sammelt, um die Eingabk zu berathen, welche er Namens seiner
Nluftraggeber an die Adgeordnetenkammer zu richten hat und in
velcher die nachtheiligen Wirkungen des Gesetzentwurfs über unsere
danvwirthschaft dargelegt und die nöthig erscheinenden Aenderungen
des Emwurfs begruͤndet werden.
Am Dienstag wurde aus“ dem Friedhaf zu Speier die
Leiche des Domcapitulars Dr. Molitor zur Erde bestattet. Im
deichenzuge erschien hinter den Anverwandten des Verstorbenen die
latholische Geistlichteit mit dem Bischof Ehrler an der Spitze, das
protestautische Consistorium und die' protestantische Geistlichkeit,
Staats⸗ und städtische Beamte, Ofsiciere, die katholischen Vereine
und sonst viele Einwohner. Wie die „Pfälz. Ztg.“ mittheilt, er⸗
wies sich das schmerzhafte Leiden, an welchem Molitor dahinsiechte
ind das des Scharfsinns der Aerzte spottete, bei der Section der
Leiche als ein Knochenfraß am Rücdenmark.
In Rehweiler fiel das 4jährige Pflegekind des Tag⸗
ners Eichel in ein Gefäß mit heißem Wasser und verbrannte sich
derartig, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird.
Miitlwoch früh 6 Uhr hatte ein Aufseher der Burbacher
hütte auf dem Fabrikgeleise das Unglück zu faͤllen und unter die
ader eines rollenden Waggons zu gerathen, wobei ihm der Kopf
vbollständig vom Rumpf getrennt wurde. Der so schrecklich Verun⸗
glückte hinterläßt eine Frau und mehrere Kinder.
J Schulbildung in Deutschland.
Nach einer vom kais. statistischen Amte herausgegebenen Zu⸗
sammenstellung über die Schulbildung der im Ersatzjahre 1878.79
in die deutsche Armee und Marine eingestellten Mannschaften waren
hon 143,119 Rekruten 2574, d. 1180 Procent ohne Schul⸗
hildung, 6407 hatten Schulbildung nur in einer andern als der
deutschen Sprache, die übrigen Schulbildung in der deutschen
Sprache. Den größten Procentsatz von Rekruten ohne Schulbil⸗
dung hatte unter den deutschen Staaten Elsaß⸗Lothringen mit
8,08 Proc., worauf Preußen mit 2,58, Braunschweig mit 0,63,
Anhalt mit 0,69, Bayern mit 0,56 Proc. folgen. Meclenburg—
Strelitz, die beiden Schwarzburg, die beiden Reuß, Schaumburg⸗
Lippe, Lippe und die Hanjestädte hatten Rekruten ohne Schulbil⸗
dung nicht aufzuweisen. Die anderen deutschen Staaten haben
wischen 0,54 Procent (Waldech) bis 0,05 Procent Rekruten ohne
Schulbildung; letzterer Procentfatz bezieht sich auf Württemberg,
das unler 6373 eingestellten Rekruten nur3 ohne Schulbildung,
darunter einen hatte, der vom 4. bis 16. Jahre in der Schweiz
als Hirtenknabe verwendet wurde. Von den in Preußen einge—
stellten Rekruten ohne Schulbildung kommt der größte Theil auf
die alten Provinzen (Posen 11,10,“ Westpreußen 10,16, Ostpreu—
zen 7,53, Schlesien 2,04 Procent), mit Ausnahme von Branden⸗
hurg (0,44 Proc.), Pommern (0,84 Proc.), Sachsen (0,40 Proc.).
Westphalen (0,57 Proc.) und dem Rheinland (0,35 Proc.) Der
Procentsatz der neuen Provinzen bewegt sich zwischen 0,24 und
0,53 Procent; Sigmaringen hatte keinen Rekruten ohne Schul⸗
hildung. Von den eingestellten Mannschaften mit anderer als
deutscher Schulbildung dürften 62 Mann aus Schleswig-Holstein
mit Schulbildung in dänischer Sprache, 21 Mann aus den Rhein—
laͤnden und 783 aus Elsaß-Lothringen mit französischer und die
uübrigen wohl größtentheils mit polnischer oder mit Schulbildung
in anderen slavischen Sprachen versehen gewesen sein.
