SVl. Ingberker Anzeiger.“
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Der St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlichj mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, (Sonntags mit illustrirter Bei⸗
lage) erscheint wöchentlich viermal:? Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonnementsvreis beträgt viertellahrlich
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A 98.
Sonntag, den 20. Juni
1880
Deutsches Reich.
München, 17. Juni. Zum Vollzug des Gesetzes vom 25.
Februar 1880 über den Branntweinaufschlag, das am 1. Juli in
Wirksamkeit tritt, wird durch königl. Verordnung d. d. Linderhof,
29. Mai nachstehendes verfügt: 8S—1. Vom 1. Juli 1880 ab wird
an Rückvergütung des Branntweinaufschlages für das Hektoliter
ausgeführten Branntweins (Spiritus) zu 50 pCt. Alkohol nach
dem Alkoholometer von Tralles bei Normaltemperatur 8 Mk. ge—
leistet. Die gleiche Rückvergütung des Aufschlages wird nach der
Bestimmung des Finanzenministeriums für denjenigen Branntwein
gewährt, welcher im Inland zu gewerblichen Zwecken, einschließlich
der Essigbereitung, verwendet wird. 8 2. Von dem nämlichen
Zeitpunkt ab wird an Rückvergütung des Branntweinaufschlages
für ausgeführte Liqueure 4 M. 80 Pfg. vom Hektoliter ohne Rück—
sicht auf den Stärkegrad geleistet. F 83. Die Bestimmungen in 88
und 2 finden auch Anwendung auf den im Uebergangsverkehr
eingehenden und nach Art. 27 des Gesetzes über den Branntwein⸗—
aufschlag versteuerten Branntwein. 8 4. Das Finanzenministerium
ist mit Vollzug dieser Verordnung beauftragt und hat auch die
sonst noch zum Vollzug des Gesetzes über den Branntweinaufschlag
nöthigen Vorschriften zu erlassen. — Mit Bezug auf vorstehende
Verordnung hat das Finanzenministerium die Instruction zum Voll⸗
zug des Gesetzes über den Branntweinaufschlag im Auszug zur
allgemeinen Kenntniß gebracht und hierbei noch bemerkt, daß diese
Instruction gleichzeitig mit dem Gesetz in Wirksamkeit zu treten hat,
daß die Uebertretung der von den Aufschlagpflichtigen und von dem
betheiligten Beamtenpersonal zu beachtenden Vorschriften der Instruc—
tion, sofern keine besondere Strafe angedroht ist, gemäß Art. 52
des genannten Gesetzes mit einer Geldstrafe bis zu 30 M. ge⸗
ahnet wird.
Die Berliner Botschafter-Conferenz hat die Geheimhaltung
der Conferenz⸗Arbeiten beschlossen. Bei diesem Beschlusse dachte
man nicht blos an die Presse, sondern auch an Griechenland und
die Türkei. Die Ueberzeugung übereinstimmender Anschauungen
für die der Conferenz obliegende Aufgabe giebt sich bei allen Be—
vollmächtigten kund. Man hofft auf Erledigung der Geschäfte in
0 bis 12 Tagen.
Wie erinnerlich, hatte Graf Wilhelm Bismarck (Sohn des
Reichskanzlers) im letzten Reichstage den Antrag eingebracht,
den Reichskanzler aufzufordern, zu erwägen, ob es nicht thunlich
ei, das Wechselrecht für gewisse Kategorieen von Landwirthen,
Pandwerkern, Offizieren, Sindenten und Beamten aufzuheben.
Bezüglich der Handwerker konnte er in dem sonst doch so reac⸗
ionären Reichstag keine Unterstützung finden, dagegen wurde der
abrige Theil des Antrags angenommen. Wie jezzt verlautet, hat
der Reichskanzler die Aufforderung gnädig aufgenommen, ja er soll
ogar beabsichtigen, die Wohlthat“ der Entziehung des Wechiel⸗
cechts auch auf die Handwerker auszudehnen.
