sen Wohnhauses fand Valentin Schönung, Tagner in Lin— 
enberg, einen steinernen Hafen mit einem Inhalte von circa 900 
l., bestehend in Thalern, Fünffrankenthalern, Gulden und Halb— 
zuldenstücken. Der — V— 
ich mit dem Silberwerthe zufrieden. 
Aus Nenstadit und anderen Orten am unteren Gebirg 
vird schon von dem Vorkommen einzelner Traubenblüthen berichtet. 
xs sind das natürlich ganz bevorzugte geschützte und sonnige Plätz⸗ 
hen, wo das der Fall ist. 
Am Dienstag Nachmittag zwischen 3 und 4 Uhr ereignete 
ich in der in der Rähe von Albsheim a. E. gelegenen Sand⸗ 
ind Erdgrube des Buͤrgermeisters Kraus von da ein schredliches 
Anglück. Als nämlich die Arbeiter etwa 18 an der Zahl, mit der 
Jusbeute der letzten in der Grube befindlichen Erde beschäftigt 
varen, stürzte plötzlich eine Erdmasse herab und überschüttete neun 
Personen. Rasch herbeigeholte Hilfe erzielte leider nicht den ge⸗ 
vünschten Erfolg. Todt sind 5 Personmn, schwerverwundet sind 
2 Personen, darunter der L7jährige Sohn eines Todtgebliebenen. 
deichwerwundet sind die 2 übrigen Verschütteten. 
pPBergzabern. G. W.) Der Eigenthümer der Weidel⸗ 
nühle bei Nicderotterbach, Michael Vosselmann, wurde als der 
Brandstiftung verdächtig, in Untersuchungshaft nach Landau abgeführt. 
Frankentha J. Die Kühnle'sche Maschinenfabrik dahier 
erhielt ein Patent auf eine Stauwasserturbine, welche zum Heben 
ind Senken eingerichtet ist, mit selbstthätiger und von Hand ver— 
tellbarer Doppelringschieber⸗Regulirung. (Frkth. 3.) 
Zu dem großen Turnfest in Frankfurt sind schon an 
20,000 Turner aus Deutschland, Oesterreich, Holland. Belgien 
und Amerika angemeldet. 
pIn Frankfurt hatte ein junges Elternpaar seinen 
zZäugling in eiunem Korbe zum Wäldchenfest (Pfingstdienstag) mit— 
enommen. Sie ließen den Korb stehen und gingen iyrem Ver⸗ 
jnügen nach. Das Kind war ruhig, als sie Abends heimkehrten. 
Dar — todt, jedenfalls erstickt. 
Frankfurter Kuriosa. In Frankfurt hat ein 
Zankier den entzückenden Einfall gehabt, in seinem Garten mit 
hülfe der Teppichgärtnerei ein großes Blumenbeet herzustellen, daß 
ine Obligation mit Kupons vorstellt — Eine junge Dame hat 
urzlich eine seltene Ausdauer bewiesen, indem sie in Folge einer 
Welle eine ganze Woche kein Wort sprach, trotzdem Alles aufge⸗ 
voten wurde, sie aus der Rolle zu bringen. 
pMannheim. An Pfingsten (den Samstag und die 
wei Feiertage zusammen gerechnet) sind im hiesigen Bahnhof im 
anzen 13,855 Billete gelöst worden, die eine Einnahme von 
23,054 Mk. brachten. (Im vorigen Jahr waren es 10,816 
gillete im Betrag von 17,338 Mk. und im Jahr 1878 waren 
33469 Billete im Betrag von 16831 Mk.) Die schlechten 
Zeiten! 
Straßburg. Am Donnerstag wurde hier ein franzoͤ⸗ 
ischer Offizier vom 106. Inf.⸗“Reg. aus Tonell, Namens Gries 
ar sich hier bei seinem Vater zum Besuch aufhielt uud in Folge 
ines Siurzes vom Pferde starb, beerdigt. Auf das Ersuchen der 
Familie, die Offiziersabzeichen des Verlebten auf den Sarg legen 
u dürfen, ordnete der Statthalter von Karlsbad ans an, den 
Verlebten die militärischen Ehren zu erweisen, was denn auch durch 
‚as preuß. Inf.“Reg. Nr. 25 geschah; dasselbe gab auch die 
ẽͤhrensalven. Die ganze Generalitat mit dem Offizierkorps folgte 
en Soarge. Aus Touell betheiligten sich acht Offiziere in Zivil 
im dem Vegräbniß, indem sie die weißen Sargschleifen hielten 
die Anordnung des Statthalters bat auf die Altstraßburger den 
esten Findruck gemacht