4 Ein preußischer Abgeordneter, der der Eisenindustrie
angehoͤrt, schildert in einem Hrivatschreiben, welches aus parlamen⸗
arischen Kreisen iu die Oeffentlichteit kommt, die angebliche Lage
der Industrie wie folgt: „Sie machen sich von dem Trängen und
Treiden in der Eisenindustrie gar keinen Begriff; es gleicht dem
Spiel von 1871-72 auf ein Haar. Die Preise von gestern
gelten heute nicht mehr; morgen kann ich schon nicht mehr Eisen
zu dem Preise kaufen, den man mir heuͤte stellte. Das ominöse
Wörichen, Freibleibend“ spielt in den Offerten wieder eine Rolle,
so toll wie jemals. Ehe ich von Berlin aus auf eine Offerte
ringehen kann sind die Preise schon wieder gestiegen. Bevor meine
Verlaufsofferten Antwort finden, haben sich die Einkaufspreise, auf
—D—0 verändert. Walz⸗
draht ist seit Mitte November von 130 auf 160, dann 180, da—
rauf auf 210 gestiegen und kostet seit einigen Tagen 240. Coaks
tostete im Herbst 102 M., jetzt 300 M. Ich befürchte wieder
eine arge Ueberstürzung und demnächstigen — Jammer.“, Direc—
soten von Actiengesellschaften in Berlin rathen allen Freunden
nd Bekannten, zu den jetzigen Coursen ihrer Actien nicht zu
aufen, da sie außer jedem Verhältniß zum Werth der Papiere
tünden.
pIn Mannhejim waurden die drei Inhaber der Firma
Gebr. Sander Nachfolger vom Schöffengericht wegen Fälschung
don Nahrungsmitteln (Gewürzen ꝛc.) zu der höchsten zulassigen
Strafe nämlich zu je 130 M. Geldstrafe und zur Tragung der
Kosten verurtheilt.
4 In einer Wirthschaft in Stuttgart spielten zwei Arbeiter
im Vier Der eine gewann, der andere verlor. Darüber gerie—
hen fie in Streit, der in Thätlichkeiten ausartete. Der eine der
Arbeiter brachte dem anderen vier Stichwunden bei, darunter eine
durch's Herz, die absolut und sofort todtlich war; der andere brach
dei dieser Gelegenheit ein Bein. Die Summe die den Streit her⸗
—D— Liter Bier.
F'Ach welche Lust, Soldat zu sein! Aus Cassel wird
geschrieben? „Dieser Tage wurde hier ein Musketier des 94 Regi⸗
nents bestatiet, der bei Gelegenheit des Kaisermanövers von Sei⸗
en eines vorgesetzten Officiers der „H. M. Zeitg.“ zufolge eine
Mißhandlung erlitten hakte, die eine Blasenentzündung nach sich
zog. und schließlich den Tod herbeiführte. Durch die Fürsorge des
Heralcommandos wurde der Unglückliche in ein hiesiges Militär⸗
azareth aufgenommen; die ihm dort zu Theil gewordene Pflege
jat leider nicht verschlagen. Der betreffende Officier soll seine
xntlassung bereits nachgesucht haben.“
4Herzog Friedrich Christian August von Schleswig-Hol⸗
tein-Auͤguüstenburg ist am 14. Januar in Wiesbaden am
—DDD— 6. Juli 1829, trat März
840 in die schleswig⸗holsteinische Armee und wurde nach Restaus
ation der dänischen Herrschaft aus dem Land gewiesenn. Nach
dem Tod Friedrich's VII. von Dänemark erklärte er sich in einer
ßroklamation am 16. Nov. 18683 für den nächst berechtigten Erben,
vard in Holstein als Herzog Friedrich VIII. ausgerusen, aber,
rachdem er eine friedliche Wreinbarung über sein Verhältniß zu
Zreußen abgelehnt, durch die Besitzergreifung der Herzogthümer
zchleswig⸗ Holstein durch Preußen und Hesterreich und 1866 durch
ie Einverleibung der Herzogthümer in den preußischen Staat bei
Zeite geschoben. Einige deutsche Mittel⸗ und Kleinstaaten, wie
gaden, Braunschweig, die sächsischen Herzogthümer ꝛtc. hatten Friedrich
zereits anerkannt.