Ausland.
König Georg von Griechenland weilt, nachdem er die
Hariser Machthaber für die griechische Sache günstig geftimmt, jetzt
in London, jedenfalls um auch hier die leitenden Kreise für die
Ansprüche Griechenlands zu gewinnen.
Ueber Indien kommt die allerdings noch der Bestätigung
bedürfende Nachricht, die chinesischen Streitkräfte seien an ver
schiedenen Punkten in das russische Grenzgebiet eingerückt. In
Tentralasien herrsche in Folge dabon eine große Aufregung, na⸗
nentlich in Bochara und Khokand, wo die Zevölkerung sich gerne
Jegen die Russen erheben moͤchte.
Vermischtes.
Die Vertretung der israelitischen Gemeinde in Kaisers—
auttern hat am Donnerstag Hr. Dr. Landsberg aus Lauenburg
rinstimmig zum Rabbiner gewaͤhls.
Ein aus Haardt gebürtigter Neustadter Briefträger,
welcher vor einiger Zeit einen Geldbrief mit 800 Mte. unterschlug
und den Namen des Empfängers im Quittungsbuch selbst einschrieb,
erhielt hierwegen am 15. d. in Frankenthal 10 Jahre Zuchthaus.
Die Sammlung zur Wittelsbach⸗Stiftung ergab in Nesu—
txadit knapp 1000 Mk., in Landau (ohne Miltär) 1530 Mt.
Aus dem Annweiler Thal wird berichtet, daß jetzt,
nachdem die Weinstöcke sich in voller Blüthe befinden, der durch die
Binterkälte verursachte Schaden sich überblicken lasse. Die hohen
Lagen haben nur wenig gelitten, die tieferen dagegen so stark, daß,
ha die dem Froste erlegenen älteren Stöcke erst wieder Wurzelschüsse
jachtreiben müssen, für dieses Jahr an eine Ernte gar nicht zu
enken ist.
7 In Mainz wurden zwei mit amerikanischen Pässen ver—
ehene feingekleidete Herren verhaftet, nachdem sie ein falsches 20
Markstück verausgabt hatten. Man fand bei ihnen noch mehr sol—
her falschen Goldstücke.
Mitte Angust tritt Dr. Friedrich Mook (ein Pfälzer),
velcher Anfangs Mai erst aus Afrika zurückkehrte — mit Dr. Riebeck
nis Halle und Karl Rosset aus Freiburg i B. eine Reise um die
Erde an, für welche vorerst eine Dauer von 3 bis 3 Jahren in
Aussicht genommen ist. (Pf. K.)
Fur die Redaction verantwortlich: F. X Deme ß.
Für Zeitungsleser.
Es bietet wohl kaum eine Ppolitische Zeitung ihren Lesern in so reichem
Maße eine anregende Lectüre, bei einer Fülle des Stoffes, zu einem so
illigen Abonnementspreise als das „Berliner Tageblatt“ das sich durch
eine Reichhaltigkeit, Vielseitigkeit und sorgfältige Auswahl seines Inhalts,
inen festen Stamm von weit über 70,000 Abonnenten zu erwerben
sewußt hat und somit die bei Weitem gelesenste und verbreiteiste Zeitung
Deutschlands geworden ist.
Diese Abonnentenzahl hat bisher noch keine zweite deutsche Zeitung auch
aur annähernd erreicht. So große Erfoige können nur durch wirkliche
Leistungen erzielt werden; sie efern den Beweis, daß das „Berliner
Tageblatt“ die Ansprüche, welche man an eine große politische Zeitung zu
tellen berechtigt ist, in vollem Maße zu befriedigen weiß. Aus dem reichen
Inhalt wollen wir hier nur Einiges hervorheben: Die täglichen Leitartikel
es „Berliner Tageblatt“ zeichnen fich durqc klaren, leicht faßlichen Stil,
aurch die freimüthige, doch nicht agitatorische Sprache aus, unter sirenger Be—
»bachtung des Prinzips, sich keiner politischen Fraktion dienstbar zu machen —
ondern zu jeder Frage ein eigenes, nach reiflicher und unbefangener Prüfung
ebildetes Urtheil abzugeben. Durch eine täglich 2malige Ausgaben eines
Morgen⸗ und Abendblattes, ist das R. T. in der Lage, seinen Lesern
lle Nachrichten stets 12 Stunden früher als jede nur einmal täglich erschei⸗
ende Zeitung zu bringen. Das B. F. unterhält an allen politisch wichtigen
Zlätzen, wie St. Petersburg, Paris, London, Wien, Rom, Constantinopel ⁊tc.