4 Ganz richtig stylisirt und interpunktirt, aber doch unge⸗
chickt abgefaßt und daher ein heiteres Mißverständniß provocirend
si eine Bekanntmachung, welche in Nr. 150 des Sebnitzer
Grenzboten“ zu lesen ist. In dieser Bekanntmachung, welche die
Armenjpeisung durch den Frauenverein betrifft, heißt es nämlich
inter 84 Absatz 2 wörtlich: „Jede Marke lautet auf einen be⸗
timmten Tag und die Dame, welche das Kochen für diesen Tag
ibernommen hat, trägt den gedruckten Titel Speisemarke“ und
st auf der Rückseite mit dem Abdrucke unseres farbigen Stempels
ersehen.“
4 Folgende Anekdote aus dem Gefängnißleben wird
»er „Tanz. Ztg.“ als verbürgt mitgetheilt: In einer mittleren
Ztadt Westpreußens wurden vor einiger Zeit zwei Personen, ein
chwedischer Schiffer und ein alter Färber aus Hannover, welche
ange Zeit gemeinschaftlich „gestromt“ hatten, wegen Bettelns
rretirt, vor den Polizeirichter gestellt und jeder mit 14 Tagen
Haft bestraft. Nachdem sie im Gefängniß vorschriftsmäßig vom
Ungeziefer gesäubert waren, das lang entbehrte reine Hemd und
varne Kleidung bekommen hatten, wurden sie in eine erwärmte
zZelle geführt. Zu Mittag gab es Reis mit Schweinefleisch. Als
inirt war, klopfte der Färber dem anscheinend etwas verzagten
-chiffer auf die Schulter und sagte: „Weißst Du, Kollege, der
ilte Gott lebt noch!“
ꝓ Ein Wiener großes Haus hat sich am 10. Januar tele⸗
zraphisch nach New-Yort gewendet, um Auskunft über die viel⸗
esprochene Edison'sche Lampe zu erhalten. Die Antwort darauf
autete folgendermaßen: „Bis jetzt ist Edison's neue Lampe viffent⸗
lich noch nicht angewendet worden. Er selbst ist jedoch sanguinisch
ind halt durchgejuhrte Privatversuche für entscheidend. Manner
der Wissenschaft zweifeln an einem praktischen Endresultat.“
Nach vorangegangenen Unruhen sammelte sich am 13. Jan.
vieder eine großere Volksmenge vor dem Nationalkasino zu Pe st
In und warf die Fenster desselben ein. Militär säuberte dann die
Ztraße. Einige Erzedenten und auch Polizisten sollen verwundet
ein, etwa 39 Erzedenten sind verhaftet.
— Am Abend des 14. Januar haben wiederum Straßen⸗
inruhen Statt gefunden; es war viel Volk angesammelt, und es
hurde Militär requirirt, um die Menge zu zerstreuen. Ein Stu⸗
rdent der Rechte und ein Kutscher wurden getodtet. Es heißt indeß,
aß die Schüsse, welche dieselben getoͤdtet, von Erxcedenten selbst
us Revolvern abgefeuert worden seien. Um Mitternacht war die
qIrdnung wieder hergestellt.
p Nach einer der „Pos. Ztg.“ zugegangenen Nachricht ist die
Rinderpest in Warschau, wo fünf Stück Rindvieh getödtet
vorden sind, und in der polnischen Gemeinde Kesziny, Gouverne⸗—
nent Pietrokow, ausgebrochen.
F ruch die Wohlthätigkeit ist vor einem Deficit nicht sicher.
Wie jetzt aus Paris gemeldet wird, hat das famose Murcia⸗—
Fest im Hippodrom nicht nur keinen Ueberschuß für die spanischen
ieberschwemmten und die Pariser Nothleidenden erzielt, sondern
im Gegentheil ein Deficit von etwa 35,000 Fr. ergeben.
F'Französische Geographie. Durch einen Privatbrief aus
Bordeaur erfährt dien, Troppauer Zeitung“, daß das daselbst er—
cheinende „Journal „La Gironde“ vor Kuͤrzem eine sehr ergötzliche
Kittheilung brachte, welche in deutscher Uebersetzung etwa wie. folgt