Zpezial⸗Correspondenten und ist durch diese in den Stand geseßt, mit
aschen und zuverlassigen Berichten, meistens vermittelst kostspieliger Privattele⸗
ramme, allen anderen Zeitungen voran zu eilen. Es ist eine Thatsache, daß
as B. T. einem großen Theil der deuischen, auch ausländischen Presse als
orzugsweise Quelle für neue Nachrichten dient. — Das B. T. unierhält
in eigenes Parlameniarisches Bureau und bringt in Folge dessen unmitlelbar
nach den Sitzungen ausführliche un partheiische Berichte. — Den Ereig—
issen in der Reichshauptstadt folgt das R. T. mit seinen umfassenden Lokai⸗
dachrichten stets auf dem Fuße. — Dem Handel und der Indusirite
dird durch eine besondere Handelszeitung nebst vollständigem Courszettiel der
Berliner Vörse eingehende Beachtung geschenkt und besonders darauf Bedacht
enommen, daß das Publikum vor gewagien Spekulationen und schwindelhaften
lnternehmungen stets rechtzeitig gewarni werde. — Theater, Kunst und
Wissenschaft werden im Feuilleton des B. T. in ausgedehntem Maße
zepflegt, außerdem erscheinen in demselben Romane und Novellen unserer ersten
Autoren. Im nächsten Quartal ist das B. T. in der glücklichen Lage, seinen
Lesern die neueste Rovelle von Paul Heyse: „Die Hexre vom Corso
»ieten zu können. Hierauf bringt dasselbe einen neuen höchst spannenden
doman von Wilkie Collins: „Jezabels Tochter“. Das „Berliner
Tageblatt“ wird durch stete Vervolikdnimnung und Erweiterung seines In⸗
jalts bemüht bleiben, fich nicht allein auf dem erreichten Höhepunkte zu er⸗
jalten, sondern auch immer weitere Kreise an sich zu fesseln.
Die verschiedenen Separat-Beiblätter, welche das 13. T. seinen Abon⸗
enten liefert, haben zum geringsten Theil zu den großen Erfolgen beigetragen.
Ddie „Deutsche Lesehalle“, eine belletristische Wochenschrift unter Muͤar—
zeiterschaft der beliebtesten Auloren ist der Unierhaltung und Belehrung ge—⸗
vidmet; das WitzblattVUI. IKec, mit den meisterhaften Illustrationen von
J. Scherenburg, sorgt mit seinem theils scharf satyrischen theils harmlos
zemüthlichen Humor für die Lachlust der Leser; die wöchenilichen Mittheilungen
aber Landwirthschaft, Gartenbau und Hauswirthschaft bringen
ieben namentlich für den kleineren Landwirth Wifsenswerthen, praktische
Winke für den Gartenbau und zahlreiche Rotizen und Recepte für die Haus—
ee Probennummern werden auf Wunsch aratis und frauco
zugesandt.
Der billige Abonnementspreis in Berücksichtigung des gebotenen Lesema—⸗
erials beträgt bei allen Reichspostämtern nur ßS Hark 25 Ptg. pro
sdunrial für alle 4 Blätter zusammen. Um sich den punktlichen Em—
»fang des Blattes von Beginn des Quartals an zu sichern, wolle man das
Abonnement möalichst frühzeitig bewerkstelligen.